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Medikamentenmißbrauch bei Sportlern

Medikamentenmißbrauch bei Sportlern

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Hallo zusammen,

der Fall Klasnic ist zwar aus dem Bereich Fußball (Bericht in SPIEGEL online), doch wie sieht es eigentlich bei den Läufern aus? Von kleineren und größeren Wehwehchen wird hier ja permanent berichtet und sucht man im Forum nach Voltaren, Ibuprofen oder Diclofenac, erinnert die riesige Trefferliste eher an ein Apothekerforum.

Hand aufs Herz - würde hier jemand über einen längeren Zeitraum regelmäßig Schmerzmittel nehmen um Training und Wettkampf besser durchstehen zu können, um überhaupt schmerzfrei trainieren zu können? Womöglich gar als Prophylaxe vor Wettkämpfen ("erst mal 2 Aspirin rein und dann kanns losgehen")? Sinkt die Hemmschwelle Schmerzmittel und/oder Entzündungshemmer zu nehmen weil es so viele tun? Habe mich auch schon ertappt wie ich mir nach nem langen Lauf, quasi prophylaktisch, Traumeel auf die Unterschenkel geschmiert hab, obwohl ich akut eigentlich keine Probleme hatte.

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ich behaupte einfach, 1/4 der freizeitläufer haben nicht nur schmerzmittel im blut. leistungssteigernde mittel(um regenrationszeiten zu verkürzen, trainingsbooster oder einfach um schneller gewicht zuverlieren) sind an der tages ordnung.

lg

teert und feder mich :kloppe:
„Nur wer selbst leidet, ändert etwas am Lebensstil!“

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benny71 hat geschrieben:teert und feder mich :kloppe:
wieso? macht dich das schneller? :hihi:
Liebe Grüße
Dirk

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benny71 hat geschrieben:ich behaupte einfach, 1/4 der freizeitläufer haben nicht nur schmerzmittel im blut. leistungssteigernde mittel(um regenrationszeiten zu verkürzen, trainingsbooster oder einfach um schneller gewicht zuverlieren) sind an der tages ordnung.

lg

teert und feder mich :kloppe:
Ich denke das ist aber mehr ein Phänomen der USA. Dort werden Medikamente wie Smarties verkauft und dort ist es üblich, daß Läufer Serotonin nehmen und vor Wettkämpfen auch regelmäßig Aspirin. Wobei überhaupt nicht erwiesen ist, daß Aspirin leistungssteigernd wirkt.

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benny71 hat geschrieben:ich behaupte einfach, 1/4 der freizeitläufer haben nicht nur schmerzmittel im blut. leistungssteigernde mittel(um regenrationszeiten zu verkürzen, trainingsbooster oder einfach um schneller gewicht zuverlieren) sind an der tages ordnung.
Ich glaube schon, daß solches Verhalten existiert, halte aber 25% für viel zu hoch. Und die Aussage, daß "leistungssteigernde Mittel" (sprich Doping) an der Tagesordnung seien schlichtweg für falsch.
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

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Naja vielleicht meint Benny "anabol loges" und sonstigen Nepp.

Das ist ein ggg. leistungssteigerndes Placebo und die sind erlaubt.

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Murmler hat geschrieben:...Hand aufs Herz - würde hier jemand über einen längeren Zeitraum regelmäßig Schmerzmittel nehmen um Training und Wettkampf besser durchstehen zu können, um überhaupt schmerzfrei trainieren zu können? Womöglich gar als Prophylaxe vor Wettkämpfen ("erst mal 2 Aspirin rein und dann kanns losgehen")? ...
Wie ich bereits im Debütanten-Thread geschrieben habe, ist für mich die regelmäßige Medikamentennahme (ohne Indikation, quasi als Prophylaxe) die Vorstufe zum Doping (auch wenn ich korrigiert wurde, daß es nur Doping sei, wenn es um verbotene Mittel gehe).
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

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oko_wolf hat geschrieben:Wie ich bereits im Debütanten-Thread geschrieben habe, ist für mich die regelmäßige Medikamentennahme (ohne Indikation, quasi als Prophylaxe) die Vorstufe zum Doping (auch wenn ich korrigiert wurde, daß es nur Doping sei, wenn es um verbotene Mittel gehe).
Und ?

Hand aufs Herz. Hat Dir vorm Volkslauf nichtmal die Wade gezwickt, weil eine Zerrung nicht ganz auskuriert war und Du hast ne Aspirin eingeworfen ? Oftmals ist es sogar so, daß Du dann keine Schonhaltung mehr hast und die Sache sich bessert, weil Du besser ausgewogener belastest.

Ich meine das würde auch jemand machen der sich auf ne Wanderung gefreut hat und Kopfschmerzen hat.

Dafür sind die Dinger doch da !

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eigentlich meinte ich schon sache wie, ephedrin, clenbuterol etc. oder halt appetitzügler wie yohimbe,reductil ...natürlich sind das sachen, die unter das AMG fallen,aber doch recht einfach per i-net auch ohne rezept zu bekommen sind.


lg

was die sachen bewirken, muss man nicht drüber reden, soll keine anleitung zum stoffen sein.
„Nur wer selbst leidet, ändert etwas am Lebensstil!“

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DanielaN hat geschrieben: Ich meine das würde auch jemand machen der sich auf ne Wanderung gefreut hat und Kopfschmerzen hat.

Dafür sind die Dinger doch da !
Richtig, DAFÜR sind die Dinger da. Die Praxis zeigt, und zumindest im Bereich Profi Fußball scheint es so zu sein, dass Schmerzmittel eben nicht nur für den kleinen Schmerz zwischendurch genommen werden, sondern dass diese planmäßig, über einen längeren Zeitraum, meist in stetig ansteigenden Dosen eingeworfen werden. Andernfalls würde es zu Trainingsausfall und schwächeren Leistungen kommen. Kann mir jedoch nicht vorstellen, dass dies ein rein Fußball spezifisches Phänomen ist.

Wenn ich mich richtig erinnere hat der Betreiber eines kommerziellen Trainingsplans sinngemäß argumentiert, dass seine Pläne den durchschnittlichen Sportler nicht überlasten würde und man die x EUR Jahresgebühr alleine durch die Einsparung an Kosten für die jahresübliche Menge an Diclofenac wieder drinnen hätte. Wenn man das liest könnte man meinen, Medikamente bzw. Schmerzmittel würden in der Läuferszene wie Proteinshakes konsumiert.

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DanielaN hat geschrieben:...Hat Dir vorm Volkslauf nichtmal die Wade gezwickt, weil eine Zerrung nicht ganz auskuriert war und Du hast ne Aspirin eingeworfen ?...
Nein
DanielaN hat geschrieben:... Ich meine das würde auch jemand machen der sich auf ne Wanderung gefreut hat und Kopfschmerzen hat.
Ist in meinen Augen was anderes, wenn ich Kopf oder Zahn hab', nehme ich schon eine Tablette. Bei Verletzungen nehme ich keine Tabletten, um die Schmerzen zu unterdrücken.
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

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Hallöschen,
die anonymität des Internet machts möglich, dass ich das jetzt einfach mal sage. Ich arbeite in einem Labor, indem man alle möglichen Substanzen nachweisen kann. Ein Doktorant von uns schreibt seine Arbeit über Doping bei Hobbysportlern. Bei einem größeren Volkslauf haben wir eine Untersuchung von 450 Läufern ohne Kennung durchgeführt. Bei 87 Personen haben wir nicht erlaubte Substanzen nachweisen können - und bei jenem Lauf ging es um kein Geld, keinen Titel, es war einfach nur ein Volkslauf.

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oko_wolf hat geschrieben: Ist in meinen Augen was anderes, wenn ich Kopf oder Zahn hab', nehme ich schon eine Tablette. Bei Verletzungen nehme ich keine Tabletten, um die Schmerzen zu unterdrücken.
Wo siehst du den den Unterschied? Bei Zahnschmerzen geht man auch besser zum Zahnarzt als Schmerzmitel zu nehmen, genau wie man bei ner Sportverletzung auch besser zum Arzt geht. Wenn aber gerade Wochenende ist, greift man eben mal zu Schmerzmitteln anstatt zum Notdienst zu gehen. Solange das nicht zur Regel wird, ist das doch kein Problem.
Murmler hat geschrieben:Richtig, DAFÜR sind die Dinger da. Die Praxis zeigt, und zumindest im Bereich Profi Fußball scheint es so zu sein, dass Schmerzmittel eben nicht nur für den kleinen Schmerz zwischendurch genommen werden, sondern dass diese planmäßig, über einen längeren Zeitraum, meist in stetig ansteigenden Dosen eingeworfen werden. Andernfalls würde es zu Trainingsausfall und schwächeren Leistungen kommen. Kann mir jedoch nicht vorstellen, dass dies ein rein Fußball spezifisches Phänomen ist.
Fußball kann man mit dem Laufsport nicht vergleichen in Punkto Verletzungen - schon gar nicht Profi-Fußballer mit Volksläufern. Der Hochbezahlte Pro muss so schnell wie möglich einsatzbereit sein, bekommt Auflauf und/oder Siegprämien ...

Ich hab ne zeitlang regelmäßig Fußball gespielt, nicht im Verein, aber schon auf Turnieren mit und gegen (Ex-)Vereinsfußballer. Ein Turnier ohne Verletzung zu überstehn ist ja kaum möglich, wenn man nicht Ersatzspieler ist. Irgendwann kriegst du immer irgendwas ab, muss jetzt nichts sein, wofür man nachher Schmerzmittel nehmen müsste, aber das Verletzungsrisiko ist einfach um ein vielfaches höher als beim laufen. Deswegen spiele ich übrigens auch kein Fußball mehr, hab kein Bock, das Training von Wochen durch ein Spiel zu riskieren.

Zurück zum Laufen. Ich hab mich dabei noch nie wirlich verletzt. Auch nicht in 10 Jahren Leichtathletik, in denen ich auch in deutlich verletzungsanfälligere Disziplinen angetreten bin. Das lag nicht nur an meinem Glück und meiner robusten Natur, sondern an maßvollem und alters- und leistungsgemäßem Training unter Fachkundiger Anleitung. Das fehlt leider vielen einzelkämpfenden, vereinslosen Volksläufern.

Aber wenn ich mir jetzt vorstelle, ich bin auf einem Zehnkampf, es geht um die Mannschaft, die kann aufs Treppchen kommen, am zweiten Tag hole ich mir gleich auf den Hürden irgendein Wehwehchen ... wahrscheinlich würde ich ein Schmerzmittel nehmen, dass erlaubt ist, wenn nur das mir ermöglichte im Stabhochsprung einen oder mehrere gültige Versuche hinzubekommen.

Das wäre logisch. Genauso logisch, wie eine Bandage zu tragen, wenn es hilft oder sich tapen zu lassen. Genauso logisch, wie im Stabhoch dann nach der geschafften Anfangshöhe zu pokern und mit möglichst wenig Sprüngen möglichst hoch zu kommen, um sich zu schonen.
Natürlich würde ich nach dem WK die Verletzung auskurieren. Als Amateur mache ich das ja aus Liebe zum Sport, nicht weil ich dafür bezahlt werde. Und da geht diese Liebe nicht auf dauer über die Gesundheit. Außerdem bekomem ich keien Berufsunfähigkeitsrente wie der Profifußballer. :zwinker5:

Medikamentenmißbrauch im Sport. Doping im Breitensport. Sowas wird gerne aufgewärmt, weil es in die allgemeine Doping-Hysterie und Spiele in Peking-Debatte passt.

Warum geht es immer gegen die Sportler? Warum reden wir nicht lieber über das Drogenproblem der Gesellschaft? Wieviele andere Berufsgruppen machen sich regelmäßig mit Drogen fit für ihren Beruf, auch wenn sie keine Profi-Fußballer sind? Der koksende Manager, der kaffeetrinkende Arbeiter, der Programmierer auf Speed? Der eine kifft zum runterkommen, der andere trinkt seine Feierabendbiere, andere hauen sich einen Haufen Medikamente rein. Neben Koffeinkonsum, Alkoholismus, Niktotinsucht und der Kifferei ist Medikamentenmißbrauch doch in der gesamten Gesellschaft sehr populär.

Die härteste Einstiegsdroge ist eh legal und rezeptfrei (Alkohol), die giftigste (Nikotin) ebenfalls. Dazu kommt noch ein haufen rezeptpflichtiger Medikamente, die auch richtig harten Stoff beinhalten (z. B. Diazepam/Valium, Rohypnol - wie Valium ein Benzodiazepin und in den USA illegal (!), das Opiat Codein etc ...) Dagen sind Ibuprofen und Diclo sind doch nahezu harmlos. Auch im Trend: Psychopharmaka, die dich komplett in die Ecke stellen oder mt einem dämlichen Grinsen auf dem Gesicht rumlaufen lassen. ("Prozac Painkillers"). Hat nahezu alles auch seine Berechtigung, wird nahezu alles aber auch mißbraucht.

Drogenkonsum ist in unserer Gesellschaft selbstverständlich. Muss man nicht gut finden, ist aktuell aber so. Und das nicht erst seit gestern. Jeder muss funktionieren, Ausfallzeiten von Humankapital müssen minimiert werden. Also was einwerfen, um fit für den Job zu sein. Mann muss ja auch flexibel sein. Am besten so flexibel, dass man sein Rückgrat nicht mehr spürt.
Dazu kommt ritueller und oft gesellschaftlich anerkannter Drogenkonsum. (Stammtisch, Feierabendbier, Zigarette danach, etc.). und natürlich dienen Drogen auch einfach der Freizeitgestaltung.

Grundsätzlich ist die Dopingdiskussion eh oftmals durch und durch verlogen. Weite Teile der Gesellschaft nehmen Drogen, hinterziehen Steuern, fahren zu schnell oder unter Alkoholeinfluß. Aber auf dopende (und neuerdings sogar auf sich nur legal medikamentierende) Sportler wird mit dem Finger gezeigt. Doch Vorsicht: 3 Finger zeigen meist zurück auf den Ankläger ...

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Leni hat geschrieben:Hallöschen,
die anonymität des Internet machts möglich, dass ich das jetzt einfach mal sage. Ich arbeite in einem Labor, indem man alle möglichen Substanzen nachweisen kann. Ein Doktorant von uns schreibt seine Arbeit über Doping bei Hobbysportlern. Bei einem größeren Volkslauf haben wir eine Untersuchung von 450 Läufern ohne Kennung durchgeführt. Bei 87 Personen haben wir nicht erlaubte Substanzen nachweisen können - und bei jenem Lauf ging es um kein Geld, keinen Titel, es war einfach nur ein Volkslauf.
Diese Arbeit ist leider so nur sehr begrenzt interessant. Viele unerlaubte Mittel sind ganz normale Medikamente, die von Ärzten verschrieben wurden. Das muss eben nur angemeldet werden, dann ist es auch kein Doping. Wäre aber völlig übertrieben, wenn das jemand für einen Volkslauf beim DLV angeben würde.

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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DerC hat geschrieben:Diese Arbeit ist leider so nur sehr begrenzt interessant. Viele unerlaubte Mittel sind ganz normale Medikamente, die von Ärzten verschrieben wurden. Das muss eben nur angemeldet werden, dann ist es auch kein Doping. Wäre aber völlig übertrieben, wenn das jemand für einen Volkslauf beim DLV angeben würde.

Gruß
C.
Korrekt !

Beispiel "Intrinsa". Dabei handelt es sich um ein Testosteronpflaster für Frauen mit Libidoproblemen (jetzt bitte keine Sprüche unter der Gürtellinie die Herren; ist nur ein Beispiel). Gilt als Lifestylemedikament; Krankenkasse zahlt nix, aber verschreibungspflichtig. Wurde bekannt als "Viagra für Frauen". Problem nur: Steht auf der Dopingliste !

Viele wissen nicht einmal welche Mittel draufstehen und welche nicht. Die Hälfte aller wirksamen Erkältungsmittel; Hustenstiller und und und

Es ist wie der C. sagt; die Gesellschaft ist durchsetzt von Leistungsfähigkeit um jeden Preis. Entweder Du bringst es oder Hartz IV. Thats it. Und wer etwas mehr möchte als der Durchschnitt muß auch mehr bringen.

Ich kenne mich im Management von mittleren Industrieunternehmen recht gut aus. Also es geht noch nichtmal um Vorstände großer Aktiengesellschaften. Geschäftsleitungsmitglieder von 500 Personen Unternehmen. Da würde sich ein Hausapotheker lohnen was da eingeworfen wird.

Und ich hab sehr oft erlebt, daß mit dem A8 nach dem Geschäftsessen noch nach Hause gefahren wurde, auch wenn man ein oder zwei Flaschen Rotwein intus hatte. Da gab es nichtmal eine Spur von Unrechtsbewußtsein; einfach normal.

In Deutschland sind wir bekannt für vertiefte Befindlichkeiten und auch für Doppelmoral. Das Bild mit dem zeigenden Finger ist ein gutes und zutreffendes Bild.

no brain no pain....

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Hallo, habe es einmal getan, ca 3-4 Wochen abends Ibuprofen genommen, weil ich kurz vorm Marathon war und auch die Hundeausbildung im Schutzdienst(Stop and go-Bewegungen) nicht unterbrechen wollte, trotz Plantarsehnenverletzung und starker Schmerzen.
Beim Marathon kriegte ich dann bei km 21 die Rechnung, Schmerzen vom feinsten bis ins Ziel :motz: . Denn aufgeben konnte ich natürlich auch nicht. Macht was Ihr wollt, mir war das eine Lehre :klatsch: . Lieber mache ich eine kurze Trainingspause, ohne "Doping" :nene: und bin schneller wieder da. Schmerzmittel können zur Gewöhnung führen (Suchtgefahr!) so, dass die Dosis erhöht und später das Medikament durch ein Stärkeres ersetzt werden muss. Ich denke, mal im Einzelfall ist die Anwendung von Schmerzmitteln okay, aber tritt nicht bald Besserung ein: Arztbesuch! Alles Gute und bleibt locker, Björn :hallo:
Viel Erfolg bei euren Plänen (Glück ist für die Schwachen:teufel:)

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DerC hat geschrieben:... Bei Zahnschmerzen geht man auch besser zum Zahnarzt ....
Ich gebe zu, ich bin ein Weichei, ich muß die Zeit bis zum Zahnarzt überbrücken.

ich meine auch nicht, daß man bei Schmerzen keine Tabletten nehmen soll. Ich bin gegen die prophylaktische Einnahme bzw. gegen die Einnahme, um weitertrainieren zu können und eben nicht zum Arzt zu gehen.
DerC hat geschrieben:Warum geht es immer gegen die Sportler? ..
geht ja gar nicht gegen den Sportler. Wenn Du meinen ersten Post liest, bezweifle ich die Größenordnung, die im Ausgangspost genannt wurde.
DerC hat geschrieben:... Wieviele andere Berufsgruppen machen sich regelmäßig mit Drogen fit für ihren Beruf, auch wenn sie keine Profi-Fußballer sind? ....
Ist es richtiger, nur weil es viele tun? Nein, ich bin gegen jeden Drogenmißbrauch (auch von "legalen" Drogen).
DerC hat geschrieben:...Neben Koffeinkonsum, Alkoholismus, Niktotinsucht und der Kifferei ist Medikamentenmißbrauch doch in der gesamten Gesellschaft sehr populär....Drogenkonsum ist in unserer Gesellschaft selbstverständlich. Muss man nicht gut finden, ist aktuell aber so. ...
Ja, Du hast Recht, aber was hilft es, nur darüber zu reden und keine Stellung zu beziehen? Ich bin gegen Drogenmißbrauch und sage das auch.
DerC hat geschrieben:... Am besten so flexibel, dass man sein Rückgrat nicht mehr spürt.
..
Das muß meiner Meinung nach nicht sein, aber allein darüber könnten wir uns nächtelang unterhalten
DerC hat geschrieben:Grundsätzlich ist die Dopingdiskussion eh oftmals durch und durch verlogen. Weite Teile der Gesellschaft nehmen Drogen, hinterziehen Steuern, fahren zu schnell oder unter Alkoholeinfluß. Aber auf dopende (und neuerdings sogar auf sich nur legal medikamentierende) Sportler wird mit dem Finger gezeigt. Doch Vorsicht: 3 Finger zeigen meist zurück auf den Ankläger ...
Die "weiten Teile" bestreite ich.

Ich nehme keine Drogen (oder zählt das Glas Rotwein zum Essen schon dazu), hinterziehe keine Steuern und fahre auch nur extrem selten zu schnell und nie unter Alkohol. Aus diesen Gründen beziehe ich die drei Finger nicht auf mich (und sehe mich auch nicht als ein Ankläger).
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

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Hi,

dieses Thema finde ich wichtig, es war hier schon mal angesprochen:
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... falle.html
(Da gibt es in paar Links zu Studien, die letzten zu einigen Läufen aus 2005).

Ich finde, dass man unterscheiden sollte zwischen Situationen , in denen Druck von außen kommt (Arbeitgeber etv.) und der Situation, wo man sich im Rahmen seines Hobbies selbst Druck macht und dann meint, z.B. mit Medikamenten nachhelfen zu müssen.
Für mich würde ich das definitiv ausschließen: Wenn mein Körper streikt, dann lasse ich einen Wettkampf sausen. Gesundheit ist mir wichtiger als die Selbstbestätigung durch einen Lauf.

Pia

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Nicht zu unterschätzen ist die Macht und der Absatzwille der Pharmaindustrie. Es gibt inzwischen so viele Medikamente für alle möglichen Wehwehchen, deren Wirkung nicht mal 100% erwiesen ist, noch weniger mögliche Langzeitfolgen. Ich hab schon einiges an Ärzten kennengelernt, wie schnell die ein Medikament verordnen ist schon fast bewundernswert. Wir sind total überversorgt mit Mitteln, die vielleicht ein Bruchteil der Bevölkerung braucht und viele Mittel braucht wohl niemand. Wir sind ziemlich abgestumpft, was das angeht. Nicht nur, dass wir auf den Gott in Weiss vertrauen (der wird schon wissen, was richtig für mich ist..), wir sind auch umgeben von Werbung, die den Gebrauch von Substanzen legitimisiert und fördert. Niemand wäre vor 20 Jahren auf die Idee gekommen, in einen Verpflegungsbeutel Magnesiumpräparate und Gelenkkapseln zu packen, im Hamburger Beutel war davon sogar mehr drin als an Nahrung :ironie: Heute wundert man sich darüber nicht einmal, die Diskussion um Magnesiummangel bei Ausdauersport hat die Bedenken weggewischt. Und alle möglichen Nahrungsergänzungsmittel, vor gar nicht allzulanger Zeit vielleicht noch apothekenpflichtig, bietets heute jeder Discounter an. Allein die Tatsache, dass etwas nicht mehr nur über Rezept zu bekommen ist, lässt die Nutzungsschwelle heute scheinbar fallen. Es gibt sicher eine Vielzahl von sinnvollen Medikamenten, aber die Pharmaindustrie will nicht nur ernsthaft kranken Menschen helfen, sondern in erster Linie verkaufen. Eine immer breiter werdende Käuferschicht ist da natürlich wünschenswert. Und wie dämlich diese Käuferschicht heute versucht wird zu werben, zeigt doch die Werbung für Aspirin, wo jemand seine Freundin aufklärt, dass Aspirin ja nicht nur bei Kopfschmerzen hilft, sondern bei jeder Art von Schmerz anwendbar ist.

Ich würde nicht soweit gehen, den derzeitigen Konsum von Medikamenten dem Verlangen von Menschen nach Rausch zuzuschreiben, auch wenn wir natürlich schon eine Gesellschaft sind, in der viele Menschen polytox sind. Vielfach ist es hier nicht der Zerstörungstrieb (Rausch), der uns antreibt, sondern das Gegenteil, der Wunsch, ewig zu leben und gesund und prächtig dazustehen. Und natürlich, wie Christof schrieb, die gesellschaftliche Verpflichtung, ein funktionierendes Menschlein zu sein, der stressresistent und leistungsfähig ist. Leistungsverlust kann sich heutzutage niemand mehr erlauben, wir sind, was wir arbeiten und was wir leisten...

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oko_wolf hat geschrieben: geht ja gar nicht gegen den Sportler. Wenn Du meinen ersten Post liest, bezweifle ich die Größenordnung, die im Ausgangspost genannt wurde.
War jetzt auch nicht gegen dich gerichtet.
Es sind mehr die Medien, die von den Sportlern gerne viel mehr verlanegen als von anderen, genau wie in Punkto olympische Spiele. Jeder kauft chinesische Produkte, Regierung und Wirtschft machen einen Deal nach dem anderen mit China, aber die Sportler sollen politisch stellung beziehen oder gar boykottieren.
Es kann jeder im Forum gern mal versuchen, China zu boykottieren und z. B. keine in China gefertigten Komponenten in seinem Computer dulden. Dann ist hier nur noch verdammt wenig los ... :D

Mir geht es darum: Das Drogenproblem von Nicht-Sportlern ist im Schnitt sicher eher größer als das von Sportlern. Deswegen ist es ziemlich seltsam, ausgerechnet die Sportler in den Fokus zu nehmen.
oko_wolf hat geschrieben: Ist es richtiger, nur weil es viele tun? Nein, ich bin gegen jeden Drogenmißbrauch (auch von "legalen" Drogen).
Hab nicht behauptet, das irgendetwas "richtiger" ist,
Das problem ist: Die Grenze ist fließend. Was für den einen Gebrauch ist, ist für den anderen Mißbrauch. Wer will sie, wer darf die Grenze ziehen? Ein erwachsener Mensch sollte imo durchus selbst entscheiden können, wie "breit" oder wie nüchtern er durch den Tag (oder die Nacht) gehen will.
oko_wolf hat geschrieben: Ja, Du hast Recht, aber was hilft es, nur darüber zu reden und keine Stellung zu beziehen? Ich bin gegen Drogenmißbrauch und sage das auch.
Darüber zur reden, kann helfen aufzuklären und auch mal zu überprüfen, wie ehrlich man zu sich selbst ist. Und ich beziehe gerne Stellung: Ich bin ganz klar gegen die verlogene Drogenpolitik hier im Land. Restriktion und Prohibition helfen leider nur in den seltensten Fällen. In erster Linie profitiert von Prohibition das organisierte Verbrechen, auch wenn es heutzutage nicht der Alkohol ist. Gegen die Ursachen von Drogenproblemen wird dagegen viel zu wenig getan.
Und zur internationalen politischen Dimension: Forsch mal nach, wieviel der "War on Drugs" in Afghanistan bringt. Ob das Land heute mehr oder weniger Drogen exportiert als vor dem Überfall durch die USA. :zwinker5:
oko_wolf hat geschrieben: Das muß meiner Meinung nach nicht sein, aber allein darüber könnten wir uns nächtelang unterhalten
Habe nicht gesagt, dass es sein muss, ich spür mein Rückgrat auch noch. Aber viele kommen so verdammt gut durch mit sehr flexiblen Ansichten und Loyalitäten - trotz bestenfalls durchschnitllicher Fähigkeiten.
oko_wolf hat geschrieben: Die "weiten Teile" bestreite ich.
Dann informier dich mal. Es ist so. Auf jedem Volksfest fließt Alkohol in Strömen, THC z. B. wird gerade bei jüngeren immer mehr zur Volksdroge. Es sind "ganz normale Leute", die am Wochenende mit 2 Promille und 0,5 g Koks intus in den Puff taumeln. Es sind "ganz normale Leute", die jahrelang mit Drogen gehandelt haben, um ihren Konsum zu finanzieren und jetzt eine ganz normale bürgerliche dörfliche Existenz aufgebaut haben. Wenn ich dir die Leute zeigen würde und sagen: Der hat so in etwa alles genommen, was damals auf dem Markt war, du würdest es wahrscheinlich nicht glauben.

Du kannst mich jetzt fragen, woher ich das weiß: ich sage dann, ich habe selbst jahrelang nahezu täglich illegale Drogen genommen (war glücklicherweise aber nie davon abhängig.) und kenne eine Masse Konsumenten persönlich. Du kannst mich dann fragen, ob ich Teil einer Drogenszene war, und ich antworte: Es gibt keine Drogenszene - es ist eine Drogengesellschaft.

Und zu den Steuern, selbst wenn man nicht hinterzieht: Die Steuersparmentalität und die 1000 ganz legalen Steuertricks finde ich deutlich schlimmer als eine angebliche Dopingmentalität. Viel verdienen, aber der Gesellschaft möglichst wenig davon abgeben. Viel Macht haben, aber der Verantwortung nicht gerecht werden. Das sind u. a. die Dinge, die unsere Welt krank machen und manchmal für manche nur noch "bedrogt" erträglich.
oko_wolf hat geschrieben: Ich nehme keine Drogen (oder zählt das Glas Rotwein zum Essen schon dazu)
Natürlich zählt das dazu. Alkohol ist eine Droge. Punkt.
Ich unterstelle dir keinen Mißbrauch, obwohl ich wetten möchte, dass es nicht immer bei einem Glas bleibt oder geblieben ist.
Aber ich unterstelle auch niemandem Mißbrauch, der alle 6 Monate auf ner Party kokst oder Extasy nimmt oder auch mal 10 Bier trinkt oder dem, der nach dem Essen öfter einen Joint raucht. Das ist für mich alles erstmal auch nur Gebrauch von Drogen. Es gibt einen Haufen Leute, die das kontrollieren können und keine nennenswerten Probleme dadurch bekommen.
Wenn es eine offizielle, in unserem Kulturkreis traditionell anerkannte Droge wie Alkohol ist, ist es eben legal. Wenn es eine weniger anerkannte illegale Droge wie THC ist, wird gleich von Mißbrauch gesprochen, obwohl der Alkohol deutlich mehr Opfer fordert. Mit solchen "verrückten" und bigotten Maßstäben möchte ich nicht messen.
oko_wolf hat geschrieben: Aus diesen Gründen beziehe ich die drei Finger nicht auf mich (und sehe mich auch nicht als ein Ankläger).
Das kannst du ja sehen wie du willst. Ich bin durchaus bereit, anzuklagen, aber sicher nicht die Drogenkonsumenten. :teufel:

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Chri.S hat geschrieben:Es gibt sicher eine Vielzahl von sinnvollen Medikamenten, aber die Pharmaindustrie will nicht nur ernsthaft kranken Menschen helfen, sondern in erster Linie verkaufen.
So ist es. Ist mit den meisten anderen Industrie natürlich auch so: Die Laufschuhindustire will nicht nur Läufern helfen, sondern verkaufen ... etc ..
Chri.S hat geschrieben: Ich würde nicht soweit gehen, den derzeitigen Konsum von Medikamenten dem Verlangen von Menschen nach Rausch zuzuschreiben, auch wenn wir natürlich schon eine Gesellschaft sind, in der viele Menschen polytox sind.
Bei manchen Schmerzmitteln ist das natürlich oft nicht so, bei anderen Sachen aber schon. Oft werden ja auch Schmerzmittel gezielt mit z. B. Alkohol kombiniert, um spezielle Rauschwirkungen zu erreichen.
Chri.S hat geschrieben: Vielfach ist es hier nicht der Zerstörungstrieb (Rausch), der uns antreibt, sondern das Gegenteil, der Wunsch, ewig zu leben und gesund und prächtig dazustehen.
Dem Wunsch nach Rausch liegt doch nicht grundsätzlich ein Zerstörungstrieb zu grunde! Das ist viel zu einfach. Rausch hat eine lange kulturelle Tradition, die mit Zerstörungstrieb oft nur sehr wenig bis gar nichts zu tun hat. Dann gibt es natürlich auch Drogengenuß ohne deutlichen Rausch, auch mit langer Tradition.

Ewig jung sein zu wollen, ist eine Triebfeder, da hast du vollkommen recht. Es treibt manche Menschen ja sogar dazu, sich Nervengift unter die Haut spritzen zu lassen. Auf der anderen Seite treibt es andere auch zum Sport, Strunz predigt ja auch "forever young". Das nimmt dann natürlich auch extreme Formen an, möchte gar nicht wissen, was eine Madonna macht, um mit knapp 50 noch so einen Körper zu haben.

In der extremen Ausprägung ist der Jugendwahn aber für mich auch eine Geißel der Menschheit. Ich hoffe noch darauf, dass ich es schaffen werde, mal alt, relativ unsportlich und dennoch zufrieden zu sein. Dann werde ich mit langen fettigen Haaren und langem Bart durch die gegend trotten, wunderliche Geschichten erzählen, gemütlich mein Bier trinken und rumnörgeln, das früher alles besser war. :teufel:
Und neben den ganzen operierten werde ich mal richtig alt aussehen, dass ist heute schon ein Phänomen in gewissen Kreisen (Schauspieler, "high society") - bist du nicht geliftet und/oder botoxerseucht, siehst du als einer der wenigen so alt aus, wie du bist.

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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DerC hat geschrieben:Ich hoffe noch darauf, dass ich es schaffen werde, mal alt, relativ unsportlich und dennoch zufrieden zu sein. Dann werde ich mit langen fettigen Haaren und langem Bart durch die gegend trotten, wunderliche Geschichten erzählen, gemütlich mein Bier trinken und rumnörgeln, das früher alles besser war. :teufel:
Das wünsche ich Dir auch :D Vor allen Dingen die Zufriedenheit. Ob man in nicht allzuferner Zukunft als mit sich selbst zufriedener Mensch, aber nicht den idealtypischen Idealen entsprechend, überhaupt noch in einer Gesellschaft mit den Jungen, Schönen, Reichen verweilen darf, darüber lass ich lieber Huxley und Konsorten Mutmaßungen anstellen. Aber wenn man sich ansieht, wie in Großstädten nicht erwünschte "Subjekte" aus der Innenstadt befördert werden, weil sie das Stadtbild und die kaufende Kundschaft stören, dann bin ich was das anbelangt auch eher pessimistisch. Aber das ist ja hier nicht Thema.

Ich denke für den Rausch gibt es viele verschiedene Erklärungsmodelle, einer ist sicherlich der Zerstörungstrieb, andere gibts natürlich auch, wie Ertragen von innerer Leere, Ersticken von Unzufriedenheit, Beseitigen von Kummer etc.. Und natürlich gibts die polytox Konsumierenden, denen es um Verstärkung des Rausches geht. Ich glaube aber, die Pharmaindustrie hat den gesund schluckenden lieber, denn der konsumiert auf lange Sicht sicher zuverlässiger und damit mehr.

Gruß
Chris

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Hui, jetzt habt ihr aber große Bögen gezogen. Von Doping über Olympia über China Politik über die Lust nach Rausch zu Huxley. :-)

Wollte eigentlich gar keine weltphilosophische Thesen aufstellen sondern das Augenmerk, ganz prosaisch, auf den, in meinen Augen naiven, Umgang mit "harmlosen" Medikamenten wie z.B. die genannten Schmerzmittel lenken. Die Problematik betrifft sicherlich auch nicht nur Fußballprofis, ja, nicht mal ausschließlich Sportler, sondern dürfte durchaus eine zivilisatorische Erscheinung unserer Gesellschaft sein. Mit Olympia Hype hat das imho jedoch nichts zu tun, ist im Grund ja auch keine brandneue Diskussion.

Wir sind jedoch nun mal Läufer, sind Gelegenheits Jogger bis hin zu engagierten Freitzeitsportlern, Leistungssportlern oder gar Semi Profis. Überall gehts um Trainingspläne, um sportwissenschaftliche Erkenntnisse, um Bestzeiten, um Ausrüstung Hochrüstung. Verletzungen und Krankheiten sind lästig, werfen uns in unserer Form zurück, gefährden einen eingeplanten Wettkampf, obwohl der überwiegende Teil der Läufer, im Gegensatz zum Fußball Profi, nicht seine Existenz gefährden würde, wenn durch Trainingsausfall die Leistungen nicht mehr stimmen.

Beim Durchforsten des Forums hatte ich jedoch, rein subjektiv, den Eindruck bekommen, dass in unseren Läuferkreisen die Einnahme von Schmerzmittel etwas vollkommen normales, etwas banales zu schein seint. Als ob ein Trainingsausfall erst dann in Frage kommt, wenn durch Ibuprofen und Co. der Schmerz nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen ist. Hierbei wird jedoch übersehen, dass Schmerzmittel eben keine Vitamin C Pastillen sind und Nebenwirkungen auch langfristiger Natur sein können.

Vielleicht täusche ich mich auch, doch mir scheint der sorgenlose Umgang mit Schmerzmittel in unseren Kreisen überproportional ausgeprägt zu sein und die Diskussion deshalb durchaus hier her zu gehören.

Noch ein Beispiel aus meinen eigenen Erfahrungen. Vor etwa 3 Monaten hatte ich einige Tage lang Schmerzen an der Fuß Innenseite. Die ersten beiden Tage war der Schmerz so heftig, dass ich nur noch humpeln konnte und an Laufen war gar nicht zu denken. Am dritten Tag war es bereits etwas besser doch ich hatte mir trotzdem einen Termin für den Folgetag beim Dottore (Sportarzt) besorgt. Tag 4 also, und da waren die Schmerzen erneut deutlich weniger, war ich dennoch in der Praxis und beschrieb mein Wehwehchen. Eine konkrete Verletzung konnte er nicht feststellen und er meinte, das wäre höchstwahrscheinlich nur eine vorübergehende Überlastung. Er zog ne Schachtel aus der Schublade (ein Rheuma Mittel, ein Entzündungshemmer) und meinte, ich solle davon täglich eine nehmen und wenn der Schmerz verschwunden ist könne ich wieder laufen.
Tatsächlich habe ich von den Pillen keine geschluckt (die Heilung war ja bereits ganz offensichtlich am fortschreiten), habe weiter 3 Tage pausiert und konnte danach, ohne weiteren Probleme, ganz normal weitertrainieren. Scheint jedoch selbst unter den Medizinern normal zu sein, dass kleinere Wehwehchen gleich mit Medikamenten erschlagen werden. Warum sollen die Patienten dann anders denken?

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Chri.S hat geschrieben:Das wünsche ich Dir auch :D Vor allen Dingen die Zufriedenheit. Ob man in nicht allzuferner Zukunft als mit sich selbst zufriedener Mensch, aber nicht den idealtypischen Idealen entsprechend, überhaupt noch in einer Gesellschaft mit den Jungen, Schönen, Reichen verweilen darf, darüber lass ich lieber Huxley und Konsorten Mutmaßungen anstellen.
Ja, das wird man sehen. Ich wollte jetzt nicht so schwarz malen. Noch gibt es Hoffnung auf eine erfolgreiche Gegenbewegung zu vielen derzeit bedenklichen Trends in Richtung schöne neue Welt.
Chri.S hat geschrieben: Ich denke für den Rausch gibt es viele verschiedene Erklärungsmodelle, einer ist sicherlich der Zerstörungstrieb, andere gibts natürlich auch, wie Ertragen von innerer Leere, Ersticken von Unzufriedenheit, Beseitigen von Kummer etc..
Das sind alles nur sehr negative Erklärungsmuster, die mir etwas zu sehr bekannten Klischees entsprechen, in denen ich mich als Drogenkonsument nur sehr selten wiedergefunden habe und finde. Ist imo auch oft ein Fehler von Aufklärungs- und präventionskampgnen, den Menschen einreden zu wollen, sie nähmen Drogen ja nur aus Frust.

Natürlich besaufen sich Menschen z. B. manchmal aus Kummer. Das kann aber durchaus ein hilfreiches Ritual sein oder eine erfolgreiche Selbstmedikation.

Menschen nehmen eben nicht nur Drogen, weil es ihnen schlecht geht. Sie nehmen auch Drogen, weil es ihnen gut geht. (Das ist oft auch die psychisch besser verträgliche Variante.)
Es gibt aus gutem Grund in vielen Kulturkreisen alte Traditionen, sowohl wichtige freudige als auch traurige Ereignisse (Geburt, Initiation, Heirat, Trennung, Tod) festlich zu begleiten, und dabei spielen Drogen oft eine Rolle.
Man kann sicher fragen, ob es notwenig ist, auf einer Hochzeit 3 Tage lang zu sauefen, wie es an manchen Orten in Europa durchaus nicht unüblich ist. Mit sicherheit wird dort aber nicht in erster Linie aus Kummer getrunken, wobei eine Hochzeit sicher auch ihre traurigen Seiten haben kann.
Auch Weihnachten ist eigentlich ein fröhliches Fest, ab dem dennoch gerne getrunken wird - möglicherweise in einigen Fällen auch, um die Verwandtschaft zu ertragen. :D

Menschen nehmen Drogen, wenn es ihnen gut geht., ja das gibt es. Oder einfach um neue Erfahrungen zu machen, neue Bewusstseinszustände zu erreichen. Früher hat man mal gesagt: Um näher bei den Göttern zu sein. Oder wie gutes Essen, oder eine Zigarre: Einfach zum Genuß. um sich am Geschmack und am Duft zu erfreuen.

Bier und Wein sind ja auch Nahrungsmittel. Vor einigen Jahrhunderten gehörte Bier (wahrscheinlich sehr viel schwächer als 5% Alkohol) zur Grundversorgung von Soldaten, auch weil das Wasser teilweise kaum trinkbar war.

Drogen werden ja auch aus Langeweile genommen (Das ist nicht dasselbe wie innere Leere.) Jedenfalls nicht nur aus Kummer, Unzufriedenheit und Verdrängung.

Die Zeit, in der ich am meisten Drogen konsumiert habe, war sicher keine Zeit, in der ich dauernd down war. Wenn es mir richtig schlecht gegangen wäre, hätte ich das auch gar nicht durchhalten können, da der "Stoff" diese Stimmungen zu sehr verstärkt hätte.

Also die Motivationen zum Drogenkonsum und zur Selbstmedikation sind vielschichtig. In einer total nüchternen und genussfeindlichen Welt möchte ich nicht leben. In der dürfte man sicher auch nicht so viel laufen. Da könnten ja Drogen ausgeschüttet werden, man könnte süchtig werden. :zwinker5:
Den Begriff Laufsucht finde ich nahezu immer unangebracht. Es ist mir zu billig, eine Sache als Sucht zu diffamieren, nur weil sie mit großer Leidenschaft bertrieben wird. Ohne große Leidenschaft gäbe es keine großen Sport, keine große Kunst, Musik, keine moderne Wissenschaft.

Da bin ich doch wieder vom 100. ins 1000. gekommen. Schluss jetzt, sollte bei dem schönen Wetter lieber der Leidenschaft fürs Laufen als der fürs schreiben in Foren fröhnen. :D

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Murmler hat geschrieben:Er zog ne Schachtel aus der Schublade (ein Rheuma Mittel, ein Entzündungshemmer) und meinte, ich solle davon täglich eine nehmen und wenn der Schmerz verschwunden ist könne ich wieder laufen.
Tatsächlich habe ich von den Pillen keine geschluckt (die Heilung war ja bereits ganz offensichtlich am fortschreiten), habe weiter 3 Tage pausiert und konnte danach, ohne weiteren Probleme, ganz normal weitertrainieren. Scheint jedoch selbst unter den Medizinern normal zu sein, dass kleinere Wehwehchen gleich mit Medikamenten erschlagen werden. Warum sollen die Patienten dann anders denken?
Du hast das Beispiel schlecht gewählt. Oder gut .. je nachdem.

Schmerzmittel sind nicht als Arztersatz da und auch nicht um Symptome zu übertünchen. Aber mir kommt das hier wieder vor wie ein etwas verkrampfter Umgang mit Medikamenten.

Wenn der Arzt Dir das verordnet, dann hat er sich im Hinblick auf Therapie etwas gedacht. Sicher habe ich auch bei manchen Ärzten Bedenken und suche mir den Arzt des geringsten Mißtrauens, aber hier scheint der Einsatz gezielt und richtig zu sein.

Du schriebst ja selbst, das Schmerzmittel sei auch entzündungshemmend. Das ist bei vielen Schmerzmitteln so. Insbesondere auch bei Aspirin. Dieses ist nämlich sogar als Schmerzmittel ziemlich schlecht, aber dafür sehr stark und vielseitig in den anderen Wirkungen wie blutverdünnung, entzündungshemmend, schweißtreibend usw.

Bei Sportverletzungen oder überhaupt Verletzungen des Bewegungsapparats ist die entzündungshemmende Wirkung wichtig, aber noch wichtiger ist hier in der Tat die schmerzhemmende Wirkung. Schmerz ist ein Alarmsignal, aber auch einen Feueralarm im Haus stellt man ja mal ab auch, wenn man ihn bemerkt hat. Ansonsten kommt zu einem Brandschaden vielleicht auch noch ein Hörsturz. Hier ist es ähnlich. Durch die schmerzstillende Wirkung sollen Schonhaltungen vermieden werden die zu neuen Verkrampfungen und Verletzungen führen können. Wer kennt das nicht; eine Stelle der Wade krampft und einen Kilometer später auch der Oberschenkel und einen weiteren Kilometer später geht es im anderen Bein los ... das sind solche Kettenreaktionen die vermieden werden.

Bei ernsthaften Verletzungen wie Faserrissen und so weiter bringt das eh nichts, aber bei den häufigen Zipperlein mit Verkrampfungshintergrund sind Schmerzmittel oft das Therapeutikum der Wahl. Häufig tritt nämlich der Schmerz nach dem Abklingen der Wirkung gar nicht wieder auf.

LG

Daniela
(die auch mal ne Aspirin-Generika einwirft)

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DanielaN hat geschrieben:Du hast das Beispiel schlecht gewählt. Oder gut .. je nachdem.

Schmerzmittel sind nicht als Arztersatz da und auch nicht um Symptome zu übertünchen. Aber mir kommt das hier wieder vor wie ein etwas verkrampfter Umgang mit Medikamenten.

Wenn der Arzt Dir das verordnet, dann hat er sich im Hinblick auf Therapie etwas gedacht. Sicher habe ich auch bei manchen Ärzten Bedenken und suche mir den Arzt des geringsten Mißtrauens, aber hier scheint der Einsatz gezielt und richtig zu sein.

Du schriebst ja selbst, das Schmerzmittel sei auch entzündungshemmend. Das ist bei vielen Schmerzmitteln so. Insbesondere auch bei Aspirin. Dieses ist nämlich sogar als Schmerzmittel ziemlich schlecht, aber dafür sehr stark und vielseitig in den anderen Wirkungen wie blutverdünnung, entzündungshemmend, schweißtreibend usw.
Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich bin weiß Gott kein Medikamenten Verweigerer und halte den sinnvollen Einsatz für richtig und gut. Möchte meinem Arzt auch kein leichtsinniges Verhalten oder gar Fehler unterstellen und dennoch frage ich mich manchmal, ob ein bereits fortschreitender Heilungsprozess hie und da nicht auch ohne zusätzliche, chemische Beschleunigung auskommen würde. Klar, das sind jetzt die Gedanken eines medizinischen Laien und die Beurteilung möchte ich im einzelnen Fall natürlich immer noch dem Arzt überlassen.

Okay, jetzt habe ich aber so ne 20er Packung zu Hause, von der ich vielleicht 2 oder 3 genommen habe. Beim nächsten Arztbesuch bekomme ich vielleicht ein anderes, rezeptpflichtiges Mittel verschrieben und auch hier bleibt i.d.R. was übrig. Warum sollte ich also beim nächsten Wehwehchen sofort wieder zum Arzt rennen, wenn ich die Schmerzen mit dem gut sortierten Medikamentenschränkchens nicht selber weg bekomme? Ja, vielleicht muss ich es gar nicht erst so weit kommen lassen, vielleicht werf ich gleich bei den geringsten Symptomen, beim kleinsten Zwicken sicherheitshalber eine ein, denn meist kommt der Schmerz ja erst am nächsten Tag? Oder ich geh gleich noch nen Schritt weiter und nehme vor besonders großen Belastungen, wo erfahrungsgemäß am ehesten Probleme entstehen können, prophylaktisch eine Tablette?

Schätze mal, von der seriösen, fachmedizinischen Behandlung bis zur Selbstmedikation und zum Mißbrauch ist es eine fliesende Entwicklung. Die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken und Gefahren werden vergessen und auch von Ärzten meist nicht explizit hervorgehoben. Vielleicht sind grade jedoch auch Letztere gefragt, denn das Blabla auf der Verpackungsbeilage liest ja eh kaum noch einer.

Gruß
Andreas

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Leni hat geschrieben:Hallöschen,
die anonymität des Internet machts möglich, dass ich das jetzt einfach mal sage. Ich arbeite in einem Labor, indem man alle möglichen Substanzen nachweisen kann. Ein Doktorant von uns schreibt seine Arbeit über Doping bei Hobbysportlern. Bei einem größeren Volkslauf haben wir eine Untersuchung von 450 Läufern ohne Kennung durchgeführt. Bei 87 Personen haben wir nicht erlaubte Substanzen nachweisen können - und bei jenem Lauf ging es um kein Geld, keinen Titel, es war einfach nur ein Volkslauf.
Das sind ja fast 20%, ich finde das viel, denn da sind ja so relativ harmlose Sachen wie Aspirin, Paracetamol gar nicht dabei. Und so sehr viel Läufer mit einer entsprechenden Erkrankung für die verbotenen Substanzen werden sich wohl beim Volkslauf nicht einfinden. Ich seh das alles sehr skeptisch und kenne auch Läufer, die sich leistungsfördende Medikamente in der Vorbereitung auf Wettkämpfe reinziehen - ich finds übel :motz:

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marathonmaedchen hat geschrieben:Das sind ja fast 20%, ich finde das viel, denn da sind ja so relativ harmlose Sachen wie Aspirin, Paracetamol gar nicht dabei. Und so sehr viel Läufer mit einer entsprechenden Erkrankung für die verbotenen Substanzen werden sich wohl beim Volkslauf nicht einfinden. Ich seh das alles sehr skeptisch und kenne auch Läufer, die sich leistungsfördende Medikamente in der Vorbereitung auf Wettkämpfe reinziehen - ich finds übel :motz:
5% der Erwachsenen hat Asthma, in D sind es sogar knapp 7%. Diverse Mittel dagegen stehen auf der Dopingliste. Und dann gibt es noch eine Menge verbreiteter Erkrankungen. Gerade Senioren sind bei Volksläufen oft gut vertreten und die nehmen teilweise ganz normal diverse Medikamente.

Ganz abgeshen davon, dass ich die 20 % erst glaube, wenn ich die Studie gesehen habe, so sind 450 Probanden noch viel zu wenig um belastbare aussagen über Millionen von Breitensportlern zu machen. Und wirklich interessant ist dabei vom moralischen Standpunkt natürlich, wer absichtlich dopt und wer nicht.
Das kann man aber mit Laborwerten alleine nicht herausbekommen, und weil ein entsprechender Fragebogen und die Überprüfung der entsprechenden Aussagen wahrscheinlich zu aufwändig war, schmälert das die Aussagekraft der Studie sehr.

Aber so lange sich viele nichtmal bewusst sind, dass sie als Wein- oder Kaffetrinker auch Drogenkonsument sind, wird die ganze Diskussion eh nicht viel bringen. Ohne Ehrlichkeit wird das nix.
Ich habe Drogen (legale und illegale, Medikamente hatten den geringsten Anteil) genommen, und ich werde es wieder tun: ich habe für heute abend schon Pils kalt gestellt. :prost: :teufel:

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

30
Kann jemand mal Quellenangaben zu dieser "Doping bei Freizeitsportlern"-Studie machen? Oder habe ich dergleichen überlesen???

Zu der ganzen Debatte fällt mir immer wieder ein: Ist Sport in gewisser Weise für viele nicht auch eine Droge, inklusive typischem Suchtverhalten, Nebenwirkungen, Langzeitschäden etc.? :teufel:

LG,
Jo

31
persönlich kenn ich nur einen auszug, einer studie der uni-tübingen...
fitnessstudio: hier haben 13,5% der befragten angegen min. 1x anabol-androgene steroide genommen zu haben.

ausdauersportarten wie marathon und radrennen, experten schätzen, dass 20 Prozent der teilnehmer an volks- und marathon-läufen bewusst dopen.

aus beobachtungen im meinen umfeld, denke ich , jeder 4 freizeitsporti stofft. die meisten von denen weniger wegen der leistung. die meisten haben eine gestörte selbstwahrnehmung, und versuchen alles um weiter abzunehmen oder ihr sowie schon kaum vorhandenes körperfett unten zu halten.

lg

Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Doping im Freizeitsport: Akne ist häufig ein Hinweis auf Abusus" (20.01.2006)
Deutsches Ärzteblatt: Archiv "Doping im Breitensport: Anabolika per Mausklick" (06.07.2007)
„Nur wer selbst leidet, ändert etwas am Lebensstil!“

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joachim1971 hat geschrieben:Kann jemand mal Quellenangaben zu dieser "Doping bei Freizeitsportlern"-Studie machen? Oder habe ich dergleichen überlesen???
Welche Studie meinst du genau? Eine bei meinen Links?

Ich she grad, dass es für mich noch viel zu lesen gibt. Wenn DerC etwas schreibt, finde ich das immer so spannend, das muss ich in Ruhe noch mal anschauen.

Danke C.!

Pia

33
ich persönlich fände meinen erfolg ganz einfach unehrlich und könnte mich somit nicht darüber freuen
:D sightseeing mal anders :D
Gesperrt

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