Lange vorher:
Meinen ersten HM hab ich vor 4 Wochen mit 1:54:18 verhältnismäßig gut über die Bühne gebracht.
In den Wochen darauf konnte ich auch gut trainieren, vor allem hatte ich mehrere langsame Läufe über Hm-Distanz machen können, und es lief immer gut.
Also eigentlich kein Grund um daran zu glauben, dass es NICHT zu schaffen wäre, diese Zeit (wenn auch nur um ein paar Sekunden) zu unterbieten.
Tag vorher:
Wir wollten den Lauf in Blumau gleich für ein Familienwochenende in der Thermenregion nützen und sind also schon am 30. April mit Kind und Kegel nach Bad Waltersdorf (Nachbarort von Blumau) gefahren.
Quartier bezogen, wieder nach Blumau gefahren, weil da gab´s die Startnummern, außerdem sollten wir da auf Bernie und Kraxi treffen.
Auch in einem Kaff wie Blumau kann man sich verfahren, aber nach kurzem herumtelefonieren haben wir das „Kulturzentrum gefunden“, Nummern für mich und Großkind geholt, dem spontanen „iiiiich will aber morgen auch ein Laufrennen laufen!!!“ vom Kleinkind entsprochen und ihn auch für den Knirpselauf angemeldet und Bernie und Kraxi zum Abendessen mitgeschleppt.
Die Portion Nudeln mit Kräuterrahmsauce war enorm, nach der Hälfte war ich pappsatt und konnte mir noch anhören, dass ich bei der halben Portion morgen aber nicht bei km 18 zu meckern beginnen brauche….
Ab ins Quartier, schlafen.
1.Mai, Lauftag
Bevor mein Handy eine Chance hat mich zu wecken bin ich schon wach.
Meine innere Stimme säuselt mit ins Ohr :“Guten Morgen, rootlee, es ist ist Donnerstag, 1. Mai 2008, das Wetter ist gut, ihr persönlicher Laufbegleiter ist Bernie, ihre heutige Schweinehündin heißt Irmengunde, ich wünsch einen schönen Tag!“
Ok.
Irmengunde ist neu, ich nenn sie einfach „Irmi“, das klingt nicht so streng, und hoff einfach, dass sie sich vornehm im Hintergrund halten wird.
Im Nachhinein betrachtet hat sie sich da schon angeschlichen….die letzten eineinhalb Stunden vorm Start bin ich unheimlich nervös.
Nach ein bisschen Frühstück suchen wir in Blumau das Startgelände, werden auch bald fündig.
Um 9:30 startet der Knirpselauf und damit auch Christoph und Moritz zu ihrem ersten Laufrennen.
Ein barfüßiger Trommelläufer mit Dreadlocks feuert uns immer wieder an. Christoph (5) düst alleine wie ein Pfitschipfeil davon und überholt nach eigenen Angaben 33 Kinder. Moritz geht´s an meiner Hand etwas gemütlicher an.
Aber beide erreichen total stolz das Ziel und bekommen eine der wunderschönen BadBlumau - Medaillen!
Um 10 Uhr ist Start von 5 km, Viertelmarathon und Halbmarathon.
Es geht über eine leichte Steigung auf Asphalt aus Bad Blumau hinaus. Wo die Bundesstraße kreuzt ist die höchste Stelle, von da aus geht’s schön bergab in Richtung Rogner Therme.
Durchs Thermengelände durch, gleich zu Beginn schlagen wir einen scharfen Haken, der vor allem für die schnellen Läufer gar nicht so ungefährlich ist, da sich auf der Außenseite das Thermen eigene Biotop befindet….
Weiter geht’s unter einem Teil der Therme durch, kurz steil bergauf, am Küchengebäude vorbei und wir verlassen das Thermengelände wieder.
Weiter durch die wirklich wunderschöne Gegend, viele blühende Bäume am Weg, durch ein Hofgelände durch, über die Brücke und 90° Kurve nach rechts.
Hier scheint der beliebteste Pinkelplatz für die Herren der Schöpfung zu sein…
Nun laufen wir auf einem Feldrandweg, Lehmboden mit Wiese, da steht am Wegrand ganz majestätisch ein riesengroßer Baum über und über mit Misteln voll. Schaut super aus!
Weiter über eine kleine Brücke, durch die Wiese und dann kommen wir zu einem Pferdehof.
Hier ist auch eine Labestation und Musik aus der Box. Bei den Pferden geht’s vorbei unter einer Autobrücke durch, noch ein paar Meter, dann am Kiesweg weiter. Hier ist die Knirpselaufstrecke schon in Sichtweite.
Bei der Brücke treffen wir auf Kraxis Frau Barbara, die uns zujubelt.
Endlich verlassen wir den Schotterweg, biegen wieder auf die Asphaltstraße ein, machen bei einem großen Silo noch eine scharfe Kurve und laufen dem Ziel entgegen. Hier spielt auch eine Liveband, die echt motiviert!
Es piepst beim Zieldurchlauf und auf geht´s in die 2. Runde.
Schon in der ersten Runde war mein Puls verhältnismäßig hoch….ständig so um 180, wenn wir Tempo rausnehmen sinkt er bestenfalls auf 176/177.
Wieder laufen wir bei Jungs vorbei, durch die Therme, usw.
Gelegentlich bitte ich Bernie um einen Schluck Wasser, die Labestationen funktionieren laufend für mich nicht so wirklich.
Die Km-Zeiten sind gar nicht so schlecht. Rückblickend waren die ersten 2-3 km mit (ich glaub) knapp um 5:00, bzw darunter viel zu schnell für die groß angepeilten 1:50 h.
Wir merken bald, dass die Km-zeiten langsam aber sicher höher werden und wir uns von dem Gedanken 1:50 verabschieden müssen, aber es sollte (zu dem Zeitpunkt) noch möglich sein, die 1:54:18 zu unterbieten.
Bernie schickt mich immer wieder auf die Ideallinie, fragt nach Puls und Befinden und gibt mir kurze Anweisungen. („Nimm den Schwung bei der Steigung mit“, „bissl Gas raus, kraftsparen“), und eigentlich läufts auch noch recht gut.
Beim Start in die 3. Runde scheint meine persönliche Schweinehündin Irmi plötzlich ausgeschlafen zu sein. Immer wieder macht sie sie bemerkbar, flüstert mir ins Ohr „des schaffst eh ned!!!“
, und nicht nur einmal pfauche ich gedanklich ein „schleich dich, Irmi!!!!“ zurück.Mitte der 3. Runde isses dann aus. Ich sag „ich mag nicht mehr“, kämpf mich noch ein paar Meter weiter und dann kann ich nur mehr gehen.
Ich kann nicht mehr, ich hab keine Kraft mehr, ich mag nicht mehr.
Aus.
Luft ist draussen.
Aber sowas von!!
Bernie sieht offensichtlich, wie mies es mir grad geht, es kommt kein Wort von „aber geh, mach weiter“, sondern er geht einfach mit mir weiter, baut mich auf.
Ein bisserl später laufen wir wieder ein paar Schritte, aber immer wieder lass ich es, geh und mecker vor mich hin.
Ich spür auch ein leichtes Ziehen über die rechte Gesäßhälfte und die Muskulatur am Rechten Oberschenkel/Wade macht das Gefühl, als ob´s bald „zumachen“ würde…noch nicht wirklich, aber die Idee davon ist schon da.
Wir schleppen uns (bzw ich mich) weiter bis zu Barbara, ich sag Bernie, er soll versuchen für sich noch einen halbwegs angenehmen Lauf rauszuholen und bleib kurz bei Barbara stehen.
Endlich gibt Bernie Gas, weiter bei mir zu bleiben hätte echt keinen Sinn und ich freu mich, dass er wenigstens ein Stück des Rennens mit Tempo laufen kann.
Barbara bemitleidet mich ein bissl, meint aber, ob ich´s nicht einfach langsam fertiglaufen möchte.
Da kämpf ich noch sehr mit Irmi.
Sie sagt: „ hör auf, du schaffst weder 1:50, noch 1:54, noch 2:00, LAAAAASS EEEEES“. Ich sag:“ najaa, vielleicht hast recht. Ich mag echt nicht mehr. Aber zum Ziel muß ich noch laufen.“
Super, muss ich mich dann vielleicht abmelden mit:“hallo, ich bin die Ruth, ich hab´s nicht geschafft fertigzulaufen??“
Hm. Hmmmmmm. Ich schaff keine Zeit mehr, gut, geht halt nicht mehr. Aber wer sagt eigentlich, dass ich nicht einfach die letzte Runde noch ganz gemütlich austraben kann?
Irmi: „ich sag das, du hast keine Kraft mehr, vergiss es!!!“
Inzwischen bin ich schon fast beim Ende der 3. Runde, Kraxi überrundet mich als Pacemaker für 1:30, und schaut (von hintern) ausgesprochen locker-flockig aus!
Beim Ziel spielt wieder die Band, ich lauf über die Piepslinie…und schnauz: „Irmi, ab ins Eck, ich mach das fertig!“
Gleich drauf seh ich die Ziel-Labestation und bitte jemanden, mir ein Stück Banane zu geben. Während ich darauf warte, Zeit spielt ja jetzt echt keine Rolle mehr, spricht mich Martin vom Laufclub an, der beim Start meinen iPod ins Auge gefasst hat und fragt, wie´s mir geht. Ich sag „mieserabel, ich geh schon eine halbe Runde lang ein!“ Er meint nur: „naja, geht ned immer, lauf es locker fertig, hm?“
Das, die Banane und der Blick auf´s Zielkuchenbuffet, genauer gesagt auf die Biskuitrolladen lassen mich endgültig mit Irmi einen Deal abschließen: „Du veziehst dich jetzt aber sowas von plötzlich und lässt mich in Ruhe, dafür teilen wir uns im Ziel mindestens 3 Stück Biskuitrollade!!“
Und da Irmi ja MEINE persönliche Schweinehündin des Tages ist, muss sie wohl die gleiche Kuchenleidenschaft teilen, jedenfalls vekrümelt sie sich für den Rest der Strecke in´s Winkerl.
Wieder geht’s die Steigung rauf bis zur Bundesstraße, ein Feuerwehrmann feuert mich noch an: „schau, da vorn geht´s schon wieder bergab!!“
Ich schlappe noch einmal durch die Therme, beim Hof vorbei, scharfe Kurve, Feldweg, Mistelbaum, Unterführung, Pferdehof.
Beim Trinken bleib ich stehen, ich hab ja jetzt Zeit!
Kurz darauf sitzen mitten im Grünen 3 Mädels und brüllen sich die Seele aus dem Leib:“HOOOOOPP;HOPPP, ned aufgeben, weitergehts!“ und klatschen mich ab, ich bedank mich und schlappe weiter.
Bei der Brücke seh ich meine Jungs, Christoph läuft ein paar Meter mit mir, Stefan sagt, dass ihn Bernie schon über meinen Einbruch informiert hat und dass sie im Ziel auf mich warten.
Noch einmal einbiegen auf die Asphaltstraße, scharfe Kurve, Silo, scharfe Kurve, Ziel ist in Sicht, Musik spielt, höchst erfreut kann ich sogar noch 5 Schritte schneller laufen und komm in´s Ziel!
2:07:xx
Jetzt nix wie zum Kuchenbuffet! Trinkentrinkentrinken und Kuchen!
Es gibt Fruchtkuchen, Marmorkuchen, Nuss-und Mohnkuchen und natürlich meine Biskuitrollade!
Herrlich! Selten hat´s mir so gut geschmeckt!
Ich teil´s mir schwesterlich mit Irmi und freu mich, dass sie sich nach ihrem Gastauftritt wieder getrollt hat.
Ich bekomm eine Medaille, meine Familie ist da, Bernie düst daher (er ist noch eine Runde drauf gelaufen und hat den Zielsprecher etwas irritiert *G*) und auch Barbara seh ich wieder.
Irgendwann schlurf ich zur Dusche, zum kinderfressenden Luftburgdrachen und zum Essen und bin trotz allem glücklich und zufrieden.
Ich hab viel gelernt:
1) Wenn´s läuft, dann läuft´s, wenn´s nicht läuft, läuft´s nicht!
2) Man muss auch lernen zu verlieren!
3) Ich bin, wenigstens manchmal, stärker als meine Schweinehündin!
4) Laufen ist noch immer schön!
Alles in Allem: es war eine sehr gelungene Veranstaltung, gut organisiert, liebevoll ausgeführt und sehr familiär!
Der Wettergott muss ein großes Herz für Läufer haben. Als Siegerehrungen und Essen gut vorbei waren, hat´s begonnen zu regnen. Ordentlich! Den restlichen Nachmittag!
Ich hab mich sehr gefreut, mal mit Bernie laufen zu können und ebenso, Kraxi und Barbara (und die Kids) kennenzulernen!
Und jetzt hab ich noch bis Sonntag Urlaub mit meiner Family!
Lauffestival Blumau – 1.Mai 2008-05-01
Bleibt hoffentlich bei dem roten Flec
