01.12.2007
Das Wettkampfjahr geht mit dem Nikolaus-Lauf Forchheim (10 km) und einer neuen PB (45:08) zu Ende.
Die Bilanz kann sich fürs erste Wettkampfjahr durchaus sehen lassen. 10er-Debut mit einer 49:15 im März. HM-Debut mit einer 1:50; HM Bestzeit 1:42, dazu noch 3 weiter HM alle deutlich unter 1:50 – und so stand mein Entschluss fest:
Heute melde ich mich zum Regensburg-Marathon an.
Anfang 2008
Nachdem ich es über die Weihnachtsfeiertage läuferisch eher ruhig angehen ließ, begann ich jetzt fleißig Kilometer zu sammeln und die langsam Läufe langsam auszudehnen. Hochmotiviert – ich war ja angemeldet und das Startgeld war bezahlt – zog ich selbst beim größten Mistwetter unbeirrt meine Runden.
Ende Februar
Einstieg in den 10-Wochen Plan von Steffny – Zielzeit 3:45. Ich glaubte nicht wirklich an eine Zeit von 3:45 – die 3:59 war mein Ziel – aber „sicher ist sicher“ hab ich mir gedacht und fleißig auf 3:45 trainiert.
Doch dann kamen schon die ersten Unwägbarkeiten. Meine Eltern haben beschlossen, ihr Haus komplett zu renovieren und rechneten an den Wochenenden natürlich mit meiner Hilfe. Von nun an war ich Samstags den ganzen Tag auf der Baustelle, optimale Voraussetzungen für den sonntäglichen langen Lauf – aber was soll’s. Trotz Baustelle konnte ich im März völlig überraschend eine neue HM-PB (1:39) aufstellen. Das gab meinen Marathonambitionen natürlich mächtig auftrieb. Zusätzlich konnte ich meine 10er-Zeit auf 44:28 verbessern.
Die letzten 2 Wochen vor dem Marathon waren geprägt von Verdauungsproblemen und Problemen mit dem linken Knöchel / Schuh, so dass ich mir am Mittwoch noch nicht sicher war, ob ich am Sonntag wirklich starten soll / kann. Zum Glück verschwanden diese Probleme beim Laufen am Donnerstag und Freitag vollständig, so dass ich doch starten konnte.
04.05.2008 - Der große Tag
Starten wollte ich mit einem Schnitt von 5:30 und ab km 30 mal sehen was noch geht. Als ich mich in meinen Startblock einreihte stand der 3:44 Zugläufer neben mir und ich wollte mich am Anfang grob daran orientieren um am Anfang nicht hoffnungslos zu überziehen. Schon nach den ersten Kilometern stellte ich fest, dass der Zugläufer viel zu schnell lief – ca. 5:05 / km. Also beschloss ich den Zugläufer ziehen zu lassen und versuchte mein Tempo von etwa 5:30 /km zu finden. Aber der blöde grüne Luftballon des Zugläufers zog mich irgendwie in seinen Bann, so dass ich maximal nur etwa 200 m Abstand zum Zugläufer hatte. Aber das Tempo fühlte sich gut an
Nach schier endlosen Kilometern durch irgendwelche Wohn- und Gewerbegebiete ging es raus aus der Stadt über die Dörfer. Es lief immer noch locker und der 3:44-Zugläufer war immer noch in Sichtweite. Kurz vor dem Wendepunkt spielte eine von angeblich 17 (?) Bands und verbreitete ganz gute Stimmung. Der Zugläufer mit seinem Luftballon und „seiner“ Laufgruppe strapazierte mein Nervenkostüm aufs äußerte und ich beschloss ihn zu überholen – koste es was es wolle. Den HM beendet ich nach 1:50 (die selbe Zeit wie beim HM-Debut – etwa 2:30 min zu schnell aber was solls – ich war den Zugläufer los. Bei km 22 rechnete ich mir aus, dass von nun an ein 6er-Schnitt ausreichen würde um das Minimalziel von 4 h zu erreichen und nahm etwas Tempo heraus. Es wurde jetzt auch schwerer das Tempo zu halten und die Beine wurde merklich schwerer. In den Gärten und an der Strecke saßen die Leute gemütlich bei einem Bierchen und es roch nach Grillen – und Ich? Für mich gab’s ein Gel – Tropical Fruit – wenn die Griller wüssten was Ihnen da entgeht. Mit etwas Wasser an der Getränkestation nachgespült und weiter geht’s. Aber irgendwie bekam der Spaß jetzt ein verdammt großes Loch - ich hatte jetzt absolut keinen Bock mehr weiterzulaufen. Die Waden machten sich langsam bemerkbar – als ob jemand darin ständig eine Bowlingkugel auf- und abschieben würde – na toll. Irgendwie konnte ich meine Waden aber doch zur weiteren Zusammenarbeit überreden. Plötzlich musste ich an Rocky denken – auf der Hinfahrt kam im Radio „Eye of the tiger“ – den kleinen Italiener, der vom großen Russen 15 Runden lang übelst verprügelt wurde, um dann doch noch den entscheidenden Schlag zu setzen.
Langsam nährte ich mich der 30-km-Marke und erwartete trotzig den Hammermann. Was könnte der mir noch schlimmeres antun, als es meine Waden schon die letzten 5 km taten. Wie Rocky musste ich jetzt Nehmerqualitäten beweisen und auf den entscheidenden Moment warten. Ich wollte ankommen und im Ziel jubeln wie Rocky nach seinem Lauf auf der Treppe. Die Begegnung mit dem Hammermann blieb aus und ab km 37 ging es über die „Steinerne Brücke“ wieder in die Stadt, wo auch einige Zuschauer standen, die die Läufer anfeuerten. Mitten in der Stadt – auf Kopfsteinpflaster – durchzuckte meine linke Wade ein kurzer Krampf – und es hätte mich fast bei aus voller fahrt so richtig auf die Fr…. gehauen. Glücklicherweise konnte ich gerade noch abfangen und einigermaßen weiterlaufen. Jetzt ging es wieder aus der Altstadt raus und noch 2 Kilometer durch das langweilige Wohngebiet vom Anfang. Jetzt kommt das 41-km-Schild. Noch 2 x recht und dann 2 x links – noch 1195 m – 3:41 – jetzt geht’s bergab – das bringt noch ein paar Sekunden – wird’s reichen? Und weiter – noch 2 mal links – da vorne ist es - 3:45:irgendwas – das 42-km-Schild. Jetzt kommt’s - wie bei Rocky – der entscheidende Schlag – die letzten 195 m – MEINE letzten 195 m.
Die Zuschauer am Streckenrand – Der Stadionsprecher – das immer näher kommende Ziel – WAHNSINN. GESCHAFFT.
Total ausgepowert stehe ich im Ziel – in den Ohren das schönes Geräusch der Welt – das fröhliche Klimpern von Finisher-Mdeallien.
Der Tag danach
Etwas Muskelkater an der Vorderseite der Oberschenkel und Sonnenbrand auf der Schulter – erster Lauf des Jahres mit Singlet und keine Sonnencreme im Haus.
“Schmerz ist Schwäche, die den Körper verlässt”
Statistik
3:46:35 (1. Hälfte 1:50:36 – 2. Hälfe 1:55:59)
MHK 48. von 106
Rocky, ich und die 42,195 von Regensburg
127.09.2009 10 km von Röthenbach (10 km) - 38:58
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47