Ein Babyjogger, ein Polizist und ein verpasstes Schloss
Veranstaltung: 8. Allianz Bosauer Volkslauf
Veranstalter: Bosauer Sportverein e.V.
Datum: 11.05.2008
Strecke: 10,7 km, Asphalt, wellig
Startzeit: 10:10 Uhr
Wetter: heiter, 22° C
Vor dem Lauf
Ach ja, die kleinen Volksläufe auf dem Dorf. Ich finde sie ja eigentlich viel schöner als die überlaufenen großen Cityläufe (die selbstverständlich auch ihren Reiz haben). Um halb zehn komme ich am Sportplatz in Hutzfeld, einer zur Gemeinde Bosau gehörenden Dorfschaft nahe des Plöner Sees. Parkplätze sind etwas knapp, aber ich finde noch einen Stellplatz am Straßenrand. Schnell die Startnummer abgeholt, den Trainingsanzug abgestreift, kurz auf die Toilette. Gerade starten die Läufer des 5-km-Laufs. Kaiserwetter, der Himmel ist strahlend blau und die Sonne knallt auf den Sportplatz. Warmlaufen überflüssig. Ich stelle mich in die zweite Startreihe, pünktlich erfolgt der Startschuss.
Im Lauf
Es geht los mit einer dreiviertel Runde auf der Aschenbahn, das Feld sortiert sich. Vorne weg sprintet ein Mann als wäre er bei einem 800-m-Meter-Lauf. Hm, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Auf einem schmalen Weg geht es runter vom Sportplatz und dann auf den Radweg entlang der Landstraße in Richtung Bosau. Hier wird auch klar, worauf der Sprinter aus war: Er wollte sich dem anfänglichem Gedrängel entziehen, denn hier, wo Platz ist, übernimmt er einen Babyjogger samt Baby.
Ich halte mich in einer dreiköpfigen Gruppe zwischen dem Babyjogger und dem Hauptfeld auf. Kurz vor dem ersten Kilometerschild ziehen wir an dem Kleinkindexpress vorbei. Das Tempo kommt mir eigentlich nicht so furchtbar hoch vor, aber tatsächlich sind wir mit 3:35 min/km unterwegs. Ich bin nicht sicher, ob das bei der Hitze gut geht, aber ich fühle mich soweit ganz wohl. Mit in der Gruppe ist der Seriensieger des Laufs seit 2004. Er läuft für den Eutin Polizeisportverein. Muß man eigentlich Polizeibeamter sein, um dort Mitglied sein zu dürfen? Keine Ahnung, aber wahrscheinlich schadet es nicht. Also nehme ich im Stillen an, daß er Polizist ist, jedenfalls hat er die Statur eines Triathleten. Und bald sind wir nur noch zu zweit hinter dem Führungsfahrrad. Ab und zu setzt er ganz kurze Tempospitzen, vielleicht um anzutesten, was ich drauf habe. Ich gehe jeweils mit und versuche mir meine Anstrengung nicht anmerken zu lassen, mit mittelprächtigem Erfolg.
So geht es weiter, langsam tut sich eine Lücke von zwei, drei Schritten auf. Nach etwa viereinhalb Kilometern kommt die erste Wasserstelle. Der Polizist nimmt einen Schluck, ich verzichte um dafür nochmal aufzuschließen. 40 Minuten Laufen werde ich ja wohl noch ohne Getränke auskommen. Aber die Lücke tut sich wieder auf und wird ganz langsam aber sicher größer. Kilometer fünf passieren wir knapp unter 18 Minuten. Immer wieder gibt es kurze Anstiege, nichts Dramatisches, aber ein wenig Kraft kostet es schon. So gehen die Kilometer vorbei, es läuft gut für mich, aber der Rückstand wird Meter um Meter größer. Auch die zweite Wasserstelle nach knapp sieben Kilometern strafe ich mit Verachtung.
Nach neun Kilometern sehe ich den Führenden auf einer langen Geraden schon fast 150 Meter enteilt. Ein Blick zurück, vom Dritten keine Spur. Ich versuche nochmal das Tempo anzuziehen, um vielleicht noch einmal näher heranzukommen. Aber meine Beine geben keine entscheidende Steigerung mehr her. Der Drops ist gelutscht, jetzt heißt es nur noch den zweiten Platz anständig nach Hause bringen. Zehn Kilometer sind in knapp 36:15 min. erledigt, jetzt noch die letzten 700 Meter bis zum Ziel auf dem Sportplatz überstehen. Auf der Zielgeraden ziehe ich noch einen Sprint an, um unter 39 Minuten zu bleiben. Klappt auch, am Ende steht eine 38:56 min. Der Sieger ist seit einer guten halben Minute im Ziel. Transponder abgeben und dann nichts wie zum Getränkestand. Jetzt habe ich auf einmal richtig Durst.
Nach dem Lauf
Im Ziel fällt mir plötzlich wieder ein, daß der Stadionsprecher vor dem Start darauf hinwies, daß es etwa bei Hälfte der Strecke einen wunderschönen Blick über den See zum Plöner Schloss geben soll. Ehrlich, den habe ich irgendwie total verpasst. Schade drum. Auch sonst eine landschaftlich schöne Strecke, auch wenn ich wenig davon mitbekommen habe.
Was ist aus dem Mann mit dem Babyjogger geworden? Nun, Vater und Tochter kamen wohlbehalten auf einem beachtlichen 8. Platz (von 105 Finishern) ins Ziel. In der Ergebnisliste werden sie übrigens stilecht mit "Frank und Sina im Babyjogger" geführt. Niedlich. Später darf ich mir noch einen Pokal für Platz zwei abholen und bin selig. Die Siegerehrung ging zügig vonstatten. Überhaupt war der Lauf hervorragend organisiert. Die Strecke war vorbildlich durch die örtliche Feuerwehr abgesichert, kein Verirren möglich. Auch die Getränkeversorgung verdient ein Lob. Und das alles für faire 6 Euro.
Ach ja, die kleinen Volksläufe auf dem Dorf. Schön, daß es sie gibt!
Ein Babyjogger, ein Polizist und ein verpasstes Schloss (Bosauer Volkslauf, 11.05.08)
1"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper