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16.100 Frauen an einem Sonntag in Wien

16.100 Frauen an einem Sonntag in Wien

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Normalerweise bin ich nicht so ein Fan von getrennt-geschlechtlichen Veranstaltungen. Deshalb hat es einer Einladung eines Unternehmens gebraucht, bis ich beim Österreichischen Frauenlauf dabei war. Das war letztes Jahr und es hat mir so gut gefallen, dass ich auch dieses Mal wieder laufen wollte.

Heute war es so weit - 16.100 Frauen trafen sich an einem Sonntag im Wiener Prater zum Laufen. Was für ein Anblick!!

Die Strecke selbst kenn ich aus dem Training sehr gut, immerhin ist die Praterallee eine der beliebtesten Laufstrecken in Wien (Schattig, mit KM-Marker, Brunnen, beleuchtet, ...). Eigentlich ideal um mein persönliches Ziel die Stunden-Marke über 10km zu knacken. Wenn da nicht das schrecklich schwüle Wetter wäre. Schon im Stehen hab ich geschwitzt wie sonst nur nach 5km.

Ich komme in Wien an und gehe zum Treffpunkt, den ich mit meiner Freundin ausgemacht habe. Da ich ein paar Minuten zu früh bin, fange ich schon einmal mit dem Aufwärmen an. Auf einmal zischen 2 Männer an mir vorbei, Prof-Läufer bei ihrem Training. Sie machen verschiedene Laufübungen und sehen dabei so spielerisch leicht aus. Sie haben meine Blicke bemerkt und gesellen sich zu einem kurzen Schwätzchen zu mir. So erfahre ich, dass die beiden Marathonis sind mit beeindruckenden Bestzeiten (2:20 und 2:30). Das ist beinahe doppelt so schnell als meine PB im HM (2:14) und wie ich ihnen das erzähle, bekomme ich ein paar aufmunternde Worte. Sie wünschen mir für heute viel Glück und sind wieder dahin. Meine Freundin ist inzwischen auch eingetroffen, wir laufen uns gemütlich ein und begeben uns dann in den Startbereich.

Mit gemischten Gefühlen ging es also an den Start - motiviert vom Gespräch, nachdenklich bezüglich Wetter. Da ich das extreme Anfangsgedränge aus dem letzten Jahr kannte, entschied ich mich ganz hinten zu warten bis die Läufermasse sich etwas entfernt. Ich wünsche meiner Freundin viel Spaß und dann signalisiert mir das bekannte Piepsen der Zeitnehmung auch schon den Rennbeginn.

Der 1km ist echt ein Wahnsinn. Wie Hühner in einer Legebatterie quälen wir uns die Straße Richtung Ernst-Happe-Stadion entlang (EM wir kommen!!!!). Da der Wettbewerb bei vielen Laufnovizen beliebt ist, wird das Überholen zum Abenteuer. Ein Slalom zwischen anderen Läuferinnen, Streckenposten, Begrenzungspfosten, Zuschauern, Hunden etc. beginnt. Dieser endet gott sei dank, sobald man wieder in die Praterallee einbiegt. Hier ist genug Platz zum Laufen.

Zwischenzeitlich hab ich meinen Laufrythmus gefunden, bei km2 zeigt die Uhr 12:00 Minuten, ich bin im Plan. Beruhigt habe ich Zeit, die Läuferinnen zu beobachten. Toll, welch unterschiedliche Frauen sich der 10km Strecke stellen. Dicke, Dünner, Junge, Grüppchen, Einzelkämpfer - alles dabei. Ich sehe eine wohl etwas ältere Dame mit gestählten Muskeln und ich denke, die muß Triathletin sein. Ich studiere etwas ihre lockeren Schritte bevor ich sie aus den Augen verliere. Eine Lieblingsbeschäftigung von mir ist, die Aufschriften auf den Leibchen zu lesen. Leider gibt es nicht viel Lesestoff, etwas Parteiwerbung, ein paar Zugereiste (Kassel) und sehr viele blaue Leibchen. Die gibt es nämlich für jede Starterin gratis dazu!

Mit diesen Gedanken im Kopf passiere ich das Lustschloß am Ende der Allee. Jetzt geht es ein Stück zurück und dann beginnt eine Aussenschleife. Ca. bei km4,5 sehe ich meine Freundin auf der Gegenbahn und winke ihr heftig zu. Es ist erst ihr 3. Wettbewerb und sie war ganz schön nervös. Aber jetzt sieht sie sehr entstpannt aus und ich laufe motiviert weiter.

Vom letzten Jahr, weiß ich, dass es bei km5 eine Labestation gibt. Die sehne ich jetzt herbei und da ist sie auch schon. Einen Becher fürs Kröpfchen, einen Becher fürs Köpfchen und weiter geht es. Vorbei an Männern die ihren Frauen zuj ubeln, Kindern mit selbstgemalten Schildern (Mammi - du bist die Beste!), wirklich toll. Mittlerweile sieht man schon die ersten Geherinnen, die sich entweder zuviel zugemutet haben oder die Hitze spüren. Mir geht es noch recht gut, das sollte sich aber in den nächsten 2km ändern.

Ab km7 muß ich nähmlich echt kämpfen das Tempo zu halten. Meine Zwischenzeiten passen immer noch, aber ich habe das Gefühl zu brennen. Da kommt mir die Regendusche gerade recht, ich laufe durch in der Hoffnung den Brand zu löschen. Es ist noch eine zweite Labestation aufgebaut, hier wiederhole ich mein Ritual und ich glaube, ich höre ein Zischen als ich mir Wasser über den Kopf gieße. Die netten Worte der Profi-Läufer sind jetzt mein Antrieb, das Tempo zu halten.

Endlich sehe ich die Prateralle wieder - jetzt geht es nur noch ein kurzes Stück durch den Prater bevor der Schlußkilometer uns durch die Zuschauermassen führt. Ich nehme jede Anfeuerung persönlich, so als ob sie mir gelte, das gibt mir nochmals Kraft und ich kann sogar noch einen Endspurt machen. Als ich durch das Ziel sause, zeigt meine Uhr 59:20 und vor lauter Freude, vergesse ich die Stopptaste zu drücken. Egal, die Ergebnislisten zeigen später meine Nettozeit mit 59:15 an und ich hab endlich die Stunde unterboten!!!!

Auch meine Freundin kommt mit tollen 01:03 ins Ziel. Verschwitzt, mit hochrotem Kopf, einer Medaillie um den Hals und einer Rose in der Hand mach ich mich auf den Nachhauseweg.

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Ja Ja das war ein echt "heißes" Wochenende. Ich habe mit der schwülen heißen Luft bei meinem Lauf in Chemnitz auch gekämpft.

Super Ergebnis :daumen: , toller Bericht :daumen:

LG Lilly
1. Wettkampf : 17.05.2008 Viertelmarathon beim Spendenmarathon Chemnitz 01:07:48 h
Neue PB HM: 02:10h beim 25.Glauchauer Herbstlauf:D
http://verstricktundzugesponnen.blogspot.com
Bild

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Hallo mp3!

Ich war heute auch da dabei, habe meinen ersten 10er mit einer Zeit von 1:02:43 beendet und hatte sehr ähnliche Empfindungen wie Du. Auch das mit der Regendusche und den beiden Wasserbechern kam mir sehr bekannt vor :D
Allerdings hab' ich mich ein bisserl übernommen und mich eher mit letzter Kraft ins Ziel geschleppt :geil:

lg
monika

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ich bin die 5km gelaufen- mit neuer PB und 4.platz in meiner AK :-)

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Ich bin heute auch die 10 km gelaufen.

Wie in meinem "Laufbericht" bereits erwähnt, ist mir ist die Hitze am Start wohl noch aufgefallen, aber dann bin ich während des Laufes derart in Euphorie geraten (war mein allererster Volkslauf und ich war dementsprechend aufgeregt), daß ich sie gar nicht mehr wahrgenommen habe. Ich hab nicht mal was getrunken, obwohl ich einen Trinkgurt mit hatte. Seltsamerweise macht mir Hitze normalerweise sehr zu schaffen und bei einem Trainingslauf hätte ich sicher schlapp gemacht.

lg
Dagmar

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Hallo MP3!

Gratulation zum Knacken der 1-Stunden-Schallmauer. Das hört sich jedenfalls ziemlich gut an und du hast ein ordentliches Kämpferherz bewiesen.

Auch an die anderen Ladies in diesem Thread: :daumen: :daumen:.

Ich war in den letzten Jahren immer als Zuseher dabei, weil meine Frau immer mitläuft. Heuer musste sie leider ohne mich auskommen, da ich am Rennsteig ziemlich "beschäftigt" war :zwinker5: .
Ich finde, Ilse Dippmann stellt mit ihrem Team jedes Jahr eine tolle Veranstaltung auf die Beine. Von solchen Teilnehmerinnenzahlen können andere nur träumen.

Alles Gute und weiterhin viel Spaß beim Laufen

Wolfgang
Gesperrt

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