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Anfängerbericht 10km Vorbereitung & 1. Wettkampf

Anfängerbericht 10km Vorbereitung & 1. Wettkampf

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Wie schon berichtet, hatte ich streßbedingtes Herzstolpern, dass im März festgestellt wurde. Jedoch nicht weiter gefährlich. Zudem wurde von ärztlicher Seite Bluthochdruck behauptet, was ich bei eigenen Messungen sowie beim Hausarzt nicht bestätigt werden konnte. Jedoch war es Anlass genug, mir Gedanken über das Altern und dessen Begleiterscheinungen in Bezug auf den geführten Lebenswandel zu machen. Denn ich bin 28 Jahre alt, nicht unbedingt ein Alter, in dem man damit rechnet, dass das Herz anfängt rumzumucken.

Lange Rede, kurzer Sinn - eine gepflegte Körperertüchtigung musste her. Vereinsport ist wegen beruflichen Umständen nicht möglich und beim Lesen wurde überall das Laufen als DAS Mittel angepriesen. Lösung gefunden.
Ich absolvierte also meinen ersten richtigen Lauf. Ich kam 4km weit, mit kleinen Gehpausen. Über die Laufgeschwindigkeit möchte ich an dieser Stelle schweigen. Frustriert und verwundert über so viel Unvermögen stieg die Motivation dies zu ändern erst recht - früher zu Jugendzeiten ging das alles mal ganz anders ("früher"... schon wieder Belege dafür, dass ich alt werde).
Da das Laufen anfing Spaß zu machen, wurde beschlossen, dass dies ein neues Hobby wird. Zeitgleich erfuhr ich von einem Stadtlauf über 10km in meiner Stadt hier. Also die Gelegenheit mit dem Nützlichen verbinden, und ein konkretes Ziel war geschaffen und ich hatte noch 80 Tage Zeit mich auf den Wettkampf vorzubereiten.
Dann wurden im Fachgeschäft Laufschuhe eingekauft, ein Blutdruckmessgerät sowie eine Pulsuhr angeschafft - brauch man nicht unbedingt, aber ich wollte Buchführen. Zudem überredete ich sechs weitere Bekannte doch just-for-fun bei dem 10km-Stadtlauf mitzumachen. In den Laufschuhen wurde der Laufstart zur Geduldsprobe - Muskelverhärtungen, Gelenksschmerzen, Blasen usw... Die Läufe waren anfangs bei 4 bis 6km Länge und schmerzhaft. Doch der Verstand sagte mir, dass das ja irgendwann mal ein Ende haben musste, wenn der Körper sich adaptiert hatte. Also weiter quälen. Ich kam auf zwei bis drei Laufeinheiten in der Woche, je nachdem wieviel Streß das Umfeld erzeugte. Ich fand eine schöne Strecke in der Natur, die ca 7,2km lang ist, eine kleine Steigung beinhaltet und die Strecke war, auf der ich am meisten trainierte.

Die 80 Tage für die Vorbereitung schmolzen, die Laufschmerzen veringerten sich, die Strecken wurden länger und die Ausdauer kam.
Doch dann die erste kleine Grippe - eine Woche Pause. Mist.
Noch mit leichten Ohrensausen wieder langsam angefangen zu laufen - 6:30min/km auf der 7,2km-Strecke. Dann kamen bald andere Strecken hinzu. Meine ersten an einem Stück gelaufenen 10km - Stolz machte sich breit. Im Laufe der Wochen versuchte ich mein Wochenpensum (meist 3 Läufe) auf 30km auszubauen.
Zack, wieder eine Infektion - wieder eine Woche Pause. Mist.
Dann eine terminreiche Phase, in der ich die angepeilten 30km/Woche nicht einhalten konnte, aber ich lief zumindest. Es wurde Mai und die 10km ab und zu klappten ganz gut. Ich lief meistens bei Temperaturen zwischen 0 und 10° C, sehr angenehm. Doch dann kam der erste richtige warme Tag: 22° C... ich ging am Stock, ich selber glühe ja schon immer beim Laufen und dann noch diese unmenschliche Hitze, in der Saharah muss es ähnlich sein. Promt die Antwort:
Die dritte Infektion - eine Woche Pause. Mist, man kennt das langsam... Ich sah meine Chancen für eine gute Anfängerzeit beim WK schwinden.
Als ich dann wieder anfing, war nicht mehr viel Zeit. Zu allem Überfluss Hitze und starker Heuschnupfen. Mit Motivation war nicht mehr viel zu holen, allein der Ehrgeiz es mir selbst zu beweisen trieb mich trotzallem vorran.

Zudem muss ich sagen, dass ich mich nach anfänglichem Einlesen, dagegen entschied, nach einem "10km-in-60min-Programm" zu trainiern. Das wäre noch mehr "Zwang" gewesen, der wahrscheinlich noch mehr Frust erzeugt hätte. Ich fuhr stattdessen ganz gut damit, dass ich "nach Befinden" trainierte. Ging es mir gut und ich hatte Saft in den Adern, gab ich Gas. Lief es nicht so gut, wurde halt eine langsamere Einheit eingelegt. Ganz grob richtet ich mich danach, im Wechsel immer eine langsame, eine normale und eine schnelle Trainingseinheit
zu laufen. Bis auf Ausnahmen klappte das gut, und laut Buchführung waren auch Fortschritte zu sehen. Ich versuchte im Laufe der Zeit meinen Puls kennen zu lernen: Wie verhält er sich in welchen Trainingsphasen, wie Weit kann ich mit Puls XY noch laufen, wie muss ich den Puls halten, damit ich die Strecke XY zeitlich am effektivsten bewältige, usw...
Es machte Spaß, das Laufen und seinen Körper kennen zu lernen.

Dann die Woche vor dem Wettkampf. Laut Literatur sollte man es hier langsamer angehen lassen. Also Mittags einen gemütlichen Lauf über 10km geplant. Bei 25° C und hoher Luftfeuchte bin dann doch abgebogen und die 7,2km Runde gelaufen und dann mit einem Fast-Hitzschlag und leichten Kreislaufbeschwerden zu Hause durch die Tür getaumelt.
Wieder keine allzu große Freude über den Trainingsverlauf, ist wohl nachvollziehbar, zumal sich die Nase, die Augen, der Hals und die Lunge sich vor lauter Heuschnupfallergie fast selbstständig machten.
Heute dann der Wettkampf - 10Uhr Start, Hitze war im Kommen: 23° C. Nach einem Kilometer glühte mein Körper schon regelrecht und ich versuchte im Schatten zu laufen und nicht ständig 100% Leistung abzurufen. Ab Kilometer 5 wurde es hart, ich fühlte mich wie 40°-Fieber und verfluchte die Idee, freiwillig bei soetwas mitzumachen. Der Anblick diverser Damen in knackigen Hösschen konnten die Hitze auch nicht grad abkühlen. Aber positiv denken, die Hälfte hab ich ja schon. Dann wurde langsam der Mundraum total trocken und der SPeichel sehr zäh, kaum noch schluckbar. Dabei hatte ich vor dem Lauf seit dem Morgen präventiv extra auf Vorrat getrunken, schien nicht viel gebracht zu haben. Also bei ca Kilometer 7 am Getränkestand 1/4 Pappbecher zwischen dem Keuchen irgendwie in den Magen bekommen - und weiter.
Auf einmal tippt mir beim Laufen jemand auf die Schulter, einer der überredeten Bekannten hatte mich eingeholt.
"Na... wie... gehts?"
"Joa... verflucht... heiß... und... Du?"
"Muss ja... nicht reden!"
Reden war das eh nicht wirklich. Also ein wenig nebeneinander hergelaufen, das lenkt ab und motivierte ein wenig. Dann der letzte Kilometer.
Ich denke mir, viel schlechter kanns mir ja nicht gehen, also versuche ich mal Gas zu geben... ich ziehe von meinem Bekannten ab und höre, wie er noch genervt aufstöhnt, er hat keine Reserven mehr.
Ich steigere langsam und stetig das Gasgeben und überhole ein paar Läufer vor mir - Mensch, da kommt fast sowas wie Spaß auf.
Letzte Kurve, Zielgerade... ich habe fast Sprintgeschwindigkeit erreicht und eier mit hochrotem Kopf über die Ziellinie. Wo ist was zu trinken, alles andere ist egal und kann warten, auch das Luftholen.
Als sich die Atmung langsam beruhigt, kommen auch die Sinne wieder nach und nach zurück. Alle schwitzen in Strömen... ich denk: Nie wieder! Was eine Qual.
Ich finde was zu trinken. Herrlich, selten so leckeres Wasser getrunken. Ich revidieren meinen Beschluss und lege fest: Nie wieder bei den Temperaturen trainieren oder gar einen Wettkampf! Ich glühe selber beim Sport dermaßen, dass ich exterene Hitze zusätzlich wohl nicht vertrage. Naja, erstmal den Tag verdauen... dann sieht man weiter.

Dann sehe ich die Netto-Zielzeit: 00:50:56 - was war das? Ich bin überrascht. Ich hab doch erst vor wenigen Wochen 4km quälend mit Gehpausen absolviert. Außerdem bin ich heut bei der Hitze fast eingegangen. Im Training an kühleren Tagen war vom Gefühl her mehr drin als heute.

...langsam kommt die Freude, ich hab ein (für mich) gutes und überraschendes Ergebnis erreicht und gehe zufrieden nach Hause.



Das mußte ich einfach mal loswerden, evl. interessiert es ja andere Mit-Laufanfänger. :)

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Hallo Ambos,

wieso sollte das nur andere Laufeinsteiger interessieren?

Mein Glückwunsch :daumen: Und zwar nicht nur für das Ergebnis. Das ist ja "nur" der Gipfel deiner bisherigen tollen Entwicklung, die insgesamt sicher vielen Einsteigern Hilfestellung geben kann.

Bleib dran und hab weiterhin Spaß :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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U_d_o hat geschrieben:wieso sollte das nur andere Laufeinsteiger interessieren?
Danke für Deine Worte! :)
Und Du hast recht, natürlich darf es auch alle anderen Foris interessieren - hab ich etwas ungeschickt ausgedrückt. *g*

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Hey Ambos, Glückwunsch. Das ist für mich auch insofern interessant, weil ich in etwa nach der gleichen Methode "trainiere" wie Du, sprich: wenn es gut läuft, leg ich mal nen Zahn zu, wenn die Beine und andere Teile nicht mitmachen, wird halt eher mal locker vor sich hin getrabt. Anders als Du hab ich aber keinen Lauf als persönliches Ziel geplant, ich laufe nur um zu laufen. Für mich und meine Gesundheit. Naja, ist ja auch irgendwie ein Ziel. Wie auch immer. Nochmal Glückwunsch.

Ben.
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Klasse, echt klasse!
Eine Superzeit, und ich bewundere deine Konsequenz, trotz einiger Rückschläge dranzubleiben! Toll!
Das nächste Mal bitte bei "Laufberichte" posten, da bekommen deine Berichte noch mehr Aufmerksamkeit, und die haben sie verdient!

Liebe Grüße
nachtzeche

P.S.: Von wegen altern: Wenn schon Studenten anfangen, dich zu Siezen, dann is echt schlimm (mir geschehen, und ich bin 2 Jahre jünger als du... :zwinker2: )
"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)

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Danke, auch super toll zu lesen :-)
Hoffe ich kann von meinem ersten wettkampf auch so toll berichten

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Tja, da musst du ein Mann sein und den harten Tatsachen ins Auge blicken: Du bist ein Naturtalent!

Herzlichen Glückwunsch und weiter so! :)
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