Die Nacht war kalt, und als ich am Morgen des 15. Juni den Reissverschluß meines Zeltes öffne und die Nase in den kühlen Morgen stecke, zeigt sich der Himmel in überzeugtem "Weißnichtsorecht". Und mir geht es genau so. Wär ich doch nur zu Hause, in meinem warmen Bettchen, noch ein Stündchen schlafen, dann Frühstück mit Ei....
ICH WILL NACH HAUSE!!!
Ich hab Schiss, vorallem natürlich vorm Schwimmen. Als wir am Rad-Check-In ankommen, steht hängt an der Tafel das Messprotokoll des Tages und das sagt 19,1 Grad. Mir fällt ein Stein vom Herzen - klar, das kann nicht die Erfüllung sein, aber ich bin trotzdem erleichtert, denn der Neo gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Und schneller macht er natürlich auch, aber ich bin die 1500 m noch nie im Freiwasser am Stück geschwommen und somit ist es gut für die Anfänger-Psyche
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Das Wetter scheint sich nicht einig zu sein, schon beim Aufbau des Wechselplatzes tröpfelt es ein wenig, dann luckt wieder die Sonne hervor, und es weht ein kühles Lüftchen. Deshalb decke ich meine Schuhe ab und lege mir, da ich keine kalten Füße bekommen möchte, doch ein paar Socken an die Radschuhe, obwohl ich das "barfuß in Schuhen" fahren, wie auch laufen trainiert hatte.
Es geht zum Schwimmstart, mit halb hochgezogenem Neo laufe ich mich barfuß ein bischen warm, damit der Kreislauf ein wenig in Schwung kommt. Dann dürfen wir ins Wasser, glitschig, moddrig, dreckig, man hat Mühe, die Hand vor Augen zu sehen. Das stört mich aber nicht, ich schwimme mich ein wenig warm und stelle mich außen rechts auf, da die Bojen rechts zu umschwimmen sind. Die gleiche Idee hatten aber mindestens 40 andere auch, so daß ich immer weiter nach rechts kam. Egal, lieber 50 m mehr, aber stressfrei schwimmen. Als der Startschuß fällt, mache ich es genau so, wie es mir Andi_Fant und einige andere empfohlen haben. Ich drücke den Startknopf meiner Uhr, ziehe den Neopren ordentlich drüber, zähle bis 10 und schwimme - wahrscheinlich als Letzte - los.
Alles geht easy, ich schwimme sehr ruhig, besonnen, vielleicht ein klein wenig zu langsam, aber es geht mir saugut. Bis zur 1. Boje einschwimmen - so der Plan. Da ich nach beiden Seiten atme, kann ich das Feld einigermaßen überblicken, natürlich sehe ich nicht, was hinter mir ist, aber solange um mich herum noch andere Schwimmer auszumachen sind, ist alles gut
Nach der 1. Boje, etwa 500 m sind geschafft, beginnt es, mir richtig Spaß zu machen. Ich kann Einige überholen, reiße mich aber zusammen um nicht zu überpacen. Meine Dreieratmung kann ich ungehindert beibehalten, an zwei Schwimmern, die zwischen Kraul und Brust wechseln, komm ich nicht vorbei, sie schwimmen so dicht, daß ich einen Bogen machen muß. Ich hätte nicht geglaubt, daß ich die Atmosphäre im Wasser so genießen kann. Beim Atmen schau ich manchmal in den sonnigen, aber bewölkten Himmel, einmal sehe ich das Funkeln eines Flugzeuges, manchmal schaue ich an den zuschauerfreundlichen Abschnitten das Publikum an und etwa bei jedem 10. Armzug zur Orientierung nach vorn. Durch die kleine Brücke hindurch, nun sind es nur noch knapp 400 m, nun kann mir nix mehr passieren, ein bischen Tempo lege ich zu.
Raus aus`m Wasser nach 31 Minuten, voll zufrieden, komplett durchgekrault, und mit dem guten Gefühl: hier geht noch ne Menge! Na ja, mit Neo jedenfalls, das ist natürlich nicht zu vergessen. In die Wechselzone sind`s gut 200 m zu laufen, währenddessen ziehe ich den Oberteil des Neos aus, komm mir saucool vor..., meinen Wechselplatz erkenne ich an der Sonnenblume sofort, Neo runter, Weste an, Helm auf, Startnummer um, Socken und Schuhe an, Rad schnappen - raus.
Yes, ich fahre. Komm gut in Tritt, die Strecke ist nicht unbedingt schön, was die Hügel und den STraßenbelag betrifft. Ein paar kurze Kopfsteinpflasterabschnitte, am prägensten ein Berg desselben, schrecklich zu fahren. Nun Gegenwind, und nach der ersten Runde gehts los: Platzregen vom Feinsten. Die Regentropfen treffen wie Nadelstiche auf meine Arme, es schmerzt und ich nehme viel an Tempo raus. Ich trau mich nicht, ich kenne mein Rad nicht bei Regen und fahre entsprechend defensiv. Gerade die Kopfsteinpflasterabschnitte, da habe ich Angst, mich hinzupacken, ebenso, wenn`s bergab geht. Das ist schade, denn ich kann mein Potential hier nicht ausschöpfen, außerdem sehe ich nichts mehr durch meine Brille. Fahr ich halt ohne. Wenn es mal eine kleine Unterbrechung der Regenschauer gibt, machts Spaß, doch die Straßen sind nun mal nass und ich bin Schisser. Trotzdem bin ich mit den am Ende gemessenen 1:30 für 43 Kilometer inklusive beider Wechsel sehr zufrieden und habe das gute Gefühl: auch hier geht noch was
Ganze Kathrin pitschenass, macht nichts, Regen hat aufgehört, Triathlon-Bekleidung trocknet schnell, Radschuhe bleiben am Wechselplatz, nasse Socken ebenfalls. Das Laufen ohne Strümpfe hatte ich ja auch geübt, mit eben diesen Schuhen bin ich letzte Woche 18 km problemlos... Der Wechsel in den Laufschritt ist perfekt, hatte meinen Garmin bereitgelegt, um mein Tempo zu kontrollieren, denn mir fällt auf, daß ich aus lauter Vorsicht nach dem Wechsel im Wettkampf oft viel langsamer laufe, als ich könnte. Einen 5er Schnitt hatte ich mir vorgenommen, die Strecke ist recht crossig ein paar kleine Anstiege, die ich gar nicht erwartet hatte. Am linken Fuß, da woh die Achillessehne beginnt, spüre ich ein kleines Reiben, denke, ist vielleicht ein Steinchen oder was anderes, nach 2 bis 3 km ist das weg. Laufen macht Spaß, die Sonne scheint inzwischen und ich sammle ein... Nach 50 Minuten und 5 Sekunden läuft Startnummer 44 ins Ziel! Überglücklich, hoch zufrieden, überhaupt niemals am Limit, Spaß ohne Ende - Triathlon ist - so hat es Schwabenpfeil einmal ausgedrückt - die reinste Lebensfreude. Erst im Ziel, als ich mir, die Medaille um den Hals, ein Erdinger Alkoholfrei schmecken lasse, sehe ich, daß mein linker Laufschuh an der Verse blutgetränkt ist. War wohl doch kein Steinchen...
Mit meiner Gesamtzeit von 2:51:56 (
Swim 1,5 - 0:31:29 ~
Bike 43,0 - 1:30:22 inkl. beider Wechsel ~
Run 10,0 - 0:50:05) bin ich gesamt 13. von 40 Frauen geworden und Ak-Dritte
Das kam für mich völlig überraschend, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. So kann`s weitergehen! Hier noch die
Ergebnisliste und ein paar (spärliche)
Fotos.