Ein Halbmarathon ist eben kein Sonntagsspaziergang, den man mal so nebenbei mitmacht - das ist die Erkenntnis die ich dieses Wochenende beim Altmühl-Halbmarathon im Rahmen des Herrieder Stadtlaufes gewinnen konnte.
Am Samstag feierte ein guter Freund von mir seine Hochzeit, und da Herrieden fast auf dem Nachhauseweg liegt, beschloss ich am Sonntag den Halbmarathon mitzulaufen. Startzeit 14.50 - bis dahin sollte ich eigentlich wieder fit sein - wenn ich mich auf der Hochzeit etwas zurückhalte. Das hat natürlich nicht geklappt - jede Menge gutes Essen - viele Freunde getroffen - und so wurde auch der ein oder andere Asbach-Cola mehr getrunken und es wurde eine sehr kurze Nacht. Aber Läufer sollen ja schon trinken, bevor der Durst kommt.
Nach ein paar Stunden Schlaf packte ich meine Sachen und fuhr nach Herrieden - auf Frühstück habe ich komplett verzichtet, da meine Verdauungsorgane sowieso schon etwas durcheinander waren. Entsprechend unvorbereitet Stand ich dann in Herrieden herum und wartete auf den Startschuss - aber eine 1:45 wird schon drin sein. Bin mal gespannt was bei diesem Experiment herauskommt - 30 °C - kein Schatten auf der Strecke - und eine sehr eigenwillige Vorbereitung. Ich muss total Gaga sein mir sowas anzutun. Aber etwa 150 Menschen um mich rum hatten etwas ähnliches vor. Kurz vor dem Start begab ich mich in den Startblock - der im Schatten der Kirche lag und angenehm kühl war - und sah dem Moderator bei seiner "Show" und seine geistreichen Wortspielchen zu. Endlich zählte er langsam von 10 herunter - und alle rannten los - obwohl die Startpistole ihren Dienst verweigerte. Also ein Startschuss der gar keiner war.
Die ersten 2 Kilometer waren in 9:10 absolviert - läuft doch ganz gut - aber erstmal etwas Gas wegnehmen - schließlich liegen noch 19 sonnige Kilometer vor mir. Der Kilometerschnitt pendelt sich 4:45 - 4:55 ein. Es ging durch zwei kleinere Ortschaften mit Verpflegungsstationen - einige Gartenbesitzer hatten an der Strecke für die Läufer Gartenduschen aufgebaut - richtung Autobahnrasthof, dem ersten Wendepunkt entgegen. Die Strecke führe zum Hintereingang des Rasthofes, dann mitten durchs Restauraunt und den Biergarten zurück Richtung Herrieden. Die ersten 10 km waren nach 47:00 Minuten absolviert und ich fühlte mich trotz Hochzeit am Vorabend noch richtig fit. Wenn ich dieses Tempo halten kann könnte ich sogar unter 1:40 landen - Größenwahn machte sich breitDa ich mir bei jeder Verpflegungsstation 1 - 2 Becher Wasser über den Kopf schüttete kam ich mit der Hitze auch noch relativ gut zurecht. Bei Kilometer 13 waren wir wieder in der Stadt im Zielbereich - aber wir mussten zunächst mal dran vorbeilaufen. Jetzt wurde die Strecke doch etwas öde - 2 km auf einem Feldweg raus aus der Stadt - 2 km zurück - nochmal 2 Kilometer raus und wieder 2 km zurück. Dort musste man dann ständig langsame 10km-Läufer und langsame Halbmarathonis überrunden und wurde selbst von schnelleren Läufern überrundet. Das schlimmste war, dass man bei dieser Streckenführung 3 mal direkt aufs Ziel zulief, aber 50 m vorher rechts abbieben und wieder raus aus der Stadt musste. Bei diesem doch sehr eintönigen Hin- und Hergelaufe machte sich doch langsam der wenige Schlaf und das ein oder andere Bierchen bemerkbar. Ich wurde von der Realität eingeholte und konnte meine Hoffnung auf eine neue PB wieder begraben. Erschöpfung machte sich breit und ich hätte mich am liebsten einfach ins Gras gelegt. Auch im Bauchraum machte sich irgendein zwicken breit - vielleicht der letzte Asbach der jetzt meine Leber traktierte. Bei Kilometer 19 warf ich noch mal einen Blick auf die Uhr - 1:32:30 - ich könnte noch eine 1:41 schaffen. Mein Kampfgeist war wieder voll da - die Erschöpfung und das Bauchzwicken, das mich schon einige Kilomter begleitet - waren wie weggeblasen. Noch 2 Kilometer zurück in die Stadt - am Ziel vorbei - eine kleine Runde in die Stadt - und dann geradeaus (nichts mehr mit abbiegen) ins Ziel.
Über dem Ziel hing eine große Uhr - ich hatte noch 20 Sekunden Zeit um mein Ziel zu erreichen - also nochmal richtig anzziehen - auch wenns wehtut. Bei 1:41:56 blieb dann die Uhr für mich stehen - meine bisher 2.schnellste HM-Zeit.
Was wäre wohl bei optimaler Vorbereitung und ein paar Grad weniger drin gewesen?
Eine Hochzeit, ein Rohrkrepierer und ein total verrücktes Experiment
127.09.2009 10 km von Röthenbach (10 km) - 38:58
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47
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