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HM Zwei-Städte-Lauf: dem Wasser so nah und doch so fern

HM Zwei-Städte-Lauf: dem Wasser so nah und doch so fern

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Eigentlich wollte ich ja beim Vienna City Marathon die 21,1 km laufen. Dann 4 Tage vor dem Lauf die Hiobsbotschaft: Bronchitis. Nix mit Laufen, statt dessen Antibiotika, literweise Tee und Bettruhe. Und viel Zeit zur Suche eines Ersatz-HM. Was sich als nicht so einfach darstellte. Obwohl die Anforderungen an eine passende Veranstaltung recht bescheiden waren (es sollte eine Chip-Zeitnehmung geben und der Lauf sollte räumlich in der Nähe liegen), kam nur eine Veranstaltung in Frage: der Zwei-Städte-Lauf von Tulln nach Stockerau.

Am 8. Juni sollte jetzt also mein verspäteter Frühjahrs-HM über die Bühne gehen. Das Datum alleine versprach hohe Temperaturen, die schattenfreie Strecke entlang der Donau ebenso. Ganz entgegen meiner sonst sonnigen Natur, war ich dann besonders erfreut, als ein Regen-Wochenende angekündigt wurde. Was – wie so manches auch – ganz anders kommen sollte.

Sonntag morgen. Der Wecker klingelt um vergleichsweise harmlose 7:15, mein Mann dreht sich mit den Worten „Viel Spaß beim Laufen“ noch mal um. Tulln ist gerade einmal 30 Minuten von mir entfernt und da der Start um 10 Uhr ist, habe ich keine Hektik. Das sollte sich aber noch gewaltig ändern.

Aber zuerst einmal zum Lauf selbst. Die Strecke geht wahlweise entweder von Tulln nach Stockerau oder umgekehrt. Ich entscheide mich dafür, mit dem Auto nach Stockerau zu fahren, mir dort die Startnummer abzuholen, dann mit dem Shuttle 15 Min. nach Tulln. Zumindest stand es so in der Ausschreibung.

Um 8:10 steige ich ins Auto und bin planmäßig um 8:25 beim Sportzentrum Stockerau. Dort vermutete ich die Ausgabe der Startunterlagen. Das war ein Fehler. Denn die Ausgabe erfolgte im Startbereich, der etwa 5 Minuten zu Fuß entfernt lag. Ich packte also meinen Trinkgurt, meinen MP3 Player und meine Schirmkappe und machte mich auf den Weg. Auf die Frage an einen Vorbeikommenden, wo denn hier die Startnummern ausgegeben werden, antwortet dieser nur „Dort wo die vielen Leute stehen“. Mir schwante Übles. Und tatsächlich, vor einer kleinen Hütte stand eine ganze Schlange Laufhungriger. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass das Shuttle nach Tulln in ca. 15 Minuten abfahren sollte. Hm, was tun? Ich probierte es mit brav anstellen. Als sich 5 Minuten später nichts getan hatte, entschloss ich mich, mein Schicksal in die Hand zu nehmen. Ich ging ganz nach vorn und fragte eine der offensichtlich überforderten Helferinnen ob ich mich vordrängeln kann, da ich noch zum Shuttle muss. Sie starrte mich mit großen Augen an, als ob ich eine längst tote Sprache spreche. „Warten Sie kurz“. In der Hoffnung, dass sie meine Startunterlagen holte, wartete ich. Zurück kam sie nicht mit meiner Startnummer sondern einer Kollegin, die sagte „Die Startnummer müssen Sie in Tulln abholen“. Was sie nicht sagte, aber ziemlich laut dachte war „Haben Sie die Ausschreibung nicht gelesen?“ Und ich dachte zurück „Natürlich, da steht aber Stockerau drinnen“.Gut, also auf nach Tulln. „Wo fährt denn der Shuttle ab?“ (wohlgemerkt in nur mehr 5 Minuten), fragte ich die Damen. Ihre Antwort, dass sei beim Park&Ride beim Bahnhof, versetzte mich in einen kurzen Schock und dann in einen gehetzten Laufschritt. So kam ich wenigstens zum Aufwärmen. Mit Schweißtropfen auf der Stirn stieg ich um 8:59 in den Bus und war auf den Weg nach Tulln.

Dort angekommen, machte ich mich gleich auf zur neuerlichen Suche nach meiner Startnummer. Auch hier gab es eine kleine Hütte mit einer langen Schlange davor. Doch halt, was war denn das? Es gab noch eine zweite Ausgabestelle vor der nur 2 Läufer standen. Mir war wohl klar, dass es sich hier um die Nachmelde-Stelle handelt, sonst würden sich wohl die Läufer aufteilen. Da aber nur 2 dort standen, wagte ich mein Glück. Ich kam auch gleich dran, wurde dann aber freundlich darauf verwiesen, dass Startnummer nur in der rechten Schlange ausgegeben werden. Obwohl keiner mehr zur Nachmeldung da war! Obwohl sie nur hinter sich greifen hätte müssen, für meine Startnummer! Mit der Gleichmut eines Menschen, der sein Schicksal doch nicht ändern kann, stellte ich mich erneut an. 15 Minuten später hielt ich die heißbegehrte Nummer in meinen Händen.

Jetzt bleiben noch 30 Minuten bis zum Start, die ich fürs Einlaufen und WC-Besuche nützte. Dann war es 10 Uhr und es ... passierte nix. Da noch ein paar Läufer auf ihre Startnummern warten, wird der Start etwas verschoben. Gewundert hat mich das nicht. Endlich ... 10:05 der überschaubare Läufertross (später werde ich erfahren, es waren so um die 70 Seelen, die sich auf den Weg machten) setzt sich in Bewegung. Ich laufe als Letzte los, die anderen schauen viel schneller aus und sind es letztlich dann auch. Für mich geht es nur darum, die 21,1 km zu laufen, die Zeit ist für mich sekundär.

Ich laufe in einer Gruppe von Frauen, die sich aber nach 10 Minuten von mir verabschieden. Denn es gibt auch einen 8km Lauf, den die meisten weiblichen Läuferinnen wählen. Übrig bleib ich am Schluss. Vor mir ein Läufer mit einem Schirm (!) in der Hand. Langsam schloss ich zu ihm auf und fragte ihn nach seinem ausgefallenen Laufutensil. „Den habe ich als Glücksbringer mit, damit es nicht regnet“. Hätte er mir das 10km später gesagt, ich hätte ihm den Schirm entrissen und in die Donau geworfen.

Denn es sollte heiß werden. Und schwül. Eine suboptimale Kombination, vor allem für Laufanfänger wie mich. Die Strecke bot wie erwartet kaum Schatten. Und auch sonst, gab sie nicht viel her. Rechts die Donau, links etwas Grün und ab und zu ein paar Schrebergärten. Die Ironie des Lebens kommt einem dabei voll zu Bewußtsein: da ist man dem Wasser so nah und doch so fern. Bereits nach 5km gingen mir die Eindrücke aus, die mich von der mir noch vorliegenden Strecke ablenken könnten. Dazu, lieber Leser, solltest du wissen, dass ich zwar gerne und oft laufe, aber ein HM für mich immer noch ein mentales und körperliches Abenteuer darstellt.

Immerhin kam bei km 5,4 die erste Verpflegungsstelle, die ich sogleich hochmütig ignorierte. Ich hatte ja meinen Trinkgürtel, das sollte doch reichen. Es reichte nicht, zu mindestens nicht bei dieser Hitze und ohne Schatten. Bei der nächsten Labestation bei km 10,4 wusste ich das und schüttete mir geläutert 3 Becher Wasser über meinen Sturschädel.

Mittlerweile war etwas Abwechslung in die Sache gekommen, denn die schnellsten Läufer der Gegenstrecke von Stockerau nach Tulln passierten mich. Ich klatschte vor Begeisterung und beschäftigte mich auf den folgenden km damit, zu begreifen, wie man nur so schnell laufen kann. Leider reichten die km nicht aus um eine Antwort darauf zu finden.

Irgendwann – für mich war es eine Ewigkeit – tauchte die letzte Labestation bei km 15,4 auf. Ab hier sollte es eigentlich leichter werden, denn ich war jetzt einerseits im Schatten des Auwaldes und andererseits kenne ich die Strecke sehr gut von meinen Wochenendläufen. Aber irgendwie wurde es nicht leichter und ich sehnte schon das Ziel herbei. Endlich sah ich den Zielbogen, lief über die Matten und ... lief weiter.

Denn die Strecke Tulln-Stockerau ist nur 19,4 km lang, wer einen HM laufen wollte, konnte noch freiwillig eine 1,7km lange Schleife dranhängen. Bei der Anmeldung erschien mir das lächerlich. Wenn ich schon 19,4 km laufe, dann sind doch 1,7 dazu nix mehr. Inzwischen weiß ich, wie lange 1,7 km sein können.

Und ich weiß, wie sehr das eigene Gefühl täuschen kann. Mir kam es vor, als ob ich die letzte Schleife im Schneckentempo absolvierte. Tatsächlich war es der schnellste Abschnitt mit für mich unglaublichen 5:13/km. Auch das Gesamtergebnis hat mich angenehm überrascht. Meine bisherige PB habe ich gleich um 4 Minuten unterboten und halte jetzt bei 02:11:24 für den HM.

Und letzte bin ich auch nicht geworden (sondern nur Drittletzte) :daumen:

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MP3 hat geschrieben: Und letzte bin ich auch nicht geworden (sondern nur Drittletzte) :daumen:
Gratulation , den Lauf durchgestanden bei chaotischen Vorbedingungen. :daumen:
Beim nächsten mal weißt du was man besser machen kann.. :nick:

Viel Spaß beim nächsten WK

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Herzlichen Glückwunsch zur neuen PB :daumen: !

Das Wetter war nicht gerade läuferfreundlich. Doch Du hast dich durchgekämft :respekt2: !

Gruß
Ralph
Gesperrt

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