Selbst als ich mir am Donnerstag neue Schuhe kaufte - das erste Paar seit meiner langen Laufpause - verleitete mich nicht dazu, die neuen Treter noch am selben Tag Probe zu laufen. Ein Indiz dafür, dass die Lauflust sich bei mir doch noch nicht wieder eingestellt hat. Früher wäre es mir schnurzpiepegal gewesen, ob es regnet, schneit, stürmt oder die Sonne unbarmherzig heiss auf die Rübe scheint - nichts hätte mich abgehalten.
So aber kamen die neuen Schühchen erst am Sonntag zum Einsatz - und wenn ich auch hochzufrieden mit der Qualität der Treter war, das Laufen fiel mir dennoch schwer. Nach meiner 7 KM - Runde kam ich dann doch ziemlich erschöpft zu Hause an und war froh, dass ich unter die Dusche kam. Und dann auf das Sofa.
Heute aber war alles anders. Ein anstrengender Arbeitstag war geschafft. Gartenarbeit bewältigt und eigentlich ist die nächste Laufeinheit erst für morgen auf dem Programm. Aber kurz entschlossen wollte ich dann doch noch eine kleine Runde drehen.
Der Hund musste sowieso mal raus - verzog sich jedoch sehr flugs in den Garten, als ich die Hundedame anleinen wollte. "Nee, Frauchen, mir ist warm, ich bleib im Schatten liegen und pass auf Herrchen auf, okay?" schien ihr bettelnder Blick mir sagen zu wollen.
Und so kramte ich dann meinen ipod raus und trippelte allein gen Wald.
Ziemlich anstrengend, schwülwarm, die Luft steht, das Atmen fällt schwer.
Meinen ersten Anstieg schaffe iche gerade mal laufend zur Hälfte, der Rest wird gegangen. Mir egal, ich hab Zeit, die Mücken lassen mich ausnahmsweise in Ruhe und so laufe ich dann wieder weiter, als mein gefühlter Puls wieder unter 180 schlägt.
Irgendwie ist das Grün der Bäume heute viel grüner als sonst. Die Luft wird klarer und der genau zum Laufrhythmus passende Takt der Musik lässt mich förmlich schweben.
Nach wochenlangem Laufen, bei dem jeder Schritt anstrengend war und ich immer nahe Punkte als Ziel fixiert habe, die ich bis zum Erreichen auf jeden Fall laufen wollte und dann doch das ein oder andere Mal frühzeitiger zum Gehen wechseln musste und ich selten bis gar nicht das Gefühl hatte, einfach zu laufen - und sonst nichts - , da ist es einfach so passiert:
Ich laufe einfach, ohne richtig zu bemerken, dass ich genau das tue. Ihr wisst, was ich meine, nicht wahr?
Man merkt gar nicht, dass die Füsse den Boden berühren, die Beinmuskulatur arbeitet wie von selbst, nichts zwickt, die Luft reicht mehr als aus - so muss es sich doch anfühlen!
Und genauso hat es sich heute angefühlt. Sicher, ein paar Anstiege bin ich dann doch wieder gegangen, aber im großen und ganzen lief ich die Strecke durch. Und nicht nur meine kleine 5 KM - Runde, ich hatte Lust, noch ein Ründchen dranzuhängen, es lief einfach zu gut. Und danach noch eine klitzekleine Runde um den Block...
Nach 1 Stunde kam ich rotgesichtig, beinzittrig zu Hause an - aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht!
Mein Freund schüttelte nur mit dem Kopf - er läuft halt nicht. Pech für ihn!
Und gerade rief mich noch meine Laufpartnerin an, die mir verkündete, dass ich für den Lichterlauf Ende September gemeldet werde. Im Prinzip war ich bereit, den 5er mitzumachen.
5 KM gehen immer - wenn auch im Rentnerinnentempo, aber egal. Dabeisein ist eben doch alles.
Nun werde ich wohl 10 KM laufen "müssen".
Letzte Woche hätte ich wohl noch aufs Heftigste protestiert.
Heute freu ich mich darauf! Weil: Laufen is doch einfach schön - egal, in welcher Geschwindigkeit.
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