atp hat geschrieben:Welcher Trainingsplan ist der beste?
Hängt natürlich davon ab, wie man die Qualität eines Trainingsplans mißt.
Die einen beurteilten einen Plan danach, ob das, was er als Wettkampfergebnis prognostiziert dann auch wirklich zutrifft. Das ist meist kein großes Kunststück, insbesondere wenn man als Voraussetzung für den Plan bestimmte Zeiten auf Unterdistanzen macht und wenn man genaue Tempo- und Streckenvorgaben für Trainingseinheiten macht. Wenn ich einen lockeren langen Lauf über 35km in 6:00min/km im Plan machen soll und kann, dann ist es kein Wunder, wenn ich später beim M auch sub4h laufen werde. Ich nenne so etwas selbsterfüllende Prophezeiungen und das hat für mich rein garnichts mit Trainingsplanqualität zu tun.
Ich beurteile Trainingspläne dagegen vor allem danach, ob sie die eigene Leistungsfähigkeit verbessern oder nicht.
Wichtig ist die systematische Umfangssteigerung über Wochen und Monate und die Möglichkeit, an das eigene läuferische Limit zu kommen ohne völlig auf freie Zeit neben Beruf und Sport zu verzichten. Der richtige Wechsel zwischen Trainingsreiz und -Pause ist entscheidend wichtig und sollte sich an den entsprechenden Biorhythmus halten, was für mich bedeutet: Zweimal täglich laufen.
Ein größerer Puffer für unvorhergesehene Trainingsausfälle muss unbedingt in einem langfristigen Plan sein, sonst ist Frust und Mißerfolg vorprogrammiert. Dieser Puffer fängt auch das Risiko von Überträining ab.
Ein guter Plan überläßt dem Läufer die Wahl, an welchen Tagen er schneller oder etwas weiter läuft. Er macht keine extrem detaillierten Vorgaben was an welchem Tag in der Woche zu tun ist, sondern er weist auf die wichtigsten Trainingsprinzipien hin und gibt allenfalls Beispiele wie man diese Prinzipien umsetzen könnte.
Du sagst, Du beurteilst Trainingspläne danach, ob sie die eigene Leistungsfähigkeit verbessern. Wie, wenn nicht durch Wettkampfergebnisse, soll man das tun? Klar, im täglichen Training, ob man bspw. bei gleicher Belastung (gemessen anhand des Gefühls oder der Herzfrequenz) kontinuierlich eine höhere Geschwindigkeit erreicht. Aber der wirkliche Gradmesser sind doch die Wettkampfergebnisse.
Ich denke, jeder Trainingsplan ist der beste, wenn er das Optimum aus seinem Anwender herausholt. Das kann für den einen Daniels, für den anderen Steffny oder Greif sein.
Meßbar ist es eh nicht, da man ja nur eins zugleich trainieren kann und zu einem anderen Zeitpunkt schon wieder ein anderer Läufer ist. Lediglich über Misserfolg kann man bestimmte Pläne ausschließen. Hier werden immer wieder bestimmte Systeme verurteilt, obwohl derjenige nie danach trainiert hat, was meiner Meinung nach nicht wirklich seriös ist, auch wenn man natürlich aufgrund eigener Bedürfnisse und Erwartungen schon in etwa einschätzen, ob ein Plan für einen passt oder nicht.
Letztlich gilt es, sich selber kennenzulernen, seine Stärken und Schwächen, und das Training entsprechend zu dosieren und anzupassen. Wenn man sich dann noch etwas Know-How aneignen kann, ist man eh in der Lage, sein Training selber zu gestalten, wenn man denn Lust dazu hat. Außerdem sollte man sich nicht zum blinden Gehorsam eines Plans verleiten lassen, dann kann nahezu jedes Prinzip zum Erfolg führen.
Ich hoffe für mich, dass ich eines Tages selber in der Lage bin, mein Training zu gestalten, weil ich denke, dass ist der aussichtsreichste Weg, weil man sich doch letztendlich am besten kennt. Ergänzend kann natürlich ein Trainer oder jemand, der das Training analysiert, ungemein hilfreich sein, um eventuelle Schwachpunkte, die man selber nicht sieht, auszumerzen.
Gruß
Chris