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Bieler Halbmarathon 08: Mein 1. Nachtlauf

Bieler Halbmarathon 08: Mein 1. Nachtlauf

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Halbmarathon in Biel 2008
Superlang, aber ich bin auch superlange gelaufen! :nick:

Nein, extra zum Halbmarathon sind wir nicht in die Schweiz gereist, das wäre denn doch zuviel des Aufwands gewesen. Die Gegend um den Bieler See bietet aber einiges an schönen Urlaubsmöglichkeiten, und so suchten wir nach einer Ferienwohnung in der Region und fanden eine in Prêles, oberhalb von Twann.

Recht früh im Jahr meldeten wir uns zum HM an, der am Samstag um 14 Uhr starten sollte. Irgendwann stellte ich beim Studium der Homepage fest, dass man die Startzeit auf Freitag 22.30 h verlegt hatte. Schock! Ich laufe nie im Dunklen, weil ich ziemlich nachtblind bin und Unebenheiten im Untergrund einfach nicht wahrnehme. Mein Mann ebenso; liegt evtl. an unserer starken Kurzsichtigkeit. Ummelden auf den Büttenberglauf? Och nö, wir probieren es. Kenner der Strecke beruhigten uns: bis Ahrberg sei auf jeden Fall alles asphaltiert oder jedenfalls sehr gut zu laufen. Ich lieh vorsichtshalber zwei Stirnlampen aus, die „unseres Fußes Leuchte“ sein sollten.

Das Foritreffen im Bahnhöfli am Donnerstagabend war gut besucht und sehr kommunikativ; alle waren in guter Stimmung. Nur das Wetter stimmte bedenklich. Als wir gegen 22.30 h die Kneipe verließen, goss es in Strömen! Oh je, hoffentlich ist das morgen um die Zeit nicht so…

13.6., Raceday. Der Chip ist am Schuh, aber der Plastikstrippe zum Befestigen habe ich misstraut. Wenn die nun zerbröselt und der Chip verloren geht? Dann kann ich ja gar nicht rangiert werden! Und teuer wird’s auch, also auf herkömmliche Weise in die Schnürung getüdelt, das Ding.
Beim Abholen der Startnummern am Vortag hatten wir schon einen passenden Parkplatz ausgeguckt. Lieber ein paar Schritte gehen als von einem 100km-Läufer, zugeparkt werden und nachts nicht wegkönnen, wuah, welch Alptraum! :help:

Wir treffen noch ein paar Bekannte, dann sehen wir zu, wie die Hunderter starten. Wetter ist recht kühl, aber trocken. Nochmal rein in die Sporthalle zum Aufwärmen und Fußballgucken. Nun ist es fast leer hier drin. Die 100km-Läufer machen den Löwenanteil der Starter aus.

So, nun wird es Zeit. Wir suchen uns einen Platz im Startblock, wollen natürlich nicht so weit vorne, sind ja langsam – aber wo wir uns auch platzieren, neben uns, vor uns Massen von Walkern und Nordic Walkern! Ich ziehe Hans weiter nach vorne, „komm vor die Walker!“ aber die stehen bis zur Startlinie… :klatsch:

Nun geht es los, auf den ersten 500 Metern Gedränge, ich bin unsicher, hauptsächlich auch wegen der NWler, deren Stöcke doch reichlich unberechenbar herumfuhrwerken. Aber nach einer Weile hat man sich arrangiert und wir kommen gut voran. Eine lange Ausfallstraße nach Biel rein, wo kaum was los ist. Dann das Zentrum, da ist Publikum, ich bin mir aber nicht sicher, ob das nicht eher Fußballfans sind. Na egal, so lange sie auch mal anfeuern.
Nun drehen wir ewige Runden durch die Stadt. Auf dem Streckenplan war zwar eine Schlaufe eingezeichnet, aber es war nicht deutlich, dass die mehrere Male durchlaufen werden muss. Jedenfalls hatte ich irgendwann dieses „und täglich grüßt das Murmeltier“- Gefühl: bei Fielmann linksrum war doch schon mal, vor mir Rotonde hab ich doch vorhin schon gesehen. Dazu oft wenig Publikum und leere Straßen, gut war bloß, dass alles schön erleuchtet war. Und noch ein Extraschlenker durch die Seitenstraßen für die Halbmarathonis.

Dazu kam, dass die km-Schilder nicht spezifiziert für 100er und andere Strecken waren. Bei km 3 hatte ich 19:16 auf der Uhr, also was bei 6:2xx. Nach einer Weile Weiterlaufen plötzlich ein Schild „km 2“. Wie jetzt… wo bin ich? :confused: Ach, das ist wohl für die 100er, und wie viel muss ich addieren als Halbmarathoni?? Weiter durch Biel. Über den Mösliweg :D erreichen wir die Vororte. Nett ist es, wenn im Dunkeln Anfeuerer auftauchen und ihres Amtes walten, aber mein Eindruck ist, dass sie ihre Energien hauptsächlich an die 100km-Läufer verschwenden. Viel los war eher nicht.

Endlich, nach 1,5 h sind wir wirklich „auf dem Lande“. Vorher, bei Port, war noch ein Anstieg von 100 Metern auf 2km zu bewältigen, die Steigung schien kein Ende zu nehmen, aber ich konnte sie laufend bewältigen. Und genauso wieder runter, da konnte man gut rollen lassen.
Manchmal taucht ein erleuchtetes Gasthaus in einem Dorf auf, mit Partypeople davor, oder zwei Damen hocken einsam im Dustern am Straßenrand und feuern an. Ansonsten stille Felder rechts und links. Ich habe die Lampe eingeschaltet und leuchte auf den Weg vor mir, aber der ist absolut problemlos und ohne Stolperfallen. Schade, dass man nicht in die Landschaft gucken kann. Und wie sich die Strecke vor einem darstellt (bergauf? bergab?), kann man auch nicht sehen. Soo doll ist nachts laufen nicht.

Um mich rum sind hauptsächlich Stafettenläufer. Ich hatte mit etwa 2:30 gerechnet, nach dem Start in Biel hatte ich gehofft, dass es evtl. doch schneller geht. Nun taucht mitten im Feld ein Schild auf „km 15“. Ich bin1:47 unterwegs. Gilt das für mich? Dann bin ich ja furchtbar langsam! Und wenn’s für die 100er gilt, müsste ich 4 km addieren, dann wäre ich ja raketenartig unterwegs. Also wohl doch Fall 1. Ich versuche mich mit Wurschtigkeit zu wappnen und beschließe, mir keine Gedanken über die noch anstehenden km zu machen und bloß einen Fuß vor den nächsten zu setzen, bis vor mir ein Zielbogen auftaucht! Der Streckenverlauf ist dagegen gut markiert, habe kaum Zweifel, wo ich lang muss.

Km 19. Aha, noch gut 2 km. Ob ich Ahrbergs Lichter irgendwo entdecken kann? Aber nix zu sehen oder zu hören. Km 20, es wird wieder bewohnter ringsum. Keinen Plan, in welche Richtung das Ziel ist, also immer weiter und überraschen lassen, ich weiß nur, dass wir über die alte Holzbrücke laufen, die Hans und ich bei unserem Besuch in Ahrberg die Tage zuvor schon bewundert und fotografiert haben. Nach einer Linskurve taucht sie plötzlich auf, da soll ja immer viel Publikum sein und anfeuern – aber nein, die sind wohl alle inzwischen vorne im Fußballpartyzelt oder zuhause. Mein Eindruck verstärkt sich immer mehr, dass der M und HM mehr so „Abfallprodukte“ des Hauptlaufs sind, sowohl beim Veranstalter als auch bei den Anwohnern.

Der Zieleinlauf ist auf dem schönen alten historischen Platz von Ahrberg. Gut, dass wir vorher schon mal da waren, sonst wüssten wir gar nicht, wie es hier aussieht. Nach dem Durchrennen des Zielbogens (2:30:11 brutto) habe ich nur einen Wunsch: was zu trinken! Der Mensch im Zielbereich hat auch nur einen: den Chip. Ja, Mann, kommt gleich, hat das nicht Zeit?? Nee, hat es nicht. Ich setze mich auf einen Stuhl und friemele ihn aus der Schnürung. Getränke? Nein, nicht hier, 200m weiter beim Verpflegungsstand der 100km- Läufer. Ich folge also der Laufstrecke, ein wenig suchend, schließlich findend. Da gibt es ein buntes Angebot, ich nehme Cola und kehre mit einem Becher für Hans zur Ziellinie zurück, aber da kommt er mir schon entgegen.

So, nun zu den Wechselklamotten und zum Shuttlebus nach Biel, der soll gleich fahren! Ich: wir müssen nach da. Nee, sagt Hans, nach dort. (Ihm hatten sie im Zielbereich anscheinend eine andere Richtung gezeigt!) Nun suchen wir im nachtstillen Ahrberg nach dem Bus. Kein Mensch, kein Hinweisschild. Hans hat die richtige Eingebung, endlich sehen wir ihn. Davor, einfach auf dem Bürgersteig, die Kleiderbeutel. Immerhin mit Helfern daneben. Am Zielort des Marathons sollen sie unbewacht einfach so dagestanden haben. Schnell die Tasche gegriffen, da der Bus Anstalten zum Abfahren macht, aber da sehen wir, dass eine ganze Läuferschar an der Haltestelle steht, die anscheinend im Bus keinen Platz mehr bekommen hat!
Umziehen müssen wir uns in aller Öffentlichkeit, na ja, Läufer kennen so was und Eingeborene sind jetzt nicht mehr unterwegs. Und jetzt eine halbe Stunde Warten, :sauer: der nächste Bus soll um 1:45 h fahren. Einige Läufer tun mir echt leid, sie stehen verschwitzt in kurzen Hosen und Singlet in der recht frischen Nachtluft, es soll bis 4° abgekühlt haben, hören wir später. Die hatten sich wohl ausgerechnet, dass sie gleich weiterfahren können und haben die Wechselsachen in Biel gelassen.

Endlich kommt ein Bus, An dem steht aber „Garage“. Hä?? Wir müssen nach Biel! Einige Läufer reden mit dem Fahrer, er ist absolut überrascht, dass noch eine Tour geplant war. Er zückt sein Handy und telefoniert erstmal mit seiner Regierung. Nach längerer Diskussion ist klar: er bringt uns nach Biel! Jubelnd stürzt die Meute in den Bus, der sofort wieder besetzt ist. Nach einer halben Stunde sind wir wieder am Eisstadion. Damit hatten wir wohl Glück, denn die Marathonis wurden 1,5 Stunden herumgefahren, weil hier, da und dort noch Läufer eingesammelt wurden. Ob nach unserem wohl noch ein Bus kam? Geplant war es ja, aber wenn die Busfahrer davon nichts wissen, nützt die schönste Planung nichts. Mussten die Walker etwa bis zum ersten regulären Bus an der Haltestelle sitzen?

Gegen 3 Uhr sind wir wieder zuhause. Schlafen, während die anderen durch die Nacht tappeln. Aber anderntags um 10 sind wir wieder am Eisstadion und bejubeln sie bei ihrem Zieleinlauf.

Fazit:
Das Funktionsshirt als Zugabe ist fein. Und es gab ein tolles Schweizer Taschenmesser. Hoffentlich haben diejenigen, die mit dem Flieger kamen, es in den Koffer gepackt und nicht in der Tasche gehabt.

Strecke etwas langweilig
Untergrund super
Orga katastrophal.
1) Wer eine Teilstrecke läuft, sollte am besten eine liebe motorisierte Seele in petto haben, die zu jeder Zeit überall hin düst zum Aufsammeln.
2) Wenig Getränkestände hinter Biel. Wegen des kühlen Wetters gerade noch okay.
3) Im Zielbereich etwas zu trinken wäre schön gewesen.
4) Am Start störten Walker und NWler, sie hätten 5 Minuten später starten sollen
5) Im Zieleinlauf des 100km- Laufs tummelte sich in der ca. 2m breiten Gasse alles, was da nicht hingehörte, Kinder und Muttis rechts und links vom finishenden Papi, Baguette-Michel und Fahrradcoaches, die z.T. so blockierten, dass die, die noch ein wenig spurten wollten, nicht vorbei kamen. Naja, DAS war nicht meine Sorge. :zwinker5:

Vermutlich ist es auch ein Helferproblem. Man müsste ja noch viel mehr aktivieren, um alles abzudecken. So bleibt halt der Hunderter das Hauptevent, alles andere wird dem nachgeordnet. Einen Nachtlauf muss ich nicht noch mal haben, ich sehe ja gar nichts von der Umgebung. Und das Ausleuchten der Strecke vor einem ist etwas anstrengend und zeitraubend.

Abgesehen von dem Transportproblem okay, aber muss ich nicht noch mal haben. Biel? War ich schon.

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Erstmal Glückwunsch zum ersten "Biel-Erlebnis"! :wink:

Dein Fazit gefällt mir aber so gar nicht! Ich hatte keine Probleme mit dem Zielkanal!
Wo war der denn nur 2 Meter breit?

Weißt Du, Biel ist nicht so ein steriler Stadtmarathon, bei dem alles derart überorganisiert ist, dass einem die Luft zum Atmen wegbleibt, wobei es dieses Jahr in Anbetracht der Teilnehmerzahlen ohnehin nicht leicht war, das zu bewältigen.

Biel - so zumindest ist mein Eindruck aus 3 Jahren, in denen ich da war - ist ein Stückchen Abenteuer, Ausbrechen aus dem üblichen Trott gewöhnlicher Läufe...
Wer stattdessen eher den straff geregelten Fahrplan braucht, um sich wohl zu fühlen, für den mag Biel in der Tat nicht die richtige Empfehlung sein, der "Abenteurer" allerdings, der sich u. U. schon mit Biel angefreundet hat, wird sich arrangieren.

Kleiner Trost:
Ich ärgere mich auch darüber, wenn ich mal einen Schuh gekauft habe, der mir dann doch nicht so behagt... :zwinker5:

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ultrafun hat geschrieben:Erstmal Glückwunsch zum ersten "Biel-Erlebnis"! :wink:

Dein Fazit gefällt mir aber so gar nicht! Ich hatte keine Probleme mit dem Zielkanal!
Wo war der denn nur 2 Meter breit?
Na, vielleicht habe ich mich auch verschätzt, wir standen an der langen Geraden, kurz bevor man rechts um die Ecke direkt aufs Ziel zu lief.
Und für die 100er ist ja auch alles geregelt, die Orga-Lücken betreffen wohl eher die Teilnehmer der kürzeren Strecken.
Ärgern tu ich mich über meine Teilnahme auch gar nicht; war nur nicht so begeistert, dass ich wieder hin muss.

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harriersand hat geschrieben:Na, vielleicht habe ich mich auch verschätzt, wir standen an der langen Geraden, kurz bevor man rechts um die Ecke direkt aufs Ziel zu lief. ...
Jetzt hat sich das ganze natürlich relativiert... :umarm: - also ich mag den Kontakt zu anderen Läufern und Zuschauern... :P
Sieh es mal so: Die 100er mussten über diese Distanz gehen und das war für viele wie die vielzitierte "Höhle des Löwen"... :D und um den Halbmarathonis annähernd diesen Eindruck zu vermitteln, hat man eben diesen Engpass geschaffen, damit man nicht sagen konnte: 'Der Halbmarathon war ja nur ein Kinderspiel!' :zwinker5:
(völlig frei interpretiert und bestimmt nicht so von den Organisatoren gewollt... )
:hallo:


PS: Schöne Fotos habt ihr da eingefangen, spontan und nicht gestellt! :daumen:

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Hallo,
danke für den netten Bericht :danke:
Da ich bisher noch nicht bei einem Nachtlauf gestartet bin, finde ich es immer sehr interessant zu lesen, wie es anderen dabei so erging.
Aber tapfer geschlagen :daumen:
Lieber Gruß
Renate

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Hallo,

trotzdem ein schöner Bericht und schöne Fotos :daumen: ! Erholt euch gut. Zählt der Wettkampf für unser Triell?? Ich denke eher nicht - hattest du ja schon angedeutet.

Liebe Grüße
Dagmar
:winken:

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Hallo,

die katastrophale Orga des Nacht Halbmarathon vor allem in Aarberg kann ich nur bestätigen. Direkt im Ziel keine Verpflegung, keinerlei Hinweisschilder wo der VP ist bzw. wo der Shuttle-Bus abfährt. Selbst die Helfer im Ziel wussten nicht wo sich was befindet.
Ich hatte es noch nie erlebt, dass direkt nach dem Zieleinlauf jemand versucht hat meinen Schnürsenkel zu durchtrennen um an den Chip zu kommen :confused: .

Wenige anfeuernde Menschen waren an den Straßen zu sehen, der Lauf wurde ja auch 30 Minuten nach den 100er gestartet. Besser wäre hier wohl ein Start 30 Minuten vor dem Start, dann haben die Halbmaratonnen auch die Möglichkeit in Aarberg die 100er noch zu bejubeln und bekommen die Atmospäre auf der Strecke live mit.

Aber die Atmosphäre in Biel, der Start der Coaches (Radbegleiter) und der 100er ist schon beeindruckend. Alleine das ist eine Reise wert.

Bis nächstes Jahr in Biel mit längerer Strecke :wink: .


Gruß
C.

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Danke für den netten, ausführlichen Bericht!
Und natürlich herzlichen Glückwunsch zum ersten Nachtlauf!
Das mit der Orga ist natürlich sehr ärgelrich, aber wnn ich deinen Bericht so lese, klingst du doch recht versöhnt, oder?
Liebe Grüße
nachtzeche
"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)
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