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Talentförderung an US Colleges / Hochschulsport in Deutschland

Talentförderung an US Colleges / Hochschulsport in Deutschland

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Hi,

kennt sich jemand mit Talentförderung an US Colleges aus? Ich meine, dass es dort auch im Laufbereich (track, XC) ein etabliertes System gibt, was zahlreiche Talente endeckt und förert. Gibt es vergleichbares überhaupt in Deutschland? Mit Hochschulsport kann man das wohl nicht vergleichen. Erfolt die Selektion in Deutschland zu früh, zu einseitig?

Ich könnte mir jedenfalls gut so eine Art College-Team vortellen, auch wnn esnicht für jeden nur nationlaen Spitze reicht.

Pia

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apple-pie hat geschrieben:Hi,

kennt sich jemand mit Talentförderung an US Colleges aus? Ich meine, dass es dort auch im Laufbereich (track, XC) ein etabliertes System gibt, was zahlreiche Talente endeckt und förert. Gibt es vergleichbares überhaupt in Deutschland? Mit Hochschulsport kann man das wohl nicht vergleichen. Erfolt die Selektion in Deutschland zu früh, zu einseitig?

Ich könnte mir jedenfalls gut so eine Art College-Team vortellen, auch wnn esnicht für jeden nur nationlaen Spitze reicht.

Pia
In den USA gibt es Meisterschaften zwischen den einzelnen Colleges. Und die Schulen sind daran interessiert, dass ihre Schule möglichst gut da steht.
Daher werden die Sportler gefördert und Sport ist viel mehr Schulalltag als in Deutschland.
Das ist auch der Grund für die Sportstipendien in den USA. Eine Schule holt sich gute Sportler um gut zu sein in den Wertungen.
Auf der anderen Seite gibt es in den USA nahezu keinen Vereinssport. Hier und da mal ein RoadRunnerClub, aber ein Sportverein für Leichtathletik für Jugend und Erwachsene gibt es nicht.
Die Gefahr in den USA für Athleten ist, dass die Schule für sich das maximum aus den Athleten raus holt. Die Schule und Mannschaft steht klar im Vordergrund, nicht der Athlet.

-running-

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Gut dass du das mal ansprichst, denn das Thema "Talentförderung" hat mir schon sehr lange Kopfschmerzen bereitet. Ich kenne mich jetzt nicht genau mit der Förderung an US- Colleges aus, weiß aber, dass in den USA schon an der High School Sport auf sehr hohem Niveau betrieben wird ( als Beispiel: die Footballspieler der HS Teams haben das Niveau der deutschen nationalen Spitze im Football ) und das so für viele Sportler der Weg zum College über ein Sportstipendium möglich ist, Spor hat dort im Schulsystem einen viel, viel höheren Stellenwert als bei uns.

Darüber hinaus kann ich dir als erfolgreiches Konzept der amerikanischen Talentförderung im Laufsport das Henson-Brooks-Runningteam nennen ( schau ma auf Brooksrunning.com), welches seine Mitglieder auschließlich aus Collegeläufern rekrutiert, die da aber schon auf einem Niveau laufen können, das in Deutschand von nur wenigen Amateurläufern erreicht wird ( 10km in 29.xx und 5km in 14.xx für die Männer ). Drei oder vier Läufer haben es schon an die amerikanische nationale Spitze geschafft ( Marathon).
Von der Umsetzung her: die Athleten leben in einem eigenem Trainingskomplex ähnlich dem Nike - Trainingscenter in Oregon und werden dort von Trainern und Ärzten betreut, Ausrüster ist Brooks.

So etwas gibt es in Deutschland nicht mal Ansatzweise und wenn wir nicht bald ein super-mega Talent finden, dass sich selbst trainiert und an die Spitze läuft ( ausrüsten tut er/sie sich natürlich selber ), dann finden wir nie wieder Anschluss an den Rest der Welt. Bei den frauen besteht das Problem nicht so stark, wobei ja momentan nur Mikitenkova mit der Weltspitze mithalten kann...
Wenn ich daran denke, dass man mit 18 Jahren und nicht untalentiert nie eine Chance haben wird, richtig gut zu werden, weil man nicht unterstützt wird, wird mir schlecht. Es gibt keinen Schulsport, über den Fördrung stattfinden kann, es gibt kaum Sportvereine, die wirkliche Förderung leisten und mittlerweile laufen die Amateure bald Zeiten wie die "Profis". Und wenn mal wirklich ein Talent da ist, dann wird es schon in im Kindesalter bis zur Jugend verheizt und wenn es dann den großen Sprung nicht schafft... Arschkarte. Ich kenn so einen Fall, den Andre Sommer, Leichtathlet seit er 9 ist, Bestzeit auf 10km 29 min irgendwas, Marathon wäre er in Frankfurt fast auf 2:15 gelaufen ( musste wegen Magenkrämpfen bei KM 35 aussteigen, ich glaub 2006 ) und Steffny wusste nicht mal, wen er da kommentiert. Durch zahlreiche und periodisch wiederkehrende Verletzungen der Achillessehne hat er es dann aufgegeben, Profi werden zu wollen, obwohl er kurz davor stand. Und er ist gerade mal 26 jahre jung.

Dann kommt noch hinzu, dass die nationale Spitze nur alleine trainiert, der teamgeist fehlt völlig, was wohl auch daran liegt, dass es ja auch keine Nachwuchsteams gibt...
Und unsere leichtathletikclubs wie hier bei uns der SC Magdeburg, die haben auch ein paar Talente... aber die müssen schon alleine zu denen kommen, da macht sich keiner auf die Suche und sichtet. Und wenn die schon älter als 12 sind, na da sieht es schon schlecht aus. Dazu kommt dann noch die Bürokratie und Korruption innerhalb der Bundes - und Landesverbände der Leichtathletik und fertig ist die Misere...

Wie gesagt, als "Späteinsteiger" hat man auch im Jugndalter keine Chance mehr...

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jackdaniels hat geschrieben:
So etwas gibt es in Deutschland nicht mal Ansatzweise und wenn wir nicht bald ein super-mega Talent finden, dass sich selbst trainiert und an die Spitze läuft ( ausrüsten tut er/sie sich natürlich selber ), dann finden wir nie wieder Anschluss an den Rest der Welt. Bei den frauen besteht das Problem nicht so stark, wobei ja momentan nur Mikitenkova mit der Weltspitze mithalten kann...
Es können im Männerbereich bis auf wenige Marathonläufer eigentlich keine Europäer oder Amerikaner mit den Afrikanern mithalten. Die Frauen haben das Glück, dass noch nicht so viele afrikanische Frauen laufen wie Männer. An den Ursachen dafür können weder das Collesgesystem noch die Hensons was ändern, obwohl schon schön ist in den USA in der Hinsicht natürlich mehr läuft als hier.
jackdaniels hat geschrieben: Wenn ich daran denke, dass man mit 18 Jahren und nicht untalentiert nie eine Chance haben wird, richtig gut zu werden, weil man nicht unterstützt wird, wird mir schlecht. Es gibt keinen Schulsport, über den Fördrung stattfinden kann, es gibt kaum Sportvereine, die wirkliche Förderung leisten und mittlerweile laufen die Amateure bald Zeiten wie die "Profis".
Natürlich gibt es eine Menge Sportvereine, die wirkliche Förderung leisten. Aber die haben eben auch keinen Goldesel. Und hierzulande wirst du eben für verrückt erklärt, wenn du deine Zukunft im Profisport siehst. In Kenia verstehen es deutlich mehr Menschen als hier.
jackdaniels hat geschrieben: Und wenn mal wirklich ein Talent da ist, dann wird es schon in im Kindesalter bis zur Jugend verheizt
Das ist wirklich ein Problem. Zuviel Ehrgeiz an der falschen Stelle. Aber wieviel kenianische Talente verheizt werden, bekommt hier ja kaum jemand mit. Da kommen eben immer genug durch, weil genügend Leute mit entsprechendem Potenzial da sein und sich nicht davon abhalten lassen, sich nur dem Laufen zu widmen.
Und in den US-Colleges werden auch eine Menge Läufer veheizt ... kenne selber persönlich einen Fall ...
jackdaniels hat geschrieben:Durch zahlreiche und periodisch wiederkehrende Verletzungen der Achillessehne hat er es dann aufgegeben, Profi werden zu wollen, obwohl er kurz davor stand. Und er ist gerade mal 26 jahre jung.
Pech gehabt oder falsch trainiert. Beides kann einem Kenianer auch passieren. Aber im Schnitt sind die Kenianer viel robuster und weniger Verletzungsanfällig, weil sie nicht so verweichlicht sind wie unsere Jugend.
jackdaniels hat geschrieben: Dann kommt noch hinzu, dass die nationale Spitze nur alleine trainiert, der teamgeist fehlt völlig, was wohl auch daran liegt, dass es ja auch keine Nachwuchsteams gibt...
Das ist Unsinn. Es gibt mehrere starke Gruppen, unter anderem bei der LG Nord Berlin oder Leverkusen. Außerdem gibt es natürlich auch gemeinsame Kadertrainingslager.
jackdaniels hat geschrieben: Und unsere leichtathletikclubs wie hier bei uns der SC Magdeburg, die haben auch ein paar Talente... aber die müssen schon alleine zu denen kommen, da macht sich keiner auf die Suche und sichtet.
Wann soll das jemand machen, der neben dem Job, der ihm die Rechnungen zahlt, 20h in der Woche ehrenamtlich auf dem Platz steht? Und wie sollte es ein professioneller Talentscout machen, wenn Schulen und andere Institutionen nicht mitspielen?
jackdaniels hat geschrieben: Und wenn die schon älter als 12 sind, na da sieht es schon schlecht aus.
Für wen? Wann haben Schuhmann, Schulz der Motchebon mit ernsthaftem Lauftraining anfgefangen?

jackdaniels hat geschrieben: Dazu kommt dann noch die Bürokratie und Korruption innerhalb der Bundes - und Landesverbände der Leichtathletik und fertig ist die Misere...
Bürokratie kann nervig sein, aber hindert in den seltensten Fällen jemanden direkt daran, schneller zu laufen und besser zu trainieren.
jackdaniels hat geschrieben: Wie gesagt, als "Späteinsteiger" hat man auch im Jugndalter keine Chance mehr...
Wenn du genügend Talent hast, stimmt das nicht, siehe obige Beispiele. Wenn du nicht genügend Potenzial hast, hast du weder hier noch in Kenia oder sonstwo eine Chance.

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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apple-pie hat geschrieben: Ich könnte mir jedenfalls gut so eine Art College-Team vortellen, auch wnn esnicht für jeden nur nationlaen Spitze reicht.


Wenn Du Dich mit Leichtathletik nur ein bißchen auskennen würdest, wäre Dir dieser Hochschulverein sicher bekannt
LT DSHS Köln | LG ASV DSHS Köln

Wie sieht es denn in der Schweiz an den Hochschulen aus :D ?

Rono

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@DerC: ich hab ja auch eigentlich nicht darauf hinaus gewollt, dass ich mal in irgendeiner Weise was profimäßiges machen will... aber die nicht vorhandene Sportförderung, die schon in der schule anfangen müsste, hat mich halt doch schon öfters gefrustet, was auch daran liegt, dass ich auch mal in einer Schullaufgruppe angefangen hab, und die Erfahrungen da hätte ich mir auch sparen können.

Mit dem Geld, dass ist offentsichtlich so eine Sache in Deutschland, aber hey, für den Fußball werden Millionen rausgeschmissen, oder?? Und ein Profiläufer muss sich seine Unterstützung hierzulande zusammenbetteln.
Und Geld für die Förderung ist auch nicht da, da hast du recht.

Ich denke mal dass Andre seine Verletzungen sich mit falschem Training in seiner 10000m - Zeit eingehandelt hat.

Zu den Trainingsgruppen: wenn du dir die "Oberliga" der deutschen Läufer anschaust, musst du irgendwelche Trainingsgruppen mit der Lupe suchen, oder etwa nicht??

Unsere Korruption/Bürokratie in den Sportverbänden ist eine Ursache dafür, dass Geld fehlt oder Der Förderungsprozess hingt, oder?

Na und die Amerikaner sind meiner Meinung nach wieder groß im kommen, auch wenn sie verständlicherweise noch nicht an die Afrikaner heranreichen... aber niemand spricht davon, dass man gleich besser sein muss, denn da spielen ja gerade bei den Kenianern und Äthopiern noch andere Faktoren mit rein.

Und ja, du hast recht, dass die Afrikaner eine so große Zahl an Talenten haben, dass Ausfälle und Verletzungen weitaus weniger auffallen.
Wann haben den Schuhmann, Schulz der Motchebon mit ernsthaftem Lauftraining anfgefangen??

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Hi,

besten dank für die ausführlichen Beiträge.
Zwei Fragen:
Gibt es hierzulande so wenig Talente, die es zu fördern lohnt?
Lohnt es nicht auch Talente zu fördern, die nicht die nationale oder gar internationale Spitze erreichen werden? Darauf bezog sich mein Eingangsposting insbesondere, denn an den Unis wären doch wohl Zeit und Möglichkeiten, auch in dieser Richtung etwas zu machen.

Pia

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Ich denke das Problem in Deutschland ist, das es kaum ein Kader-Stufensystem gibt, was in steigendem Maß gefördert wird. Sowas gibt es nur im Schüler- und Jugendbereich. Bei den Männern ist es nur noch A- bzw. B-Kader, was bedeutet man muss schon Wahnsinnszeiten laufen, bevor der DLV überhaupt was merken will. Ich denke, das es einige gibt, die mit einer gezielten Förderung so richtig den Durchbruch schaffen könnten und noch zu einigen Leistungssprüngen fähig sind...

...mich eingeschlossen. :hallo:
„Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein!“
(Philip Rosenthal)

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Corruptor hat geschrieben:Ich denke das Problem in Deutschland ist, das es kaum ein Kader-Stufensystem gibt, was in steigendem Maß gefördert wird. Sowas gibt es nur im Schüler- und Jugendbereich. Bei den Männern ist es nur noch A- bzw. B-Kader, was bedeutet man muss schon Wahnsinnszeiten laufen, bevor der DLV überhaupt was merken will. Ich denke, das es einige gibt, die mit einer gezielten Förderung so richtig den Durchbruch schaffen könnten und noch zu einigen Leistungssprüngen fähig sind...

...mich eingeschlossen. :hallo:
Naja in Amerika musst du auch schon als Kind gut sein, weil sonst kriegst du gar nicht erst das Sportstipendium und die entsprechende Förderung. Hast du das Alter mal überschritten oder warst nciht auf der richtigen Schule, ist auch nichts mit Förderung :nene:
Und für Erwachsene, die nicht mehr am College oder Highschool sind, gibt es in Amerika auch mehr oder weniger keine Angebote, außer Fitness Studio und Road Runners Clubs.
Ich denke beide Systeme haben Vor- Und Nachteile, als Schüler und Student hast du in Amerika bessere Chancen gefördert zu werden, aber in Deutschland gibt es Vereine, in denen man auch im Alter von 34 Jahren noch Sport treiben kann (das gilt jetzt vor allem für Sportarten wie Fußball oder ähnliches) und das finde ich in meinem hohen Alter schon gut :nick:
Aber als Kind hätte ich es auch besser gefunden, wenn der Sport in der Schule einen höheren Stellenwert eingenommen hätte und man nicht nur ab und an mal bei "Jugend trainiert für Olympia" gestartet wäre, sondern auch darauf vorbereitet worden wäre.

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apple-pie hat geschrieben: Zwei Fragen:
Gibt es hierzulande so wenig Talente, die es zu fördern lohnt?
Lohnt es nicht auch Talente zu fördern, die nicht die nationale oder gar internationale Spitze erreichen werden? Darauf bezog sich mein Eingangsposting insbesondere, denn an den Unis wären doch wohl Zeit und Möglichkeiten, auch in dieser Richtung etwas zu machen.
Es ist schwierig, aus der Entfernung zu beurteilen, wie die Situation der Talente in der Schweiz ist und welche "Zeit und Möglichkeiten" an den dortigen Hochschulen gegeben sind, Talente zu fördern.

Ich empfehle Dir, Dich deswegen an die Eidgenössische Hochschule für Sport in Magglingen zu wenden, ferner an das Institut für Bewegungs- und Sportwissenschaft an der ETH Zürich. :nick:
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

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Noch ein Zitat von Ulrike Maisch: "...wenn man zur Sportfördergruppe will, muss man so gut sein, dass man mit dem Laufen schon Geld verdienen kann. Der Weg dahin ist lang und hart und kaum einer will und kann ihn alleine gehen."


P.S.: ich denk apple-pie wohnt gar nicht in der Schweiz?????
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