Erst beunruhigt, dann zufrieden
Veranstaltung: 29. Sachsenlauf Coswig
Veranstalter: TUS Coswig 1920 e.V.
Datum: 29.06.2008
Strecke: 28 km, hs. Waldwege, tw. Asphalt, leicht hügelig
Startzeit: 9:30 Uhr
Wetter: leicht bewölkt bis heiter, 22° C
Vor dem Lauf
Der Sachsenlauf erreichte 2007 bei einer Leserwahl der Zeitschrift Laufzeit einen Platz unter den zehn beliebtesten Laufveranstaltungen Deutschlands. Grund genug also, den Lauf einmal ausprobieren. Ich bin ziemlich früh vor Ort. Startnummer abholen, Start-/Zielbereich und sanitäre Anlagen begutachten, trinken, warten. Direkt in der Sonne ist es schon recht warm.
Als der Start näher rückt, ziehe ich mich um und versuche mich ein wenig einzulaufen. Das lasse ich nach ein paar Schritten wieder. Mein Magen grummelt etwas, in den steifen Waden ziept es. Das ist bei mir aber kein schlechtes Zeichen. Wenn es ernst nachher wird, wird es schon laufen.
Schließlich ist es soweit. Der Bürgermeister gibt den gut 200 Teilnehmern des 28-km-Laufs (es werden auch noch 11,2 km und 5 km angeboten) noch ein paar warme Worte mit auf den Weg. Dann zählt der Starter die Sekunden herunter. Bei null macht sich das Feld auf die Socken. Etwas irritierend kommt fünf Sekunden zu spät dann auch noch der Schuss aus der Startpistole. Egal.
Die ersten 10 Kilometer
Ich habe mir vorgenommen, es am Anfang mit dem Tempo nicht zu übertreiben. Aber der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Erstmal muß ich die beiden Frauen, die vor mir laufen, überholen. Dann geht es hinein in den Wald, der Schatten ist mir sehr willkommen. Ich halte mich dicht hinter einen etwa zwölfköpfigen Spitzengruppe auf. Das wird wohl nichts mit dem verhaltenen Anfangstempo. Erstmal geht es überwiegend bergauf.
Fünf Kilometer gehen bei glatten 20 Minuten durch. Auweia! Ohne die Strecke vorher genauer gekannt zu haben, hatte ich aufgrund des Profils eher mit 4:10 bis 4:15 min./km kalkuliert. Wenn sich das mal nicht rächt. Wenig später kommt die erste Verpflegungsstelle. Kaum drei Schlucke bringe ich in den Mund und beschließe an den nächsten Wasserstellen kurz zu gehen. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme erscheint mir heute wichtiger als die paar verlorenen Sekunden.
Die Spitzengruppe macht nun ernst und zieht langsam davon. Irgendwie beruhigt mich das sogar ein bißchen und ich bleibe bei meinem Tempo. Trotzdem passiere ich Kilometer 10 bei knapp über 40 Minuten. Das beunruhigt mich wieder ein bißchen. Es läuft zwar gut - aber wie lange noch?
Die nächsten 13 Kilometer
Seit einigen Kilometern halte ich mich einige Meter versetzt hinter einem Läufer auf, der der Spitzengruppe auch nicht folgen konnte oder wollte und seinem Trikot nach aus Oelsnitz stammt. Als ehrliche Haut verzichte darauf, seinen Windschatten zu nutzen, aber überholen möchte ich ihn auch noch nicht. Aber mit seinem gleichmäßigem Tempo dient er mir als hilfreiche Orientierung.
Auf und ab geht es auf der abwechslungsreichen Strecke durch den Wald. Ab und zu eine kurze Passage über Feldwege. Mittlerweile laufe ich auch mal neben oder vor dem Oelsnitzer. Er läuft dann aber bald wieder vor kurz mir. So halte ich mich zurück, bloß keine Tempoverschärfung provozieren. Mir ist es schnell genug.
Vorbei geht es am Moritzburger Schloss. Die Strecke wird flacher. Wieder in den Wald, die 20 km-Marke rückt näher. Mein Schritt wird aber schwerer. Kommt jetzt die Quittung? Nein, reiß Dich zusammen, sagt der Kopf. 20 km in knapp unter 1:21 h.
Dann kommen zwei Läufer von hinten, überholen den Oelsnitzer und mich. Ich lasse jetzt alle Bedenken fahren, folge ihnen im Alleingang und kann einen von ihnen wieder kassieren. Das Schild "Noch 5 Km bis zum Ziel" zeigt, daß es bald geschafft ist. Eine Zeit um 1:52 h ist drin. Aber fünf Kilometer können lang werden. Jetzt heißt es beißen.
Die letzten 5 Kilometer
Noch ein kurzes Stück durch den Wald, dann geht es auf asphaltierte Straßen und stetig bergab.
Schilder zeigen jetzt jeden Kilometer an. Ob sie ganz richtig stehen? Meine Kilometerzeiten schwanken jetzt doch verdächtig stark. Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel kommt ein keuchender Läufer von hinten angestürmt, grinst mich an als er auf meiner Höhe ist, und zieht vorbei. Ich kann ihm nicht folgen. Aber jetzt verschärfe ich auch nochmal das Tempo, um ihn wenigstens in Sichtweite zu behalten. Ein Kilometer noch. Ein kurzer Anstieg, an der Kuppe bleibe ich fast stehen. Jetzt aber nochmal Tempo aufnehmen. Und schon geht es steil bergab ins Ziel: 1:51:39 h, 3:59 min./km. 13. Platz Gesamt, 2. AK. Geil!
Aber Zeit und Platzierung sind mir nicht so wichtig. Gleichmäßiges, zügiges Tempo, kein Einbruch, sondern einfach konzentriert durchgelaufen und alles richtig gemacht: darüber freue ich mich vor allem.
Im Ziel
Reichlich Cola und Apfelschorle fließen meine Kehle hinunter. Das angebotene Schmalzbrot schmeckt jetzt wie ein Stück vom Himmel. Ich bin - wie sagt man so schön? - erschöpft aber glücklich. In diesem Jahr habe ich mit einigen Wettkampfleistungen gehadert, und in letzter Zeit war ich auch ziemlich gestresst. Aber an diesem Tag bin ich zufrieden mit mir und der Welt. Ein unbezahlbares Gefühl.
Der Sachsenlauf ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert: eine fordernde, abwechslungsreiche Strecke und eine tadellose Organisation. Die Startgebühr halte ich mit 12 Euro (28-km-Strecke, Voranmelder) auch für angemessen.
Erst beunruhigt, dann zufrieden (29. Sachsenlauf Coswig, 29.06.2008)
1"What do you do, you just go out there and gambol about like a bunny?" - Sheldon Cooper