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Quelle Challenge Roth 2008 - Achtung, sehr lang!

Quelle Challenge Roth 2008 - Achtung, sehr lang!

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So, nun endlich mein versprochener Bericht von Roth. Ich befürchte, er könnte etwas länger werden (nur so als kleine Vorwarnung :zwinker5: ) Wo fange ich denn nun am besten an?
Über die äußeren Bedingen wisst ihr ja schon einiges von Oli. Ich hatte mich wochenlang auf ein Hitzerennen eingestellt, doch nun sollte es regnen. An sich eher mein Wetter als Hitze. Ich war nur traurig, dass ich dann wahrscheinlich die Serpentinen nicht so runter fahren konnte, wie ich wollte. Auch die Kleidungsfrage musste neu überdacht werden. Mein Zweiteiler kam auf keinen Fall in Frage. Also zog ich mir nur meine Triathlonhose und einen Sport-Bustier an und zog mich entsprechend um. Dazu aber später mehr.
Ursprünglich wollte ich ja zelten, doch eine Woche vorher hatte mir der Abteilungsleiter von unserem Verein angeboten, im Feuerwehrhaus zu übernachten, da seine Familie abgesprungen war. Das Angebot kam natürlich genau richtig im Anbetracht des angesagten Wetters. Weiterer Vorteil war, dass das Feuerwehrhaus nur 300m vom Ziel entfernt war. Am Morgen des Startes wurden wir alle per Bus zum Start gebracht. Vermutlich wegen des Regens gab es vor dem Startbereich einen kleinen Rückstau, der mich schon mächtig nervös machte, da ich schließlich zur ersten Startgruppe gehörte. Als ich dann endlich in der Wechselzone war, hatte ich nur noch 30min bis zum Start :haeh: Zu viel Zeit ist ja auch nicht gut, doch Stress vor der LD gefiel mir gar nicht. Also bin ich schnell zur Oberarmbeschriftung, deren Sinn sich mir bis heute nicht erschlossen hat, dann mit meinem Gepäck zum Rad. Da musste ich noch meine Flaschen und meinen Tacho anbringen und meine Beutel zum Abgeben fertig machen. Nebenher regnete es schon vor sich hin... Schnell noch ins Gebüsch und dann Neo anziehen. Das ging erstaunlich leicht, da ich meine Arme mit Babyöl eingeschmiert hatte. Nach Sonne sah es nicht aus, weswegen ich die Sonnencreme weggelassen habe und mir mit Babyöl das Anziehen erleichterte. Es waren nun glaub noch 15min und ich wollte einfach nur schnell ins Wasser, damit der Neo richtig passt und ich noch ein wenig einschwimmen kann, was mir extrem wichtig ist. Doch was sehe ich: Wir dürfen noch gar nicht ins Wasser, alle stehen noch vor der Absperrung :haeh: Oh Mann. Dann traf ich Oli (besser gesagt er kam auf mich zu, ich habe glaub nichts mehr gesehen), den ich erst mal umarmte und meine Angst mitteilte, die zu diesem Zeitpunkt ins Unermessliche gestiegen war. Solche Angst hatte ich noch nie vor einem Wettkampf! Um 6:10 Uhr durften wir endlich ins Wasser. Ich bin also schnell rein und wieder raus, doch der Neo saß ziemlich gut. Zu diesem Zeitpunkt erreichte meine Angst ihren Höhepunkt, es war fast schon Panik und das kannte ich gar nicht. Vor allem hatte ich Angst vor dem Schwimmen, was ich sehr gerne mache. Das war echt schlimm. Selbst jetzt noch, wenn ich daran denke. Das Einschwimmen habe ich mir mehr oder minder geschenkt und bin einfach zur Startlinie vor geschwommen, habe mir die Haka Tänzer angeschaut und voller Nervosität auf den Startschuss gewartet. Ich wollte 1:15h schwimmen, doch im Wasser drin habe ich mir dann schon gedacht, dass 1:20h auch okay waren. Nun war es endlich soweit, der Startschuss fiel!
Ich schwamm locker los und bekam trotzdem kurz nach dem Start Atemprobleme. Aufregung? Fehlendes Einschwimmen? Doch zu schnell los? Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Mischung aus allem drei. Ich fand dann aber doch relativ schnell meinen Rhythmus wieder, doch plötzlich merkte ich, wie meine Blase drückt. Na ganz toll, ich war gerade erst mal 5min geschwommen... Insgesamt war ich beim Schwimmen relativ unkonzentriert, dachte an Technik und pi pa po. Normalerweise haue ich immer gleich voll rein, doch diesmal schwamm ich eher locker. Die Strecke im Kanal zog sich ganz schön lange, dafür war sie sehr schön und leicht zum Schwimmen, auch wenn man links atmet. Als ich den ersten Wendepunkt erreichte, war ich wirklich froh. Irgendwann danach schaute ich auf die Uhr und sah, dass 40min vergangen waren. Also etwa Halbzeit. Bis zum zweiten Wendepunkt zog es sich ein ganzes Stück. Zwischendurch schwimmt man am Start- und Zielbereich vorbei, was die Vorfreude auf den Ausstieg noch mal ziemlich steigert. Vor allem scheint bei uns die ganze Zeit ein – ich vermute persönlicher – Fan mitgelaufen zu sein, der regelmäßig trompete oder so. Das war echt aufmunternd. Langsam versuchte ich auch, das Tempo ein wenig anzuziehen, da es ja nicht mehr weit war. Dass ich 1:15h nicht mehr schaffen würde, war mir klar, doch vielleicht konnte ich noch die 1:20h knacken. Nach 1:22h wurde ich von den Helfen ans Ufer gezogen, richtete mich auf und ging zu meinem Wechselbeutel. Am Rand stand Ralf Eggert. Er hatte wohl mit nem anderen Neovertreiber eine Wette aufgestellt, welche Marke häufiger auftaucht. Er sah meinen 2XU, erkannte mich auch und winkte mir schließlich zu. Mit dem Beutel gings dann ins Wechselzelt und erst mal in Ruhe umziehen. Normalerweise versuche ich beim Wechseln so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, doch bei so einem Wetter wars mir echt egal. Neo aus, Socken an, Radtrikot an, Armlinge an, Weste an, Schuhe an und raus aus dem Wechselzelt. Meine Blase drückte immer noch, doch die Dixies waren mir zu weit von meinem Rad entfernt, weswegen ich beschloss, später zu gehen. War dumm, aber was solls. Beim Rad lagen auch Helm, Startnummer und Brille. Doch irgendwie sah ich gar nichts. Regen über Regen, Brille beschlagen. Beim Aufstieg aufs Rad musste ich erst mal daran denken, dass ich neuerdings einen Flaschenhalter hinten hatte. Als ich dann endlich auf dem Rad saß, war ich echt froh. Mein Puls war zwar viel zu hoch, doch das würde sich noch legen, dachte ich mir. Gleich auf der Brücke entdeckte Tessa mich, das war schön. Bis km20 wollte ich einfach erst mal locker machen und schauen was geht. Die Passage nach Selingstadt ist einfach genial und da ließ ich es dann auch laufen. Kalvarienberg hoch tat ein wenig weh, ich hatte hinten „nur“ 23 drauf und bekam leicht Angst, dass die zweite Runde hart werden könnte. Die Serpentinen fuhr wider Erwarten schneller runter als manch andere, es ging zum Glück gut. Solarer Berg war echt klasse, mir blieb kurz der Atmen weg. Ab km100 merkte ich, dass mir ein wenig die Kraft fehlte. Ich konnte nicht so viel trinken, wie ich hätte müssen, damit mein KH-Bedarf gedeckt war. Also holte ich mir Riegel an den Verpflegungsstellen. Irgendwann auch mal eine Banane, die dermaßen lecker war! Meine Arme und Beine waren so weich, der Hammer. Ab km150 kam die Kraft wieder. Erstaunlich war, dass ich die Berge auf der zweiten Runde als weniger schlimm empfand. In Solar gab es dann auch Cola, dass ich mir voller Freude holte (ich hätte es mir schon früher gewünscht, denn da hätte ich es wirklich gebraucht, jetzt war es nur noch mental). Leider was das Gemisch sehr dünn, sodass ich nicht wirklich die Cola rausschmeckte. Die letzten km liefen dann wirklich klasse. Ich freute mich, dass ich in Eckersmühlen diesmal rechts fahren durfte! Auf dem Rad war ich im Gegensatz zum Schwimmen sehr konzentriert, das hatte ich auch trainiert. Nach 6:41h wurde mir das Rad abgenommen. Damit war ich wirklich zufrieden und ich lag grob im Plan, auch wenn ich sehr lange wechselte. Natürlich auch diesmal. Nasse Socken aus und frische an, Laufschuhe an, Weste und Trikot aus, Laufshirt an. Ich hatte noch überlegt, meine Laufjacke anzuziehen, doch just in dem Moment war es trocken und die Helferin meinte, dass es wohl zu warm wäre. Also behielt ich wenigstens meine Armlinge an. Und in der Wechselzone gab es dann zum ersten Mal auch Cola pur. :) Ich lief also los und merkte, dass meine Füße total eingefroren waren. Bei km1 dann ein Fotograf, ach nein, es ist Gregor! Schön, dich zu sehen! Ich lief weiter, an den Verpflegungsstellen ging ich und holte mir Cräcker und Cola. Das war mein Plan: Laufen und bei den Verpflegungsstellen gehen. Wenn ich ehrlich bin, erstellte ich diesen Plan erst vor Ort... Es lief anfangs ganz gut, doch irgendwann wurde mir schlecht. Sobald ich lief, kam es mir hoch. Also ging ich erst mal und hoffte, dass es vergeht. Ein Freund sagte im Vorfeld zu mir: Gehen ist besser als stehen. Daran hielt ich mich und versuchte, schnell zu gehen. Am ersten Wendepunkt wars besonders schlimm. Die Helferin meinte, ich solle Brot essen. Das tat ich dann auch. Doch ich musste weiterhin gehen. Irgendwann bei km14 bin ich ne Weile zusammen mit ner Staffelläuferin gelaufen, hielt aber dummerweise an der Verpflegungsstelle wieder an, was ich sonst nie mache. Also ging ich tapfer weiter. Nach 3h hatte ich den HM geschafft. Was für eine Schande. Das kann ja noch heiter werden. 3h für die nächsten 21km konnte ich mit Gehen nicht schaffen, denn schließlich bin ich ja am Anfang gelaufen. Bei km28 war dann der Frust sehr groß. Ich hätte heulen können. Mir war so schlecht und dabei wollte ich doch einfach nur laufen. Ich bin sehr sensibel was das ko**en angeht, weswegen ich nicht wollte oder konnte. Vielleicht wäre es mir dann besser gegangen. Langsam machte ich sich mein Darm bemerkbar und ich hoffte auf ein Dixie-Klo am zweiten Wendepunkt, doch da war keins. Also holte ich mir Taschentücher bei den Zuschauern und ging in den Wald. Bei km30 schaute ich auf die Uhr. Wenn ich weiter gehe, dann brauche ich noch 2h, dann würden 15h auf meine Uhr stehen – nein, niemals, nicht mit mir. Also lief ich und ich beschloss auch nicht mehr zu gehen bis zum Ziel. An den Verpflegungsstellen ließ ich mir nur noch Cola reichen und trank im Laufen wie sonst auch immer. Ich überholte ein Paar, das zuvor mich überholt hatte. Er begleitete sie gehend, während sie im Schlürfschritt lief. Er war ganz überrascht und begeistert und rief mir nur zu: „Da hast du dich aber gut erholt, Sandra!“ Später überholte er mich noch mal mit dem Rad. Das war richtig schön. Plötzlich lief es und zwar total locker. Km um km verging. Nur noch 8km, nur noch 5km, bei km38 noch mal ne Cola, bei km40 locker vorbei mit den Worten: Ich trinke erst im Ziel wieder war. Davor hatte ich noch einen Belgier, der ging, mit den Worten „seulement 3 km“ aufgemuntert, der dann auch wieder anfing zu laufen und sichtlich erfreut war, es auch bald geschafft zu haben. Dann noch mal den Berg hoch, auch gelaufen und zwar locker. Ich hatte mich im Vorfeld darauf eingestellt, den gehen zu müssen, doch Pustekuchen. Die km flogen gerade so an mir vorbei. Dann kam das Stadion. Menschen, die einen abklatschen wollten und meinen Namen riefen. Und schließlich das Ziel. Ich kämpfte mit meinen Emotionen, hatte einen Kloß im Hals und spürte einfach nur noch Freude pur! Nach 14:27h hatte ich es geschafft!

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dann ist es einfach unglaublich, was an so einem Tag alles passiert. Als ich beim Marathon gegangen bin, hatte ich teilweise nicht mehr daran geglaubt, es noch ins Ziel zu schaffen. Ich hatte sogar befürchtet, dass wenn ich es schaffe, ich ins Ziel gehen müsste. Beim Radfahren hatte ich mir überlegt, dass wenn ich jetzt stürzen würde, ich ne gute Ausrede hätte, aufzugeben. Lauter kranke Gedanken, mit denen man sich beschäftigt. Doch trotz allem habe ich es geschafft. Ich hatte mir im Vorfeld 14h ausgerechnet, doch ich bin vollkommen zufrieden und vor allem eben glücklich. Beim Laufen hatte ich gedacht, dass mir irgendwann die Kraft ausbleiben würde, doch es war der Magen.

Inzwischen ist eine Woche vergangen, in der ich keinen Sport gemacht habe, sondern gegessen, getrunken und gefeiert habe. Nun bin ich wieder total heiß auf Sport. Mein Finisher-Shirt trage ich mit Stolz. Ich habe in der Woche oft erzählen dürfen, wie das alles war und habe viel Respekt geerntet, auch von Leuten, die ich als viel sportlich als mich einschätzen würde (Sportstudenten). Ich bin alles andere als sportlich veranlagt, die Ausdauer ist nur antrainiert. Und eben ein entscheidender Punkt: Der Wille! Der hat mich ab km30 ins Ziel gerettet.
Viele Grüße
Sandra :hallo:

Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. SENECA

2
WOW

:respekt2:

Was für ein Kampf. Mein Glückwunsch!
Bild

3
Sehr schicker Bericht...die Bilder folgen gleich ;o)
_______________________________________________________________________________________


:tocktock: Mir nach, ich kenne den Weg!!! :tocktock:

4
Einfach nur: RESPEKT!

Wenn ich jemals dem Größenwahn verfallen sollte und mich an eine LD ranwagen, dann sind daran genau zwei Leute schuld: Du und Oli! tolle Leistung, toller Bericht!!!
Viele Grüße,

Matthias

PS: Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten

5
rauschenbär hat geschrieben:Einfach nur: RESPEKT!

Wenn ich jemals dem Größenwahn verfallen sollte und mich an eine LD ranwagen, dann sind daran genau zwei Leute schuld: Du und Oli! tolle Leistung, toller Bericht!!!

dem schliesse ich mich vollumfänglich an :nick:

Gratuliere zur LD Sandra

Bist ne Eisenfrau ( auch wenns ne Challenge und kein IM war) :wink:

Gruss Sigi - Beeindruckter

6
Och Sandra... :beten: :respekt2: :respekt2: :respekt2: :beten:
Einfach Wahnsinn, nee, dreifach Wahnsinn :daumen: Herzlichen Glückwunsch nochmal, Du hast eine Riesenleistung vollbracht! Ganz große Klasse!!!
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.

7
lass dich :umarm:
du hast hart gekämpft und dich dafür selbst belohnt :daumen:
da sieht man mal wieder wie ein wille berge versetzten kann.

mit einschwimmen war bei mir auch nix. dafür waren die zeitabstände einfach zu knapp.
und es stimmt: ich stand zwei meter vor dir und hab heftig mit den armen gerudert dass du mich erkannt hast. da warst du schon im adrenalin-tunnel :zwinker5:
bei deinem start habe ich noch zugeschaut, dich aber in dem ganzen getümmel nicht mehr erkannt.
Balancing Triathlon with life
Bild



14.06.09 Kraichgau Challenge (MD)
02.08.09 Ostseeman (LD)
25.10.09 Frankfurt Marathon (abgesagt wegen Verletzung)
23.05.09 Nove Colli
12.06.10 Moritzburg (LD-Staffel Schwimmen + Rad)
20-21.8.2010 24h Radrennen am Nürburgring (Einzelstarter)

When you want to cycle with pain, take part in Nove Colli 2010

8
Herzlichen Glückwunsch auch von mir!
Gruß

Holger

9
rauschenbär hat geschrieben:Einfach nur: RESPEKT!

Wenn ich jemals dem Größenwahn verfallen sollte und mich an eine LD ranwagen, dann sind daran genau zwei Leute schuld: Du und Oli! tolle Leistung, toller Bericht!!!


da kann ich 100 % zustimmen

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sandra7381 hat geschrieben:...Mein Finisher-Shirt trage ich mit Stolz. ...
Das hast Du Dir auch redlich verdient. Du hast etwas geschafft, von dem viele andere nur träumen. Ich hoffe, daß ich, wenn ich einmal in eine ähnliche Situation kommen sollte, so kämpfen kann, wie Du. Meinen tiefempfundenen Respekt und herzliche Glückwünsche zum Finish.
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

11
Ja! Endlich mal `n richtiger LD - Bericht - so mit jeder Menge Quälerei und fast auch Ko..erei - so muss das sein (sagt einer, der nicht weiß, wovon er redet).
Auf jeden Fall nich so`n Jubel - Trubel - Bericht wie von dem Oli :D
Schön, dass du dich durchgebissen hast.
Meinen Glückwunsch und Respekt vor der Leistung.

Gruß Acki.... wenn ich groß bin will ich auch mal so einen Bericht schreiben

13
Hallo Sandra,

für diesen Bericht hat sich die mehr als eine Woche Warterei gelohnt ... :nick:

Allerherzlichsten Glückwunsch zum Durchbeißen und zum Finish. :daumen: Einfach Wahnsinn, was du die letzten Monate und vor allem in Roth geleistet hast. :respekt:

Bin gespannt, was als Nächstes bei dir kommt ...

Liebe Grüße
Reni
Cool runnings!!!!

Pläne 2009:
Skoda Velothon Berlin
Irontown Ferropolis Triathlon (MD)
Vattenfall Cyclassics Hamburg
Köln Triathlon

14
Hallo Sandra,

herzlichen Glückwunsch, für diese tolle Leistung.

Gruß Jens

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:groesste:
(streiche "der" setze "die")

Sprachlose Gratulation,
Claudi
:hallo:

hut ab!!!

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sandra7381 hat geschrieben:So, nun endlich mein versprochener Bericht von Roth. Ich befürchte, er könnte etwas länger werden (nur so als kleine Vorwarnung :zwinker5: ) Wo fange ich denn nun am besten an?
Über die äußeren Bedingen wisst ihr ja schon einiges von Oli. Ich hatte mich wochenlang auf ein Hitzerennen eingestellt, doch nun sollte es regnen. An sich eher mein Wetter als Hitze. Ich war nur traurig, dass ich dann wahrscheinlich die Serpentinen nicht so runter fahren konnte, wie ich wollte. Auch die Kleidungsfrage musste neu überdacht werden. Mein Zweiteiler kam auf keinen Fall in Frage. Also zog ich mir nur meine Triathlonhose und einen Sport-Bustier an und zog mich entsprechend um. Dazu aber später mehr.
Ursprünglich wollte ich ja zelten, doch eine Woche vorher hatte mir der Abteilungsleiter von unserem Verein angeboten, im Feuerwehrhaus zu übernachten, da seine Familie abgesprungen war. Das Angebot kam natürlich genau richtig im Anbetracht des angesagten Wetters. Weiterer Vorteil war, dass das Feuerwehrhaus nur 300m vom Ziel entfernt war. Am Morgen des Startes wurden wir alle per Bus zum Start gebracht. Vermutlich wegen des Regens gab es vor dem Startbereich einen kleinen Rückstau, der mich schon mächtig nervös machte, da ich schließlich zur ersten Startgruppe gehörte. Als ich dann endlich in der Wechselzone war, hatte ich nur noch 30min bis zum Start :haeh: Zu viel Zeit ist ja auch nicht gut, doch Stress vor der LD gefiel mir gar nicht. Also bin ich schnell zur Oberarmbeschriftung, deren Sinn sich mir bis heute nicht erschlossen hat, dann mit meinem Gepäck zum Rad. Da musste ich noch meine Flaschen und meinen Tacho anbringen und meine Beutel zum Abgeben fertig machen. Nebenher regnete es schon vor sich hin... Schnell noch ins Gebüsch und dann Neo anziehen. Das ging erstaunlich leicht, da ich meine Arme mit Babyöl eingeschmiert hatte. Nach Sonne sah es nicht aus, weswegen ich die Sonnencreme weggelassen habe und mir mit Babyöl das Anziehen erleichterte. Es waren nun glaub noch 15min und ich wollte einfach nur schnell ins Wasser, damit der Neo richtig passt und ich noch ein wenig einschwimmen kann, was mir extrem wichtig ist. Doch was sehe ich: Wir dürfen noch gar nicht ins Wasser, alle stehen noch vor der Absperrung :haeh: Oh Mann. Dann traf ich Oli (besser gesagt er kam auf mich zu, ich habe glaub nichts mehr gesehen), den ich erst mal umarmte und meine Angst mitteilte, die zu diesem Zeitpunkt ins Unermessliche gestiegen war. Solche Angst hatte ich noch nie vor einem Wettkampf! Um 6:10 Uhr durften wir endlich ins Wasser. Ich bin also schnell rein und wieder raus, doch der Neo saß ziemlich gut. Zu diesem Zeitpunkt erreichte meine Angst ihren Höhepunkt, es war fast schon Panik und das kannte ich gar nicht. Vor allem hatte ich Angst vor dem Schwimmen, was ich sehr gerne mache. Das war echt schlimm. Selbst jetzt noch, wenn ich daran denke. Das Einschwimmen habe ich mir mehr oder minder geschenkt und bin einfach zur Startlinie vor geschwommen, habe mir die Haka Tänzer angeschaut und voller Nervosität auf den Startschuss gewartet. Ich wollte 1:15h schwimmen, doch im Wasser drin habe ich mir dann schon gedacht, dass 1:20h auch okay waren. Nun war es endlich soweit, der Startschuss fiel!
Ich schwamm locker los und bekam trotzdem kurz nach dem Start Atemprobleme. Aufregung? Fehlendes Einschwimmen? Doch zu schnell los? Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Mischung aus allem drei. Ich fand dann aber doch relativ schnell meinen Rhythmus wieder, doch plötzlich merkte ich, wie meine Blase drückt. Na ganz toll, ich war gerade erst mal 5min geschwommen... Insgesamt war ich beim Schwimmen relativ unkonzentriert, dachte an Technik und pi pa po. Normalerweise haue ich immer gleich voll rein, doch diesmal schwamm ich eher locker. Die Strecke im Kanal zog sich ganz schön lange, dafür war sie sehr schön und leicht zum Schwimmen, auch wenn man links atmet. Als ich den ersten Wendepunkt erreichte, war ich wirklich froh. Irgendwann danach schaute ich auf die Uhr und sah, dass 40min vergangen waren. Also etwa Halbzeit. Bis zum zweiten Wendepunkt zog es sich ein ganzes Stück. Zwischendurch schwimmt man am Start- und Zielbereich vorbei, was die Vorfreude auf den Ausstieg noch mal ziemlich steigert. Vor allem scheint bei uns die ganze Zeit ein – ich vermute persönlicher – Fan mitgelaufen zu sein, der regelmäßig trompete oder so. Das war echt aufmunternd. Langsam versuchte ich auch, das Tempo ein wenig anzuziehen, da es ja nicht mehr weit war. Dass ich 1:15h nicht mehr schaffen würde, war mir klar, doch vielleicht konnte ich noch die 1:20h knacken. Nach 1:22h wurde ich von den Helfen ans Ufer gezogen, richtete mich auf und ging zu meinem Wechselbeutel. Am Rand stand Ralf Eggert. Er hatte wohl mit nem anderen Neovertreiber eine Wette aufgestellt, welche Marke häufiger auftaucht. Er sah meinen 2XU, erkannte mich auch und winkte mir schließlich zu. Mit dem Beutel gings dann ins Wechselzelt und erst mal in Ruhe umziehen. Normalerweise versuche ich beim Wechseln so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, doch bei so einem Wetter wars mir echt egal. Neo aus, Socken an, Radtrikot an, Armlinge an, Weste an, Schuhe an und raus aus dem Wechselzelt. Meine Blase drückte immer noch, doch die Dixies waren mir zu weit von meinem Rad entfernt, weswegen ich beschloss, später zu gehen. War dumm, aber was solls. Beim Rad lagen auch Helm, Startnummer und Brille. Doch irgendwie sah ich gar nichts. Regen über Regen, Brille beschlagen. Beim Aufstieg aufs Rad musste ich erst mal daran denken, dass ich neuerdings einen Flaschenhalter hinten hatte. Als ich dann endlich auf dem Rad saß, war ich echt froh. Mein Puls war zwar viel zu hoch, doch das würde sich noch legen, dachte ich mir. Gleich auf der Brücke entdeckte Tessa mich, das war schön. Bis km20 wollte ich einfach erst mal locker machen und schauen was geht. Die Passage nach Selingstadt ist einfach genial und da ließ ich es dann auch laufen. Kalvarienberg hoch tat ein wenig weh, ich hatte hinten „nur“ 23 drauf und bekam leicht Angst, dass die zweite Runde hart werden könnte. Die Serpentinen fuhr wider Erwarten schneller runter als manch andere, es ging zum Glück gut. Solarer Berg war echt klasse, mir blieb kurz der Atmen weg. Ab km100 merkte ich, dass mir ein wenig die Kraft fehlte. Ich konnte nicht so viel trinken, wie ich hätte müssen, damit mein KH-Bedarf gedeckt war. Also holte ich mir Riegel an den Verpflegungsstellen. Irgendwann auch mal eine Banane, die dermaßen lecker war! Meine Arme und Beine waren so weich, der Hammer. Ab km150 kam die Kraft wieder. Erstaunlich war, dass ich die Berge auf der zweiten Runde als weniger schlimm empfand. In Solar gab es dann auch Cola, dass ich mir voller Freude holte (ich hätte es mir schon früher gewünscht, denn da hätte ich es wirklich gebraucht, jetzt war es nur noch mental). Leider was das Gemisch sehr dünn, sodass ich nicht wirklich die Cola rausschmeckte. Die letzten km liefen dann wirklich klasse. Ich freute mich, dass ich in Eckersmühlen diesmal rechts fahren durfte! Auf dem Rad war ich im Gegensatz zum Schwimmen sehr konzentriert, das hatte ich auch trainiert. Nach 6:41h wurde mir das Rad abgenommen. Damit war ich wirklich zufrieden und ich lag grob im Plan, auch wenn ich sehr lange wechselte. Natürlich auch diesmal. Nasse Socken aus und frische an, Laufschuhe an, Weste und Trikot aus, Laufshirt an. Ich hatte noch überlegt, meine Laufjacke anzuziehen, doch just in dem Moment war es trocken und die Helferin meinte, dass es wohl zu warm wäre. Also behielt ich wenigstens meine Armlinge an. Und in der Wechselzone gab es dann zum ersten Mal auch Cola pur. :) Ich lief also los und merkte, dass meine Füße total eingefroren waren. Bei km1 dann ein Fotograf, ach nein, es ist Gregor! Schön, dich zu sehen! Ich lief weiter, an den Verpflegungsstellen ging ich und holte mir Cräcker und Cola. Das war mein Plan: Laufen und bei den Verpflegungsstellen gehen. Wenn ich ehrlich bin, erstellte ich diesen Plan erst vor Ort... Es lief anfangs ganz gut, doch irgendwann wurde mir schlecht. Sobald ich lief, kam es mir hoch. Also ging ich erst mal und hoffte, dass es vergeht. Ein Freund sagte im Vorfeld zu mir: Gehen ist besser als stehen. Daran hielt ich mich und versuchte, schnell zu gehen. Am ersten Wendepunkt wars besonders schlimm. Die Helferin meinte, ich solle Brot essen. Das tat ich dann auch. Doch ich musste weiterhin gehen. Irgendwann bei km14 bin ich ne Weile zusammen mit ner Staffelläuferin gelaufen, hielt aber dummerweise an der Verpflegungsstelle wieder an, was ich sonst nie mache. Also ging ich tapfer weiter. Nach 3h hatte ich den HM geschafft. Was für eine Schande. Das kann ja noch heiter werden. 3h für die nächsten 21km konnte ich mit Gehen nicht schaffen, denn schließlich bin ich ja am Anfang gelaufen. Bei km28 war dann der Frust sehr groß. Ich hätte heulen können. Mir war so schlecht und dabei wollte ich doch einfach nur laufen. Ich bin sehr sensibel was das ko**en angeht, weswegen ich nicht wollte oder konnte. Vielleicht wäre es mir dann besser gegangen. Langsam machte ich sich mein Darm bemerkbar und ich hoffte auf ein Dixie-Klo am zweiten Wendepunkt, doch da war keins. Also holte ich mir Taschentücher bei den Zuschauern und ging in den Wald. Bei km30 schaute ich auf die Uhr. Wenn ich weiter gehe, dann brauche ich noch 2h, dann würden 15h auf meine Uhr stehen – nein, niemals, nicht mit mir. Also lief ich und ich beschloss auch nicht mehr zu gehen bis zum Ziel. An den Verpflegungsstellen ließ ich mir nur noch Cola reichen und trank im Laufen wie sonst auch immer. Ich überholte ein Paar, das zuvor mich überholt hatte. Er begleitete sie gehend, während sie im Schlürfschritt lief. Er war ganz überrascht und begeistert und rief mir nur zu: „Da hast du dich aber gut erholt, Sandra!“ Später überholte er mich noch mal mit dem Rad. Das war richtig schön. Plötzlich lief es und zwar total locker. Km um km verging. Nur noch 8km, nur noch 5km, bei km38 noch mal ne Cola, bei km40 locker vorbei mit den Worten: Ich trinke erst im Ziel wieder war. Davor hatte ich noch einen Belgier, der ging, mit den Worten „seulement 3 km“ aufgemuntert, der dann auch wieder anfing zu laufen und sichtlich erfreut war, es auch bald geschafft zu haben. Dann noch mal den Berg hoch, auch gelaufen und zwar locker. Ich hatte mich im Vorfeld darauf eingestellt, den gehen zu müssen, doch Pustekuchen. Die km flogen gerade so an mir vorbei. Dann kam das Stadion. Menschen, die einen abklatschen wollten und meinen Namen riefen. Und schließlich das Ziel. Ich kämpfte mit meinen Emotionen, hatte einen Kloß im Hals und spürte einfach nur noch Freude pur! Nach 14:27h hatte ich es geschafft!

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dann ist es einfach unglaublich, was an so einem Tag alles passiert. Als ich beim Marathon gegangen bin, hatte ich teilweise nicht mehr daran geglaubt, es noch ins Ziel zu schaffen. Ich hatte sogar befürchtet, dass wenn ich es schaffe, ich ins Ziel gehen müsste. Beim Radfahren hatte ich mir überlegt, dass wenn ich jetzt stürzen würde, ich ne gute Ausrede hätte, aufzugeben. Lauter kranke Gedanken, mit denen man sich beschäftigt. Doch trotz allem habe ich es geschafft. Ich hatte mir im Vorfeld 14h ausgerechnet, doch ich bin vollkommen zufrieden und vor allem eben glücklich. Beim Laufen hatte ich gedacht, dass mir irgendwann die Kraft ausbleiben würde, doch es war der Magen.

Inzwischen ist eine Woche vergangen, in der ich keinen Sport gemacht habe, sondern gegessen, getrunken und gefeiert habe. Nun bin ich wieder total heiß auf Sport. Mein Finisher-Shirt trage ich mit Stolz. Ich habe in der Woche oft erzählen dürfen, wie das alles war und habe viel Respekt geerntet, auch von Leuten, die ich als viel sportlich als mich einschätzen würde (Sportstudenten). Ich bin alles andere als sportlich veranlagt, die Ausdauer ist nur antrainiert. Und eben ein entscheidender Punkt: Der Wille! Der hat mich ab km30 ins Ziel gerettet.

Ich bin zwar anfänger beim triathlon und kann mir die psychische und physische belastung höchstens vorstellen, dennoch möchte ich dir zu dieser leistung gratulieren.
hut ab das schafft nich jedermann/frau!!! :daumenup:
mein Hund ist immer eher da als Ich!!!

17
Super Sandra :daumen:

Du hast trotz aller Widrigkeiten durchgehalten, die Kraft, den Willen und den Ehrgeiz bewiesen nie aufzugeben. Meinen allergrößten :respekt2: und "frau" kann sich nur :beten2:

Ich wünschte, ich könnte in Zukunft nur einen kleinen Teil davon umsetzen.

Weiter so, du bist ein Vorbild für viele von uns :nick:

Viele Grüße
Pitti :hallo:

18
Eine Freundin von mir würde jetzt sagen: :megafon: "Du bist ja ein harter Hund!"

Toll gemacht! Ich freu mich sehr, dass du deinen langgehegten Traum erfüllt hast und habe echten Respekt vor deiner Leistung. Mitsamt Durchbeißen und Schietwetter und allem!

Wie schön auch, dass wir dich zweimal in Aktion sehen durften (1x beim Radfahren, einmal an der Laufstrecke bei km 4).

Riesengratulation dir!


Schönes Regenerieren wünscht
Tessa
„Ihr kommt doch klar, so wie ihr ausseht, oder? Den Besenwagen muss ich euch nämlich abziehen. Der wird weiter vorn bei den wirklich Fußlahmen gebraucht.“ - Syltlauf 2008

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Triathlon werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr schaffen - und schon gar keinen Langen :D !

Umso größer ist meine Hochachtung vor allen "Normalsterblichen", die so was schaffen!

Also: Herzlichen Glückwunsch zum ersten Tria und Respekt fürs Durchbeissen unter widrigen Bedingungen!

Walter
You can only fail if you give up too soon

Bild
Bild

21
War ein hartes Stück Arbeit, gell!
Mein Respekt zum Durchbeißen und Gratulation zum Finish. Leider habe ich Dich nicht gesehen, das nächste Mal stellst Du bitte einen detaillierten Zeitplan ins Internet :zwinker5:

Grüße
Uli

22
Super durchgebissen!!

Warum machen wir das eigentlich??

Wegen dem Gefühl hinter her? Weil es schwer ist? Um den inneren Schweinhund an die kurze Leine zu nehmen?

Völlig egal - der alte Spruch: "Der Schmerz geht vorbei..." stimmt auf jeden Fall.

Am besten Du hängst vor dem Sofa deine Medaille auf und genießt still, irgendwann wird es Dich schon wieder auf die Piste treiben. :nick:
Gib niemals auf - höchsten einen Brief - Heinz Erhardt

Ziele 2015

Mal an einem Wochenende einen Doppelmarathon absolvieren
Rennsteig
70.3 IM Kraichgau
4-Trails

Veranstaltungen die mich bisher am meisten beeindruckt haben:

Berlinmarathon
100km von Biel
IM Zürich / Frankfurt
Jungfraumarathon
Rennsteig
Roth
Swissalpine Davos
Untertagemarathon Sondershausen

23
VIELEN DANK für alle Glückwünsche! Ich hatte mich schon riesig darüber gefreut, dass hier manche unsere Leistung live im Internet verfolgt hatten. :nick:

Und Oli und ich haben sicher nichts dagegen, wenn man uns die Schuld an nem LD-Start gibt. :zwinker2: Das freut uns eher! :daumen:

Ich glaube, ich werde eure Kommentare hier noch häufiger durchlesen, die sind so schön!
Viele Grüße
Sandra :hallo:

Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer. SENECA
Gesperrt

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