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Warum Sport? - die Sozialisationshypothese

Warum Sport? - die Sozialisationshypothese

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Hallo!

Ausgehend von der Idee, dass Ehrgeiz ein Hauptantrieb für Sport in der Freizeit ist, möchte ich nach dem "Warum" fragen. Warum Ehrgeiz in der Freizeit? Warum sportlicher Ehrgeiz bis hin zu "falschem Ehrgeiz"?

Dazu folgende Anregung:
Lüdtke hat geschrieben:Das Individuum realisiert in seinem Freizeitverhalten im wesentlichen die normativen, intellektuellen und affektiven Dispositionen, die es im - vorwiegend schichtspezifischen - Sozialisationsprozeß erworben hat, bzw. es wählt Orientierungen, die auch in anderen Situationen relative Verhaltenssicherheit, soziale Belohnungen und subjektive Befriedigungen versprechen.
(Lüdtke, 1972]http://www.sport.uni-stuttgart.de/inspo ... Skript.PDF[/url] )

Die subjektiven Befriedigungen ergeben sich aus komplexen Bedürfnissen z.B. nach emotionaler Zuwendung und Selbstbestätigung, soziale Belohnungen in Form von Akzeptanz, Anerkennung u.ä.
Sport kann persönliche Identität stiften!
Sport stellt in jedem Fall eine wichtige Möglichkeit, das Selbstwertgefühl zu stützen dar.

Es wäre schön, wenn ihr eure eigenen Motive anhand der Sozialisationshypothese reflektieren könntet. Ich glaube nicht, dass wir es hier noch abstrakter fassen müssen, sondern hoffe auf konkrete Beispiele dazu.

joe

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So dann gleich mal eine Antwort von jemanden der ganz ohne Ehrgeiz bei der Sache ist. Für mich ist der Sport nämlich in erster Linie ein Bewegungsausgleich für eine Berufstätigkeit die überwiegend im Sitzen stattfindet.

Ehrgeiz habe ich nicht, denn ich leiste mir den Luxus beispielsweise bei Hitze auf das Laufen zu verzichten und lieber auf das Rad zu steigen solange es mir nicht auch dazu zu warm wird. Wenn dann eine oder mehrere Laufeinheiten ausfallen ist es für mich nicht schlimm.

Ich habe auch keinen Ehrgeiz, da ich bei Wettkämpfen höchstens Zuschauer bin und mich nicht mit Anderen messe. Ehrgeiz mag ein Antrieb bei vielen oder den meisten sein. Bei mir nicht.
Laufend freundliche Grüße aus Hamburg
Bernd


Meine kleine Laufseite, mit Genuss und ohne Druck, am liebsten bei Regen...:)

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Kann man die Frage auch ohne Sozial...dingsda beantworten. Im allgemeinen stimme ich der Sozialisationshypothese zu. Aber ich mache es nicht nur aus solchen Gründen, sondern weil ich schon immer sportlich war und den Sport wie BerndJott als Ausgleich brauche. Andererseits hat sich bei mir in letzter zeit folgender Sachverhalt herauskristallisiert, der was mit deiner Sozialisationshypothese zu tun hat. Denn ich habe dieses Jahr die Möglichkeit bei einer Laufserie auf das Podest zu kommen, um das bestmöglich abzuschließen (2. Platz in der AK), muss ich laufen, um mein persönliches Selbstwertgefühl zu stärken. Aber auch um meine soziale Anerkennung gegenüber meinen Freunden zu verbessern, die nicht auf dem Treppchen landen werden.
Trotzdem ist und bleibt Laufen für mich ein Sport und den möchte ich eigentlich nicht unter sozialen Gesichtspunkten betrachten.

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laufjunkii hat geschrieben:Es wäre schön, wenn ihr eure eigenen Motive anhand der Sozialisationshypothese reflektieren könntet. Ich glaube nicht, dass wir es hier noch abstrakter fassen müssen, sondern hoffe auf konkrete Beispiele dazu.
Fang doch mal an! :P
Stell dich mal ein bisschen vor, erzähl was von deinen (Lauf-)Erfahrungen, deinen Motiven, von deiner Sozialisation... dann schauen wir weiter.

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ich hab's ja schon mal gesagt:

nach milliardenjahre evolution ist das leben auf diesem planeten bis in jedes mikrodetail durchoptimiert für die folgenden ziele:

- selbsterhaltung
- fortpflanzung
- arterhaltung

alles(!) was ein beliebiges(!) lebewesen( nicht nur mensch) tut, ist darauf zurückzuführen.
die warum-mache-ich-das-frage ist daher eine der einfachsten fragen überhaupt.

zu meinem subjektivem empfinden bezüglich laufen:

bewusst geht es mir beim laufen vor allem um die gesundheit und maximierung der lebenserwartung.
zusätzlich ist das laufen der körperlichen attraktivität förderlich,
die eine ganze reihe von sozialen vorteilen bringt - angefangen bei der partnerschaft bis zum berufsleben.

6
atp hat geschrieben:ich
Konkreter bitte: welches ich
"Manni Bananenflanke, ich Kopf, Tor!" (Horst Hrubesch)

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WinfriedK hat geschrieben:Fang doch mal an! :P
Stell dich mal ein bisschen vor, erzähl was von deinen (Lauf-)Erfahrungen, deinen Motiven, von deiner Sozialisation... dann schauen wir weiter.
Die Reihenfolge gefällt mir auch! :daumen:
Gruß Reinhard :winken:
Laufplanung:

Laufen um Fit zu bleiben,
solange es geht.
Bild
Bild

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Zunächst mal zwei Buchempfehlungen, für diejenigen von euch, die sich intensiver für die soziologische Fragestellung interessieren:

Amazon.de: Soziologie des Sports: Zur Ausdifferenzierung und Entwicklungsdynamik des Sports der modernen Gesellschaft: Klaus Cachay, Ansgar Thiel: Bücher
http://www.uni-bielefeld.de/sport/arbei ... chaft.html

"Versportung der Gesellschaft" und "Entsportlichung des Sports" sind nur zwei Schlagworte, die den Wandel des Begriffes "Sport" und die Bedeutung dessen, was damit beschrieben wird, kennzeichnen.

Auf jeden Fall ist der Mensch mehr als ein biologisches Individuum, nämlich ein soziales Wesen. Die Gesellschaft, in der wir Menschen leben verändert sich schneller als irgendein genetischer Code. Daher greift die Begründnung von atp viel zu kurz und gehört nicht zu diesem Thema.

Wenn noch ein paar mehr Beispiele zusammenkommen, kann ich gern auch noch ein wenig Theorie erläutern. Im Moment passt es gut und ich finde es besonder schön, was Bernd als erster geantwortet hat.

joe

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laufjunkii hat geschrieben: Die subjektiven Befriedigungen ergeben sich aus komplexen Bedürfnissen z.B. nach emotionaler Zuwendung und Selbstbestätigung, soziale Belohnungen in Form von Akzeptanz, Anerkennung u.ä.
Sport kann persönliche Identität stiften!
Sport stellt in jedem Fall eine wichtige Möglichkeit, das Selbstwertgefühl zu stützen dar.

joe
Die ersten Meckerer sind zwar schon dabei, aber ich möchte auf deine Frage antworten.

Ich treibe schon immer Sport, früher Tischtennis, dann Squash, jetzt laufen.
Als Schüler war es eine Auszeichnung für mich, wenn nach dem Jugendtraining die Erwachsenen aus der 1. Mannschaft (immerhin Verbandsliga) mich zum gemeinsamen Training aufforderten, allen anderen passierte das nicht, das war eine Auszeichnung in einem sehr kleinen sozialen Verband, halt diesem Tischtennisverein. Ich hatte in der internen Hackordnung eine gewisse Position erreicht.

Desgleichen beim Squash: Wenn du ohne Partner erscheinst und spielerisch nicht viel drauf hast, wird dich niemand auffordern ein Spiel zu machen. Wenn du aber bei Turnieren und Wettkämpfen erfolgreich bist, wirst du auch von fast "Fremden" aufgefordert, gemeinsam zu trainieren oder gegeneinander zu spielen. Auch eine Form der Anerkennung.

Nachdem ich nun rückenbedingt nicht mehr Squash spielen darf, hat es mich zum Laufen verschlagen, das ich schon immer zu Konditionszwecken gemacht habe, bin dann aber auch zu ersten Wettkämpfen gefahren mit einigermaßen gutem Erfolg.

Es dauerte nicht lange, als mein heutiger Vereinschef mich fragte, ob ich nicht für seine LG laufen wollte, weil sie für die Mannschaftswertungen bei Wettkämpfen mich gebrauchen könnten. Meine Anerkennung in der Laufszene unserer Stadt wuchs, ich gehörte bald zu den Besten.

Aber das war nicht alles: Was ich bisher beschrieb, hat mich erfreut, stolz gemacht, Anerkennung gebracht und dieses habe ich dann auf zahlreiche Kinder und Jugendliche übertragen können. In den letzten 10 oder mehr Jahren habe ich mindestens 1000 Mädchen und Jungen trainiert und an Wettkämpfe herangeführt, die meisten sind nicht dabei geblieben, aber ich freue ich jedes Mal, wenn ich einen alten (jungen) Bekannten bei einem Wettkampf wiedertreffe.
Auch um sie zu motivieren, bin ich diese Wettkämpfe, bei denen die Schüler dann nach ihrem Wettkampf zuschauten, immer volle Pulle gelaufen.
Ich konnte sie fürs Laufen begeistern, für ihre Erfolge, wir stellten reihenweise Sieger und Siegermannschaften, aber auch die Langsameren wurden nie vergessen und bekamen ihre Belohnung.
Noch heute, obwohl ich inzwischen an anderem Ort arbeite, gibt es aber Zuschauer, die jedes Jahr an der gleichen Stelle mich anfeuern, Menschen, die sich über meine damalige Arbeit für die Kinder bedanken, und das spornt an, dies auch in meinem neuen Arbeitsort weiterzumachen. Für die Kinder und auch für mein Selbstwertgefühl etc.

Und nun gibt es gleich Zustimmung und Haue!

Gruß gadelandrunner

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Hallo Gadelandrunner!

Das ist eine sehr schöne persönliche Geschichte. Dir wird sicher nicht entgangen sein, dass ich auf ein Skript aus einer Pädagogikvorlesung verlinkt habe. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fasziniert mich vielleicht ebenso wie dich. Ich finde es spannend, diese Arbeit auch ein Stück weit zu hinterfragen und die Gesellschaft im Blick zu haben, in die die Kinder hineinwachsen. Passt unser Tun, unser Vorbild usw. dazu? Wir sind mitten im Thema!

joe

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laufjunkii hat geschrieben: Auf jeden Fall ist der Mensch mehr als ein biologisches Individuum, nämlich ein soziales Wesen. Die Gesellschaft, in der wir Menschen leben verändert sich schneller als irgendein genetischer Code. Daher greift die Begründnung von atp viel zu kurz und gehört nicht zu diesem Thema.

gesellschaftliche und soziale phänomene sind auf biologische gesetze zurückzuführen.
daher gehört es sehrwohl zum thema.
biologische gesetze basieren auf chemie.
chemie auf physik.

der mensch ist genau genommen nichts anderes als ein physikalisches system.
der sozialkram ist nicht etwas besonderes was nur beim menschen existiert und was zur physik oder biologie noch addiert werden muss.

das soziale verhalten kann man als globales regelwerk ansehen, das aber völlig aus den den biologischen regeln ableitbar sein muss.

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atp: Das ist ein sehr bescheidenes Weltbild, welches du da offenbarst. Aus meiner Sicht keine Basis für eine Diskussion.

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Dieser Threads stammt von einem Troll, der sich trotz Hausverbot mal wieder neu anmeldet hat. Und ich werfe ihn mal mit Vergnügen gerne wieder raus.
Viele Grüße
Tim
Gesperrt

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