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Stundenlauf... oder: Wer zu spät kommt...

Stundenlauf... oder: Wer zu spät kommt...

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...den belohnt das Leben. Ein Widerspruch, der mehr als nur zutreffen sollte:

16:00 Uhr: Mein Vater kommt früher als sonst von der Arbeit, ich bin gerade auf dem Sprung aus der Tür, um mich in die Innenstadt zum Schwimmtraining für den 2009-er Triathlon zu machen. Das Reisegepäck schon umgehangen ruft es auf einmal: "Dominik, ich fahre nachher noch zum Sportplatz. Beim TSV ist heute Abend ein Stundenlauf, willst du vielleicht mitlaufen?" (...oder so ähnlich) - "Nein, ich gehe jetzt erstmal schwimmen, komme dann aber eventuell nach. Laufen möchte ich aber nicht, Schwimmbad reicht mir für heute." ...und schon schlug ich die Tür zu, selbstverständlich noch nicht wissend, was an diesem Abend noch auf mich zukommen sollte.

16:30 Uhr: Nun bin ich endlich im Schwimmbad - die unbeliebte Busfahrt und einen kurzen Fußmarsch hinter mich gebracht. 1 1/2 Stunden sollten es am Freitag werden, bis mich nach etlichen Bahnen voller Atem- und Technikübungen die Dusche rief. Die Bilanz: Das Schwimmbecken litt jetzt unter akutem Chlorentzug, ich hatte dafür einen Überschuss und als Gratisprobe gab es noch einen Krampf im Oberschenkel dazu. Beste Voraussetzungen für das, was noch folgen sollte, auch wenn ich bis jetzt noch nichts davon wusste...

18:30 Uhr: Ankunft auf dem Sportplatz. Der Teamstundenlauf war schon in Gange, mein Vater wartete auch schon und hielt ein Schwätzchen, wie das eben inaktive Vereinsmitglieder so machen. Kaum hatte ich mir dazu gestellt und es ab ging die Post: "Läufst du heute auch mit?" - "Wie oft trainierst du denn so?" - "Wir haben noch Plätze im Einzellauf frei; um 19:20 Uhr geht es los."

Tja, und schon war es um mich geschehen. Um 18:56 Uhr rief ich meine Mutter an, die sich erst weigerte, mir mein Laufequipment zu bringen, da sie gerade von der Arbeit und dem Wochenendeinkauf nach Hause kam, dann aber doch durch ihr manchmal sogar zu gutmütiges Herz veranlasst wurde, meinem spontanen Willen Folge zu leisten. :zwinker5:

Die Minuten verstrichen. 19:18 Uhr - Jetzt wollte ich mich eigentlich spätestens umziehen, aber von meinem Laufdress war noch wenig zu erkennen. Der Grund: Der Sportplatz war von Baustellen geradezu umstellt, sodass man mit dem Auto nicht auf den Parkplatz oder überhaupt in die Straße kam, ohne gegen die Gebote der StVO zu verstoßen.

19:20 Uhr: *peng* - Das war der Startschuss - nur gut, dass ich auf dem Parkplatz auf mein Hab und Gut wartete. ...eine ziemlich peinliche Angelegenheit, zumal alle Läufer namentlich und einzeln vorgestellt wurden... :peinlich:

19:28 Uhr: Meine Mutter und die Laufklamotte samt iPod Shuffle sind eingetroffen. Schnell noch auf dem Parkplatz umgezogen und ab zur Start-Ziellinie. Hier wartete man schon auf mich, umsorgte mich aber trotz oder gerade wegen des Spätstarts fürsorglich. Bei Minute 12 sollte ich einsteigen, um eine gerade Zielzeit zu erlaufen. Man bot mir an, die Uhr noch 12 Minuten nachlaufen zu lassen, aber ich spürte, dass das Schwimmtraining noch in den Beinen steckte, sodass ich mich mit 48 Minuten zufrieden gab.

19:32 Uhr: Die erste Runde lief ich sehr flott und machte noch diverse Lauf-ABC-Übungen, um mir nicht noch eine Verletzung zuzuziehen, denn die reguläre Zeit zum Warmmachen ging ja völlig an mir vorüber. Nun drehte ich meine Runden: KM 1 - 03:58, etwas zu schnell, aber so weit im Rahmen meiner anderen Starts in diesem Jahr. Runde für Runde verging und schon war ich bei KM 5 angelangt in Runde 13 - 21:03. Ja, genau so muss das laufen. Meine Beine gingen problemlos mit, von Ermüdung nichts zu spüren. Sehr gut - das kommt etwas überraschend. Die folgenden Runden nahm ich aber lieber etwas Tempo 'raus, um nicht völlig zu übersäuern. Die Taktik ging auf, die abschließenden 14 Runden sollten folgen.

Aber kann es denn möglich sein, dass dieser Stundenlauf nicht völlig oder ein erneutes Kuriosum zu Ende gehen sollte? Nein, wie denn auch... Die 59. Minute war vorüber und plötzlich machte ich wieder *peng* - alles stand still, keiner bewegte sich. Gedacht war das ganze als Signalschuss, dass die letzte Minute anbricht, aber irgendwie ist das beim vorangegangen Briefing an allen Startern vorbeigegangen. Naja, also noch einmal kurz die Unterbrechung zur Regeneration für den abschließenden 30 Sekunden Sprint nutzen. Die Uhr lief weiter und das Feld startete noch einmal voll durch. 59:30 - jetzt gilt's! Meine Beine gaben noch ein letztes Mal ihr Bestes und so kam ich noch ca. 100m bis an einen baldigen Vereinskollegen heran. Dann kamen noch die abschließenden zwei Schüsse und das Werk war vollbracht. 27 Bahnen + 9 Meter in 48 Minuten - wenn das kein Grund ist, zufrieden zu sein.

Doch es sollte sich bei genauerem Hinsehen noch eine weitere Überraschung offenbaren: Meine Durchgangszeit bei KM 10 sollte nun endlich mein Jahresziel voll und ganz erfüllen, nachdem ich beim Münchner Stadtlauf mit Übelkeit gescheitert bin. 44 Minuten und 18 Sekunden steht auf dem Zählblatt. Das ist die sub45, für die ich dieses Jahr trainiert habe! Das bedeutet: 04:25 min/km - für mich einfach ein Traum. Ein Traum, der sich merkwürdigerweise erst dann erfüllen sollte, als die Vorbedingungen mehr als gegen mich sprachen: Erst das Schwimmtraining, dann noch Spontan- und Spätstart. So etwas kann auch nur mir passieren, nachdem ich in meinen letzten Sommerferien für die Münchenreise insgesamt 800 Reisekilometer auf mich genommen hatte...
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