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Belastungs- und Erholungsphasen

Belastungs- und Erholungsphasen

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Hallo,

ich habe ja nun im Urlaub mein Laufpensum etwas erhöht:

vorher:
Sa; 5.5 km; Di/Do: 2 km

Jetzt habe ich meine große Runde auf 6.5 km erweitert und bin diese am Dienstag und Donnerstag (gestern) gelaufen. Dies würde ich gerne so beibehalten. Morgen käme dann wieder ein Lauf.

Ich muss sagen, dass ich die Erhöhung von 5.5 km auf 6.5 km schon deutlich spüre. Es steckt mir irgendwie noch in den Knochen. Die Beine fühlen sich irgendwie schwer an.

Was passiert eigentlich im Körper, wenn die Erholungsphase zu kurz ist? Stagniert das Leistungsniveau nur oder kann es sogar abnehmen?

Woher weiß ich, ob ich morgen laufen sollte?

Ich möchte dem inneren Schweinehund eigentlich keine Chance geben, die mangelnde Erholung als Grund für das Nichtlaufen vorzuschieben. :nick:

Grüße
Magnus

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Hallo Magnus,

natürlich spürst du das deutlich, wenn du dein Wochenpensum drastisch erhöhst. Was um alles in der Welt hast du erwartet. Vorher in der Woche knapp 10 km und jetzt zweimal hintereinander 6,5??? - Als du um Rat fragtest, hab ich dir dergleichen vorhergesagt, zugleich eine Möglichkeit aufgezeigt, wie du vorgehen könntest.

Die Fähigkeit des Körpers nach einer Ausdauerbelastung die geleerten Depots wieder aufzufüllen und angegriffene bzw. zerstörte Strukturen in der Muskulatur zu reparieren muss ebenso trainiert werden wie die Ausdauer. Wenn man zu schnell steigert, hat der Körper keine Chance diese beiden Fähigkeiten ausreichend zu verbessern. Die Folge ist, dass einerseits die während des Trainings verbrauchten Ressourcen nicht vollständig wiederhergestellt werden. Damit ergibt sich nicht nur keine Verbesserung, sondern mittelfristig möglicherweise eine Verschlechterung. Also kein Trainingseffekt, weil die sogenannte "Überkompensation", also das Aufbauen von mehr Ausdauer als vor der Belastung, nicht stattfinden kann.

Darin besteht aber nicht das größte Risiko. Beim Laufen, vor allem bei gesteigerter Belastung der Muskulatur, wenn sie zuvor deutlich weniger gefordert war, entstehen mikroskopisch kleine Verletzungen. Die spürt man oft nicht und sie spielen auch keine Rolle, so lange man dem Körper ausreichend Zeit lässt, die Defekte zu reparieren. Wenn du nach kurzer Zeit wieder einen starken Belastungsreiz setzt, dann gelingt diese Reparatur nicht vollständig. Die Voraussetzung - eine "Sollbruchstelle" - für erhebliche muskuläre Defekte ist geschaffen. Noch gravierender ist dieser Prozess in Sehnengewebe, Gelenken, Bändern. Wegen der schlechten Durchblutung dauert die Wiederherstellung dort erheblich länger. Nicht umsonst haben viele Läufer mit Knie- und Achillessehnenbeschwerden zu kämpfen. Es sind die häufigsten Verletzungen bei Läufern.

Training ist immer die Einheit aus Belastung+Erholung. Die Belastung darf nicht sprunghaft wachsen, weil die Erholungsfähigkeit eben auch nicht sprunghaft mitwächst. Wenn du dich über diese Zusammenhänge informieren möchtest, kann ich dir unsere Internetseite anbieten. In den "Grundregeln des Ausdauertrainings" findest du Aufschluss.

Was du machst kann gut gehen, muss aber nicht. Vielleicht musst du demnächst unter der Forumsrubrik "Gesundheit & Medizin" posten. Ich hoffe nicht.

Alles Gute :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Hallo Udo,

vielen Dank für Deine immer ausführlichen und wertvollen Tipps.

Ich habe bereits viel im Internet über das Laufen gelesen, auch über die Notwendigkeit von Erholungen. Daher kommt ja auch meine Frage.

Nur kann ich für mich persönlich im Moment nicht einschätzen, ob der eine Tag zur Erholung reicht oder nicht. Die Beine sind halt etwas schwer, aber ob das ein Grund für mehr Erholungsbedarf ist, weiß ich nicht.

Ich dachte, ich frage einfach mal hier im Anfänger-Forum. Bitte Bescheid geben, wenn die Frage nicht so passt oder schon zigfach gestellt wurde.

Edit:
Die Seite "Faszination Marathon" hatte ich auch schon komplett durchgelesen. (Jetzt weiß ich auch, dass sie von Dir ist.) Ich konnte nur die Regeln dort noch nicht auf meine persönliche Situation übertragen. Deine Erklärung mit dem "sprunghaften Anstieg" war aber verständlich. Ich wollte halt den Urlaub nutzen, um möglichst viel zu trainieren. Vielleicht wäre es ein guter Mittelweg, wenn ich morgen nur die kleine Runde mit 2 km laufe.

Viele Grüße
Magnus

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also ich habe auch das motivationsproblem im positiven gehabt..die laufumfänge sind immer höher geworden, herz hat mitgemacht, Sehnen und Muskeln aber nicht..
aus eigener Erfahrung kann ich nur zu langsamen Steigerung raten, irgendwann bremst dich der Körper dann aus, dann isses meist zu spät.
Wenn mir die Muskeln richtig weh tun, mach ich halt nen tag länger pause...fällt einem schwer, man will ja, aber besser ist das.
Ich bin jetzt bald im Fitnessstudio, dann nutze ich die Tage mit schweren beinen zum Aufbau meines Oberkörpers, Bauch, Rücken können auch stärkung vertragen.
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liebe grüsse
armin

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Hallo Mamoarmin,

ich glaube, ich bin in eine typische Anfängerfalle getappt. Da liest man und liest man und bekommt Tipps, und dann macht man es doch falsch. Mir war das Ausmaß der Steigerung überhaupt nicht bewusst, aber aufs Wochenpensum gesehen war es wohl zu viel.

Zu lange warten ist wohl auch nicht gut. Ich meine, ich hätte auf Udos Seiten gelesen, dass sich der Körper wieder fit anfühlen muss, bevor man wieder läuft. Aber das ist leider nicht exakt messbar. :)

Magnus

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Hallo Mamoarmin,

ich glaube, ich bin in eine typische Anfängerfalle getappt. Da liest man und liest man und bekommt Tipps, und dann macht man es doch falsch. Mir war das Ausmaß der Steigerung überhaupt nicht bewusst, aber aufs Wochenpensum gesehen war es wohl zu viel.

Zu lange warten ist wohl auch nicht gut. Ich meine, ich hätte auf Udos Seiten gelesen, dass sich der Körper wieder fit anfühlen muss, bevor man wieder läuft. Aber das ist leider nicht exakt messbar. :)

Magnus

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Nightblaster hat geschrieben:Ich meine, ich hätte auf Udos Seiten gelesen, dass sich der Körper wieder fit anfühlen muss, bevor man wieder läuft. Aber das ist leider nicht exakt messbar. :)
Hallo Magnus, was ich so alles schreibe ... :D Nein, im Ernst: Irgendwann entwickelt jeder Läufer ein gewisses Gespür für seinen Körper, was ihm wann und in welcher "Menge" gut tut. Nur ist dieses Laufgefühl wie alle menschlichen Eigenschaften ungleich verteilt und außerdem fehleranfällig. Die meisten Einsteiger verfügen nur ansatzweise darüber. Es gibt natürlich Ausnahmen, so wie manche Menschen das absolute Gehör haben.

Weil man sich dieses Gefühl erst erarbeiten muss, einem die Begabung gewisse Grenzen dabei setzt und man sich trotz langer Laufpraxis täuschen kann - deswegen gibt es Grundregeln zur Orientierung. Je unerfahrener oder unsicherer man ist, umso genauer sollte man sich daran halten. Diese Grundregeln sind so ausgelegt, dass sie bei einem gesunden, auch schon unterdurchschnittlich auf Trainingsreize ansprechenden Organismus wahrscheinlich Erfolg haben und zu keinen Beschwerden oder gar Verletzungen führen.

Im Zweifelsfall ist es immer richtig auf den Körper zu hören. Ziepen hier, Müdigkeit dort ist ein Satz aus der Körpersprache. Übersetzt bedeutet er "Ich will ne Pause".

Alles Gute

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Nightblaster hat geschrieben:Hallo Mamoarmin,

ich glaube, ich bin in eine typische Anfängerfalle getappt. Da liest man und liest man und bekommt Tipps, und dann macht man es doch falsch.
Tjo, gell? Es ist doch zum Mauese melken.... aber ich glaube es gibt Fehler, die muss fast jeder fuer sich selbst machen um es zu glauben :nick:
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