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YOU!MM 2008 – Ein Erlebnisbericht von meinem ersten Marathon

YOU!MM 2008 – Ein Erlebnisbericht von meinem ersten Marathon

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Moin Moin!

Flensburg, SO, 1:00 Uhr in einer Studentenabsteige, langsam öffnen sich die Augen und man will sich schon mit vollem Elan aus dem Bett schwingen, als man dann den trügerischen Schein bemerkt – Schlafcount=1h. Zum Glück wurde vorgesorgt und 2 „Baldriparan“ verschwinden im Mund, um 5:30 Uhr dann endlich der lang ersehnte Sandmann und die ernüchternde Erkenntnis, dass die Dinger bei mir nix taugen! Schlafcount = 3.5h und der Wecker klingelt. 1h bis zum Start sollte dennoch kein Problem sein, da meine Kaschemme quasi direkt am Hafen liegt.

Das Pre-Marathon-Ritual beginnt für mich. Ich frühstücke 1 ½ Brötchen mit lecker Marmelade + Milch, klebe mir die Brustwarzen ab und versorge meine Reibungszonen mit Melkfett. Das neu gekaufte Ultra-atmungsaktive-wassertranspirierende-superleichte-megatolle Lauftrikot + Startnummer steht mir ganz gut und ab in die Laufschuhe. Für die Kälte noch was zum drüber ziehen.

Um 8:30 komm ich in der Alten Post an, wo ich meinen mitgebrachten Turnbeutel mit Sachen (schlüssel, warme Kleidung) abgebe. Danach habe ich mich dann mit meinem Laufkollegen getroffen und wir sind nochmal die Zeiten durchgegangen, geplant war eine Zeit unter 5h, man will ja klotzen und nicht kleckern. Da der Marathon in 2xHM aufgeteilt ist, haben wir uns für eine 6:45min/km für den ersten Teil und eine 7:15min/km für den 2. Teil entschieden – ein böser Fehler wie sich noch rausstellen sollte.
Da wir 7Wochen vorher mit dem intensiveren Training (Lange Läufe, Intervall, 4x die Woche) angefangen haben, war unsere Vorbereitung ungenügend und wir hätten uns auf das einfache Ankommen beschränken sollen, aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.
Wie dem auch sei, 2 relativ junge Studenten kennen da nix und leiden halt gerne, was ich jetzt kurz schildern werden.


1. Runde - Das Rennen beginnt:
Der Startschuss erfolgte pünktlich um 9:00 Uhr und wir liefen unsere Zeit, quasi ganz locker den Schuh runter. Die Sonne knallte deftig ins Gesicht und der nette kleine Anstieg ab KM1 war recht ordentlich. Egal, weiter ging es! Jeder Versorgungsstand wurde direkt attackiert und das gute Flensburger Wasser hat noch nie soooo gut geschmeckt. Da wir das Feld von hinten aufrollten, überholten wir mit 165er Puls ab KM 4 immer mehr Leute, es ging bereits durch unseren Stadtwald – die Marienhölzung. Wir waren richtig gut drauf und die Fans auf der Strecken sorgten mit ihrer Stimmung für Aufwind.
Ab KM 5-6 ging es dann in den Stadtteil Harrisslee und wir wurden schneller, etwa zu schnell? Harrislee wurde zügig durchquert und die Strecke führte uns nun nach Dänemark, KM 11 – 13.5 verlief durch unser Nachbarland.

Da es so schön lief, musste natürlich ab KM 15 der Willensbrecher in Form eines 1km langen Mörderanstiegs kommen, der Niehuuserberg. Naja, keine Zeit zum Gehen und der Berg wurde bezwungen, oben gab es dann einen Versorgungsstand mit Cola, wohl für den Blutzuckerhaushalt.
Ab KM 18 ging es wieder Richtung Stadtgebiet, angenehmes Laufen mit einem sehr langen Gefälle bis rein in die Neustadt. Es wurde nochmal Gas geben, wir fühlten uns gut, Puls lag bei 165-170. Am Start/Ziel dann die Bombenzeit von 2:22 für die 1. Runde, sehr solide.



2. Runde – Der Einbruch:
Viele Zuschauer waren nicht unbedingt vorhanden, dennoch wurde ich noch nie von so einer Masse bejubelt und es machte Spaß. Der Spaß verflog aber langsam mit der ernüchternden Erkenntnis, dass wir das Tempo niiiiiiiiiiiiiiie über die 2. Runde halten können und der Verfall nahm seinen Lauf. Die 1. Steigung wurde am Ende gemütlich gegangen – kontrollierte Gehpausen nannten wir es …..`s klar.

Richtig hässlich wurde es dann ab KM4 für mich, als es Richtung Wald ging und sich mein Magen meldete und zwar heftig. Den Spuckreiz konnte ich so gerade noch überwinden, aber von gemütlichen Laufen war keine Rede mehr, eher vom „Kampf der Gedärme“. Kollege wollte natürlich immer weiter laufen und meinte, ich hätte eventuell zu wenig gegessen. Glückerweise hatte er einen POWERBAR dabei – wow – schmeckte ziemlich bescheiden nach Bananenbrei. Leider hat die Tüte nicht geholfen und unsere Zeit wurde immer schlechter, da wir zu 30% gegangen sind bis KM 6. Wir trafen also schnell eine Entscheidung und gaben den Plan unter 5h auf und wollten uns nun auf das Finishen beschränken – gute Wahl sagte mein Magen.

Unsere Lauftaktik bestand nun darin, dass wir uns von Versorgungsstand zu Versorgungsstand kämpften, um dort erstmal unser leid zu beklagen und gemütlich die nächsten 50m gingen. Klappte ganz gut, vereinzelnde Gehpausen + Toilettenpausen kamen dazu.
Das „Klappte ganz gut“ wurde dann natürlich abrupt am Niehuuserberg beendet, welchen wir hoch krochen, um uns oben dann erstmal ordentlich zu versorgen, es lagen schließlich noch 10km vor uns. Der Rocky Theme wurde leise angestimmt und wir hatten wieder Spaß, die Übelkeit war auch zum größten Teil verflogen – Gott sei Dank.

Was die letzten 6km passierte, hat mich selber etwas erstaunt, denn ich bekam wieder Kraft! War war nun los? Nunja, wohl etwas zuviel erholt. Ich hab mich von meinem Kollegen getrennt und guckte am letzten Versorgungsstand auf die Uhr. 5:16 und noch 3km vor mir, no way unter 5:30. Meinen Schlusssprint habe ich trotzdem durchgezogen und war dann bei 5:32 glücklich im Ziel, da ich meinen ersten Marathon gelaufen und gleich geschafft habe. Es waren sogar noch vereinzelnd ein paar Fans auf der Strecke und im Ziel, die einen immer wieder angetrieben haben.


Fazit:

Mein erster Marathon war eine Berg- und Talfahrt. Mit etwas längerer Vorbereitung, einer besseren Zeiteinteilung und mehr Schlaf wäre meiner Meinung nach auch eine bessere Zeit drin gewesen. Aber was solls, ich habe es immerhin geschafft und freue mich schon auf den nächsten YouMM. Den werde ich nämlich garantiert auch wieder mitlaufen, will wohl ab dem 15. wieder mit ins Lauftraining einsteigen. Mein Kollege kam übrigens nach 5:44 ins Ziel.

Ein Wort noch zur Organisation. Ich habe natürlich keine Ahnung, wie es bei anderen Marathons aussieht, aber ich war durchweg zufrieden. Jeder war freundlich, man wurde immer und überall gut versorgt und nach dem Marathon konnte man sich in der alten Post auch noch weiter den Bauch voll schlagen und sich sogar massieren lassen. Da ich fast als Letzter angekommen bin, kann ich leider auch nicht beurteilen, wie es den Läufern ergangen ist, die mit der großen Masse ins Ziel kamen.

Eventuell ist ja Jemand den Marathon mitgelaufen und kann etwas dazu sagen.


Vielen Dank fürs Lesen und falls Jemand einen guten Link für einen Post-Marathon Laufplan hat, darf er ihn mir gerne geben.



Ciao und Gute Nacht, ich geh jetzt erstmal schlafen.

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tamo hat geschrieben:
...Mein erster Marathon war eine Berg- und Talfahrt. ...
Eventuell ist ja Jemand den Marathon mitgelaufen und kann etwas dazu sagen...
Erstmal Gratulation zum erreichten Ziel. Die Strecke ist ja auch geographisch die reinste Berg-und Talfahrt, da hast du es dir nicht leicht gemacht fürs 1. Mal.

Ich bin letztes Jahr den HM gelaufen und war wirklich froh, diese Runde nur 1x laufen zu müssen. Selbst Chri.S hatte da als guter Marathonläufer was zu knabbern.

LG Marion

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Erstmal herzlichen Glückwunsch, tamo! Auf dieser schweren Strecke sein Debut zu feiern ist aller Ehren wert. Im Grunde geht das Profil ja, aber wenn man nach der ersten Runde durch ist und einem der Gedanke durch den Kopf geht "noch mal..", das haut schon rein. Ich bin beim zweiten Bezwingen des dänischen Hügels beinahe gestorben, viele meiner Mitläufer sind da im letzten Jahr fast hochgekrochen. Ganz fiese Nummer!

MarionR hat geschrieben: Selbst Chri.S hatte da als guter Marathonläufer was zu knabbern.

Wenn ich gewusst hätte, dass eine 3:03 zum Sieg gereicht hätte, dann hätte ich mich dieses Jahr nochmal angemeldet :D

Gruß und danke für die Einschätzung "guter Marathonläufer" :)
Chris

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Vielen Dank! Heute spüre ich richtig meine Beine, dennoch habe ich mich dazu entschlossen den Marathon im nächsten Jahr wieder zu laufen --> angepeilte Zielzeit ist dann unter 4:30.


:)

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hallo tamo.
auch ich bin gestartet und hab mein debut für den HM gemacht ( also nur eine runde )...
ich kann supergut nachfühlen, wie es dir ergangen ist. ich hardere gerade mit mir, ob ich auch einen bericht einstellen soll ?
vielleicht sehen wir uns im nächsten jahr am hafen von flensburg ?

gruß
thomas

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Moin Thomas,

ich werde wohl erstmal nur den YouMM mitlaufen, zuhause ist es doch am schönsten und die Strecke kann man hier so schön üben. :wink:

Wir sehen uns definitiv nächstes Jahr, wie schon geschrieben, angepeilte Zielzeit ist 4:30 oder besser!


Schönen Tag noch,


Timo
Gesperrt

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