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Ohne Geschwindigkeitsbeschränkung - Bericht vom 16. Kornwestheimer Triathlon

Ohne Geschwindigkeitsbeschränkung - Bericht vom 16. Kornwestheimer Triathlon

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Ohne Geschwindigkeitsbeschränkung

Bericht vom 16. Kornwestheimer Triathlon am 14.9. 2008



Nein, der Kuchen ist nicht umsonst. Das muss hier ganz klar gesagt werden. Denn sonst könnte es zu Missverständnissen und Irritationen kommen, so wie im Zielbereich auf dem Marktplatz, wo ich mit einem Stück Marmorkuchen in der Hand, aber ohne Geld in der Tasche da stand. Und das, nachdem ich mich bei der netten Dame am Kuchenstand erkundigt hatte, ob dieses unglaublich große Kuchenbuffet tatsächlich für uns da sei. Mit „uns“ meinte ich natürlich die Schar der Triathleten, die nach und nach durch das Zieltor hineinkamen. Und so, wie ich da im Tri-Suit mit einer Startnummer vor ihr stand, glaubte ich mich ohne nähere Erläuterungen ausreichend legitimiert. „Ja, natürlich!“, sagte die nette Dame, ohne zu wissen, dass dies gerade ein Missverständnis war.

Doch ich greife vor. Der Triathlon in Kornwestheim wurde mir mehr oder weniger „untergeschummelt“, vor rund zwei Monaten beim Schwimmtraining ganz nebenbei schmackhaft gemacht. Kornwestheim war mir zwar schon bekannt, rund 11 km nördlich von Stuttgart gelegen, die Stadt der Schuhe und damit auch die Heimat Lurchis, des schwarz-gelb gefleckte Helden meiner Kindheit. Auch der Leichtathletik-Verein, der in früheren Jahren zahlreiche deutsche Spitzenathleten hervorgebracht hatte, war mir ein Begriff. Aber Triathlon? Da muss mir anscheinend etwas Wichtiges entgangen sein. Und das kann so nicht bleiben. Immerhin wird dort die erste Disziplin in einem Hallenbad absolviert, und dort werde ich keinerlei witterungsbedingter Naturgewalt ausgesetzt sein, wie zuletzt im Wannsee beim BerlinMan. Was meine Chancen natürlich erhöht. Also flugs angemeldet und los.

Richtig los ging es aber erst am Sonntag Morgen. Während ich im Zug Richtung Stuttgart unterwegs bin, gehen mir die freundlichen Mahnungen durch den Kopf, mit denen mich Trainer und Freunde auf den Wettkampf eingestellt hatten. Die 500 m kann ich inzwischen zügig durchkraulen, das habe ich in der letzten Woche mehrfach hingekriegt. Brustschwimmen kommt mir nicht in die Tüte bzw. ins Becken. Ausgeschlossen. Vor der sehr profilierten Radstrecke habe ich allerdings Respekt, die 21 km werden wir einiges abverlangen. Nur über das Laufen mache ich mir keine Gedanken. Für 4,1 km würde ich normalerweise nicht mal die Schuhe rausholen. Die Strategie wurde mir auch gleich mitgegeben: „Beim Jedermann-Tri gibt’s nur eins: Von Anfang an volle Pulle“, hatte Claus gesagt und mein Augenmerk besonders auf das Schwimmen gelegt. „Da legst du schon mal eine Bestzeit vor.“ Na ja. Einen Tag vor dem Wettkampf stieß jemand aus dem Forum ins gleiche Horn: „Es gibt keine Geschwindigkeitsbeschränkung“, entnahm ich der Mail und war entsprechend entschlossen, den Wettkampf für mich nicht längern dauern zu lassen als unbedingt nötig. Schließlich war es trotz Sonnenschein recht kühl und windig. Ein Grund mehr, sich nachher zu beeilen.

Vor solcherlei Attacke hat Herr Mehdorn aber die Bahnfahrt gesetzt, oder besser: den Stillstand. „Aufgrund einer Signalstörung verzögert sich die Abfahrt...“ :haeh: Nachdem wir schon eine Viertelstunde im Bahnhof von Bad Cannstatt gestanden haben und diese Ansage bereits das dritte Mal zu hören bekommen, reicht es uns. Wir schnappen uns die Fahrräder und überbrücken die Entfernung zum Stuttgarter Hauptbahnhof eben auf fünfmal zwei Rädern. Warmgefahren sind wir dann auch gleich. Zum Glück klappt wenigstens die S-Bahn-Verbindung von Stuttgart nach Kornwestheim, wo wir auch bald das Hallenbad erreichen und uns in die Schlange an der Anmeldung einreihen.

Nachdem wir Startnummer und Trinkflasche haben und uns der Prozedur der Oberarmmalerei unterzogen haben, eilen wir in die Wechselzone. Langsam wird es doch knapp, in ca. einer halben Stunde geht es für die meisten der Gruppe los, da bleibt gerade für die Neulinge keine Zeit mehr, sich alles erst einmal in Ruhe anzusehen. Ich selbst habe dagegen über anderthalb Stunden länger Zeit, die ich nutze, um Fotos zu machen und kräftig anzufeuern, als die ersten dann frierend und tropfend wieder in der Wechselzone erscheinen und sich erst einmal in aller Gemütsruhe abtrocknen und umziehen. Ich staune, was man so alles anziehen kann. Laufshirt, lange Hose, Jacke, Wintermütze, dann den Helm, schnell noch eine Banane in die Jackentasche eingesteckt und ab zum Rad. Ach, die Startnummer vergessen! :confused: Also zurück, die Startnummer beim Überstreifen des Bandes ausgerissen... da kommt aber einiges an Pannen zusammen bei der Premiere.

Nachdem ich meinen eigenen Platz eingerichtet und das Rad eingecheckt habe, ziehe ich mich in der nahe gelegenen Sporthalle um, schlendere irgendwann mal zur Schwimmhalle rüber, schaue beim laufenden Wettkampf zu und kann mich unter dem Sprungturm sogar einschwimmen. Und dann ist er plötzlich da. Er winkt in meine Richtung :hallo: , fragt nach meinem Namen. Ich kenne den Typen nicht. Doch dann gibt er mir Hilfestellung. Wolf Dieter, den ich bisher nur aus dem RW-Forum kenne, eine virtuelle Größe ... steht jetzt leibhaftig vor mir und begrüßt mich. Das ist eine schöne Überraschung! Er hat noch mehr Zeit bis zu seinem Start, will bis dahin aber Fotos machen. Und auch Thomas aus meiner Trainingsgruppe ist da, der ist extra zum Anfeuern und Bildermachen gekommen. Toll!
Derart unter Beobachtung, fühle ich den Anspruch sofort wieder: Volle Pulle, ohne Limit! Schließlich will Wolf Dieter auch die 10 min-Grenze knacken, dann muss ich also vorlegen. Als ich dann 3 min vor dem Start mit den anderen 4 Athleten auf meiner Bahn 5 ins Wasser gehe und wir uns absprechen, wer denn wie schnell schwimmen will (oder kann), da stellt sich schnell heraus, dass ich das Feld anführen soll. Unter zehn Minuten ist für die Kollegen kein Thema. Prima, dann kommt mir keiner in die Quere und ich kann frei und ungehindert durchs Wasser pflügen. Das geht nach dem Start auch 8 Bahnen ganz gut. Doch dann macht sich wieder das Belastungs-Asthma bemerkbar (das tut es immer, wenn man das gar nicht brauchen kann), so dass die Luft knapp und das Atmen anstrengend wird. Und langsamer werde ich dabei auch noch! Eine Bahn später hilft dann alles nichts: Um nicht stehenzubleiben, muss ich doch auf Brustschwimmen wechseln, das geht leichter, und schneller bin ich dabei auch. Na, zumindest vorübergehend. Nach ein bis zwei Bahnen Brust wechsle ich wieder auf Kraul, dann wieder eine Brust usw. Den Letzten des Feldes kann (bzw. muss) ich zweimal überholen, die anderen je einmal. Das hält auch auf. Noch zwei Kampfbahnen Kraul zum Schluss - und schon sind 20 Bahnen und 10:22 min rum. :frown:

Raus aus dem Becken, die grüne Kappe ab und über den roten Teppich raus aus dem Hallenbad und tropfend den langen Weg zum Sportplatz mit der Wechselzone gespurtet. Der Wechsel ist nach gut zweieinhalb Minuten erledigt, ab zum Rad, das 50 m weiter steht, und zügig los, raus auf die nahen Felder, über die uns ein gut asphaltierter, aber sehr hügeliger Kurs führt, der 3mal zu bezwingen ist. Zunächst geht es langgestreckt zügig bergab, aber dann müssen wir bald wieder hoch und an den Anstiegen weicht die Kraft aus den Oberschenkeln wie die Luft aus einem Ballon. Da kann ich treten, soviel ich will, mehr geht einfach nicht. Geschwindigkeitsbegrenzung? Offiziell ja nicht, aber sozusagen bauartbedingt bzw. profilbedingt kann ich nicht schneller als 46 km/h fahren. Die Bronchien machen dicht, ich keuche heftig, aber näher komme ich den "Kollegen" da vorn deswegen auch nicht. Dreimal werde ich selbst überholt, kann mir aber selbst niemanden greifen. Dazu sind in meiner Gruppe einfach zu viele Radler mit zu gutem Material unterwegs. Da spüre ich die Nachteile meines Trekkingrades nur allzu deutlich. Zudem ist der kalte Gegenwind tückisch; gerade an den Gefällstrecken bremst er die flotte Fahrt. Keine Geschwindigkeitsbeschränkung? Von wegen. Hier irrt jemand in Bayern. An einem Feldweg steht Thomas und fotografiert, wie vorhin schon beim Schwimmen und beim Wechseln. Sonst keine Zuschauer. Ein paar verdutzte Spaziergänger wundern sich, warum ausgerechnet heute auf ihren Feld- und Wiesenwegen so viele Radfahrer unterwegs sind, aber echte Anfeuerung kommt nur von den Streckenposten. Zweimal fahre ich an dem Schild „2./3. Runde - Ziel“ links vorbei, dann darf ich rechts ab, zurück in die Stadt und zur Sporthalle.

Volle Pulle Richtung Wechselzone, am Schild „Stop nach 50 m“ schalte ich runter, trete im niedrigen Gang, springe an der Linie ab. Weiter geht’s im Laufschritt. Das Rad wird mir (wie bei den Profis) nach einer bestimmten Strecke abgenommen, ab zum Wechselplatz, Helm in die Kiste geworfen und gleich weiter. Da zeigte sich der Vorteil, wenn man nicht zweimal die Schuhe wechseln muss. Thomas muss gleichfalls einen Sprint hingelegt haben, jedenfalls ist er auch hier, hat die Kamera vor dem Gesicht und ruft: :megafon: „Nur noch laufen, das kannst Du doch!“ Und ob! Das Laufgefühl kommt erfreulich früh in die Beine, so dass ich die anderthalb Runden durch den Stadtpark noch recht zügig durcheilen kann. Und immer noch keine begeisterte Menge, allenfalls ein paar staunende Spaziergänger. An der Abzweigung am Marktplatz bekommen wir ein weißes Haargummi, das ich mir übers Handgelenk streife, und ein Hauch von Langdistanz weht mich mit dem frischen Wind an. Zurück zum Sportplatz und das Ganze von vorn. Wieder durch den Park, wieder über die vorbildlich mit weißen Pfeilen nur so gespickten Parkwege, noch einmal "volle Pulle" die kleine Wendestrecke in einer Nebenstraße runter und wieder rauf, dann mit fliegenden Schritten zum Marktplatz, eine letzte Kurve. Ich höre den Zielsprecher meinen Namen sagen und stürme durch die rot-weiß trassierte Gasse ins Ziel. Tschakka! :daumen:

Thomas ist igelgleich auch schon wieder da, gratuliert und macht weiter Bilder. Und als ich mich halbwegs erholt habe, halte ich nach der Zielverpflegung Ausschau. Und wer mich kennt und weiß, wie sehr ich im Ziel Appetit auf Kuchen habe, wird sich nicht wundern, dass mich das große Buffet mit Backwerk aller Art anlacht und ich seinem Charme sofort erliege. Streusel-, Mohn- und Apfelkuchen, Fruchtschnitten, Obsttorten, Käse,- Marmor-, Zitronen- und Sandkuchen, Rosinenschnecken und andere Leckereien mehr. :geil: Ich frage kurz und beginne vorerst mit dem Marmorkuchen. Aber das hatten wir ja schon. Als das Missverständnis geklärt ist, darf ich ihn dennoch unbezahlt zu Ende essen. Und er schmeckt mir richtig gut. So wie der Triathlon selbst. Es war mein letzter in diesem Jahr, aber nächstes Jahr gibt’s mehr davon. Doch ich starte nur dort, wo’s im Ziel reichlich Kuchen gibt. Soviel ist sicher. :nick:


Swim: 10:22 min
T1: 2:40 min
Bike: 47:12 min
T2: 1:14 min
Run: 18:43 min
gesamt: 1:20:01 h

Pl. ges. 139 (241)
Pl. M50 11 (18)
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

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Danke für den Bericht Foxi. Und Gratulation zum Finish! :daumen:

Nächstes Jahr kannste dann von mir auch nen Tria-Bericht lesen!
Liebe Grüße
Dirk

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lonerunner hat geschrieben:Herzlichen Glückwunsch zum Finish :)
Was hast Du denn nächstes Jahr so vor??
:danke: für die Glückwünsche, Jörg!

Die Planungen für 2009 stehen noch ganz am Anfang, aber was von den Wünschen und Träumen jenseits der JM-Distanz realisierbar ist, hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt von den technischen und finanziellen Möglichkeiten. Das muss man mal sehen. Aber mögen täte ich schon wollen... :wink:

... aber nicht nach Glücksburg. :uah:

Jedenfalls sind meine Nahziele relativ bescheiden:

100 m unter 1:35
500 m unter 9:45
1500 m Kraul ohne Pause :wink:
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

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Auch Dir, :danke: - Dirk, dass Du Dich trotz der kurzen Strecke durch den langen Bericht gefressen hast.
Dirkii hat geschrieben:Nächstes Jahr kannste dann von mir auch nen Tria-Bericht lesen!
Darauf freu ich mich jetzt schon. :daumen:
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

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Foxi hat geschrieben: :danke: für die Glückwünsche, Jörg!


... aber nicht nach Glücksburg. :uah:
Meinst du das wegen Glücksburg oder wegen der Langdistanz?

Naja, Roth und Frankfurt waren schon voll (hätte sonst wohl Roth gewählt), aber Glücksburg ist auch um einiges günstiger (und relativ heimatnah noch dazu)

Gruss Jörg
You can check out any time you like but you can never leave

geplant:
10.07.11: Challenge Roth LD (3,8-180-42,2)


http://lonerunner-lauf-triathlon.blogspot.com/

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lonerunner hat geschrieben:Meinst du das wegen Glücksburg oder wegen der Langdistanz?
Wieso "oder" ?? :zwinker2:

Wenn's nur nach dem Erlebnis ginge und nach manchem schönen Bericht, der dazu in diesem Jahr geschrieben wurde, dann wäre ich sofort dabei. Wenn ich aber an all das andere denke ... dann bleibt doch nur :uah:
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)

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Foxi hat geschrieben:... Ich kenne den Typen nicht. ...
Grins
Foxi hat geschrieben:... ...will Wolf Dieter auch die 10 min-Grenze knacken, ...
Aber, wie Goethe schon schrieb: Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun (und das ist mir mal wieder nicht gelungen)
Foxi hat geschrieben:... Ein paar verdutzte Spaziergänger wundern sich, ...keine begeisterte Menge, allenfalls ein paar staunende Spaziergänger. ...
Zuschauermäßig ist dort noch Verbesserungspotential :zwinker2:
Foxi hat geschrieben:... ..und stürme durch die rot-weiß trassierte Gasse ins Ziel. ...
Gab ein klasse Avatar-Bild :daumen:

Schöber Bericht, schöner Wettkampf
Viele Grüße
Wolf Dieter

**Offizieller Sponsor der Bundesregierung**

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Hallo Foxi,

auch von mir Herzlichen Glückwunsch zum Finish. Auch wenn ich mich nicht mehr gemeldet habe, hab ich trotzdem Daumen gedrückt. Ich bin schon froh, dass es bei meinem Tria nicht so kalt war, aber Kuchen gab es auch nur gegen Bezahlung. :D

Liebe Grüße
Chrisi
Bestzeiten:

10km: 51:50 (12.07.2008 Mörfelden)
HM: 1:52:27 (21.09.2008 Bensheim)
M: 4:25:49 (04.05.2008 Mainz)

Sprint-Triathlon (0,5, 20, 5): 1:21:58 (07.09.08 Gimbsheim)

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Tiger-Chrisi hat geschrieben:Herzlichen Glückwunsch zum Finish. Auch wenn ich mich nicht mehr gemeldet habe, hab ich trotzdem Daumen gedrückt. Ich bin schon froh, dass es bei meinem Tria nicht so kalt war, aber Kuchen gab es auch nur gegen Bezahlung. :D
Danke, Chrisi, für's Lesen und für die Glückwünsche. :daumen: Wer weiß, was ohne Dein Daumendrücken sonst passiert wäre...
Und mit dem kostenlosen Kuchenbuffet als Bestandteil der Zielverpflegung bin ich wohl einfach aus Crailsheim oder Berlin verwöhnt. *oberschleck* :geil:
Nicht die Erkenntnis gehört zum Wesen der Dinge, sondern der Irrtum. (F. Nietzsche)
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