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Brockenmarathon - Die unendliche Leichtigkeit des Laufens

Brockenmarathon - Die unendliche Leichtigkeit des Laufens

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Auch nach 13 Marathons fällt mir das Marathonlaufen nicht leicht. Ich weiß, wie es ist, wenn bei km 35 die Kraft weg ist, auch wenn ich inzwischen sicher bin, immer noch irgendwie ins Ziel zu kommen. Weil ich die Qual leid bin, habe ich mich auf Landschaftsläufe konzentriert. Da ist es egal, ob man einige Minuten länger unterwegs ist. Der Brockenmarathon hat mich schon länger gereizt, aber irgendwie passte er nie in die Jahresplanung. Auch diesmal passte er nicht. Dass ich gerade eine Woche im Harz war, meine „Laufpartnerin des Jahres 2009“ auf den Brocken laufen wollte und die Wetteraussichten hervorragend klangen, waren jedoch gute Gründe zwei Wochen nach dem schweren Saale-Rennsteig-Marathon und zwei Wochen vor dem Röntgenlauf kurzentschlossen den Brockenmarathon einzuschieben.

Beim netten Foritreffen mit Renn-Schnecke, Reini und Holgii lernt ich auch Marion kennen, die bedauerte immer noch nicht wieder fit zu sein.

Mein Plan für den Marathon war einfach, ich laufe mit Frau Renn-Schnecke Steffi den Berg hoch und lasse sie dann allein weiterrennen, während ich locker hinterher jogge. Skrupel überkamen mich angesichts ihrer Ankündigung in 2 h auf dem Gipfel sein zu wollen. Der Start auf der Waldwiese war völlig entspannt. Das Feld zockelte los, wie bei einem Ultra – man wusste wohl, was bevor stand. Auf herrlichen Waldwegen ging es im sanften Auf und Ab nach Ilsenburg. Irgendwann erkannte mich Herr Coyote und plaudernd liefen wir zu dritt bis zu den Ilsefällen, wo er über das gelaufene Kamikaze-Tempo klagte und dann nach vor entschwand. Oberhalb der Ilsefälle gab es den ersten Blick auf den im Sonnenlicht liegenden Brocken – das waren noch einige Höhenmeter. Wanderer motivierten immer wieder mit ihren Beifall. Nach einer Weile war der Plattenweg erreicht. Auf dem DDR-Grenzweg ging es nur auf 3 km über 300 Höhenmeter nach oben. Niemand lief mehr, alle wanderten. Zurück konnte man über eine Talsperre weit in das Harzvorland blicken und rechts sah man Torfhaus, das ich als Kind vom Testbild des Westfernsehens kannte. Meine Zweifel in 2 Stunden den Brocken zu erreichen, bestätigten sich und wir mussten uns noch beeilen unsere Fangruppe zu treffen, die nach 2:20 mit der Brockenbahn wieder abwärts fahren wollten.
Da es mir gut ging, entschloss ich mich, Frau Rennschnecke noch etwas zu begleiten und war überraschte, wie defensiv sie den Berg hinunter lief. Dabei war meine Annahme simpel. Wenn sie es schaffen kann, in 2 h nach 20 km auf dem Brocken zu sein, kann sie auch nach weiteren 2 h und 22 km wieder im Ziel ankommen. Ich blieb an ihrer Seite und genoss den mehr oder minder sanften Abstieg mit Blicken auf Schierke, den Wurmberg und den Brocken zurück. Steffi dämpfte meine Flow und verhinderte, dass ich mich völlig ungehemmt den Berg hinunter treiben ließ. Die Verpflegungsstellen empfand ich fast als lästig, da sie den Laufrhythmus störten. Auch der erhebliche Anstieg nach Kilometer 30 war nicht weiter tragisch, auch wenn er Zeit kostete. Belohnt wurden wir nun mit herrlich kitschigen Aussichten auf die buntgefärbten Laubhänge um Wernigerode. Die Sonne lehnte sich an den Abhang und wärmte Körper und Herz. Inzwischen versuchte ich Frau Renn-Schnecke zu neuen Bestzeiten anzutreiben, die behielt zum Glück den Verstand und ein sinnvolles Tempo. Erst bei Kilometer 38 ließ sie alle Hemmungen fallen, wir rannten voller Begeisterungen auf das Ziel zu und überholten noch eine Vielzahl von Läufern. Im Ziel waren wir bei 4:25. Noch nie war ich so entspannt und locker einen Marathon gelaufen – wenn es doch immer so wäre.

Im Bloggibt es noch ein paar Bildchen, die ich allerdings an den Tagen davor aufgenommen habe.
Neue Laufabenteuer im Blog

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Schön geschrieben Jörg!
War echt nett Dich kennenzulernen, wenn auch viel zu kurz. Wird ja aber nicht das letzte Mal gewesen sein.

Liebe Grüße
Marion
http://www.hundephysioharz.de

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19joerg61 hat geschrieben:Weil ich die Qual leid bin, habe ich mich auf Landschaftsläufe konzentriert. Da ist es egal, ob man einige Minuten länger unterwegs ist.
:confused: Ist das nicht bei allen anderen Läufen auch egal? Wenn Du die Strecke geniessen willst geht das auch bei einem schönen Citylauf, den man zu seinem persönlichen Event macht.

Dein Bericht erinnerte mich an zwei schöne Erlebnisse: 1. mein Harzgebirgslauf 2. mein Lauf mit Steffi an der Elbe entlang nach Dresden

Glückwunsch dem Brockenmarathonbezwinger! :daumen:
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Steif hat geschrieben: :confused: Ist das nicht bei allen anderen Läufen auch egal? Wenn Du die Strecke geniessen willst geht das auch bei einem schönen Citylauf, den man zu seinem persönlichen Event macht.
Nee, ist nicht egal, ich kann Jörg verstehen, ich kann das nämlich auch nicht. Wenn ein City-Lauf flach und bestzeitentauglich ist, dann muß ich einfach Gas geben. Dann kann ich das nicht genießen. Leider.

Deshalb gehts mir genau wie Jörg: ich liebe Landschaftsmarathons, sie sind für die Seele. Ab und an einer in der City für das Ego, aber sonst ziehts mich in die Natur.

Herzlichen Glückwunsch Jörg, klingt echt easy :daumen:
☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.

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19joerg61 hat geschrieben:Noch nie war ich so entspannt und locker einen Marathon gelaufen – wenn es doch immer so wäre.
Da kommt einem aber auch der Streckenverlauf sehr entgegen: bergauf, wenn die Kraft noch da ist, und (bis auf die kleinen Gegenanstiege) bergrunter, wenn Kraft weg oder klein. Musst dir eben immer sowas aussuchen!

Gut gemacht, Jörg!

Der Harz ist doch einer der schönsten!

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Kathrinchen hat geschrieben:Deshalb gehts mir genau wie Jörg: ich liebe Landschaftsmarathons, sie sind für die Seele. Ab und an einer in der City für das Ego, aber sonst ziehts mich in die Natur.
Und wie - da steckt so viel Wahrheit drin - da kann ich mich nun wirklich nur anschließen! Wenn das Marathonlaufen zur Passion wird... :hallo:
Christoph

"Ich bin kein Mensch.
Ich bin eine Maschine.
Ich kenne keinen Schmerz.
Ich laufe rein mechanisch."
(frei nach: Haruki Murakami)


dwarfnebula twittert

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Genauso habe ich bei meinem Brockeneinstand 200? empfunden. Der Unterschied bestand lediglich darin, dass ich tatsächlich von Anfang an hemmungslos bergab gelaufen bin :zwinker5: . Nächstes Jahr will ich auch wieder.

Gruß Conni

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Hallo Jörg (und Steffi :hallo: )

da kann man aus Deiner Beschreibung richtig herausfühlen, daß Dir der Lauf Spaäß gemacht hat!
Glückwunsch zu einem erfolgreichen WK bei bei herrlichem Herbstwetter.

Walter
You can only fail if you give up too soon

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Glückwunsch Jörg! :daumen: Der Brocken steht auch schon auf meiner to do Liste!
Laufkalender 2014

15.03.14 6h-Lauf Nürnberg
12.04.14 Bleilochlauf 46 km
26.04.14 Harzquerung 51 km
17.05.14 Rennsteigsupermarathon 72,7 km
13.06.14 Biel 100 km
05.07.14 Thüringenultra 100 km ?
23.08.14 Müritz-Lauf 75 km
28.09.14 Berlin Marathon

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klingt wie ein frühherbstlicher Spaziergang. Toll. Wenn das so ist...
Lachmöwe hat geschrieben:... von Anfang an hemmungslos bergab gelaufen bin...
das musst du mir dann mal Nähe Kärntner Hütte vormachen, das will ich auch können: den Berg hinauf berg ab laufen
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Steif hat geschrieben: :confused: Ist das nicht bei allen anderen Läufen auch egal? Wenn Du die Strecke geniessen willst geht das auch bei einem schönen Citylauf, den man zu seinem persönlichen Event macht.

Finde ich nicht.
Die diesbezüglichen Sätze von Jörg hätten auch von mir sein können - genau diese Überlegungen sind (weil ich halt eine Schnecke bin), der Grund warum ich mich lieber bei kleineren Veranstaltungen in Wald und Flur tummle als durch die Großstädte zu hetzen/schleichen :D .

Walter
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viermaerker hat geschrieben:...genau diese Überlegungen sind (weil ich halt eine Schnecke bin), der Grund warum ich mich lieber bei kleineren Veranstaltungen in Wald und Flur tummle als durch die Großstädte zu hetzen/schleichen :D .
Aber gerade dort macht es doch genauso Spaß, da vom Publikum was zurückkommt? Außerdem kann ich in einer fremden Stadt so die Stadt erkunden. Das geht natürlich nicht mit Tunnelblick und Sternen vor den Augen, Ideallinie läuft und nen MP3-Player auf den Ohren hat. Da bekommt man davon nichts mit. z.B. Hamburg nur zum Spaß laufen ist soo schön! Landschaftsläufe, mal abgesehen von den großen und beliebten (Rennsteig, Röntgen, Harz und einige wenige mehr) können auch eher langweilig sein.
Steif
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Steif hat geschrieben:Landschaftsläufe, ....können auch eher langweilig sein.

Nö, oder höchstens, wenn die Berge fehlen.
Neue Laufabenteuer im Blog

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19joerg61 hat geschrieben:Da es mir gut ging, entschloss ich mich, Frau Rennschnecke noch etwas zu begleiten und war überraschte, wie defensiv sie den Berg hinunter lief.
Na ja, wenn man knieschonend bergab läuft, ist das auch ganz schön anstrengend :nick: . Nachdem sich meine Oberschenkel bergauf im Umfang verdoppelt hatten, wollte ich nicht unbedingt testen, ob noch mehr geht :zwinker2: . Außerdem hatte ich beim letzten Brockenmarathon auf der zweiten Hälfte Magenprobleme und war deshalb (über)vorsichtig. Gerade beim Brocken wird mir immer wieder bewußt, daß ein Marathon eben erst nach 42,195 Kilometern zu Ende ist. Bis dahin kann viel passieren.
19joerg61 hat geschrieben:Inzwischen versuchte ich Frau Renn-Schnecke zu neuen Bestzeiten anzutreiben
Schnecken lassen sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen, auch Renn-Schnecken nicht :P . Und wenn Du mich nochmal so ins Ziel hetzt, werde ich Dir persönlich danach den Allerwertesten versohlen :zwinker4: .
Steif hat geschrieben:Dein Bericht erinnerte mich an zwei schöne Erlebnisse: 2. mein Lauf mit Steffi an der Elbe entlang nach Dresden
Den fand ich ja nicht so schön - nicht wegen Dir, sondern wegen des starken Gegenwinds und der Magenprobleme :frown: .
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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ottoerich hat geschrieben: das musst du mir dann mal Nähe Kärntner Hütte vormachen, das will ich auch können: den Berg hinauf berg ab laufen
Alles Kopfsache :P

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Sehr schön!

Und das beste: Der Brocken liegt mitten im Harz!

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19joerg61 hat geschrieben: Noch nie war ich so entspannt und locker einen Marathon gelaufen – wenn es doch immer so wäre.
Noch vor 2 Wochen hast du genau das für dich ausgeschlossen :zwinker2: . Ich denke, du weist jetzt, wie sich es anfühlt und du wirst es bestimmt wieder erleben dürfen :daumen: .

Herzlichen Glückwunsch zum entspannten Marathon und viel Erfolg und Genuss beim Röntgenlauf.

Viele Grüße
Anett
Radiergummi-Liga
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Hallo Jörg!

Eine wunderbare Geschichte über einen offensichtlich tollen Lauf :nick: .

Wenn ich höre, wie gut du drauf bist, plagt mich nicht mehr ganz so das schlechte Gewissen, weil ich nicht mit dir den Herrn Röntgen belaufen kann.

Ich wünsch dir alles Gute dafür und inzwischen noch gute Erholung.

Liebe Grüße

Wolfgang

PS.: Gratulation auch an Renn-Schnecke zur Bewältigung eines echten Marathon-Brockens.

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Hallo Jörg,

auch von meiner Seite herzlichen Glückwunsch zum tollen Lauf. Freu mich, dass du ihn so genießen konntest!

Danke für den schönen Bericht,

nachtzeche
"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)

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Renn-Schnecke hat geschrieben: Und wenn Du mich nochmal so ins Ziel hetzt, werde ich Dir persönlich danach den Allerwertesten versohlen :zwinker4: .

Wer fing den letztes Jahr im Schlaubetal an, den anderen zu hetzen, und wer erzählte solche Sachen, wie jeden Marathon volle Pulle und in 2 h oben sein?? Also beschwer dich nicht!

Ach es war schon schön.

Jörg
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