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Frankfurt 26.Oktober 2008, mein 2. Marathon

Frankfurt 26.Oktober 2008, mein 2. Marathon

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Hallo zusammen,

ich bin ja noch ein bißchen neu hier... :hallo:

Am Sonntag war ich in Frankfurt und habe meinen 2. Marathon gelaufen.
Besteht so grundsätzlich Interesse meine Erlebnisse in der Vorbereitung, vor, während, nach dem Marathon zu lesen??? Habe einen etwas langen Bericht geschrieben, den würd ich dann mal reinsetzen, wenn Ihr wollt...

Ich frag nur, weil, ich bin ja noch neu hier...

Sagt Bescheid ob oder ob nicht!

Gruß, Znegva

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Klar, immer her damit.

Liebe Grüße
Bruno
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Na gut, ihr habts nicht anders gewollt. :D
Dann viel Spaß beim Lesen, ich hoffe es ist halbwegs kurzweilig...

Angemeldet, die Zweite

Prolog

10 Monate laufen, ein Marathon, zwei Halbmarathon und ein 10-Km-Rennen. Nach etwa 20 Jahren teils intensivem, teils nicht vorhandenem Taekwondo-Training mit einigen, wenigen Wettkämpfen (1 Sieg im Weltergewicht) habe ich eine vermeintlich "primitive" Sportart für mich entdeckt: Das Laufen. Schon klar, wenn man in dem Alter erst mit Ausdauersport beginnt, kann man nicht mehr unbedingt mit Spitzenleistungen rechnen, trotzdem hat mich ein gewisser Ehrgeiz gepackt.

Nach der Begegnung mit dem Mann mit dem Hammer beim Marathon am 4. Mai habe ich mich erstmals mit dem beschäftigt, was mit dem Körper beim Laufen passiert. Ich war erstaunt, hatte ich mir zuvor doch niemals Gedanken um Kohlehydrate, Fettstoffwechsel, Laufstil und HF-Steuerung gemacht.
Mit José war ich fast gar nicht mehr laufen, Antonio, der schnelle Spanier, war nach einer viel zu kurzen Zeit auch wieder Geschichte in meinem Läuferleben, auch meine Hunde schwächeln und sind viel seltener dabei, doch ich lief weiter.

Im Juli nahm ich mir vor, einen weiteren Marathon zu laufen. Meine Wahl viel auf Köln am 5. Oktober, die Anmeldung ließ ich mir aber noch offen. Diesmal wollte ich alles richtig machen und möglichst dem Hammermann ein Schnippchen schlagen. Ich suchte mir einen 10-Wochen-Marathonplan aus dem großen Laufbuch aus, der passen müsste. Als Basis nahm ich meine HM-Zeit von Anfang Juli. Es war der 3:30-Std.-Plan. Mir war dabei aber auch klar, dass, selbst wenn ich den Plan konsequent durchziehe, ich nicht zwangsläufig diese Zeit erreichen werde. Schließlich empfiehlt Steffny schon für den ersten Marathon eine 1,5-jährige Vorbereitung, damit der Körper sich komplett anpassen kann. Ergo kann es sein, dass ich trotz Einhaltung des Planes eher die Debütantenzeit planen sollte. Ich hielt mir dies offen.

Von Anfang an lief es gut. Zwar lief ich die Tempoeinheiten teils länger und schneller als im Plan vorgesehen, die langsamen Läufe hielt ich aber fast perfekt ein. Ok, 6:20 min/km wurde dann eher 6:00/km und 5:50/km wurde 5:40/km aber das sollte nicht zum Problem werden. Die HF passte prozentual. Auch das 4-malige Training pro Woche haute hin. Ich war sehr zuversichtlich, die kompletten 10 Wochen bis Köln nach Plan zu laufen, doch dann wurden meine Pläne mehrfach durchkreuzt:
Wir überlegten in den Herbstferien 1 Woche in Urlaub zu fahren, Rückflug wäre am Tag vor dem Marathon, womöglich noch in der Nacht davor. Wir hatten zwar noch nicht gebucht und suchten noch, aber die Wahrscheinlichkeit war doch sehr hoch dass es klappt. Ich machte gedanklich ein Kreuzchen durch den Köln-Marathon und suchte nach einer Alternative. Vielleicht Essen 1 Woche drauf? Dann bekam meine Frau einen Termin für ein Vorstellungsgespräch in der Woche vor dem Köln-Marathon. Urlaub gestrichen. Oder verschoben auf die Woche drauf? Kreuzchen durch Essen-Marathon...
Alternative: Frankfurt-Marathon. Gleichzeitig meine Tante in Eppenhain besuchen. Das war doch DIE Idee! Ich sprach den Termin zuhause ab, die Tante hatte zwar leider keine Zeit, aber eine andere Unterkunft und dazu noch die Übernahme eines Startplatzes für Kleingeld (30 €) waren schnell aufgetan und vollzogen. Super! # 4827 ist die meine!

Ich trainierte weiter nach Plan und hatte nun die 8. Woche mit einem perfekten 32-km-Lauf beendet (5:50/km und zwischen 20 und 30 km 5:15/km, Ergebnis: 3:00:49 Std.). Ich fühlte mich gut. Die letzten 10 km hätte ich locker weiter laufen können. Nachmittags dann der Tandemsprung aus 4000 m Höhe. Ein leichtes Kratzen im Hals ignorierte ich. Mehr als ein kleiner Infekt, den ich mir mal wieder von meiner Tochter eingefangen hatte, konnte es ja nicht sein...

Leider kam es anders. Schon am Montag wurde das Kratzen mehr und es kam ein leichter Husten dazu. Dienstag war klar, dass es eine echte Erkältung ist. "Kann ja nicht lange anhalten" dachte ich mir und machte eine Trainingspause. Ist ja auch kein Problem, hatte ich ja jetzt zu den 10 Wochen bis Köln noch mal 3 Wochen Verlängerung bis Frankfurt. Sonntag lief ich dann eine 17-km-Strecke und war völlig fertig. Nein das war noch zu früh. Sehnsüchtig wartete ich auf ein Abebben der Symptome. Langsam wurde es etwas besser. Viel zu langsam. Samstag 11 km, Sonntag 15 km. Immer noch röhrte es etwa im Rachen. Jetzt schon fast 2 Wochen. Mittwoch dann 11 km. Der Puls sank langsam wieder, aber Steigungen machten mir noch immer zu schaffen. Freitag 11km. Jetzt musste ich wieder. Sonst kann ich Frankfurt völlig vergessen.

Sonntag, genau 2 Wochen vor Frankfurt und fast 3 Wochen nach Beginn der Erkältung lief ich dann einen 30-km-Lauf. Ich wollte ihn ähnlich laufen wie 3 Wochen zuvor den 32er: 20 km in 5:50/km den Rest in 5:15/km. Der erste Teil ging auch rel. problemlos. Als ich dann das Tempo anzog merkte ich dass ich in den letzten 3 Wochen nicht viel getan habe und dass mich noch immer Reste der Erkältung ausbremsten. Schon nach 1 km fiel ich zurück auf 5:35/km, nicht viel später lag ich auf dem alten Niveau. Trinkpausen machte ich im Gehen. Nach 2:57 Std hatte ich die 30 km hinter mich gebracht und war heilfroh wieder zuhause zu sein. Weitere km wären heute nicht drin gewesen.

Nach dem Frühstück und duschen kamen langsam Zweifel auf, ob und wenn ja, wie ich Frankfurt in 2 Wochen schaffen soll. Hat mich die Erkältung meinen gesamten Trainingsstand gekostet? Waren die ganzen 8 Wochen nach Trainingsplan umsonst? Werde ich dank Erkältungspause dem Mann mit dem Hammer erneut begegnen? Oder werde ich bis Frankfurt wieder fit sein und unter 4 Stunden laufen können? Fragen über Fragen. In 2 Wochen werde ich es wissen!

Prolog 2

Mittlerweile sind wieder ein paar Tage vergangen und die Erkältung schwindet langsam. In der vergangenen Woche habe ich 3 TE gemacht, davon eine langsame kurze über 8 km, dann eine schnelle über knapp 16 km und eine nicht so schnelle über 27 km am Morgen nach recht exzessivem Biergenuss auf meinem Geburtstagsumtrunk.

Alles ist noch etwas verspannt, ich merke schon, dass ich wenig gelaufen bin. Wenigstens kriege ich keinen Muskelkater.
Derzeit fühle ich mich so, dass ein gutes Ergebnis in Frankfurt möglich wäre, wenn ich jetzt noch 2-3 Wochen hätte: 1 Woche richtiges Training und 2 Wochen tapern. Ich glaube, dann wüsste ich wie ich den Marathon richtig angehen sollte. So bleibt es dann doch ein "Experiment".
In jedem Fall rechne ich damit, dass, wenn nix besonderes passiert, ich durchkommen werde.

Dieser Tage fragte mich ein Bekannter, der seinen Berlin-Marathon in 3:59:40 Std. beendete, per Email, was ich mir denn für zeitliche Ziele für FFM gesetzt hätte.
Meine Antwort:
1.) PB, also unter 4:12:26 Std.
2.) 3:59:39 Std. :-))))))))))))
3.) Entscheide ich nach den ersten 10 km ob mehr geht oder nicht.
4.) Wenn möglich die Begegnung mit dem Hammermann vermeiden

Seine Antwort:
Zitat
Du darfst höchstens 3:59:41 Std. laufen!!!
Aber egal was Du läufst, ich bin beim nächsten Lauf schneller!


Diese Woche tue ich mir die Ruhe an, Samstag Vormittag werde ich losfahren, erst die Startunterlagen holen, mich etwas umsehen und anschließend zu dem Bekannten weiterfahren, bei dem ich übernachten kann.

Rennen mit Hindernissen

Nun war es soweit, mein 2. Marathon stand auf dem Plan und ich packte alles zusammen was ich an Laufsachen finden konnte, lang, kurz, warm, kalt. Ich wusste einfach nicht was ich anziehen sollte.
Samstag morgen sagte wetter.com 10-14°C ohne Regen für Sonntag voraus. Und genauso war es dann auch. Samstag Mittag kurz vor eins machte ich mich auf die Reise nach Frankfurt mit dem PKW. Die Autobahn war frei und ich kam problemlos in FFM an. Nachdem ich auch einen Parkplatz außerhalb der Umweltzone gefunden hatte (ich habe noch keine Plakette an meinem PKW) ging ich bei strahlendblauem Himmel zur Messe und dort zur Startunterlagenausgabe. Da ich ja einen Startplatz übernommen hatte, musste ich zunächst zum trouble-desk und mir dort die Anmeldebestätigung ausdrucken lassen. Das erste Mal musste ich anstehen, nach etwa 10 Minuten war ich dann dran. Interessanterweise hatte mika-timing meinen Chip NICHT auf der Liste stehen und ich legte meine Anmeldung vor auf der die Chipnummer stand. Die Dame machte dann auch noch etwas Panik, ich hätte doch den Chip zum scannen mitbringen sollen, statt nur der Nummer, sie hoffe, dass alles richtig wäre...
Nachdem ich dann meinen Ausdruck hatte holte ich mir die Unterlagen. Was nicht funktionierte war, dass ich kein T-Shirt mehr bekam. Hatte ich zwar auf der Anmeldung mitbestellt, aber das wurde ebenfalls nicht registriert. Ok, dann halt nicht...

Ich schaute mich auf der Marathon-Mall um, die gegenüber Düsseldorf wirklich als Messe bezeichnet werden kann. An einem Stand war Herbert Steffny grad dabei Autogramme zu geben, woanders konnte man Gleichgewichts- und Körperfetttests machen, überall gab es Klamotten zu kaufen u.v.m.
Dann ging ich in die Festhalle zur Nudelparty, holte mir einen Teller mit „milder“ Soße. Wenn die schon mild war, wie war dann die scharfe Soße???

Irgendwann gegen 18 Uhr brach ich dann auf nach Büttelborn zu einem Bekannten, bei dem ich dann übernachten konnte. Wir gingen dann abends noch was essen (es gab noch mal Nudeln  ). Mittlerweile meldet sich jedoch mein Darm und rumorte vor sich hin. Einige Male war ich auf Toilette, aber es rumorte immer weiter. Musste das ausgerechnet heute sein? Reichte es nicht aus gerade erst die 4-wöchige Erkältung hinter mir zu haben? Musste da unbedingt noch was dazukommen?

Ich stellte die Uhr 1 Std. zurück und konnte trotzdem nicht viel vor 24 Uhr das Licht ausmachen. Ich heftete die Startnummer aufs TEAM-TIBET-Shirt, las das Programmheft, irgendwann war ich müde genug und knipste das Licht aus.

Bis morgens hatte sich der Darm dann auch halbwegs beruhigt und ich frühstückte 2 Scheiben Weißbrot, ein kleines Müsli, 1 großes Glas Wasser und 2 Tassen Kaffee, die brauchte ich irgendwie. ;-)
Kurz nach 8 fuhren wir zum Bahnhof und dann mit dem Regiozug zum Frankfurter HBF.
Den Rest gingen wir zu Fuß. Anscheinend war ich auch ausreichend hydriert, denn meine Blase meldet sich zu Wort. Punkt 9 Uhr war ich an Halle 1 und wollte „nur mal eben“ auf Toilette, bevor ich noch Thomas, einen anderen Bekannten, treffen wollte. Dieses „nur mal eben“ erstreckte sich dann auf eine geschlagene halbe Stunde. Von Damentoiletten kennt man das Bild ja, aber was da vor den Herrentoiletten anstand, habe ich noch nicht erlebt. Und es dauerte. Dann kam ein Offizieller und sagte, dass auf der anderen Seite der Halle Großanlagen wären, dort müsse man nicht anstehen. Ich ging rüber und: Stellte mich die nächste ¼ Stunde in der Schlange an.  Ein wahrer Horror.

Nun war es schon 9.35 Uhr und ich hatte nicht mal meinen Kleiderbeutel abgeben können. DAS ging dann wenigstens zügig, Thomas traf ich natürlich nicht mehr und ich wärmte mich ein wenig auf. Gegen 9.50 Uhr ging ich dann nach draußen und zum Startblock. Es gab kaum noch Platz, aber irgendwo kletterte ich über den Zaun und kam mir vor wie Spargel im Glas. Vorteil: Trotz der kurzen Laufklamotten für die sich etwa 2/3 des Feldes entschieden hatte, war es kuschelig warm!

Folgenden Plan hatte ich mir zurecht gelegt: Dem 3:29-Ballon, der in der Startaufstellung etwa 25 Meter vor mir stand, 10 km folgen und dann sehen ob ich das Tempo halten kann. Aufgrund der halt erst kürzlich überstandenen Erkältung wusste ich nicht ob der Puls dabei zu (zu) hoch steigt oder nicht.

Die Stimmung steigerte sich bei Läufern und Publikum, der Sprecher stellte die Elite-Läufer vor, mir lief es eiskalt den Rücken runter, der Puls stand auf 85, dann erfolgte der Startschuss.
Das Starttor konnte ich vom Skodablock aus sehen, trotzdem dauerte es noch fast 7 Minuten bis ich über die Startmatte lief. Als der Ballonläufer loslief, dauerte es immer noch fast 3 Minuten bis ich gehend die ersten Schritte machen konnte. Den Ballon habe ich nach etwa 4 km das erste und einzige Mal gesehen, gut 500 Meter vor mir...

Von Anfang an versuchte ich ein Tempo um 5 min anzugehen, auf den ersten 3 km war das aber unmöglich, überall Läufer, die ich überholen musste, aber nicht vorbeikam. Das zog sich bis mindestens km 10 und ich fragte mich, mit welcher Motivation sich Läufer, die 6:30 min/km und langsamer laufen im Startblock zwischen 3:30 und 4 Std. aufstellen? Es war auf jeden Fall extrem behindernd, aber wer weiß wozu es gut war. Km 5 war dann auch mein schnellster mit 4:56 min. mein Tempo pendelte sich recht gleichmäßig ein zwischen 5:02 und 5:12, der Puls war jedoch vom ersten km an auf 160. Das hielt sich bis km 6 (159), danach ging etwa alle 2 km der Puls um 1 Schlag hoch. Ich fühlte mich aber ok und ließ es laufen.
Bei km 7 ging es dann berghoch. Ich wunderte mich etwas, aber was solls. Das Publikum war super und feuerte einen mit Namen an und der stand auf dem Startnummernschild. Tolle Sache muss ich sagen! Das hilft ungemein! Auch das Programm neben der Strecke war sehr kurzweilig und die km vergingen wie im Fluge.
Immer wieder führte die Strecke an entgegenkommenden Läufern vorbei, manchmal fragte ich mich ob es die waren, die vor oder die, die hinter uns laufen, sind...
Die nächsten km waren recht ereignislos, das Feld um mich rum war immer noch voll, ich wurde überholt, andere überholte ich, ich stoppte jeden km mit und schaute bei HM auf die Uhr: 1:48:13 und das gute Gefühl, dass alles im grünen Bereich war. Aber mal schauen was kommt. Die Angst vor dem Mann mit dem Hammer war vom ersten Marathon einfach hängen geblieben.

Bei km 23 ging es in einer langen Kurve etwas bergan, die ersten Läufer gingen. Eine mich überholende Läuferin klopfte mir auf die Schulter: Team Tibet! Tolle Sache, ich schau mal im Internet auf eure Seite!" Ich freute mich, wieder jemand interessiert!

Neben mir meinte ein Läufer zu seinem Begleiter: „ Die Spitze hat es gut, die sind jetzt schon im Ziel“ Ich: „Wärt Ihr schneller gelaufen könntet ihr Euch jetzt auch schon ausruhen“ Wir lachten.
Km 24, ein anderer Läufer sagte zu seinem Kumpel „ Harry, lass uns langsam machen, wir haben für 6 Stunden bezahlt!“ Auch das wurde mit ein paar Lachern kommentiert.

Km 25, ich wollte nur mal eben meine Beine ausschlenkern um die gleichmäßige Bewegung aufzulockern und zog die Füße bis zum Hintern hoch. Beim Absetzen merkte ich sofort einen beginnenden Krampf. „WAAAAAH“ schoss es mir durch den Kopf. Das kann doch nicht wahr sein. Dabei hatte ich grad überlegt, dass ich nach 32 km das Tempo etwas anziehen wollte wenn der Hammermann mich bis dahin verschont.
Ich änderte meinen Laufstil auf einen Schlurfschritt und der Krampf ging zurück. Aber bei km 27 war er wieder da. Und jetzt noch stärker und in beiden Waden. „Ooooh nein, verdammt“ ging es mir durch den Kopf. Es war kurz davor, dass der Krampf jegliche Bewegung verhindert. Ich hielt an und dehnte an einer Bordsteinkante die Waden aus. Das brachte es sofort und ich lief weiter. Der km war mit 5:38 dann nicht so toll, aber der nächste ging mit 5:05 wieder einwandfrei. Dann aber war der Krampf wieder da und nicht nur unterschwellig. Immer wieder musste ich ausdehnen, dazu nutzte ich am liebsten die Verpflegungsstationen, denn da verliert man eh immer etwas Zeit. Wo ich grad bei den Verpflegungsstationen bin: Bereits ab km 25 gab es Cola, die ich wegen der Angst vorm bösen Mann auch direkt in Anspruch nahm, Wegen des Krampfes nahm ich dann auch Rosbacher Sport (Magnesium) zu mir und hatte manches Mal drei (verschiedene) Becher geholt.  Bananen kamen auch gut, Nüsse habe ich 1x gegessen, aber Trockenobst, neeee, das bekam ich nicht runter. ;-)

Weiter ging es. Km 28, 29, 30, 31. Der Mann mit dem Hammer kam nicht, aber diese Krämpfe blieben da. Immer hatte ich das Gefühl, eine falsche Bewegung und die Muskeln machen zu und ich falle hin. „Nie wieder Marathon“ schoss mir durch den Kopf. Nur noch 11 km. Nur noch 10 km. Mein Schnitt fiel wegen des stetigen Ausdehnens auf unter 5:30min. Auch km mit über 6min waren mehrmals dabei. Aber wenn ich lief, war es lt. Polar immer ein Tempo um 5:15-5:25 min.

Km 32, jetzt „wollte“ ich, sofern ich fit bin, eigentlich das Tempo etwas anziehen. Fit? Nö, nicht wirklich, jedenfalls nicht von den Beinen her. Aber es waren ja nur noch 10 km. Lächerlich. Das reiß ich notfalls auf einem Bein ab und es wird noch PB! Ich lief weiter. Die gehenden Läufer wurden mehr. Ich lief. 34, 35, 36. Nur noch 6 km. Ich wusste: Ich werde es schaffen. Km 37, 38, 39. Nur noch 3 km. Ich bin praktisch schon da.

Das Publikum wurde mehr, die Leute riefen die Namen der Läufer und Läuferinnen. Die Strecke wurde schmaler. Auf km 40 musste ich noch mal richtig ausdehnen. Mist, das kostet Zeit. 6:25. Viel zu viel. Aber: Der Puls sank praktischerweise und ich wurde wieder fitter. Das sollte gut sein für einen standesgemäßen Endspurt!

Den 41. km konnte ich das Tempo auf 5:25 anziehen. Dann das vorletzte Schild mit einer großen „41“. Ich wusste, ich hatte es geschafft und beschloss beim letzten Kilometer (plus der 195 Meter) alles auf eine Karte zu setzen und noch mal richtig Dampf zu machen. Sollten die Krämpfe mich übermannen konnte ich immer noch auf Händen ins Ziel kommen und würde unter 4 Stunden bleiben. Ich zog an und ließ Läufer nach Läufer hinter mir. Der Messeturm kam immer näher. Gleich muss das 42er Schild kommen. Das Publikum toste. 80% aller Läufer zogen ihr Tempo noch mal sichtbar an. Beim Messeturm standen etliche 1000 Leute und schrieen die Läufer ins Ziel. Wir bogen links ab, ich gab weiter Gas. Dort dann das 42er-Schild, ich drückte die Uhr ab: 5:00,6 min! Mein 2.schnellster Kilometer überhaupt!!! Über den Messeplatz rüber, das Publikum toste, dann ging es in die Halle rein. Der rote Teppich lag uns zu Füßen. Die letzten 60 Meter. Links und rechts Cheerleader, eine gigantische Beleuchtung, Musik, ich überholte immer noch, dann der letzte Torbogen „ZIEL“, ich lief drunter durch und stoppte die Uhr: 3:46:17 Std. Es stand eine keine 4 vorne. Super! Mehr schnallte ich noch nicht. Ich bekam meine Medaille und ließ mich fotografieren beim Project „marathonfaces“ (hatte mich vorher angemeldet), dann bekam ich eine Plastikfolie zum Windschutz und wurde mehr oder weniger nach draußen gedrängelt in den Nachzielbereich. Ich ließ die Pulsuhr laufen. Ich fühlte mich ko, aber glücklich. Der Puls sank innerhalb weniger Minuten auf 108 Schläge. Ganz anders als im Mai in Düsseldorf. Ich wollte jetzt aber nur eins: Sitzen! Nur wo? Keine Bänke, nix. Ich fand eine Pappe und setzte mich auf den Boden. Ein anderer Läufer brachte mir was zu trinken. Ich bedankte mich und ruhte mich aus.
Überall Läufer und es wurden immer mehr. Ich stand auf, aß ein paar Weintrauben und holte mir eine Suppe. Es war ungemütlich. Sehr schnell ging ich weiter und kam an der Massagestation vorbei. Ich stellte mich an und sah das Schild „erst duschen/ first shower“. Na toll. Danach kann ich dann direkt noch mal duschen oder wie?

Ich setzte mich auf eine Heizung. Jetzt wurde mir langsam bewusst was ich gerade geleistet hatte. Ich war trotz erheblichem Erkältungsdefizit, mit vorabendlichen Darmproblemen, ohne Ballonläufer und mit Krämpfen so was von deutlich unter 4 Stunden geblieben. Ich fasste es gar nicht. Die Emotionen übermannten mich, mir schossen die Tränen in die Augen. Ich war einfach nur superglücklich.

Ich holte meinen Kleiderbeutel und suchte die Duschen, denn eine Unterschenkel-Massage brauchte ich dringendst.
Die Duschen waren dann aber auch eine einzige Zumutung: Man hatte irgendwo im Tiefgeschoss (Parkhaus???) einen Bereich mit Gittern abgetrennt, Bänke und Tische hingestellt und Riffelblechduschen aufgestellt. Die Tore der Halle standen offen, es war kalt. Beim Blick in diese Station kam mir der Gedanke ob das jetzt die Dusche eines KZ ist und dort 11 Löcher sind aus denen statt Wasser Gas kommt. Es sah demütigend aus. Jetzt war ich aber schon da und dachte an die Massage. Ich traute mich zu duschen. Es kam sogar Wasser raus und das war sogar etwas mehr als lauwarm. Auf dem Weg zu meinen Klamotten fror ich wie Sau und zitterte. Duschen beim FFM-Marathon? Nie wieder!!! Oder wenn, dann im Rebstockbad. Aber dann muss ich vorher rausfinden wo das ist.
Zur Massage bin ich dann auch nicht mehr, ich hatte keine Lust nochmals so lange anzustehen.

Nachdem ich angezogen war wurde es mir wieder wärmer und ich telefonierte mit Thomas. Endlich trafen wir uns und gratulierten uns gegenseitig. Thomas hatte ebenfalls seine PB um 26 Minuten gesenkt und war ebenfalls deutlich unter 4 Stunden gekommen.
Wir quatschten noch etwas, dann rief Thorsten an und wir wollten zurück nach Büttelborn.
Zurück in Büttelborn brauchte ich erstmal dringend einen Kaffee und legte die Füße hoch. Gegen 17.30 Uhr gingen wir dann zusammen mit einem Bekannten von Thorsten, der in 4:48 Std. seinen ersten Marathon finishte zu einem Asiaten und genossen das Mongolenbuffet mit Strauß und Känguru. Meine Beine funktionierten halbwegs wieder, aber die Krämpfe waren unterschwellig weiter da. Gegen 20 Uhr brach ich dann auf Richtung Düsseldorf. Die ganze Fahrt begleiteten mich krampfartige Schmerzen im linken Bein. Ich machte Pause, dehnte etwas, dann ging es wieder halbwegs. Echte Linderung brachte dann die Massage meiner Beine von Manuela, meiner Frau, mit Öl.

Heute morgen (Montag) brachte ich dann meine Kurze zur Schule: 6 Treppen bis in die 3. Etage eines Altbaus. Überraschend gut klappte das sogar. Aber die Muskeln brennen und ich denke, die Woche werde ich nicht mehr viel laufen.

Und jetzt? Wie geht’s lauftechnisch weiter?
Wenn ich ordentlich regeneriert bin, werde ich mich meinem nächsten Ziel zuwenden: Einer deutlichen Verbesserung meiner 10-km-Zeit! Ziel: 39:59 Minuten (bisher ein 10er mit 43:16 min)

Außerdem muss ich noch in dieser Woche, also bis zum 31. Oktober überlegen, ob ich mich für den Düsseldorf-Marathon im Mai anmelde, denn diese Woche gibt’s den noch für 39 €. ;-)

Gruß, Znegva

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Znegva hat geschrieben: ... das Mongolenbuffet mit Strauß und Känguru.
Das ist ja eine wilde Mischung aus drei Kontinenten :P

Gratulation jedenfalls zum erfolgreichen und schnellen Marathon. Und wenn Du erst mal komplett den Trainingsplan durchziehen kannst ...

Grüße von Mitsch

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Hallo,

der Bericht gefällt mir auch sehr gut.
Super!!!

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Gratuliere zur zeit und zum Bericht toll :daumen:
Was erlauben Struuunz!!
Alle wie Flasche leer !

Giovanni Trappatoni


WK 2009
Salzburg Amref HM 1:39:11 PB
Mondsee HM 1:39:27 :confused:
Marktlauf Bad Hofgastein 7KM 0:29:55 PB :D
Gernkogel Berglauf 10,4KM 1015 HM 1:22:00:P
Grossglockner Berglauf 12KM 1500HM Kein Start (Krank):motz:
2010
Genusslaufen:nick:
2011
Wieder Gas geben:geil:

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Dank euch dreien.

Jo, Strauß und Känguru klingt nicht wirklich asiatisch, aber lecker war es trotzdem. :D

Ich hoffe, der Bericht war trotz der Länge nicht zu lang.

Die im Bericht erwähnten Magen-Darm-Probleme haben mich gestern komplett aus der Bahn geworfen. War grausam. :-(

Dafür brennenn die Oberschenkel nicht mehr und heute werde ich mich dann noch schnell für den Düsseldorf-Marathon anmelden. Vielleicht klappt es ja dann mal mit einer plangerechten Vorbereitung...

Gruß, Znegva
Gesperrt

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