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Mit dem Kopf durch die Schallmauer - Saisonabschluß in Langsur

Mit dem Kopf durch die Schallmauer - Saisonabschluß in Langsur

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Es ist 15 Uhr, bei strahlendem Sonnenschein und gut 12 Grad stehe ich am Start des 17. DeuLux-Laufs in Langsur. Hier begann vor 3 Jahren mein Einstieg in die Volkslaufwelt. Hierher zieht es mich jedes Jahr zurück. Wie schon in den beiden Vorjahren laufe ich in einem kleinen Firmenteam mit Kollegen. Doch von diesen habe ich mich schon verabschiedet, da ich weit vorne starten will. Dicht gedrängt steht die Läuferschar, der Moderator zählt rückwärts, der Startschuß ertönt. Jetzt gilt es! Wir schieben uns in Richtung Startlinie, glücklicherweise wird mit Chip gelaufen. Auf der Matte drücke ich den Garmin. Er soll mir helfen, meinen Traum zu erfüllen. Jeden einzelnen der 10 Kilometer will ich möglichst unter 4:30 laufen. In meiner Erinnerung ist die Strecke dafür bestens geeignet: flach, asphaltiert und auf den ersten Kilometern auch breit.

Aus dem Dorf Langsur heraus geht es unter dem Beifall der Zuschauer noch im Pulk. Aber dieses Jahr ist etwas anders: ich laufe mit den Schnellen. Das Getrampel ist irgendwie leiser als sonst. Oder fehlen die Gespräche um mich herum? Irgendwie gespenstisch – hier wird gelaufen, sonst nichts. Und noch etwas ist anders: ich überhole kaum und werde auch kaum überholt :) ! Nach wenigen 100 Metern sind wir auf der breiten Landstraße. Ich beobachtete meine Begleiter: überwiegend durchtrainierte Sportler im Vereinsdress. 2 Läuferinnen in pink fallen mir auf: sie laufen mit Startnummernbändern des Köln-Marathons. Vor allem: sie laufen gleichmäßig mein Tempo! Der Garmin piepst den ersten Kilometer nach 4:17. Genau hier steht auch das erste Kilometerschild.

Die beiden Läuferinnen bleiben in meiner Nähe, auch sonst hat sich das Feld gefunden. So früh habe ich das hier noch nicht erlebt. Es ist schön, hier zu laufen – es macht Spaß, schnell zu laufen. Der zweite Kilometer nähert sich rasch dem Ende – 4:21. Klasse – so will ich es! Wir laufen hinein nach Mesenich – war die Steigung letztes Jahr schon da :confused: ? Doch die Zuschauer und die Musik entschädigen für die zusätzliche Anstrengung. Und nach dem Dorf geht die Strecke wieder bergab. Aber ich habe Zeit verloren :haeh: : Kilometer drei in 4:35, das muß besser werden!

Zusammen mit meinen Begleitern gebe ich Gas. Jetzt spüre ich deutlich die Anstrengung. Wir biegen von der Straße auf den Radweg ab. In den letzten Jahren verlor ich hier immer Zeit, da auf dem schmalen Weg überholen nur schwer möglich ist. Aber in diesem Jahr ist alles anders: ich werde eher geschoben als gebremst. Kilometer 4 in 4:28 – aber oh Schreck – das Kilometerschild steht mehr als 100 Meter nach dem Pieps des Garmin :motz: ! War’s das jetzt? Die aufkommende Verzweiflung drücke ich weg. Wir nähern uns Moersdorf. Die Organisation hält eine Überraschung für uns bereit: die Verpflegungsstation wurde auf die deutsche Seite verlegt, was auch gut ist: hier ist Platz. Auf der anderen Seite herrschte immer Gedränge. Am Ortseingang Kilometerschild 5 – genau nach 22:30 Minuten bin ich auf seiner Höhe. Das wird eng! :zwinker5:

Schon von weitem hört man die Musik der Disko an der Grenzbrücke. Zu den Klängen von DJ Ötzi laufe ich auf die Holzbrücke. Diese Brücke :motz: ist jedes Jahr ein Erlebnis, da sie heftig unter den Schritten der Läufer mitschwingt :geil: . Ich muß Tempo rausnehmen, um nicht zu fallen. Wieder Zeitverlust, den ich danach versuche gut zu machen. Die Wellen auf der luxemburgischen Seite überraschen mich auch – waren die schon immer hier? Kilometer 6 in 4:34. Oh weh! Und da vorne ist die nächste Steigung. Die Läuferinnen in pink gewinnen immer mehr Vorsprung, ich falle in ein mentales Loch. Das Laufen fühlt sich überhaupt nicht mehr gut an, es ist einfach nur sch… anstrengend :nene: . Die Quittung: Kilometer 7 in 4:36 – das war’s – aus – Ende – Ziel verfehlt! :klatsch: :nene:

Von hinten stürmen zwei Jugendliche heran, ich schätze sie auf höchstens 16. Päh – sollen die doch! Ich kann nicht mehr :frown: . Aber an der Ehre kratzt das schon :teufel: , ich versuche zu folgen. Und das Wunder geschieht: ich überhole plötzlich Läufer, die mich kurz davor überholt hatten . Langsam erwacht mein Ehrgeiz wieder. Ich rechne: eigentlich ist noch nichts verloren, wenn ich die nächsten Kilometer unter 4:30 laufe :teufel: . Und das darf weh tun, das gehört dazu – tschacka! Ich hefte mich an die Fersen der beiden Läufer. Kilometer 8 in 4:24. Hier steht auch wieder die Blaskapelle, der absolute Motivationsbringer :daumen: auf der sonst doch öden luxemburgischen Seite. Zu den Klängen von Rosamunde zünde ich den Turbo. Ich habe die zweite Luft gefunden! :D

Ich beiße, ich kämpfe. Wie im Nebel sehe ich, daß ich den beiden Läuferinnen in pink wieder näher komme. Eigentlich sehe ich nur noch die Füße meiner beiden Zugläufer vor mir. Kilometer 9 in 4:27 – aber der Abstand zum Kilometerschild von rund 70 Metern bereitet mir Sorgen. Steht das richtig? Dann hätte ich ungefähr 5 Sekunden Puffer :geil: . Ich setze zum Endspurt an, hoffentlich nicht zu früh. Denn da kommt noch was – der Anstieg auf die Brücke zurück nach Langsur. Da ist sie auch schon, ich kann die Zuschauer hören. Das ist der Moment: spurten, kämpfen. Ich überhole noch einige Läufer, jetzt nur nicht überziehen. Da ist auch schon der Anstieg – aua – sch... anstrengend! Zwei Läufer schieben an mir vorbei. Dranbleiben! Unter dem Jubel der Zuschauer laufe ich über die Brücke, ein geiles Gefühl. Wo ist denn endlich das Ziel? Ich höre den Garmin piepsen und endlich kommt nach einer Kurve der Zielkanal. Ich laufe über die Ziellinie und stoppe die Zeit: 44:53 – bingo! :D

Im Ziel treffe ich einige Vereinskameraden. Leider lief es bei ihnen überwiegend nicht so gut. Doch meine Freude kann das nicht bremsen. Ich laufe mit einem Grinsen herum, das mir wohl noch die nächsten Tage erhalten bleibt. Nach einigen Bechern Tee gehe ich zurück zum Zieleinlauf und bejubele noch den Einlauf meiner Kollegen. Daheim erhalte ich dann Gewißheit: auf der Urkunde steht: 44:52!

Schade, daß ich Christian und Achim nicht getroffen habe - ich hätte euch gerne wiedergesehen. Spätestens nächstes Jahr wird das klappen :hallo: !

Gruß
Ralph

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Was fuer ein Lauf! Aus dem Tal auf den Gipfel - :wow:

nur an der Begleitmusik sollte man noch arbeiten, da ist Verbesserungspotenzial vorhanden. Aber Peanuts, wie der Lateiner zu sagen pflegt, sauber gekämpft.
Bild

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Du wirst immer besser.Ich denke die Hänger bei KM 6-7 sind normal.Wie du dich dann wieder gerettet hast ist schon Wahnsinn.Die Luxemburger Seite finde ich perönlich nämlich schwieriger zu laufen.
Noch mal meinen :respekt2:

Ich habe einen Ersatzwettkampf in Losheim am See gemacht heute :nick:
Gruß Achim
Freue mich auch schon auf unseren nächsten gemeinsamen Wettkampf mit dir und Christian. :winken:

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Auch hier noch mal Gratulation

JÖrg
Neue Laufabenteuer im Blog

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Hallo Ralph,
Ziel erreicht bei tollem Wetter, prima Stimmung ... und trotz Sch...Musik - was will man mehr! :D Herzlichen Glückwunsch zur sub 45!!!
Welche Schallmauer ist denn nun als nächstes dran?

vg,
kobold

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ottoerich hat geschrieben: nur an der Begleitmusik sollte man noch arbeiten, da ist Verbesserungspotenzial vorhanden. Aber Peanuts, wie der Lateiner zu sagen pflegt, sauber gekämpft.
Ja, da darf man nicht wählerisch sein, Hauptsache es motiviert :zwinker2: .
Vielen Dank!
berschee hat geschrieben:Du wirst immer besser.Ich denke die Hänger bei KM 6-7 sind normal.Wie du dich dann wieder gerettet hast ist schon Wahnsinn.Die Luxemburger Seite finde ich perönlich nämlich schwieriger zu laufen.
Noch mal meinen :respekt2:

Ich habe einen Ersatzwettkampf in Losheim am See gemacht heute :nick:
Gruß Achim
Freue mich auch schon auf unseren nächsten gemeinsamen Wettkampf mit dir und Christian. :winken:
Auch Dir vielen Dank!

Es stimmt, die luxemburgische Seite zieht sich.

Jetzt muß ich mal nach Deinem Bericht aus Losheim suchen :noidea: :hallo: - naja, ich werde es schon herausfinden :zwinker2: .

Wir schaffen es wieder, mal gemeinsam zu laufen :daumen: :hallo: !
kobold hat geschrieben:Hallo Ralph,
Ziel erreicht bei tollem Wetter, prima Stimmung ... und trotz Sch...Musik - was will man mehr! :D Herzlichen Glückwunsch zur sub 45!!!
Welche Schallmauer ist denn nun als nächstes dran?

vg,
kobold
Auch Dir vielen Dank! Ja, das Wetter war perfekt :daumen: ! Und nicht nur das: alles war perfekt: die Stimmung, meine Form, nichts störte. Wenn es gestern nicht geklappt hätte - wann dann :noidea: ! Es mußte einfach klappen!

Zur nächsten Schallmauer: ich glaube, da ist nicht mehr viel zu holen - ich habe die Grenze erreicht. Eine Minute, vielleicht.

Und ganz ehrlich: den Schub in der Form verdanke ich der TG Konz. Wenn ich dort nicht seit dem Frühjahr in der Wettkampfgruppe trainieren würde, dann hätte ich die Sprünge in diesem Jahr nicht erreicht :nick: . Vielen Dank auch an Euch!

Gruß
Ralph

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Also Thestral GRATULATION und :respekt2: !!!

Also ich denk, das Tempo hätte ich nicht mithalten können. Ich war dafür viel zu viel geschafft und wäre sicher dazwischen eingebrochen! :frown:

Ich hoffe auch dass wir uns nächstes Jahr wieder in einem Rennen sehen! :zwinker2:

12.11.2005 - 00:55:52 - DeuLux-Lauf (10km)
09.03.2008 - 00:51:52 - Postlaaf (10km)
03.05.2008 - 02:00:59 - ING Europe Marathon (21km)
25.05.2008 - 01:49:23 - Trierer Stadlauf (21km)
29.06.2008 - 00:47:55 - Olympiadag (10km)
28.09.2008 - 01:44:24 - Route Du Vin (21km)
19.10.2008 - 01:16:34 - 10Meilen Echternach (16km)
15.03.2009 - 00:44:37 - Postlaf (10km)
22.03.2009 - 01:39:30 - Nordstadsemi (21km)
21.06.2009 - 01:38:23 - Triererstadtlauf (21km) (PB)
12.09.2009 - 01:49:06 - Zeppelinlauf (21km)
04.10.2009 - 03:46:21 - Kölner Marathon (42km) (PB)
18.10.2009 - 01:11:23 - 10Meilen Echternach (16km) (PB)
14.11.2009 - 00:44:13 - DeuLux-Lauf (10km) (PB)

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@ Ralph.Egal wie man es schafft oder durch wen.Laufen muß man immer noch selbst.Ich glaube die Grenze ist nur erreicht weil du halt oft für Marathon trainierst und für HM.

Berichte schreibe ich nicht so gut wie du.Deshalb hier kurz.In Losheim war Regen.Die Strecke 2 mal 5 Kilometer mit einem langen Anstieg und einem kurzen.Meine Zeit 43:23.Sehr zufrieden.Wollte erst auf PB laufen, bin mit 3:52 gestartet sah aber bei den Anstiegen das es keinen Sinn hatte.3 Kilometer von den 10 bin ich unter 4 gelaufen.Das sagt mir das bei einer flachen Strecke noch einiges zu machen ist.
Gruß Achim

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Hallo Achim,
du hast dir nicht nur wettertechnisch den schlechteren Tag sondern wohl auch die schwierigere Strecke ausgesucht :P . Herzlichen Glückwunsch zu deiner tollen Zeit :daumen: .

Vielen Dank für die anspornenden Worte :) - für den Rest des Jahres mache ich erst einmal langsamer. Dann sehe ich weiter.

Gruß

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Hallo Ralph,

vielen Dank für den mitreißenden Bericht von einem perfekten Lauf. Ab km 6 ist für mich auch immer beißen angesagt beim 10er.
Muss wohl so sein. Aber dann, so wie du, den Kampf annehmen, nicht nachlassen: Dann fällt auch die Schallmauer. :daumen:

Gratulation und allergrößten :respekt2:
Ein bißchen neidisch bin ich schon. Ich knabbere auch gerade an der 45 min Schallmauer.
Im Gegensatz zu dir ist mir der Durchbruch noch nicht gelungen. Erst kam mir eine hartnäckige Erkältung dazwischen, dann meine eigene Blödheit. (Nachzulesen hier)

Beim Silvesterlauf werde ich noch einen Versuch wagen.

Dir alles Gute.
Ich glaube nicht, dass das schon deine Grenze war. Da geht noch was.

Töffes
"Wer keine Zweifel hat, ist schlicht verrückt." (Peter Ustinov)

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Hallo Thestral!

Toller Bericht und herzlichen Glückwunsch zur Bestzeit :respekt:

Gruß

Sascha
22.02.09 -- Wanter-Trail-Mersch HM -- [INDENT][/INDENT] 02.20.14
15.03.09 -- 14.Postlaf Luxemburg 10km -- [INDENT][/INDENT] 00:48:14
29.03.09 -- Freiburg Marathon HM -- [INDENT][/INDENT] 01:49:15

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Hallo Thestral,

danke für den spannenden, kurzweiligen Bericht. Habe echt mitgefiebert. Klasse!

Herzlichen Glückwunsch zur tollen PB und vor allem dafür, dass du dich durchgebissen und -gekämpft hast. So was hat meinen tiefsten Respekt!

Grinst du eigentlich noch? :zwinker5:

Liebe Grüße
nachtzeche
"Die auf den Herrn harren kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" (Die Bibel, Jesaja 40,31)

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Nochmals vielen Dank für die Glücksünsche :D !

@ töffes: die 45 knackst du noch :daumen: ! Dür den Durchbruch ist ein Tag wie bei mir in Langsur nötig, an dem einfach alles stimmt. Nur Geduld.

@ nachtzeche: wenn ich wieder an den Lauf denke, dann ist das Grinsen wieder da :zwinker2: - also gerade jetzt wieder.

Gruß
Ralph

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Sorry, dass ich schon wieder so spät gratuliere. Aber gratuliert werden MUSS, denn wer Schallmauern trotz DJ Ötzi durchbricht, hat es sich redlich verdient! :D

Aber im Ernst, das war ein toller Lauf. Diese Hänger nach der Mitte kenne ich nur zu gut aus eigener Erfahrung, was dagegen hilft, ist genau dieses Positiv-Errlebnis, wieder ranlaufen zu können. Daran wirst Du Dich beim nächsten Mal, wenn's wieder schwer wird, erinnern!!!

Gruß von
Manu
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

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Hallo Manu,

vielen Dank :winken: !

Zu der Musikauswahl des Veranstalters habe ich mir schon überlegt, ob wir zur Flucht animiert werden sollten :hihi: - zumindest bei Rosamunde spürte ich so einen Fluchtreflex in mir :nick: !

Wenn mir die Erinnerung an meinen "Hänger" beim nächsten Mal wirklich hilft :confused: dann freue ich mich.

Gruß
Ralph

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Thestral hat geschrieben: Wenn mir die Erinnerung an meinen "Hänger" beim nächsten Mal wirklich hilft :confused: dann freue ich mich.

Nicht die Erinnerung an den "Hänger" hilft, sondern die Erinnerung daran, sowas schon mal erlebt und gemeistert zu haben.
Bei mir war es lange so, dass ich zwar die "Hänger" kannte, aber eben immer so, dass ich mich daraus dann nicht mehr berappeln konnte. Also war ich, sobald eine Schwächephase in der Mitte kam, direkt frustriert und versuchte erst gar nicht, noch zu kämpfen.
Das hat sich erst geändert, als ich, mehr zufällig, so einen zweiten Wind erlebte. Seither weiß ich, dass sich das Blatt immer noch wenden kann, und dass man einen Lauf nicht zu früh abschreiben soll!

Gruß von
Manu
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/
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