Thestral
09.11.2008, 18:45
Es ist 15 Uhr, bei strahlendem Sonnenschein und gut 12 Grad stehe ich am Start des 17. DeuLux-Laufs in Langsur. Hier begann vor 3 Jahren mein Einstieg in die Volkslaufwelt. Hierher zieht es mich jedes Jahr zurück. Wie schon in den beiden Vorjahren laufe ich in einem kleinen Firmenteam mit Kollegen. Doch von diesen habe ich mich schon verabschiedet, da ich weit vorne starten will. Dicht gedrängt steht die Läuferschar, der Moderator zählt rückwärts, der Startschuß ertönt. Jetzt gilt es! Wir schieben uns in Richtung Startlinie, glücklicherweise wird mit Chip gelaufen. Auf der Matte drücke ich den Garmin. Er soll mir helfen, meinen Traum zu erfüllen. Jeden einzelnen der 10 Kilometer will ich möglichst unter 4:30 laufen. In meiner Erinnerung ist die Strecke dafür bestens geeignet: flach, asphaltiert und auf den ersten Kilometern auch breit.
Aus dem Dorf Langsur heraus geht es unter dem Beifall der Zuschauer noch im Pulk. Aber dieses Jahr ist etwas anders: ich laufe mit den Schnellen. Das Getrampel ist irgendwie leiser als sonst. Oder fehlen die Gespräche um mich herum? Irgendwie gespenstisch – hier wird gelaufen, sonst nichts. Und noch etwas ist anders: ich überhole kaum und werde auch kaum überholt :) ! Nach wenigen 100 Metern sind wir auf der breiten Landstraße. Ich beobachtete meine Begleiter: überwiegend durchtrainierte Sportler im Vereinsdress. 2 Läuferinnen in pink fallen mir auf: sie laufen mit Startnummernbändern des Köln-Marathons. Vor allem: sie laufen gleichmäßig mein Tempo! Der Garmin piepst den ersten Kilometer nach 4:17. Genau hier steht auch das erste Kilometerschild.
Die beiden Läuferinnen bleiben in meiner Nähe, auch sonst hat sich das Feld gefunden. So früh habe ich das hier noch nicht erlebt. Es ist schön, hier zu laufen – es macht Spaß, schnell zu laufen. Der zweite Kilometer nähert sich rasch dem Ende – 4:21. Klasse – so will ich es! Wir laufen hinein nach Mesenich – war die Steigung letztes Jahr schon da :confused: ? Doch die Zuschauer und die Musik entschädigen für die zusätzliche Anstrengung. Und nach dem Dorf geht die Strecke wieder bergab. Aber ich habe Zeit verloren :haeh:: Kilometer drei in 4:35, das muß besser werden!
Zusammen mit meinen Begleitern gebe ich Gas. Jetzt spüre ich deutlich die Anstrengung. Wir biegen von der Straße auf den Radweg ab. In den letzten Jahren verlor ich hier immer Zeit, da auf dem schmalen Weg überholen nur schwer möglich ist. Aber in diesem Jahr ist alles anders: ich werde eher geschoben als gebremst. Kilometer 4 in 4:28 – aber oh Schreck – das Kilometerschild steht mehr als 100 Meter nach dem Pieps des Garmin :motz: ! War’s das jetzt? Die aufkommende Verzweiflung drücke ich weg. Wir nähern uns Moersdorf. Die Organisation hält eine Überraschung für uns bereit: die Verpflegungsstation wurde auf die deutsche Seite verlegt, was auch gut ist: hier ist Platz. Auf der anderen Seite herrschte immer Gedränge. Am Ortseingang Kilometerschild 5 – genau nach 22:30 Minuten bin ich auf seiner Höhe. Das wird eng! :zwinker5:
Schon von weitem hört man die Musik der Disko an der Grenzbrücke. Zu den Klängen von DJ Ötzi laufe ich auf die Holzbrücke. Diese Brücke :motz: ist jedes Jahr ein Erlebnis, da sie heftig unter den Schritten der Läufer mitschwingt :geil: . Ich muß Tempo rausnehmen, um nicht zu fallen. Wieder Zeitverlust, den ich danach versuche gut zu machen. Die Wellen auf der luxemburgischen Seite überraschen mich auch – waren die schon immer hier? Kilometer 6 in 4:34. Oh weh! Und da vorne ist die nächste Steigung. Die Läuferinnen in pink gewinnen immer mehr Vorsprung, ich falle in ein mentales Loch. Das Laufen fühlt sich überhaupt nicht mehr gut an, es ist einfach nur sch… anstrengend :nene:. Die Quittung: Kilometer 7 in 4:36 – das war’s – aus – Ende – Ziel verfehlt! :klatsch: :nene:
Von hinten stürmen zwei Jugendliche heran, ich schätze sie auf höchstens 16. Päh – sollen die doch! Ich kann nicht mehr :frown:. Aber an der Ehre kratzt das schon :teufel:, ich versuche zu folgen. Und das Wunder geschieht: ich überhole plötzlich Läufer, die mich kurz davor überholt hatten . Langsam erwacht mein Ehrgeiz wieder. Ich rechne: eigentlich ist noch nichts verloren, wenn ich die nächsten Kilometer unter 4:30 laufe :teufel:. Und das darf weh tun, das gehört dazu – tschacka! Ich hefte mich an die Fersen der beiden Läufer. Kilometer 8 in 4:24. Hier steht auch wieder die Blaskapelle, der absolute Motivationsbringer :daumen: auf der sonst doch öden luxemburgischen Seite. Zu den Klängen von Rosamunde zünde ich den Turbo. Ich habe die zweite Luft gefunden! :D
Ich beiße, ich kämpfe. Wie im Nebel sehe ich, daß ich den beiden Läuferinnen in pink wieder näher komme. Eigentlich sehe ich nur noch die Füße meiner beiden Zugläufer vor mir. Kilometer 9 in 4:27 – aber der Abstand zum Kilometerschild von rund 70 Metern bereitet mir Sorgen. Steht das richtig? Dann hätte ich ungefähr 5 Sekunden Puffer :geil: . Ich setze zum Endspurt an, hoffentlich nicht zu früh. Denn da kommt noch was – der Anstieg auf die Brücke zurück nach Langsur. Da ist sie auch schon, ich kann die Zuschauer hören. Das ist der Moment: spurten, kämpfen. Ich überhole noch einige Läufer, jetzt nur nicht überziehen. Da ist auch schon der Anstieg – aua – sch... anstrengend! Zwei Läufer schieben an mir vorbei. Dranbleiben! Unter dem Jubel der Zuschauer laufe ich über die Brücke, ein geiles Gefühl. Wo ist denn endlich das Ziel? Ich höre den Garmin piepsen und endlich kommt nach einer Kurve der Zielkanal. Ich laufe über die Ziellinie und stoppe die Zeit: 44:53 – bingo! :D
Im Ziel treffe ich einige Vereinskameraden. Leider lief es bei ihnen überwiegend nicht so gut. Doch meine Freude kann das nicht bremsen. Ich laufe mit einem Grinsen herum, das mir wohl noch die nächsten Tage erhalten bleibt. Nach einigen Bechern Tee gehe ich zurück zum Zieleinlauf und bejubele noch den Einlauf meiner Kollegen. Daheim erhalte ich dann Gewißheit: auf der Urkunde steht: 44:52!
Schade, daß ich Christian und Achim nicht getroffen habe - ich hätte euch gerne wiedergesehen. Spätestens nächstes Jahr wird das klappen :hallo: !
Gruß
Ralph
Aus dem Dorf Langsur heraus geht es unter dem Beifall der Zuschauer noch im Pulk. Aber dieses Jahr ist etwas anders: ich laufe mit den Schnellen. Das Getrampel ist irgendwie leiser als sonst. Oder fehlen die Gespräche um mich herum? Irgendwie gespenstisch – hier wird gelaufen, sonst nichts. Und noch etwas ist anders: ich überhole kaum und werde auch kaum überholt :) ! Nach wenigen 100 Metern sind wir auf der breiten Landstraße. Ich beobachtete meine Begleiter: überwiegend durchtrainierte Sportler im Vereinsdress. 2 Läuferinnen in pink fallen mir auf: sie laufen mit Startnummernbändern des Köln-Marathons. Vor allem: sie laufen gleichmäßig mein Tempo! Der Garmin piepst den ersten Kilometer nach 4:17. Genau hier steht auch das erste Kilometerschild.
Die beiden Läuferinnen bleiben in meiner Nähe, auch sonst hat sich das Feld gefunden. So früh habe ich das hier noch nicht erlebt. Es ist schön, hier zu laufen – es macht Spaß, schnell zu laufen. Der zweite Kilometer nähert sich rasch dem Ende – 4:21. Klasse – so will ich es! Wir laufen hinein nach Mesenich – war die Steigung letztes Jahr schon da :confused: ? Doch die Zuschauer und die Musik entschädigen für die zusätzliche Anstrengung. Und nach dem Dorf geht die Strecke wieder bergab. Aber ich habe Zeit verloren :haeh:: Kilometer drei in 4:35, das muß besser werden!
Zusammen mit meinen Begleitern gebe ich Gas. Jetzt spüre ich deutlich die Anstrengung. Wir biegen von der Straße auf den Radweg ab. In den letzten Jahren verlor ich hier immer Zeit, da auf dem schmalen Weg überholen nur schwer möglich ist. Aber in diesem Jahr ist alles anders: ich werde eher geschoben als gebremst. Kilometer 4 in 4:28 – aber oh Schreck – das Kilometerschild steht mehr als 100 Meter nach dem Pieps des Garmin :motz: ! War’s das jetzt? Die aufkommende Verzweiflung drücke ich weg. Wir nähern uns Moersdorf. Die Organisation hält eine Überraschung für uns bereit: die Verpflegungsstation wurde auf die deutsche Seite verlegt, was auch gut ist: hier ist Platz. Auf der anderen Seite herrschte immer Gedränge. Am Ortseingang Kilometerschild 5 – genau nach 22:30 Minuten bin ich auf seiner Höhe. Das wird eng! :zwinker5:
Schon von weitem hört man die Musik der Disko an der Grenzbrücke. Zu den Klängen von DJ Ötzi laufe ich auf die Holzbrücke. Diese Brücke :motz: ist jedes Jahr ein Erlebnis, da sie heftig unter den Schritten der Läufer mitschwingt :geil: . Ich muß Tempo rausnehmen, um nicht zu fallen. Wieder Zeitverlust, den ich danach versuche gut zu machen. Die Wellen auf der luxemburgischen Seite überraschen mich auch – waren die schon immer hier? Kilometer 6 in 4:34. Oh weh! Und da vorne ist die nächste Steigung. Die Läuferinnen in pink gewinnen immer mehr Vorsprung, ich falle in ein mentales Loch. Das Laufen fühlt sich überhaupt nicht mehr gut an, es ist einfach nur sch… anstrengend :nene:. Die Quittung: Kilometer 7 in 4:36 – das war’s – aus – Ende – Ziel verfehlt! :klatsch: :nene:
Von hinten stürmen zwei Jugendliche heran, ich schätze sie auf höchstens 16. Päh – sollen die doch! Ich kann nicht mehr :frown:. Aber an der Ehre kratzt das schon :teufel:, ich versuche zu folgen. Und das Wunder geschieht: ich überhole plötzlich Läufer, die mich kurz davor überholt hatten . Langsam erwacht mein Ehrgeiz wieder. Ich rechne: eigentlich ist noch nichts verloren, wenn ich die nächsten Kilometer unter 4:30 laufe :teufel:. Und das darf weh tun, das gehört dazu – tschacka! Ich hefte mich an die Fersen der beiden Läufer. Kilometer 8 in 4:24. Hier steht auch wieder die Blaskapelle, der absolute Motivationsbringer :daumen: auf der sonst doch öden luxemburgischen Seite. Zu den Klängen von Rosamunde zünde ich den Turbo. Ich habe die zweite Luft gefunden! :D
Ich beiße, ich kämpfe. Wie im Nebel sehe ich, daß ich den beiden Läuferinnen in pink wieder näher komme. Eigentlich sehe ich nur noch die Füße meiner beiden Zugläufer vor mir. Kilometer 9 in 4:27 – aber der Abstand zum Kilometerschild von rund 70 Metern bereitet mir Sorgen. Steht das richtig? Dann hätte ich ungefähr 5 Sekunden Puffer :geil: . Ich setze zum Endspurt an, hoffentlich nicht zu früh. Denn da kommt noch was – der Anstieg auf die Brücke zurück nach Langsur. Da ist sie auch schon, ich kann die Zuschauer hören. Das ist der Moment: spurten, kämpfen. Ich überhole noch einige Läufer, jetzt nur nicht überziehen. Da ist auch schon der Anstieg – aua – sch... anstrengend! Zwei Läufer schieben an mir vorbei. Dranbleiben! Unter dem Jubel der Zuschauer laufe ich über die Brücke, ein geiles Gefühl. Wo ist denn endlich das Ziel? Ich höre den Garmin piepsen und endlich kommt nach einer Kurve der Zielkanal. Ich laufe über die Ziellinie und stoppe die Zeit: 44:53 – bingo! :D
Im Ziel treffe ich einige Vereinskameraden. Leider lief es bei ihnen überwiegend nicht so gut. Doch meine Freude kann das nicht bremsen. Ich laufe mit einem Grinsen herum, das mir wohl noch die nächsten Tage erhalten bleibt. Nach einigen Bechern Tee gehe ich zurück zum Zieleinlauf und bejubele noch den Einlauf meiner Kollegen. Daheim erhalte ich dann Gewißheit: auf der Urkunde steht: 44:52!
Schade, daß ich Christian und Achim nicht getroffen habe - ich hätte euch gerne wiedergesehen. Spätestens nächstes Jahr wird das klappen :hallo: !
Gruß
Ralph