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Dresdner Milchkultur plus Wanderung

Dresdner Milchkultur plus Wanderung

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Ich schreibe hier mal wieder als Anreiz für Wiederholer und für mich zur Erinnerung zusammen, wie ich die 13. Dresdener Wanderung vom und zum schönsten Milchladen der Welt empfunden habe.
Ein paar (wenige) Bilder davon habe ich hier hoch geladen.

Was soll man sich unter einer Wanderung vorstellen, die mit der Überschrift "kulturhistorische Wanderung vom und zum schönsten Milchladen der Welt" versehen ist? Man wird zunächst einmal neugierig gemacht, googelt und findet schnell heraus,
dass unter der Adresse Molkerei Gebrüder Pfunds GmbH alles über diesen einmaligen Laden zu finden ist. Man sollte sich auch mal das "360° Panorama" ansehen - es ist wirklich sehr schön gemacht!

Am Freitagabend, 7.Nov. um 19 Uhr fand ich mich also in Dresden im Cafe oberhalb des Milchladens ein, denn hier war gleichzeitig Start und Ziel sowohl für die Nacht- als auch für die Tagesrunde. Das Cafe war bereits gut gefüllt, beste Stimmung herrschte vor und ich konnte auch gleich viele bekannte Gesichter ausmachen, so wie z.B. Flemming der Däne, Wolfgang von der Leipziger 7-Seen-Wanderung und Oliver, den ich in Hamburg kennen gelernt hatte.

Anlässlich dieser Veranstaltung werden auch jährlich diejenigen Sportwanderer ausgezeichnet, die eine "runde" Zahl an Hundertern zurückgelegt haben. So bekam Sportsfreund Oliver eine Auszeichnung für 25 absolvierte Hunderter und ein Berliner Wanderer, den ich bisher bei allen meiner bisherigen Wanderungen in Sachsen angetroffen habe, erhielt eine Urkunde für 150 zurück gelegte Hunderter - das ist schon eine gehörige Menge. Nachdem die Ehrungen und Ansprachen erledigt waren, schickte uns der Veranstalter Armin Hofmann auf die erste Runde hinaus in
die Finsternis.

Die insgesamt 39 Teilnehmer teilten sich in zwei Gruppen auf, eine langsamere und eine schnellere, der ich mich anschloss. Flotten Schrittes ging es voran und schnell war das bewohnte Gebiet verlassen und wir wanderten immer leicht ansteigend entlang eines Baches auf schönen Wegen durch herbstlichen, nächtlichen Hochwald hinauf nach Klotzsche. Das Tempo war schön zügig und so kamen wir gut voran, erreichten bald die erste Verpflegungsstelle am Bahnhofsaufgang Langenbrück, wo uns Schnittchen, Tee und Kaffee gereicht wurden.

Ich spürte bereits hier nach erst 14 Kilometern eine Reibungsstelle am Vorfußballen des linken Fußes. Merkwürdig, ich hatte im vergangenen Jahr nie Probleme irgendwelcher Art. Ich zog den Schuh aus, streifte den Socken glatt, massierte die Fußsohle noch etwas und hoffte, dass es sich damit erledigt hätte. Zudem lockerte ich die Schnürung noch etwas. Tatsächlich ließ das Brennen etwas nach und ich nahm kaum mehr Notiz davon.

Flott ging es weiter durch die Nacht, die Wege waren immer sehr abwechslungsreich und auch bei Dunkelheit gut und sicher zu begehen. Unterwegs machten wir nochmals eine Rast an einem überdachten Brotzeitplatz mit Tisch und Bänken und versorgten uns dort aus dem Rucksack, ehe wir dann die größere Nachtverpflegungsstelle im Gemeindehaus von Pappritz erreichten. Dort bekamen wir ein warmes Süppchen und eine große Auswahl an weiterer Verpflegung.

Es war vorgesehen, das wir hier 2 Stunden verbringen sollten, weil das Cafe im Milchladen erst um 7:15 Uhr morgens aufmachen würde. Aber nach einer guten Stunde Pause hielt es dann niemanden mehr auf den Sitzen und so machten wir uns mit gedrosseltem Tempo wieder auf den Weg zum Etappenziel Milchladen. Man glaubt nicht, wie schwer es sein kann, langsam zu wandern, wenn es in den Beinen juckt und man viel lieber flott dahin marschieren würde. Schön entspannt wanderten wir also der Dresdener Silhouette entgegen, ein paar Kilometer entlang der Elbe, bis wir schließlich wieder den Milchladen erreichten. Hier möchte ich den nächtlichen Führern ein großes Lob aussprechen, die sehr verantwortungsvoll auf den Zusammenhalt der Gruppe bedacht waren, was nicht immer leicht und selbstverständlich ist.

Es war 6:45 Uhr als wir wieder am Milchladen ankamen, aber wir hatten Glück und das Cafe war bereits offen und 55km lagen nun hinter uns. Hier wurden wir eingecheckt, erhielten die Beschreibung der Tagesstrecke und die Kontrollkarten. Außerdem bekamen wir hier ein schönes Frühstück vorgesetzt. Ich brach bald nach dem Frühstück auf und meinte zu Flemming, er werde mich ja bald wieder einholen. Unten, im Hof des Milchladens erhielt ich noch einen Anruf von meiner Frau auf dem Handy, überflog kurz die Strecke auf der Karte und zog dann los.

Zwei Straßenecken weiter schaute ich wieder auf den Plan. Ich musste mich erst wieder mit den Besonderheiten der Beschreibung vertraut machen. Bald war mir soweit alles klar und ich verfiel in einen flotten Schritt. Ich überholte sehr viele Wanderer und kam außerordentlich zügig voran. Als ich mich der ersten Verpflegungsstelle der Tagesstrecke näherte, wunderte ich mich nicht schlecht, als ich Flemming zusammen mit zwei weiteren Wanderern in Sichtweite das Gemeindehaus in Pappritz betreten sah. Sie mussten den Milchladen verlassen haben, als ich telefoniert hatte. Wir nahmen kurz Getränke auf und flugs ging es weiter.

Das Tempo, das nun angeschlagen wurde, war nicht von schlechten Eltern. Evelin, eine Frau mit weit über 200 bereits absolvierten Hundertern bestimmte die Schlagzahl. Da ihre Vorliebe ja eigentlich eher noch mehr im Ultralauf liegt, kann man sich vorstellen, dass die vorgegebene "Wandergeschwindigkeit" entsprechend hoch war.

Fotografieren konnte ich mir abschminken, weil ich nach jedem Foto sofort wieder einen Rückstand von 50 Metern aufzuholen hatte. Ich vergaß zu erwähnen, dass die Tagesrunde auch wesentlich anspruchsvoller als die Nachtrunde war. Es war ein ständiges Auf und Ab. Sobald man eine Wegstrecke bergauf zurück gelegt hatte, ging es alsbald wieder hinab, um die gewonnenen Höhenmeter wieder zu vernichten. Unten angekommen wurde natürlich die nächst beste Möglichkeit wahr genommen, um wieder bis ganz hinauf zum höchsten Punkt zu gelangen. Das ging auf Dauer in die Beine und man verfluchte jedes Kilo Übergewicht. Evelin belastete das überhaupt nicht, sie marschierte bergauf, bergab und auch eben in immer währendem schnellen Tempo dahin und wir drei Männer immer brav hinten nach.

Das Wetter war zunächst sehr trüb, dann fing es an zu nieseln und ging schließlich in leichten Regen über. Das viele Laub auf den steilen Stufen und der teilweise steinige Untergrund ermahnte mich an den Abstiegen zu großer Vorsicht, nachdem ich mir im letzten Winter infolge eines Ausrutschers ein dickes Muskelbündel im Oberschenkel gerissen habe. Gebranntes Kind scheut das Feuer!

Die Landschaft, durch die sich die Tagestour bewegte, war äußerst reizvoll, schön gefärbte Bäume, immer wieder wunderschöne Ausblicke und herrliche Stimmungen - bei Sonnenschein wäre dies ein unbeschreiblicher Traum gewesen.

Was zu diesen Wanderungen ja genauso dazu gehört, sind die Kontrollstellen, sei es an irgendeiner Örtlichkeit wetterfest angebrachte Stempel und Stempelkissen oder direkt bei einer Verpflegungsstelle. Irgendwie lockern diese Kontrollpunkte diese langen Strecken etwas auf, weil man dadurch immer ein Nahziel hat, welches es zu erreichen gilt, auch wenn der Aufenthalt dort dann nur 10 Sekunden beträgt.

Entlang des Elbhanges ging es schließlich wieder - natürlich unter ständigem Auf und Ab wieder in Richtung Heimat, sprich Milchladen, den wir schließlich als erste der Hundert-Kilometer-Wanderer wieder erreichten. Mit Händedruck und herzlicher Gratulation erhielt jeder von uns seine Urkunde. Eine überaus schöne und ansprechend organisierte Tour nahm ihr Ende, wo sie begonnen hatte. Ich ja war bisher schon sehr angetan von den "langen Kanten" in der sächsischen Region. Diese Wanderung bestätigte mir wieder einmal mehr, dass sich die längste Anreise dorthin immer lohnt.
Besten Dank an dieser Stelle den Organisatoren und unermüdlichen Helfern!

Zur Belohnung gönnte ich mir nun noch zwei Weißbiere und einen schönen Eisbecher und es gab noch netten Smalltalk mit Evelin, Flemming und dem Mitwanderer, dessen Namen mir nun gerade nicht einfallen will. Dann musste ich mich schon verabschieden und machte mich zu Fuß auf in die Altstadt, um meine bessere Hälfte zu treffen, und als ich dann etwas später im Ferienappartment
meine Wander(Lauf-)schuhe auszog, strahlten mir zwei großflächige Blutblasen am Vorfußballen und an der Ferse entgegen. Und ich glaubte schon, von Blasen endgültig verschont zu bleiben. So kann man sich irren!
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597

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Hallo Kurt,
das war ja wieder mal eine zünftige Wanderung! Schön beschrieben. Wenn ich mir die Bilder so angucke kenne ich ja fast schon Alle! Ist halt wirklich eine schöne überschaubare Gemeinschaft der 100km Verrückten. Das Evitempo kenne ich ja gut von der Frühlingswandrerung. Da bin ich mit Oliver auch immer hinter ihr her. Scheinbar ohne jegliche Ermüdungserscheinung während man selber dann doch die Beine schon spürt. Aber das sind halt die richtigen Profis, da müssen wir ja erst noch hin...

Herzlichen Glückwunsch, zu Nr. 12. (?)Jetzt hast du einen im Vorsprung. Gemein.
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
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&quot hat geschrieben:Herzlichen Glückwunsch, zu Nr. 12. (?)Jetzt hast du einen im Vorsprung. Gemein.
Ich habe ja von Dresden auch zwei Blätter zum "Leistungsnachweis" mitbekommen. Es wird in Sachsen genau Statistik geführt - ist ja auch mal interessant. Pro Blatt sind es dann 25 Hunderter. Ich werde mal mit der Buchführung beginnen. Ja, ich glaube, es sind nun 12, nächste Woche kommt der 13.
Dort gibt es dann wieder ein gemütliches Weißbier zusammen :daumen: .
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597

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hallo kurt
schöner bericht von der milchladentour.du konntest keine fotos am tag mehr machen,dein tempo war zu hoch
oliver

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Ja Oliver,
es war schon flott. Der Nieselregen hat aber auch nicht gerade zum Fotografieren eingeladen. Aber schön war es auf jeden Fall !
Schöne weißblaue Grüße ...

Kurt

Wenn Du ein Ziel nicht erreichst, solltest Du überprüfen, ob Wille und Vorstellung nicht gegeneinander arbeiten.
(Emil Coué)

http://www.laufsport-liga.de/web/profil.html?u=8597
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