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Warum quält man sich eigentlich so?

Warum quält man sich eigentlich so?

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Also, jetzt muss ich doch mal ne Frage an euch loswerden: Warum quält man sich eigentlich so?

Zur Erläuterung: ich laufe jetzt seit 7 Monaten und hatte eigentlich vor, das gaaaaanz locker angehen zu lassen. Gesagt getan. Die Strecken wurden langsam etwas länger, die Zeiten etwas besser und vor allem hat es Spaß gemacht.
Nun sitzt so ein kleiner Ehrgeizling auf meinen Schultern und flüstert mir ein: hey, du schaffst heute die 17 Kilometer, schau, dass du nicht unter xy Zeit bleibst, ..... t.b.c.

Also ich habe die 17 Kilometer nicht ganz geschafft. Irgendwann hat der linke Knöchel gemault und bei Kilometer 16 bin ich dann in Schritt gefallen und zu Fuß gegangen. Zeit war für einen Longjog für mich supergut, ich habe mich prima gefühlt, allerdings haben die Muskeln schon geschmerzt.

Für den Rest des Nachmittags war ich allerdings zu nix mehr zu gebrauchen. Essen, schlafen, couchen - Party heute gestorben....

Jetzt noch mal meine Frage: Warum treibt man sich immer weiter? Welche Motivation steht dahinter? Klar macht Laufen glücklich - der einsame Lauf auf schmalem Pfad an der Isar ist sicher so erfüllend gewesen, wie eine Bergwanderung. Aber auch die tun weh.
Können wir Glück nur erleben, wenn es vorher richtig geschmerzt hat? Ist das nur bei mir so?

Erzählt doch mal ein bischen...
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WildeHilde26 hat geschrieben:Ist das nur bei mir so?
Nö, natürlich nicht!
Lies ruhig mal Felix von Cube "Lust an Leistung". Eine, wie ich finde, hervorragende Darstellung menschlichen Antriebs.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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kann es sein, dass du dich im moment ein wenig überforderst? kleinere schritte gehen, damit die "qual" ein wenig hintan gestellt wird! ;-)
lieber laufend leben, als stehend sterben
2009: einfach abhaken und vergessen
2008: 10 km - 0:41:15 PB; HM - 1:29:46 PB; M - 3:18:43 PB

Rote Omme

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...also ich quäl mich so, weil mir fast immer hinterher die Endorphine durch den Körper schwappen, und das fühlt sich nur noch gut an.
Ich bin stolz auf meine Leistung (selbst wenn´s für andere Pipi-Fax ist),
weil ich nicht aufgegeben habe,
weil ich wieder länger, weiter oder schneller unterwegs war,
weil ich bei diesem Mist-Wetter doch noch raus bin (und nicht auf meinen Schweinehund gehört habe) und weil ich laufen muss, sonst werde ich knurrig.

Grüße von der herbstlichen Nordseeküste

SchokoRiese

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Ich quäl' mich so, weil bald Weihnachten ist.

Gestern war ich Lebensmittel einkaufen, und die herannahende Adventszeit birgt schon so einiges an interessanten Leckereien: Lebkuchen, Dominosteine, und am allerbesten: Englischer Christmas-Pudding! Diese Art von Kuchen trieft nur so von Rum und Brandy und Mandeln und Schokolade und Rosinen und überhaupt.

Wenn ich das richtig verstehe, weist die Verpackung ausdrücklich darauf hin, dass Englischer Christmas Pudding schon vor Jahrhunderten extra als diätetisches Lebensmittel für Langstreckenläufer erfunden wurde. Da kann ich mich ja wohl schlecht lumpen lassen, wär' ja 'ne Beleidigung für alle Engländer, wenn ich drauf verzichten würde - also muss ich das schon allein zu Völkerverständigungszwecken in meinen Bauch stecken.

Wenn ich nur die Hälfte von dem Zeug essen würde, was mir so an Weihnachtsleckereien gefällt - dann müsste ich nach den Feiertagen eine komplett neue, um 2 Größen größere Garderobe anschaffen. Also esse ich nur ein Viertel und freue mich, dass während des Winters ja ohnehin mehr Kilometer-Klopperei als Tempo angesagt ist. Dann passen die Klamotten auch weiterhin. :wink:

Guntram
Renn', als wenn Du geklaut hättest !!

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WildeHilde26 hat geschrieben:Können wir Glück nur erleben, wenn es vorher richtig geschmerzt hat? Ist das nur bei mir so?

Erzählt doch mal ein bischen...
Ich denke, es funktioniert auch andersherum. Je mehr man sich von allen Formen des Leistungs- und Konkurrenzdenkens entfernt, desto glücklicher lebt man. Höher, Schneller, Weiter sind Varianten egozentrischen Denkens. Kunst, Ästhetik, Spiel wären Alternativen. Genuß ist keine Erlebnisform der Peaks (dort: Rausch), sondern eine Zentrifugalkraft der Mitte. Er ist bestensfalls sozial. Laufen ist für viele Menschen auch Kompensation für etwas anderes. Dann geht es immer weniger ums Laufen, sondern vor allem um Tempo, Strecke, Ausstattung, Wettkämpfe usw. usf.
»Viele Weltmeister sind Alkoholiker geworden, aber ich bin der erste Alkoholiker, der Weltmeister wurde.« / Eckhard Dagge

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sonrisa hat geschrieben:Ich denke, es funktioniert auch andersherum. Je mehr man sich von allen Formen des Leistungs- und Konkurrenzdenkens entfernt, desto glücklicher lebt man. Höher, Schneller, Weiter sind Varianten egozentrischen Denkens. Kunst, Ästhetik, Spiel wären Alternativen. Genuß ist keine Erlebnisform der Peaks (dort: Rausch), sondern eine Zentrifugalkraft der Mitte. Er ist bestensfalls sozial. Laufen ist für viele Menschen auch Kompensation für etwas anderes. Dann geht es immer weniger ums Laufen, sondern vor allem um Tempo, Strecke, Ausstattung, Wettkämpfe usw. usf.
Es geht mir weniger um das Leistungs/ Konkurrenzdenken im Vergleich mit Anderen, eher im Vergleich mit mir selbst.
Aber entscheidend finde ich, dass der Impuls von innen kommt. Ich WILL ein Stück Grenzerfahrung erleben. Der Impuls, einen Schritt weiter zu gehen als am Vortag (oder Vorwoche).
Und vor allem: ich freue mich, 2 Stunden unterwegs zu sein. Nicht das Ziel ist das Ziel, sondern der Weg, im wahrsten Wortsinne.
Ein Stück weit, sind es vielleicht neue Erlebnishorizonte. Ein an sich unspektakulärer, netter Weg, wird plötzlich zur "Challenge". Ich erlebe die mir vertraute Landschaft komplett neu!!
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WildeHilde: Du wohnst in Marzling?? Heißt Du zufällig Heike G.?

Die Strecke an der Isar kenne ich gut, bin da oft gelaufen, als Töchterchen noch in Freising wohnte.

Ulrike

P.S.: Ach nee, passt nicht, Du läufst ja erst seit 7 Monaten, schreibt Du. Die wo ich kenne tut's schon länger.

Ontopic: Überfordere Dich bloß nicht. Laufpause wg. Verletzung ist doof. Allerdings lernt man eher aus eigenen Irrtümern als aus fremden Wahrheiten... is wohl so.

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harriersand hat geschrieben:WildeHilde: Du wohnst in Marzling?? Heißt Du zufällig Heike G.?

Ontopic: Überfordere Dich bloß nicht. Laufpause wg. Verletzung ist doof. Allerdings lernt man eher aus eigenen Irrtümern als aus fremden Wahrheiten... is wohl so.
Nee, ich heiße Annette K.

Ja, das mit dem Überfordern ist so eine Sache. Ich glaub, momentan ist das ein Grenzgang. Meine Überforderungs-Aufpasser sind ja meine Knie, aber die sind brav zur Zeit.... :wink:
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WildeHilde26 hat geschrieben:Ich WILL ein Stück Grenzerfahrung erleben.
Ich will erleben, vor allem Grenzenlosigkeit, Teil von etwas sein, was ich sonst nicht kann, weil ich unter Menschen bin und vorgegebene Erwartungen erfüllen muss. Wenn ich Laufe, ist es wie Nachhausekommen. Das Glück fühlt sich dann an wie Da-sein.
»Viele Weltmeister sind Alkoholiker geworden, aber ich bin der erste Alkoholiker, der Weltmeister wurde.« / Eckhard Dagge

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eigentlich bin ich krank und nahm mir vor bissl kürzer zu treten...
und 1km vom Wendepunkt dacht ich mir dann: ach komm, also auf die 2km kommts nimmer an und das MUSS sein... getan, aber nun noch kränker. Und das Ego nagt an mir, dass ich heut wieder laufen müsste. Bin jetzt schon knatschig, bei dem Gedanken, dass es vielleicht keine so gute Idee ist.
daher:
ja, auch betroffen von dem Problem wenn es darum geht Laufpause zu machen
LAUF! - der Weg ist das Ziel und sonst nichts

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Es ist ja nur eine kurze "Qual" wenn man bedenkt wie wohl man sich lange Zeit dafür fühlt.Als ich keinen Sport gemacht habe war die Qual nicht in Form zu sein größer.Und wäre es ohne Sport weiter gegangen wären sicherlich die ersten typischen Krankheiten auch gekommen.

Aber auch am Limit gelaufene Intervalle wie heute sehe ich nicht mehr als solches, sondern als Weg zu meinen Zielen.
Gruß Achim

Nimm Dir einen Stein mit!

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Hallo, WildeHilde26!

Wenn man glaubt, was man so liest, werden ganz viele Freizeitsportler vom Ehrgeiz übermannt und geraten damit leicht in Gefahr, sich zu überfordern. Und mit der Überforderung kommt die Überlastung und häufig die Sportaufgabe infolge Spaßverlusts. - So sollte es aber ja nicht laufen.

Um falschem Ehrgeiz vorzubeugen habe ich mir ein kleines Ritual überlegt: Bei jedem Trainingslauf lese ich ein kleinenes Steinchen vom Weg auf, welches ich zu Hause in meine bisher noch kleine Steinesammlung packe. Das hat für mich drei sehr positive Effekte:

1.) Ich muss auch beim Training kurz innehalten und habe dabei Gelegenheit, mal kurz über den Sinn oder Unsinn meiner tagesaktuellen Trainingsweise nachzudenken.

2.) Ich mache mir mit diesem Ritual bei jedem Training bewusst, dass dieser eine Lauf im Gesamtbild meines Ziels, etwas für meine Gesundheit zu tun, nur ein kleines Mosaiksteinchen darstellt, und dass es daher auf diesen einen Lauf gar nicht so ankommt.

3.) Wenn ich heim komme weiß ich, dass ich auch wenn ich etwas langsamer oder etwas weniger weit gelaufen bin, doch durch das Training gewonnen habe. - Denn ganz viele andere haben in der Zeit bloß vor dem Fernseher gesessen und können jetzt nicht ihr Steinchen in den kleinen Karton werfen...

Vielleicht kannst Du Dir ja mit einem ähnlichen Trick genau so weiterhelfen.

Mfg
Marc.

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malu_1975 hat geschrieben:Hallo, WildeHilde26!

Wenn man glaubt, was man so liest, werden ganz viele Freizeitsportler vom Ehrgeiz übermannt und geraten damit leicht in Gefahr, sich zu überfordern. Und mit der Überforderung kommt die Überlastung und häufig die Sportaufgabe infolge Spaßverlusts. - So sollte es aber ja nicht laufen.

Um falschem Ehrgeiz vorzubeugen habe ich mir ein kleines Ritual überlegt: Bei jedem Trainingslauf lese ich ein kleinenes Steinchen vom Weg auf, welches ich zu Hause in meine bisher noch kleine Steinesammlung packe. Das hat für mich drei sehr positive Effekte:

1.) Ich muss auch beim Training kurz innehalten und habe dabei Gelegenheit, mal kurz über den Sinn oder Unsinn meiner tagesaktuellen Trainingsweise nachzudenken.

2.) Ich mache mir mit diesem Ritual bei jedem Training bewusst, dass dieser eine Lauf im Gesamtbild meines Ziels, etwas für meine Gesundheit zu tun, nur ein kleines Mosaiksteinchen darstellt, und dass es daher auf diesen einen Lauf gar nicht so ankommt.

3.) Wenn ich heim komme weiß ich, dass ich auch wenn ich etwas langsamer oder etwas weniger weit gelaufen bin, doch durch das Training gewonnen habe. - Denn ganz viele andere haben in der Zeit bloß vor dem Fernseher gesessen und können jetzt nicht ihr Steinchen in den kleinen Karton werfen...

Vielleicht kannst Du Dir ja mit einem ähnlichen Trick genau so weiterhelfen.

Mfg
Marc.
Hallo Marc,

herzlich willkommen hier, und zusätzlich noch vielen Dank für diesen schönen Beitrag mit einem so treffenden Symbolcharakter.

@ Wilde Hilde

Mir tut jeder lange Lauf zum Schluß weh, und oft laufe ich nur weiter, weil ich mich in einem tranceähnlichen Zustand befinde. Das beginnt meist so bei Km 18-19 und hört erst zu Hause auf. Es sit als liefe ich in einem Tunnel und suchte das Licht am Ende des Tunnels. Und ja, am Ende bin ich schon stolz dann doch weiter gelaufen u sein.

LG Norbert
Der Mensch kann was er will, wenn er will was er kann
chinesische Weisheit
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