nachtzeche hat geschrieben:DAZU würde mich jetzt eine genauere Ausführung interessieren...
nachtzeche
Na gerne doch.
Also im Prinzip ist das ja recht simpel: Über Geschmack lässt sich ja (anders als das Sprichwort) vortrefflich streiten. Warum? Weil jeder seinen eigenen hat.
Gutes Beispiel sind Sommelies die Speisen oder Getränke (Bier, Wein etc.) auf deren Geschmack (und Fehlgeschmäcker) untersuchen und dabei eine sehr eigentümlich klingende Sprachwelt entworfen haben. Aber auch hier ist der Grund derselbe: Wird da z.B. vom Geschmack ‚Katzenpisse’ oder ‚Ziegenbock’ gesprochen, dann dient das eher zur Identifizierung einer Substanz (die diesen Geschmack hervorruft). Denn natürlich weiß keiner der Tester wie Ziegenbock oder Katzenpisse wirklich schmeckt. Auch der wirkliche, wahrgenommene, Geschmack ist bei jedem anders. Man hat sich da halt nur auf einen Namen geeinigt der von dieser Substanz erzeugt wird – die Wahrnehmung davon ist bei jedem Tester verschieden – ja es wird sogar welche geben die finden das ‚Katzenpisse’ toll schmeckt!!!!
Und da ist das Problem: Wenn ich ein Bier Produziere das nach was schmeckt, also einen spezifischen Geschmack hat, dann wird es immer Leute geben die diesen Geschmack (so wie sie ihn wahrnehmen) gut finden, oder halt auch einfach nur grässlich finden.
Will ich aber ein möglichst großen Publikum ansprechen - bei dem keiner nur weil ehr mit meinem Geschmack nichts anfangen kann, ausgeschlossen wird, dann muss ich das eben verhindern.
Und zwar indem ich versuche ein Bier herzustellen das möglichst WEING spezifischen Geschmack(manche nennen das Charakter) aufweißt.
Desto neutrale ein Biergeschmack ist desto weniger Leute können daran etwas aussetzen.
Daraus ergibt sich leider das was wir immer mehr sehen. Die großen Biermarken werden sich immer ähnlicher, da alle dasselbe wollen: Noch MEHR Kunden – also muss der Geschmack Massentauglicher werden. Und irgendwann schmecken alle Biere eben gleich neutral.
Das eigentlich komplizierte ist nicht das es schwer wäre das hinzubekommen, sondern einzig die Tatsache das ich das so langsam/schleichend gestallte, das mein eigentlicher Stammkunde der einstmals das Bier kaufte weil es ihm schmeckte, das nicht mitbekommt. Also langsam über Jahre.
Na und um jetzt noch die Kurve zum Thema zurückzukriegen: Das ist bei Zeitschriften natürlich ähnlich. Wenn ich viel verkaufen will muss jeder was mit dem Inhalt Anfangen können. Man trifft sich also beim kleinsten gemeinsamen Nenner. Den typischen, sich wiederholenden, Anfängerthemen also.
Eine Zeitschrift die sich zunehmend spezialisiert (z.b. Training oder Laufberichte, oder Meisterschaften) wird halt ein Nischenprodukt.
Uff tschuldigung, das wurd jetzt bisserl lang…