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Ein abendlicher Lauf durch Neuschnee (kein WK!)

Ein abendlicher Lauf durch Neuschnee (kein WK!)

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Nur so, weil es so schön war habe ich meine Erlebnisse des gestrigen abendlichen Laufes niedergeschrieben und hoffe, dass es dem einen oder anderen Spaß macht dies zu lesen.

Und nochmal: KEIN WK-Bericht!

So, und jetzt viel Spaß:

Das Jahr ist noch jung, erst einmal, an Neujahr, konnte ich die Laufschuhe schnüren und durch die Kälte laufen.
Sonntag abend war es wieder so weit. Vormittags habe ich ausgeschlafen und jeden Muskel vom Schlittschuhlaufen gespürt, nachmittags hatten wir erneut den See in den Gerresheimer Höhen auf 2 Kufen erobert. Nur der angekündigte Schnee fiel einfach nicht.

Es war bereits 20 Uhr durch, als ich mich langsam fürs Laufen fertig machen konnte. Gegen die Kälte zog ich das Kopftuch über Kopf und Ohren und setzte die Stirnlampe auf. Um 20:30 Uhr öffnete ich die Haustüre und traute meinen Augen nicht: Alles war weiß und vom Himmel fielen winzig kleine Flöckchen. Langsam lief ich los. Die Straßen waren weiß, die Bordsteine waren weiß, die Schneeschicht hauchdünn. Meine Asics suchten Halt. Es waren nur wenige Menschen zu sehen. Alles war hell erleuchtet. Der Schnee reflektierte das spärliche Licht. Die Stirnlampe benötigte ich nicht.

Die ersten Meter vergingen wie im Fluge und ich erreichte die Stelle, an der ich meinen Tempolauf beginnen wollte. Ich überlegte ob es Sinn macht und entschloss mich, es zu probieren. Ich steigerte das Tempo und spürte den mangelnden Grip der Schuhe. Einmal das Tempo erreicht ging es aber halbwegs. Trotzdem rutschte ich mit jedem Schritt ein wenig nach hinten weg. Der Weg war völlig schneebedeckt, nur wenige Fußgänger hatten Ihre Spuren auf dem Weg parallel zur Düssel hinterlassen.

Nach kurzer Zeit erreichte ich die Unterführung und musste das Tempo drosseln um auf den abfallenden 20 Metern nicht wegzurutschen, bergauf das selbe. Weiter ging es auf weißen Wegen zum Stauffenplatz und der nächsten Unterführung. Freundlich grüßte ich den maximal pigmentierten Obdachlosen, der dort Zuflucht vor der weißen Pracht suchte. Mit einem freundlichen Kopfnicken und Lächeln mit einem akzentuierten "Hello" grüßte er zurück. Auf dem folgenden Bergaufstück wurde es schwierig, da der Weg seitlich wegkippt. Es schneite noch immer. Die Flocken flogen mir ins Gesicht, der Fahrt- oder Laufwind kühlte zusätzlich, aber ich fror nicht. Trotz der nicht beleuchteten Wege konnte ich alles sehen, die Schneereflexion alleine reichte aus. Ich erreichte das Tierheim und lief zurück. Der Obdachlose hatte die Unterführung verlassen. Ich lief weiter. Nach 8 km Tempolauf stoppte ich eine Zwischenzeit. 36:16 min. Nicht schlecht für die Verhältnisse, damit hatte ich nicht gerechnet. Mit langsamen Schritten erholte sich der Puls und nach kurzer Zeit lief ich normal weiter, diesmal die etwas größere Runde von gesamt 12,7 km.
Ich hatte heute noch einiges vor und lief über schneebedeckte Straßen und Bürgersteige zurück nach Hause. Zu schade erschien es mir, bei einem solchen Wetter einfach nur Laufkilometer in der City abzureißen.

Unterwegs sammelte ich 2 Leergutflaschen ein, die ich, zuhause angekommen, hinter einem Reifen meines Autos deponierte. Weiter ging es, ich hatte nun 1:01 Stunden hinter mir. Es schneite immer weiter. Hauchdünne Flocken, die den Boden nun bereits etwa 3 cm dick bedeckten.
Nun ging es auf die Stundenrunde. Zunächst über ein paar Straßen Richtung Waldfriedhof, dann das erste Waldstück. Wegen der Bäume wurde es etwas dunkler, ich schaltete die Stirnlampe ein und gleich wieder aus. Das Licht der Lampe reflektierte in den Flocken die vor meinem Gesicht flogen. Rund um den Sportplatz, am Pillebach entlang ging es dann zur ehemaligen Ziegelei. Nun wurde es einsam. Ich lief auf einer schmalen asphaltierten Straße, die zu einem Pferdehof führte. Der Schnee war jungfräulich, ich legte die ersten Fußspuren. Es wurde sehr ruhig. Ein laut bellender Hund auf einem Hof unterbrach die Stille. Sein Bellen klang weit entfernt, aber er war nur 50 Meter weit weg. Der Schnee schluckte die Schallwellen. Die Felder wurden langsam weiß. Ich lief weiter und kam auf einen schmalen Waldweg. Plötzlich meldete sich die Polar zu Wort. Die Batterie des Laufsensors war leer. Ich hielt an, schaltete die Stirnlampe an und wechselte die Batterie gegen eine neue aus. Die Flocken wurden größer. Es sah so wunderschön aus. Auf dem Weg vor mir noch kein einziger Fußtritt im Schnee, hinter mir meine eigenen Spuren. Ich lief weiter und ließ die Lampe an. Es funkelte und glitzerte. Traumhaft. Im Kegel des Lichtes lief ich durch den Wald. Ein Schritt nach dem anderen. Es blitzte und blinkte. Warum hatte ich die Lampe nicht schon vorher angemacht? Mit Licht sah alles viel schöner aus. Eine Kreuzung. Der Weg wurde breiter und heller. Hier waren schon Menschen durch den frischen Schnee gegangen. Nach kurzer Zeit erreichte ich den Wendepunkt und kehrte um. Als ich wieder in den Wald kam, war ich fasziniert. Ich sah meine eigenen Fußspuren, Schritt um Schritt um Schritt. Ein nichtendenwollendes Band aus Fußspuren. Dann tauchten weitere Fußspuren auf. Kleine Rehfüße hatten diese hinterlassen. nach gut 20 Metern verschwanden die Spuren im Wald. Ich wusste, ich bin nicht alleine. Wahrscheinlich waren viele Tiere hinter den Bäumen versteckt und beobachteten mit großen Augen den Läufer, der mitten in der Nacht diese komischen Spuren in den frischen Schnee drückte.
Ich folgte meinem eigenen Fußspurenband und kam wieder auf die kleine asphaltierte Straße. Auch hier querten Rehspuren die meinen. Das Glitzern faszinierte mich noch immer.

Schon bald darauf ging es zurück in die Zivilisation, ich überquerte die B7 und verschwand noch mal für kurze Zeit auf Waldwegen entlang des Pillebaches.

Nach knapp 2:03 Std. und 23 km erreichte ich um 22:33 Uhr mein Zuhause, sammelte noch schnell die Flaschen ein und ging nach kurzem Ausdehnen rein.
Manuela hatte von der ganzen Pracht noch nichts mitbekommen, bis ich ihr vom Schnee erzählte. Mit großen Augen schaute sie aus dem Fenster und freute sich auf den heutrigen Tag mit Lisa und Schlitten im Schnee.

Martin
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Sehr schöner Bericht.
Ich lief heute Morgen auch durch den Schnee und es war wunderschön sich die Winterlandschft anzusehen .
Morgen früh werd ichs wieder tun.

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Znegva hat geschrieben:Als ich wieder in den Wald kam, war ich fasziniert. Ich sah meine eigenen Fußspuren, Schritt um Schritt um Schritt. Ein nichtendenwollendes Band aus Fußspuren. Dann tauchten weitere Fußspuren auf. Kleine Rehfüße hatten diese hinterlassen. nach gut 20 Metern verschwanden die Spuren im Wald.
Danke für den schönen Bericht! Läufe im Neuschnee sind zwar durch das Rutschen anstrengender - oder auch durch den Kniehub wenn der Schnee tiefer ist. Aber man merkt es gar nicht, weil man ganz versunken in die Eindrücke der Landschaft ist. Die Geräusche sind gedämpft, der Fussaufsatz fühlt sich anders an, dieses knautschige Geräusch wenn der Fuss den Schnee zusammendrückt. Wald und Felder sind so hell, der Himmel sieht anders aus, denn Schneewolken können geradezu unheimlich dunkel und schwer aussehen. Die Lichter der Häuser wirken so heimelig. Einfach herrlich.

Freu dich nicht zu früh, ein paar Tagen überwiegen dann wieder die nervigen Aspekte: Boden rutschig, Füsse nass, mann und wann ist es endlich wieder länger hell :D

Marigold

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Ich hatte gestern Abend einen ähnlich tollen Lauf.
-13° C und sternklarer Himmel. Einfach herrlich durch die schneebedeckte Landschaft zu laufen. Allerdings bin ich aus Sicherheitsgründen auf geräumten Radwegen und kleinen Nebenstraßen geblieben.
27.09.2009 10 km von Röthenbach (10 km) - 38:58
05.04.2010 Osterlauf Scheßlitz (HM) - 1:26:09
11.10.2009 München Marathon (M) - 3:21:47

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Danke für euer feedback. Es war halt wirklich ein gelungener schöner Lauf!

Vorgestern abend war ich noch mal laufen, aber der Lauf war nicht so toll. Es fehlte das Glitzern des Neuschnees am Boden, das Glitzern der Schneeflocken und es fehlte die Ruhe im Wald (ich war leider nicht im Wald unterwegs).

Gruß und Euch allen viele schöne Eis- und Schneeläufe, Znegva
Gesperrt

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