Banner

Der laufende Tod trifft den Papst …

Der laufende Tod trifft den Papst …

1
… oder Fastnachtslauf in Wasserliesch.

Fastnachtssamstag um 15 Uhr startet der erste Volkslauf der Saison im Raum Konz. Jedes Jahr ist dies ein sehnsüchtig erwartetes Ereignis. Endlich ertönt wieder ein Startschuß. Vor 2 Jahren lief ich hier zum ersten Mal, in diesem Jahr zusammen mit den Vereinskameraden der TG. Schon bei der Anmeldung treffe ich bekannte Gesichter. Einlaufen darf ich mich zusammen mit unserem Trainer Andreas. Mit ihm und Chalid begebe ich mich auf Streckenerkundung. Ja, der Berg ist noch da, vielleicht hat die Witterung ihn um einen Millimeter abgetragen. Und auch die enge Unterführung an der Mosel ist noch da. Wir laufen die Runde entgegen der Laufrichtung und treffen so das gesamte Feld des Jedermannlaufs. Beinahe wäre ich hier auch dabei gewesen. Mein Sohn wollte hier eigentlich zusammen mit einem Kumpel starten. Doch der hat sich letzte Woche verletzt, da verlor mein Sohn die Motivation. Auf den letzten Metern treffen wir Conny. Als eine der wenigen aus der TG läuft sie verkleidet – als Tod. Weiß geschminktes Gesicht, ansonsten tiefschwarz.

Bald ist es Zeit zur Aufstellung im Startbereich. Mit den rund 20 Vereinskameraden reihe ich mich ein. Unter großem Jubel ertönt der Startschuß. Das Feld setzt sich in Bewegung, die erste Engstellelle unter der Bahnstrecke wird genommen, dann geht es hinauf in die Wasserliescher Alpen. Auf dem ersten Kilometer müssen rund 70 Höhenmeter überwunden werden. Das Feld wankt hinauf, etliche Läufer kann ich überholen, werde aber genauso oft überholt. Das gehört hier dazu. Endlich ist der Gipfel erklommen – kurzes Luftholen, dann beginnt die wilde Jagd hinunter ins Tal. Ein wenig Zurückhaltung ist gefragt, denn der Spaß wiederholt sich hier. Eines merke ich: dadurch, daß ich mich mit dem Verein aufgestellt habe, laufe ich direkt in meinem Leistungsbereich. Das Feld ist sortiert: zwei Läufer eines örtlichen Lokals, eine Läuferin mit Wuschelmähne, eine vom LT Mertesdorf, ein Läufer in rot und Piet 55, das sind meine Begleiter für die kommenden 8 Kilometer.

Zu den Zuschauern gibt es eines zu sagen: bis auf den Start-/Zielbereich und dem Bereich vor einer Kneipe fehlen sie hier schlicht. Das ist schade, denn etliche Läufer haben sich phantasievoll kostümiert. Ungefähr ein Drittel läuft in Kostüm. Ich bin einfach als Läufer unterwegs, damit habe ich genug zu tun. Wie befürchtet habe ich über den Winter einiges an Tempohärte verloren. Dummerweise haben auch die leckeren Sachen, die es zu dieser Jahreszeit gibt, ihre Spuren hinterlassen. Jedenfalls ist das Laufen anstrengender geworden. So bin ich in meiner Gruppe gefangen. Wir überholen uns zwar hin und wieder gegenseitig, doch an einen Ausbruch ist nicht zu denken. Das flache Stück zwischen Kilometer 2 und 5 passiert überhaupt nichts.

Die erste Runde ist beendet, der Aufstieg beginnt erneut. Wie schon auf der ersten Runde setze ich mich an die Spitze unserer Gruppe. Scheinbar zahlen sich meine Weinbergkilometer hier aus. Doch ich muß einen hohen Preis bezahlen: die Verpflegungsstation oben auf dem Gipfel ist plötzlich so verlockend, daß ich mir einen Becher greife. Meine wenigen Gehschritte nutzen die anderen Läufer meiner Gruppe zum Überholmanöver. Doch das lasse ich mir nicht gefallen: mit langen Schritten stürme ich den Berg hinab und habe unten wieder die Spitzenposition in der Gruppe. Doch meine Körner habe ich verschossen, die beiden einheimischen Läufer muß ich auf dem vorletzten Kilometer vorbei lassen. Zu meinem Glück war es das. Ein kurzer Endspurt läßt mich noch mit einer halbwegs gnädigen Zeit ins Ziel laufen. Hier wird mir wieder direkt eine Flasche Wein in die Hand gedrückt. Die Uhr stoppe ich nach 47:55 min. Nach dem Zieleinlauf stehe ich noch mit den Vereinskameraden, darunter auch Conny, zusammen, als ich ein denkwürdiges Bild sehe: Ein Läufer, verkleidet als Papst, hält zehn Meter vor der Ziellinie an, sinkt auf die Knie und küßt den Boden! Danach läuft er ins Ziel.

Was soll ich zu dem Ergebnis sagen. Schwierig. Vor zwei Jahren war ich hier noch über eine Minute langsamer. Aber meine PB hat sich seitdem um mehr als zwei Minuten verbessert. Den Lauf bin ich ohne Erwartungen angegangen, von daher kann ich zufrieden sein. Das Profil der Strecke ist auch sehr speziell. Als Standortbestimmung zeigte mir der Lauf eins: es gibt viel zu tun!

Gruß
Ralph

2
Hallo Ralph,

vielen Dank für den schönen Bericht! Bin auch mal in Wasserliesch gelaufen, die Veranstaltung ist schon SEHR speziell, was die verkleideten Läufer angeht, aber auch die Streckenführung :haeh:
Gräm dich nicht, dass du dich "nur" eine Minute auf dieser Strecke verbessert hat! Eine prima Zeit bei dem Profil ist das allemal! Und du weißt, dass noch zulegen kannst, wenn die Spuren der Feiertage erst einmal getilgt sind! Mittwoch beginnt übrigens die Fastenzeit ... :teufel: Dann noch ein bisschen Tempo trainieren und du kannst deine Rechnung mit Schweich (oder war es doch Leiwen?) begleichen! :nick: :daumen:

vg,
kobold

3
Danke Kobold für die Aufmunterung :winken: !

Schweich oder Leiwen :confused: - das ist für mich dieses Jahr die Frage. Die Rechnung habe ich übrigens in Schweich offen.

Gruß
Ralph

4
Hallo Ralph
Interessanter Bericht.Der Papst hat seine Rolle wohl etwas zu ernst genommen :hihi:

Aber diesen speziellen Lauf wo man zu Beginn direkt die Höhenmeter überwinden muß kannst du sicherlich als ersten Lauf der Saison nicht als Standortbestimmung nehmen.
Wenn du jetzt noch Schweich machst bist du in Leiwen schon wieder da wo du in Langsur aufgehört hast :hihi:

Gruß Achim
PS.Bei dem Lauf wäre ich mit meinem Kissen gar nicht aufgefallen :hihi:
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“