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Literaturtipp: Tödlicher Hermannslauf

Literaturtipp: Tödlicher Hermannslauf

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Hermann um den Hermann


Titelstreit: Hermannslauf-Veranstalter geht gegen Krimi vor

VON JÖRG FRITZ UND STEFAN BRAMS

Bielefeld. Der Hermannslauf ist ein Aushängeschild der Region. Jährlich lockt der 31,1 Kilometer lange Lauf tausende Sportler an. Und erstmals auch eine Bremer Autorin namens Renée Pleyter. Die 33-Jährige läuft zwar nicht selbst mit, aber unter dem Titel "Tödlicher Hermannslauf" hat sie einen Krimi geschrieben, der vom Tod zweier Wissenschaftler während des Laufs im Jahr 2009 durch den Teutoburger Wald handelt. Und am 2. April das Landgericht Bielefeld beschäftigen wird.

Denn der TSVE 1890 Bielefeld, Ausrichter des Hermannslaufs, will dem Pendragon-Verlag per einstweiliger Verfügung die Verbreitung des Buches untersagen lassen. Günter Entgelmeier, 1. Vorsitzender des 3.400 Mitglieder starken Vereins, erhebt ausschließlich Einwände gegen den Titel. "Der Name Hermannslauf als Marke ist beim Deutschen Patent- und Markenamt in München seit dem 24. Februar 2004 geschützt. Man hätte uns um Erlaubnis fragen müssen, diesen Namen als Buchtitel zu verwenden." Mit der Maßnahme, so Entgelmeier, wolle der Verein verhindern, dass Trittbrettfahrer mit dem Begriff Hermannslauf Geschäfte machen.

Die einstweilige Verfügung richte sich jedoch keinesfalls gegen den Inhalt des Buches ("spannend und teilweise amüsant"), betont Entgelmeier. "Der Titel ,Tödlicher Hermannslauf‘ schadet aber dem Image unserer Veranstaltung." TSVE-Rechtsbeistand Wolfgang Schlüter spricht gar von einem "sittenwidrig hässlichen Titel".


Rechtliche Schritte sind eingeleitet


Ein Gesprächstermin mit dem Bielefelder Verlag, um mögliche finanzielle Schäden im Vorfeld zu vermeiden, sei bis zum 16. März nicht zustande gekommen, sagt Entgelmeier, der einem Alternativtitel wie "Tatort Hermannslauf" durchaus die Zustimmung erteilt hätte.

"Nachdem der Pendragon-Verlag die Gesprächsfrist nicht eingehalten hatte, haben wir rechtliche Schritte eingeleitet",so der TSVE-Chef.
Aus allen Wolken fiel Renée Pleyter, als sie vom Streit um ihren ersten Kriminalroman erfuhr. "Zuerst fand ich die Geschichte nur lächerlich", sagt die Autorin. Eine Verunglimpfung des Hermannslaufes sei überhaupt nicht ihre Absicht gewesen. "Vielmehr ist mein Krimi eine Hommage an einen berühmten Volkslauf", so Renate Niemann, die unter dem Pseudonym Renée Pleyter diesen Krimi geschrieben hat.

Am Freitag wird sie nach Bielefeld reisen, um mit ihrem Verlag die weitere Strategie zu beraten. Pleyter: "Sollten wir vor Gericht verlieren, müsste auf dem Buchtitel der Stempel ,zensiert‘ aufgedruckt werden", scherzt sie, "was eine prima Werbung für mich wäre."


"Freiheit der Kunst wird eingeschränkt"

Der Bielefelder Verleger Günther Butkus spricht von "einer Provinzposse", die es besser nicht gegeben hätte. "Ich verstehe nicht, warum der Veranstalter gleich vor Gericht zieht. Man hätte doch gemeinsam das Buch und den Lauf vermarkten können", betont Butkus im Gespräch mit dieser Zeitung. Das habe er auch angeboten. Den Vorwurf, er habe das Urheberrecht verletzt, lässt der Verleger nicht gelten. "Das Vermarktungsrecht mag sich ja auf Sportveranstaltungen erstrecken, aber doch nicht auf die Verwendung des Hermannslaufs in einem Krimi und als dessen Titel."

Zudem sei die Verwendung durch die Freiheit der Kunst geschützt. Butkus: "Das ist doch kein Sachbuch, das sich mit dem Hermannslauf und möglichen Gefahren befasst, sondern ein literarisches Werk, das einen ganz anderen Hintergrund hat und diese Geschichte auf der Folie des Hermannslaufes erzählt."

Gäbe das Landgericht der Klage des TSVE recht, sähe er die Freiheit der Kunst eingeschränkt. "Wie soll ich dann noch arbeiten?", fragt Butkus, der 59 Krimis zumeist mit regionalem Bezug verlegt.


Autorin findet Vorfall lächerlich

Unterdessen droht der Anwalt des TSVE Butkus 250.000 Euro Ordnungsstrafe an. "Bereits die Auseinandersetzungen im Vorfeld sind für einen kleinen Verlag wie meinen eine finanzielle Belastung", sagt Butkus. "Sollte die Verbreitung untersagt werden, dann wäre das ökonomisch ein herber Schlag."

Am 31. März wird in Bielefeld ein weiteres Buch präsentiert, das sich mit dem Hermannslauf beschäftigt. "Abenteuer Hermannslauf" heißt der Titel, der ab dem 1. April im Buchhandel erhältlich ist. Autoren sind die beiden Hermannslauf-Mitbegründer Peter Gehrmann und Wolfgang Schlüter. Letztgenannter ist der Anwalt des TSVE 1890 im Streitfall mit dem Pendragon-Verlag.

Die Organisatoren des Hermannslaufs befürchten einen Imageschaden und wollen die Verbreitung des Romans "Tödlicher Hermannslauf" stoppen. Die Autorin findet das "lächerlich". Am 2. April entscheidet das Landgericht.





Hintergrund: Worum geht's eigentlich?


Wettkampf der Wissenschaftler
Roman über "Tödlichen Hermannslauf"

VON KARIN BOCZEK

Bielefeld. Schwitzende Läufer, jubelnde Zuschauer – und ein Mord. Im OWL- Krimi "Tödlicher Hermannslauf" wird das Rennen vom Hermannsdenkmal zur Sparrenburg zum Schauplatz eines Verbrechens. Auf der Strecke entbrennt nicht nur ein Wettkampf um den Sieg, sondern auch um den endgültigen Beweis, wo die Varusschlacht stattfand.

Der Krimi handelt von zwei Archäologen, die ihre Feindschaft auf wissenschaftlicher und sportlicher Ebene austragen. Stefan Weidinger und Felix Mehlbaum befinden sich seit ihrer Schulzeit in einem Konkurrenzkampf, den die Autorin wenig originell anlegt: Auf der einen Seite der kräftige Junge aus armen Verhältnissen, der eine Rechtschreibschwäche hat; auf der anderen Arztkind Mehlbaum – talentiert, strebsam, aber schmächtig und unbeliebt.

Zum Zeitpunkt der Romanhandlung befindet sich Weidinger auf der Karriereleiter auf den ersten Blick vorn: verheiratet, gut bezahlter Job und mehr Forschungsgelder für seine These, die Varusschlacht habe in Niedersachsen stattgefunden. Im Verlauf des Romans treten allerdings Fakten zu Tage, die seine Erfolge schmälern. Und als Mehlbaum am Rande der Laufstrecke bei Lämershagen ein entscheidendes Indiz findet, das Weidingers These widerlegen könnte, eskaliert die Situation.

Reizvolle Idee verschenkt
Autorin Renée Pleyter (Bremen) versucht mit ihrem Stoff von der Aufmerksamkeit rund um das Jubiläum der Varusschlacht zu profitieren. Doch auch für Leser mit wenig Vorwissen bringt ihr Roman kaum Neues zu Tage, die Rahmenhandlung ist leicht vorhersehbar. Spannung fehlt. Die reizvolle Idee, die wissenschaftliche Diskussion um den Ort der Varusschlacht mit dem Hermannslauf zu verbinden, wurde letztendlich verschenkt.


Renée Pleyter, Tödlicher Hermannslauf. 232 Seiten, Pendragon-Verlag, Bielefeld 2009. 9,90 Euro.


Quelle: Neue Westfälische - 25.03.2009

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Habe das Buch gekauft. Wenn man selbst mitgelaufen ist, liest es sich ganz nett.
Es ist sicher keine große Literatur, aber durchaus als "Begleitliteratur" zu empfehlen.
Die Klage des Veranstalters gegen das Buch ist inzwischen zurück gezogen.
Im Blog noch etwas mehr dazu.
Neue Laufabenteuer im Blog
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