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Strongmanrun 2009

Strongmanrun 2009

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Am Samstag fuhren wir aus dem Sauerland in Richtung Weeze. Die Startunterlagen sollte man ja schon am Vortag abholen. Ich vermute mal, dass die Orga mit nem riesigen Andrang am Sonntag rechnete.

Die Anfahrt klappte ziemlich gut. Der Parkplatz erreichten wir schnell. Allerdings hatten wir schon Bedenken über die Rückfahrt. Die Wiese war vom Regen schon sehr schlammig.
Nach ein paar Minuten zu Fuß hatten wir das Gelände erreicht und machten uns auf die Suche nach der Nummernausgabe. Das Areal war wirklich gut ausgeschildert und die Halle schnell ausgemacht. Rein in die Halle, Tüte abholen, raus aus der Halle. Innerhalb von drei Minuten war das wichtigste schon mal erledigt.

Wir gingen noch ein wenig übers Gelände, auf dem man sich die Hindernisse genauer ansehen konnte. Das Spinnennetz und Bifröst sahen schon imposant aus. Kaum auszudenken, wie es wäre, wenn man mit etlichen anderen Läufern an so einem Netz hing. „Was passiert eigentlich, wenn da jemand abstürzt?“ hörte ich neben mir und verkniff mir, darüber nachzudenken.

Die Rückfahrt über die Schlammpiste konnten wir meistern. Im Lokalfernsehen konnte man später sehen, wie Autos von Traktoren aus dem Schlamm gezogen wurden. Da würde morgen spaßig werden!


Nach einer viel zu kurzen Nacht und einem kräftigen Frühstück, machten wir uns dann erneut auf den Weg. Wir waren knappe 40 Auto-Minuten von Weeze entfernt untergebracht und konnten es entspannt angehen lassen. An der Anfahrt hatte sich im Vergleich zum letzten Jahr nicht viel geändert. Es gibt nicht viele Straßen, die zum Weezer Flughafen führen. Und so landeten wir schon wenige Minuten hinter der Weezer Autobahnausfahrt in einer langen Autoschlange. Um 10:30 Uhr waren wir immer noch unterwegs. Ich wurde deutlich unentspannter und fragte mich, wann wir wohl starten würden? 12 Uhr schien mir nicht machbar zu sein. Ich ging von 12:30 evtl. 13 Uhr aus. Letztes Jahr verzögerte sich der Start ja auch.

Gegen 11 Uhr war ich dann an der Startzone. Dort trennten sich meine Begleiter von mir und ich lief mich ein paar Minuten warm. Ich wollte schon recht früh im ersten Drittel stehen und mir dort einen Platz ergattern. Bei angekündigten 7000 Läufern würde es an manchen Hindernissen zu langen Wartezeiten kommen. Darauf hatte ich keine Lust. Lieber die ersten 3 Kilometer zu schnell laufen und dann flüssig über die Hindernisse kommen, als nass und durchgefroren davor zu warten.

Die Zeit bis zum Startschuss ging überraschend schnell vorbei und meine Vorfreude stieg mit jeder Sekunde. Als es endlich losging, konnte ich nur noch wie doof grinsen.

Das Feld lief in einem angenehmen Tempo los. Nach ein paar hundert Metern kam es bereits zum ersten Stau. Ein paar Kurven und ein etwa zwei bis drei Meter breites Tor bremsten das Feld ab. Nach ein paar Sekunden ging es aber wieder weiter. Wie ich hörte, brauchten die Läufer aus dem hinteren Feld an die 30 Minuten für den ersten Kilometer. Weiter ging es durch einen zum Teil abgeholzten Wald. Schöner weicher Boden federte die Schritte ab. Man musste aber dennoch auf der Hut sein, denn es gab Stümpfe abgesägter Bäume und Äste, die wie Peitschen ins Gesicht schlugen. Böseböse!

Irgendwo bei KM 2 gab es dann die ersten Hindernisse. Hindernisse? Die Shelter / Bunker, die es zu überlaufen galt, waren noch nicht mal als Hindernis angegeben. Sie waren „einfach“ Teil der Strecke. Wie im letzten Jahr auch, musste man diese recht steilen Hügel erklimmen und hinten heile wieder herunter laufen, krabbeln, schliddern... irgendwie runter kommen.
Mein Atemrhythmus war erstmal dahin und meine Beine weich. Peinlich, aber ich hätte jetzt schon gehen können. Nach ein paar ruhigen Metern, ging es aber wieder und ich setzte meinen Lauf fort. Es ging weiter über Asphalt und dann über Waldwege in Richtung Druckkammer. War nichts wildes. Wieder ein dunkler Bunker den man mit Nebel und Stroboskoplicht ausleuchtete. Das schlimmste war wieder mal diese unsägliche Schlagermusik. Dieses Hindernis wurde in der zweiten Runde geschlossen. Angeblich gab es da einige epileptische Anfälle.

Wieder ging es über Waldwege weiter in Richtung Startbereich. Es wurde lauter und auch die Zuschauer wurden wieder mehr. Kurz über den Reifenstapel und ein paar Bunker klettern und schon war man bei einer der Hauptattraktionen. Dem Spinnennetz. Dabei handelte es sich um zwei Bunker / Gebäude, die etwa 20 Meter auseinander standen. Dazwischen hatte man ein Netz für den Abstieg und eines für einen Aufstieg gespannt. Zwischen den Netzen hatte man dann noch alte Autoreifen gekippt. Am besten sieht man das auf der Homepage.

Den ersten Bunker erklomm man einfach über gestapelte Heuballen. Die letzte Stufe, aufs Dach quasi, musste man sich noch ein wenig hochdrücken. War aber alles machbar. Große Leute wie ich waren da wirklich im Vorteil. Dann ging es ein paar Meter übers Dach in Richtung Netz. Ich hatte mir das sehr schön vorgestellt. Die Netzte waren ja im „leeren“ Zustand schön straff gespannt und es sah aus, als könnte man quasi diagonal heruntersteigen. Mit zig Leuten aber, war nichts straffes mehr da und man musste fast senkrecht herunterklettern. Und das als Höhenangst Geschädigter ;-) Aber auch dies war machbar. Irgendwie kam ich heil unten an und war kurz danach schon wieder auf dem zweiten Bunker. Dort musste man dann beim Abstieg ein paar Heuballen herunter springen. Alles easy.

Ein paar Meter weiter wartete Bifröst. Ein Bunker mit einem runden, halbkreisartig, geformten Dach. Der Aufstieg erfolgte über gestapelte Heuballen. Oben musste man dann über Kunststoffmatten auf die Spitze des Daches und dort wurde der Abstieg dann mit einer Sprinkleranlage „erleichtert“. Man rutschte ein paar Meter auf dem Pöppes nach unten und landete wieder auf Strohballen. Der Abstieg war dann wieder recht einfach: Mut zusammennehmen und runterspringen. Angeblich gab es hier einige Verletzte. Bifröst wurde in der zweiten Runde auch dichtgemacht.

Dann wurde es noch mal böse. Auf dem Asphalt musste man unter Gitter herkriechen. Anfangs noch auf allen vieren krabbeln. Zum Ende hin musste man wirklich ganz runter und gleiten wie in der guten alten BW Zeit. Hätte ich mich da gefreut, wenn da Schlamm gewesen wäre!

Bevor es in Richtung Kiesgrube ging, konnte man sich noch an einer Wasserstelle verpflegen und musste noch eine Steilkurve entlanglaufen. War wirklich sehr interessant. Es war schon recht steil und trotzdem hatten die Schuhe da vollen Grip.

Die Kiesgrube fing unspektakulär an. Ein wenig durch Teiche laufen. Viel Sand viel Schlamm. Die Strecke zog sich aber unendlich lang, fand ich. Nach 7 – 7,5 Kilometern kam es dann zu dem Hindernis, auf das sich bestimmt viele gefreut hatten. Ein großes Loch, dass es zu durchschwimmen galt. Ich behaupte mal, dass 90% der Läufer drumrum liefen. Ich sah keine Zeit-Matten und keinen Offiziellen, der Nummern zwecks Disqualifikation notierte. „Schande über Euch!“ dachte ich mir und sprang ins Wasser. 10-15 Meter sollten es sein. Ich schätze es auf 30 Meter. Es war arschkalt! Saukalt! Schweinekalt! Aber nur ein paar Sekunden lang. Viel mehr hatte ich damit zu kämpfen, das atmen nicht einzustellen. Ich wurde recht nervös und konnte nur flach atmen. Aber irgendwie beruhigte ich mich wieder und schwamm langsam rüber. Die Strecke zog sich und nahm keine Ende. Alle Läufer die um den Teich liefen, waren schneller als die Schwimmer. Am Ende des Teiches, am Ausstieg sozusagen, musste man noch ein paar Meter krabbeln. Das Sand-/Schlammgemisch war sehr tief und man hatte keine Chance zu stehen. Ich war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Von Kälte war nichts mehr zu merken. Jetzt bloß nicht stehenbleiben, dachte ich mir.

Der Rest der Runde war weniger spektakulär. Schlammberg raufklettern und auf dem Hintern wieder runter. Hüfttiefes Wasserloch durchwaten. Schauen, dass wieder Leben in die Beine kommt und dann noch mal über zwei Wände aus Strohballen. Das fand ich dann wieder fies. Bei der ersten Wand musste man knappe zwei Meter überwinden. Ohne Hilfe der anderen Läufer war das also nicht möglich. Und hier ist dieser Wettbewerb einfach nur toll. Jeder hilft jedem. Kein Konkurrenzdenken. So auch der Läufer, der mich rauf zog. Einen Gruß an den Unbekannten, den ich fast runtergezogen hätte :-/ Bin halt kein Leichtgewicht ;-)
Auf dieser Mauer bekam ich dann noch nen Wadenkrampf. Laut fluchend sprang ich hinten wieder runter und rannte mit schmerzenden Beinen weiter. Nach ein paar hundert Metern war dann die erste Runde geschafft.

Die zweite Runter verlief dann in etwa genauso ab. Diesmal deutlich langsamer aber „entspannter“. An den Hindernissen ließ ich mir mehr Zeit und aus Laufen wurde eher Traben. Wie schon geschrieben, einige Hindernisse wurden geschlossen.

Den Teich durchschwamm ich auch in der zweiten Runde. Diesmal fiel es mir aber etwas leichter. Ich hatte irgendwie Bammel vor einer Streichliste... „Wer aussen rumrennt kommt nicht in die Wertung!“. Vorschlag: wer irgendwo drumrumm läuft, muss Extrameter laufen! So wie beim Schießen beim Biathlon. Ein Sandberg als kleines Ausweichhindernis würde ja schon ausreichen.

An den Zielbereich im letzten konnte ich mich nicht mehr so gut erinnern. Dieses Jahr fand ich ihn aber recht gut. Es gab reichlich leckeren(!) Kuchen und Getränke bis zum Abwinken. Leider waren keine Kräfte da, die das ganze organisierten. Ich rannte dort auf vielen vielen Oat Snack Riegeln rum, die einfach am Boden lagen. Zuschauer luden sich Palettenweise Energydrinks in Taschen. Wo gibt es denn so was? Ist jetzt nicht weiter schlimm, aber das Verhalten einiger weniger.... nun ja. *kopfschüttel*


Das Event als solches fand ich wirklich klasse. Im Vergleich zum letzten Jahr fand ich es um Längen besser organisiert. Die Strecke war anspruchsvoller und interessanter als im letzten Jahr. Wie wollt ihr das noch toppen? ;-)
Ein wenig mehr Zuschauer an den äußeren Bereichen würden gut tun. Aber verständlich ist es schon. Wer will schon durch Matsch und Schlamm waten und nassen Läufern zugucken? Die Anfahrt bleibt scheinbar weiterhin ein Problem. Als Läufer kann man da nur frühzeitig anreisen. Neue Straßen in Richtung Gelände lassen sich ja nicht herzaubern. Zielverpflegung war wie schon geschrieben echt in Ordnung, aber das nächste mal auch mehr Getränke auf der Strecke!

Einen Dank noch mal an alle Helfer an der Strecke! Ich hoffe, IHR hattet auch ein wenig Spaß und Bekloppte zu beobachten ;-)

In der zweiten Runde wurde ich etwas nachdenklich. Zwischen zwei Sheltern lag ein junger Läufer am Boden. Um ihn herum waren viele Sanis. Er lag bewegungslos am Boden. Man hatte ihm eine Halskrause befestigt und er wurde grad für den Abtransport bereit gemacht. Junge, ich drücke Dir die Daumen, dass es bald wieder besser geht! Genauso wie allen anderen Verletzten, die sich die Knochen gebrochen oder sonst wie verletzt haben. Das Orga Team tut viel für unsere Sicherheit. Aber jeder Läufer muss sich im klaren sein, dass hier auch schnell mal für ein paar Monate Schluss sein kann mit laufen.

Die Voranmeldung für 2010 steht! Ich hoffe auf einen weiteren Strongmanrun in Weeze!

Viele Grüße,
Peter

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Schöner, detailgenauer Bericht!
Ich habe mir das sehr gut vorstellen können. Reizen würde mich das schon mal...

Hauptsache, du bist gut durchgekommen und hast alles heil überstanden.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Hi Dodger

Super Bericht. Ich kann es mir bildlich vorstellen, wir ihr Bekloppten :zwinker5: da, euch über und durch die Hindernisse kämpft. Respekt, ich weiss nicht ob ich mir das antun würde, respektive könnte. :daumen:

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Toller Bericht.

Oh ja, der Stau im Wald war hinterher echt übel. Ich denke mal wir standen ungefähr am Anfang des mittleren Drittels und haben ca. 25-30 Minuten (gefühlte 1,5 Stunden) für das kleine Waldstück gebraucht.

Mit dem Schwimmen geb ich dir recht. Am besten ne "kleine" extra Kurve oder os etwas ähnliches einbauen, damit die "nichtschwimmer" zumindest etwas Zeit verlieren. Wobei ich zu meiner Schande gestehen muss, dass ich in der zweiten Runde auch nicht mehr komplett durchgeschwommen bin, sondern eher parrallel zum Rand. War mir einfach zu unsicher, weil ich da drin echt nur noch wenig Luft bekommen habe.

Das Verhalten einger Teilnehmer und auch Zuschauer im Zielbereich wurde ja an anderer Stelle auch schon angesprochen. Einfach nur zum k****.
kommt noch:
05.12.10 - Nikolauslauf Köln
31.12.10 - Silversterlauf, wo auch immer
2011:
Winterlaufserie Porz
IM 70.3 Mallorca
Köln Marathon (soll der erste werden)
was es noch so schönes gibt :)
Gesperrt

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