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Starke Formschwankungen - woran liegt das?

Starke Formschwankungen - woran liegt das?

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Hallo Leute,

kennt ihr das auch so oder so ähnlich? Nach einem gut durchgelaufenen Winter mit Grundlagenausdauer-Aufbau stelle ich seit etwa 3-4 Wochen jetzt auf einmal fest, daß ich mal einen sehr guten Lauf, teilweise aber nur 2 Tage später einen ziemlich schlechten bis miserablen Lauf, dann aber 2 Tage drauf wieder zumindest einen mittelmäßigen Lauf zustandebringe, um die Woche (bei mir 4 Läufe) wieder mit einer gefühlsmäßig sehr guten Tagesform abzurunden. Dann aber geht´s irgendwie wieder von vorne los... Das macht mich langsam etwas nervös, denn in genau 4 Wochen möchte ich meinen ersten HM unter 2h packen. Bisher wähnte ich mich auch auf einem guten Weg, halte einigermaßen den 6-Wochen-Plan von Steffny für 1:59h ein, aber wie gesagt, irgendwie kriege ich jetzt keine Beständigkeit mehr rein...???

Heute z.Bsp. hatte ich mir wieder einen lalaLa mit ca. 16-17 km in ca. 115 Min. (gem. Steffny-Plan) vorgenommen, ich freute mich richtig drauf, weil heute Samstag mit total schönem Wetter ist, fühlte mich beim Loslaufen noch super, aber dann merkte ich nach 5 km, wie mir wieder mal der Saft ausgeht... Und nach 8 km war dann endgültig Sense... Als ob ich Blei in den Schuhen hätte. Und dieses Sch...gefühl hatte ich schon öfter in den letzten paar Wochen. Die Kondition ist vom Gefühl her hervorragend, also Herz/Kreislauf voll ok, aber wie gesagt, als ob ich unterhalb der Knie keine Kraft mehr habe. Das wird zwar übermorgen wieder genau anders sein, aber woran liegt das denn??? Kann mir da jemand einen Rat geben? Danke schon mal für eure Tipps!
Meine PBs:
10 km: 48:28 (München, 12.10.2008)
HM: 1:46:42 (München, 13.10.2013)
M: 4:30:56 (München, 11.10.2009; naja, ist ja auch erst einer...)

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Hei Silvester -

Wie ernährst du dich? Nimmt du Ergänzungen wie Frubiase und Co? Wird vielleicht nicht schlecht.

Wie oft in der Woche läufst du? Kann sein dass du längere Regenerationspausen brauchst. Könntest auch ein bisschen Cross-Training probieren, mal Biken statt Laufen oder so.

"Bleibeine" sind ein Zeichen des Anfangs von Übertraineren. Kann sein, dass du einfach zu viel von deinem Körper erwartest (?). Dein 10k Zeiten zeigen nicht auf einen Halben weit unter 2h, aber dein Ziel scheint mir zumindest realistisch zu sein.

Bleib dabei - vielleicht ist es nut Frühjahrsmüdigkeit :o)
Kulmbach:Wo die Hasen Hosen haßen und die Hosen Husen haßen

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Hallo Silvester,

voraus schicken möchte ich, dass meine Hinweise, ohne dich näher zu kennen, auf jeden Fall einem Fischen im Trüben vergleichbar sind. Umso mehr, als ich selbst wirklich extremen Leistungsschwankungen nie ausgesetzt war; jedenfalls nicht ohne ersichtlichen Grund. Für möglich halte ich jedoch:
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  • Der Witterungsumbruch von Kälte auf Wärme macht vielen Menschen zu schaffen. Es ist die Zeit in der viele sich auch einen Infekt einfangen. Die Frühjahrsmüdigkeit ist keine Legende, sondern ein durch körperliche Prozesse erklärbare Tatsache. Nur sind nicht alle Menschen gleich davon betroffen. Mag sein, dass du dazu gehörst. Und so ist leicht vorstellbar, wenn eine gewisse Sensibilität in dieser Richtung durch hartes Ausdauertraining um ein Vielfaches verstärkt würde. Das könnte erklären, weshalb du nicht an allen Tagen auf dem Damm bist.
  • Speziell die Empfindung von bleiernen Beinen hatte ich oft im Training. Man muss aber unterscheiden zwischen subjektiv schlechtem Empfinden und tatsächlicher Leistungsfähigkeit. Wie oft ging ich in eine Trainingseinheit - z.B. Intervalltraining auf der Bahn - und war mir meiner Schwäche während des Aufwärmens sicher! Auch das erste Intervall trommelte ich mit "dicken Füßen" runter bis es dann besser ging. Doch hinterher war wieder klar: Ich hab es geschafft, sowohl hinsichtlich der Zeitvorgabe als auch was die Wiederholungszahl anging. Wäre ich wirklich schwach gewesen, hätten an meinen Beinen tatsächlich Zentnergewichte gehangen, dann hätte ich es nicht geschafft. Was wir empfinden entspricht nicht immer den physischen Tatsachen.
  • Im Verlauf harter Trainingspläne ist mir durchaus geläufig, dass es gute und schlechte Tage gibt. Gute, an denen ich mich stark fühle und Spaß am Training habe. Schlechte, an denen der Motor nicht so recht anspringen will und die Laufeinheit durchaus zur Qual werden kann. Diese Schwankungen waren sicher nicht so stark, wie das was du beschreibst, könnten jedoch dieselbe Ursache haben. Welche? In manchen Fällen war klar, dass eine Konstellation aus harten vorherigen Trainingseinheiten, mit offenbar zu wenig Regeneration zu Grunde lagen. Die Restermüdung war noch so groß, dass so kommen musste. In diesem oder jenem Fall - dies war mir nach vielen Monaten irgendwann einmal klar - habe ich auch einfach viel zu wenig geschlafen!!! Andererseits gab es auch immer wieder solche tagesbezogenen Tiefs für die ich keine Erklärung fand; nicht die mindeste. Es war und bleib rätselhaft. Ich vermutete allenfalls das, was ich als nächstes beschreibe:
  • Nach Jahren ehrgeizigen, wettkampfvorbereitenden Trainings, meist am persönlichen Limit, bin ich sicher, für mich persönlich sicher, das ich einem Biorhythmus unterliege. Ohne je den Versuch gemacht zu haben die Intervalle seiner Welligkeit, das Auf und Ab, zeitlich zu besimmen steht fest: Es gibt bei mir Tage, die für die Erbringung von Leistungen sehr geeignet sind, dann fällt es mir leicht zu trainieren und der Spaßfaktor ist groß. Ich empfand aber auch regelmäßig das Tief, durchaus auch mal zwei Trainingstage in Folge, wo die Einheiten zur bestenfalls spaßneutralen Pflichtübung missrieten.
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So wie du deine Tiefs beschreibst, vermag ich nicht an irgendwie krankhafte Ursachen zu glauben. Zum Beispiel kann Eisenmangel unerklärliche Schwächezustände begünstigen. Aber dann ist dieser Zustand beständiger, als du es beschreibst. Ich könnte mir allenfalls vorstellen, dass du ein Training zu wenig hydriert angehst, also generell zu wenig trinkst. Aber selbst daran glaube ich nicht wirklich.

Ich denke auch nicht, dass der Trainingsplan zu hart für dich ist. Erstens geht Steffny recht moderat vor. Zweitens würde sich eine einleitende Phase von Übertraining eher so bemerkbar machen, dass du generell müde, ausgelaugt und lustlos läufst. Sporadische Tiefs, gefolgt von wieder kraftvollen Läufen passen nicht in dieses Schema.

Kontrollierst du deinen Ruhepuls (Puls kurz nach dem Aufwachen)? Das wäre ein Mittel um ggf. irreguläre Körperzustände festzustellen. Wenn der plötzlich morgens um ~ 10 bpm höher liegt als gewöhnlich, dann könnte in dir was in Unordnung sein, was man medzinisch überprüfen müsste. Aber auch daran glaube ich nicht wirklich.

Wie steht es mit deiner sonstigen Lebensführung? Gingen den schlechten Tagen irgendwelche langen Nächte oder psychischen Belastungen voraus? War sonst etwas grundlegend anders als sonst?

Ich grabe deshalb so tief, weil ich mir aus eigenem Erleben nicht erklären kann, wieso du einen lang geplanten Lauf, für den nach läuferischem Ermessen noch genug Kraft hätte da sein müssen, bereits nach der Hälfte abbrechen musst. Dergleichen - klar gesagt - kenne ich nicht. Ok, ich hab schon Intervalltrainings abbrechen müssen. Aber das war dann in insgesamt kritischer Trainingssituation und dicht an meinem absoluten läuferischen Limit. Du bist davon aber als Läufer noch weit entfernt, da gibt es noch eine Menge Entwicklungspotential.

Aber lassen wir die Kirche im Dorf und dramatisieren das nicht. Wenn du in keiner Weise beunruhigende Ausfallserscheinungen kennst (Schwindel, Sehstörung, Schweißausbrüche, alles was einen beunruhigt, weil man es sonst nicht kennt), dann soll dir meine Aufzählung oben insgesamt signalisieren: So lange die Schwächen nur vereinzelt auftreten und von guten Läufen mit stabiler Leistung gefolgt werden, solltest du dir keine grauen Haare wachsen lassen. Auch die eventuelle Befürchtung ausgerechnet am HM-Lauftag in solch einem Tal zu stecken, solltest du von dir weisen. Erstens wird der Trainingsplan die Belastung rechtzeitig zurücknehmen, um dich voll aufgetankt ins Rennen zu schicken. Wenn dann zweitens ein unguter Körperzustand - ausgelöst wovon auch immer - dich drückt, so ist dies ohnehin nicht beeinflussbar. Und drittens wird dich das Lampenfieber psychisch dergestalt aufputschen (bei den meisten nicht völlig ehrgeizlosen Läufern ist das wohl so :zwinker5: ), dass du mehr Leistung freisetzen kannst, als im Training je möglich wäre ...

Ich wünsche dir jedenfalls einen guten und schönen Lauf. Warum solltest du nicht unter zwei Stunden bleiben? Du hast ernsthaft trainiert und kannst es schaffen. :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Lieber Udo,

ich habe Deine Ausführungen auch grad gelesen, weil ich ja auch ein wenig rätsele. Erst so gut (vor Rom) und dann ging irgendwie nichts mehr. DANKE für Deine Zeilen.

Ich denke da ähnlich wie Du und finde die Bio-Rhythmik auch sehr interessant. Allerdings wechselt das m.E. nicht nur nach Tagen sondern auch über längere Phasen. Es gibt da wohl einen Mikro, Meso und auch Makrozyklus wie in der Trainingslehre. Jetzt wäre es doch raffiniert, Trainingsplanung und Biorhythmik übereinanderzulegen. Glaubst Du man kann so etwas hinbekommen ?

Noch kurz zur Bestimmung des Ruhepuls. Ich persönlich schaffe das nach dem Aufwachen nie die Pulswerte zu erreichen die ich Nachmittags im entspannten Sitzen erreiche. Ich hab mal gelesen das liegt am Adrenalin das bei jedem Menschen individuell mehr oder weniger stark im Prozess des Aufwachens vom Körper freigesetzt wird. Von daher ist dieser Zeitpunkt nicht bei jedem zur Bestimmung des Ruhepulses geeignet.

Silvester: Sicher schaffst Du die Sub2 mit diesen 10er-Zeiten. Ich bin im Frühjahr ne 2:01:41 gelaufen und kann nicht unter 55 laufen.

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DanielaN hat geschrieben: Jetzt wäre es doch raffiniert, Trainingsplanung und Biorhythmik übereinanderzulegen. Glaubst Du man kann so etwas hinbekommen ?

Ich persönlich schaffe das nach dem Aufwachen nie die Pulswerte zu erreichen die ich Nachmittags im entspannten Sitzen erreiche.
Hallo Daniela,

ob man das schaffen kann, weiß ich nicht, noch weniger, ob es jemand schon versucht hat. Wenn es praktikable Regeln dafür gäbe, dann wären sie jedoch sicher bekannt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dergleichen im Bereich des Spitzensports nicht zumindest Gegenstand von Überlegungen und Forschungen ist. Ehrgeizige Trainer sind immer bestrebt den Faktor "Kenn-die-Ursache-nicht" oder "Dafür-gibt's-halt-keine-Erklärung" weitgehend zu eliminieren. Trainer fanden Regeln, die zu größerem Trainingserfolg führen, ja meistens, bevor die Wissenschaft nachweisen konnte, dass es und warum es funktioniert.

Ich hatte auch vehemente Probleme meinen Ruhepuls zu ermitteln, als ich das eine Zeitlang tat (um mich selbst besser kennen zu lernen und auch den Trainingserfolg in diesem Messwert gespiegelt zu sehen). Alleine schon aus Gründen der Handhabkarkeit. Selbst wenn der Pulsmesser morgens einen Wert anzeigte, weil ich mit Brustgurt schlief, war ich dann unfähig im Halbschlaf meine Brille zu finden. Bis ich ablesen konnte, war der Puls längst im Nirwana ... Heute hätte ich die Möglichkeit mit dem FR305 die Pulskurve aufzeichnen zu lassen. Damals las dann meine Frau, wenn sie vor mir erwachte, die Pulsuhr ab. Ein paar übereinstimmende Messungen machten mich sicher, den richtigen Wert zu kennen. Aber der ist - wenn man davon etwas ableiten will - natürlich immer wieder zu messen, am besten täglich. Umfängliches Ausdauertraining verfehlt nicht seinen senkenden Einfluss und wenn man die von mir beschriebenen, morgendlichen, irregulären Abweichungen feststellen will, muss man natürlich aktuelle Werte als Bezug haben.

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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@Willie G und @U_d_o:

Vielen Dank schon mal für eure Antworten! Vor allem Danke an U_d_o für seine ausführlichen und kompetenten Hinweise!! (Ich wußte schon, warum ich ihn gleich per PN gefragt hatte... :daumen: )

Ich werde mir die einzelnen Punkte nochmal ganz genau zu Gemüte führen, wobei ich schon einige Ansätze gefunden habe: Die Sache mit der (De-)Hydrierung bzw. (z.T. falschen?) Ernährung und auch evtl. zu wenig Schlaf schleichen sich da schon mal als mögliche Gründe in mein Hirn... Nicht daß ich ein allzu aufreibendes Nachtleben hätte (in meinem Alter eh nicht mehr), aber ich sehe da durchaus einen Zusammenhang, denn ich fürchte, ich schlafe tatsächlich im Schnitt zu wenig. Aber vielleicht ist es wirklich "nur" die stinknormale Frühjahrsmüdigkeit, denn ich habe in meinen Aufzeichnungen nachgesehen, und auch in den beiden vergangenen Jahren hatte ich gerade im März/April eher Schwächen bzw. ziemliche Schwierigkeiten, ins neue Laufjahr reinzustarten, nur habe ich da gar nicht so sehr darauf geachtet, weil ich im Frühjahr noch keinen WK geplant hatte!

Aber ich bin schon wieder wesentlich zuversichtlicher jetzt! Ich werde mich mal weiter beobachten und euch ggf. wieder über meine (hoffentlich) Fortschritte berichten.
Meine PBs:
10 km: 48:28 (München, 12.10.2008)
HM: 1:46:42 (München, 13.10.2013)
M: 4:30:56 (München, 11.10.2009; naja, ist ja auch erst einer...)
Gesperrt

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