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HM in Regensburg und die gelbe Sau

HM in Regensburg und die gelbe Sau

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Hallo!

Ich glaube, dass ist mein erster Laufbericht hier. Ich kompensiere damit die letzten 5 Jahre Forumsmitgliedschaft ohne Laufbericht - zumindest was die Länge des Beitrags betrifft. Aber Ihr seid ja freiwillig hier und Ihr müsst es ja nicht lesen :zwinker2:

Vorgestern hatte ich noch überlegt, ob ich hier im Forum mal nachfragen soll, ob das überhaupt Sinn macht, in Regensburg für den HM an den Start zu gehen. Aber dann war mir klar, dass die Antwort darauf so oder so lauten würde: Natürlich schaffst du das, aber eine berauschende Zeit wird nicht rauskommen.

Vorgeschichte: Ende April bin ich in Hamburg meinen ersten Marathon gelaufen, bin gut durchgekommen und hab mein Ziel, unter 5 Stunden zu bleiben erreicht. Danach hab ich das Laufen zwar nicht eingestellt, aber für mehr als 10km am Stück fehlte mir die Motivation. Und 10 Tage lang hab ich überhaupt nichts gemacht. :frown:

Aber für einen HM sollte das doch allemal reichen. Wenn da nicht schon wieder die Temperaturen wären... denn eigentlich bin ich kein Sommer-Läufer. Umso höher die Temperaturen, umso weniger Spass. Bei 12Grad plus fühl ich mich wohl, gerne im Nieselregen. Aber für Regensburg waren 27 bis 30 Grad angesagt. Und eigentlich wollte ich ja auch ein paar Bekannte anfeuern und ausnahmsweise mal an der Strecke stehen. Aber die hatten fast alle kurzfristig die Segel gestrichen.

Also bin ich dann am Samstag rübergelaufen zum Marathongelände und hab nachgemeldet. Schlappe 40 Euro waren dafür fällig.

Am Sonntag morgen um 5 in der Früh wache ich kurz auf: Es regnet und das nicht zu knapp! Das gefällt mir und ich drehe mich beruhigt noch mal um. Als ich mich um 8 Uhr über meinen Honigtoast hermache, ist es wunderbar bedeckt und ich freue mich, dass ich jetzt doch zum immerhin 5ten Mal in Regensburg an den Start gehe.

Um 10:10 Uhr ist Startschuss und es herrlich wolkig :daumen:
Entsprechend entspannt laufe ich los, aus dem allerletzten Startblock. Es geht durch den Westen Regensburg, eine ziemlich langweilige Wohngegend - aber zum Wohnen recht beliebt, insbesondere auch für Läufer: Die Donau mit schön ausgebauten Radwegen ist gleich ums Eck.

Nach drei Kilometern geht es dann langsam in die Altstadt: übers Jakobstor in die Gesandtenstrasse. Hier werde ich stürmisch von einem Arbeitskollegen und seiner kleinen Familie angefeuert. :hallo: Ich freue mich und denke: So kann es weitergehen.

Aber je weiter es in Richtung Osten geht, desto mehr reissen die Wolken auf. Bei km 5 ist dann klar: Das wird noch richtig warm. Hier sind wir schon bald in der sich lang ziehenden Adolf Schmetzer Strasse unterwegs. Auf der rechten Seite gibt es noch Schatten, aber links, wo uns schon die ersten Marathonläufer entgegenkommen, knallt es heiss runter.

Um km 7/8 geht es wie jedes Jahr in den Teil von Regensburg, der an Tristesse wohl kaum zu überbieten ist: der Businesspark ist Sonntags morgens so ausgestorben wie ein Friedhof um Mitternacht und ich verstehe einfach nicht, warum dort jedesmal die Läufer durchgeschleust werden. Es wird wohl einen Grund geben... Und während ich darüber noch sinniere,steht doch dort mitten in der Trostlosigkeit ein kleines Trüppchen Zuschauer, das uns mit lauter Musik und viel Jubel anfeuert! Danke dafür!! :daumen: Überhaupt waren für Regensburger Verhältnisse sehr viele Zuschauer an der Strecke - ein dicker Pluspunkt heute. (Klar, nix gegen Hamburg - aber wir haben ja auch keine Landungsbrücken und keine Reeperbahn hier in der Oberpfalz.)

Und ab km 8 brennt die Sonne und es gibt keinerlei Schatten mehr. Neben mir brummt ein Laufkollege schon mit mürrischen Blick gen Himmel und im besten örtlichen Dialekt: "Do brennts abi, die Sau! die gelbe!"
Ja ja, recht hat er, aber fürs Umdrehen ist es jetzt irgendwie auch zu spät.

Es geht immer grad aus, die Wendemarke ist nicht mehr weit und eigentlich läuft auch alles gut, denn ab und an geht noch ein Lüftchen.

Rund um die Wendemarke stehen die Zuschauer fast schon dicht gedrängt - jedes Jahr wundere ich mich, wo die alle herkommen und warum sie sich hier ins Nirgendwo zu stellen. Hier gibt's doch nur Ikea und die Schweden haben Sonntags zu!

Mit Schwung geht es um die Wende und ich seufze innerlich: Jetzt geht es ewig stur gradaus, kein Schatten, kaum etwas zu sehen. Aber dann wird es doch halb so wild, ich bin gut drauf und es rollt. Ab und an gibt es eine Dusche an der Strecke und auch ansonsten nehme ich brav an jeder Verpflegungsstelle ein-zwei Becher Wasser. Ausserdem schütte ich mir immer schön Wasser über den Kopf. Mein langer Pferdeschwanz wird gegen Ende des Rennens klatschnass sein.

Schließlich grüßt dann doch bald das Ostentor und ich weiß: Links gibt es Schatten. Durch die Ostengasse geht es dann schliesslich mit dem Eisernen Steg über die Donau. Der Steg schwingt beängstigend unter all den Läuferschuhen und ich bin froh, als wir alle heil drüber sind. Und dann geht es durch Stadtamhof, mein Kiez in Regensburg. Hier ist die Streckenführung neu und man kurvt gleich zweimal durch den Ortskern und damit auch gleich zweimal an meiner Wohnung vorbei. Ich liebe diesen Stadtteil, aber auf die Extrarunde hätte ich wegen des buckligen Kopfsteinpflasters auch verzichten können. Denn gleich danach geht es auch noch "meine" Steinerne Brücke hoch - die einzig nennenswerte Steigung auf der gesamten Strecke. Hoch bis zum Bruckmandl in der Brückenmitte und dann mit Schwung runter und - auch neu! - ab nach rechts in die Keplerstrasse. Die alte Streckenführung über die berühmten Regensburger Plätze ist dieses Jahr wegen Bauarbeiten nicht machbar.

Über die schöne Hundsumkehr geht es nun wieder Richtung Westen zu Start und Ziel. Irgendwie würde ich jetzt gerne ein bisschen pausieren, aber ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass da durchaus noch was drin ist und so trabe ich weiter, allerdings schon etwas schwerer atmend. Ich bin froh, dass mich hier kein Pulsmesser ausbremst - der liegt schön zuhause im Schrank.

Die letzten drei Kilometer ziehen sich dann wieder durch die Wohngegend, aber das nahende Ziel und die Zuschauer und vor allem auch die vielen Helfer an den sehr gut bestückten Verpflegungsständen muntern immer wieder auf.

Die Kraft reicht auch für einen Endspurt und ich versäge noch den ein oder anderen Läufer. Im Ziel bin ich nach 2:16h und bins zufrieden - bei dem Wetter und der suboptimalen Vorbereitung hatte ich das gar nicht erwartet.

Es gibt eine hübsche Medaille, kalte Cola und eine kurze Pause, bevor ich zum Duschen ins nahegelegene Bad gehe. Da gibt es zwar ein unglaubliches Gedränge, aber alle sind gut gelaunt und kooperativ. Abschliessend gehe ich nochmal zur Messe zurück und kaufe das wirklich allerletzte Shirt, welches ich dieses Jahr für absolut gelungen halte - zumindest unter modischen Gesichtspunkten hat hier Regensburg gegenüber Hamburg diesmal die Nase ganz klar vorn.

Fazit: Eine hervorragend organisierte und mit ausgezeichneter Infrastruktur versehene Laufveranstaltung mit einer Strecke, die neben der schönen Altstadt leider auch ihre Schwächen hat. Aber alles in allem: Ich liebe diese Stadt, ich liebe es zu laufen und ich werde nächstes Jahr ganz sicher wieder dabei sein. Auch wenn ich gerade merke, dass ich mir einen veritablen Sonnenbrand geholte habe :haeh:

Danke fürs Lesen! Heide
!When the going gets tough the tough get going!

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Da gratuliere ich doch ganz herzlich! Fürs Finish und auch für die Liebe zu Regensburg, die da rauszuhören ist. :zwinker4:
Dieselbe Runde habe ich heute auch hinter mir. Warm war`s.
Erhol dich gut

Eva

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Danke, Evi. Für eine Einwanderin aus dem fernen Ostfriesland hab ich mich wirklich in den letzten 27 Jahren sehr gut und mit Herzblut akklimatisiert. Aber doch nicht so gut, dass ich jemals Deine Laufzeiten erreichen würde. 1:36 für den Halben bei dem Wetter - phatter Respekt!!

Gesichts- und Armglühende Grüße!
!When the going gets tough the tough get going!

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Hallo Heide,
danke für deinen launigen Bericht, der mir Appetit drauf gemacht hat, Regensburg auch mal zu probieren.
War bisher immer im Österreichischen um diese Zeit im Jahr, aber R'burg juckt mich schon eine ganze Weile.
Respekt vor deinem Endspurt trotz gelber Sau :daumen:
und viele Läufergrüße,
Markus
Planung 2010:

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Sehr schöner Bericht. :daumen: :daumen:

Konnte nochmal mit meiner Erinnerung abgleichen.

Toll hast du das mit der schwingenden Brücke geschrieben, da hatte ich das Gefühl, das etwas nicht stimmt. Konnte mich nämlich nicht daran erinnern, dass vor 3 Jahren das schon da war.

Glückwunsch auch zu dieser Zeit. Bei den Umständen ist die so schlecht nicht. :daumen: :daumen:

Schade das du es nicht zum Miniforumtreffen geschafft hast.

Vielleicht nächstes Jahr.
Reno
Alle Äußerungen von mir sind meine persönliche Meinung und Resultat aus gelesenen, gehörten und teilweise selbst erlebten.
Dies bitte ich zu beachten:zwinker5:

10km 00:49:19 06.05.2006 26. Weidener Straßenlauf
HM 01:51:38 02.09.2007 Ältötting
M 03:55:20 28.06.2009 Fürth
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