Nachdem ich die letzten Wochen kein nennenswertes Training sondern grade mal 2-3 Genußläufe absolviert hatte, war ich auch etwas unschlüssig, als mein ehemaliger Arbeitskollege bei einem Telefonat letzer Woche fragte:" sehn wir uns eh beim Wüstenlauf, oder?"
phuuuu.....naja, eigentlich....warum nicht...die 13,6 km sind ja gemütlich zu laufen, die Athmosphäre bei der Veranstaltung ist super und wir könnten einen Familienbadetag in der Parktherme anhängen.
Nagut, also angemeldet.
Die Woche vor dem 6. Juni hörte ich von meine kleinen Schwester immer wieder, ich solle doch endlich wieder mal beim Grazer Cityskating mitfahren.....ca 20 km geführte Skatetour mit Polizeischutz kreuz und quer durch Graz.
Nagut, wir fahren gemeinsam....lustig wars!
Allerdings bin ich das letzte Mal vor ca 8 Jahren auf Skates gestanden, die Schuhe sind mittlerweile etwas zu eng und bin diese Form der Bewegung halt gar nicht mehr gewöhnt.
Außerdem: langsam mitrollen geht gar nicht, wenn schon, dann muss man schon a bisserl Gas geben.
Am Samstag hab ich dann meine Zehen ein wenig gespürt, aber egal.
Kinder, Mann, Badetasche, Laufsachen eingepackt und nach Bad Radkersburg aufgemacht.
Die Startnummernabholung und Startersackerlabholung läuft in gewohnt perfekt organisierter Manier ab.
Das Wetter macht mir ein wenig Sorgen...es ist sonnig bis bedeckt und sehr drückend schwül.
Im Vorjahr gabs permanenten Nieselregen....also perfektes Laufwetter.
Heuer wirds mühsamer werden.
Mit dem Startschuß werden etwa 1000 Läufer auf die Strecke geschickt.
Anfangs sind die Läufer von Wasserlauf,Dörferlauf und Wüstenlauf auf einer Strecke.
Getrappel durch die Altstadt.
An und für sich ja schön, doch Bad Radkersburg hat eine äußerst fieses *rundes* Kopfsteinpflaster....nicht ungefährlich, aber es wird von allen gut gemeistert.
Eine ziemlich füllige Zuschauerin mit einem Rieseneis in der Hand fällt mir ins Auge...sie schüttelt den Kopf und meint zu ihrer Begleitung ziemlich lautstark, dass sie NIE so blöd sein würde, bei der Hitze oder überhaupt zu laufen.....tja, denk ich mir....weißt ja nicht, was du versäumst.
Es geht aus Radkersburg hinaus, bei der Praxis meines Kollegen vorbei, über Schotterwege durch die Felder.
BOA, ist das schwül heute! Die Schotterstraße fühlt sich fieser an als im vorigen Jahr, und die Hitze drückt herunter.
ca. bei km 2 macht´s in meinem Mund einen Schnepfer...sehr fein, ein Gummizug meiner Zahnspange hat sich verabschiedet...dauert einige Zeit, bis ich das abgerissene Ringerl herausgefuzzelt hab.
Weiter gehts.
An kleinen Musikkapellen vorbei.
BOOOAAAAA...das zieht sich heute....irgendwie komm ich nicht so recht in einen runden Tritt...ich hab zwar Schrittmachermusik im Ohr, aber auch sehr viel im Kopf, die Gedanken kreisen und arbeiten....was das angestrengte Gefühl auch nicht grad erleichtert.
Zwischen km 3 und 4 denk ich mir mal....ich mag nicht. Es ist heiß, anstrengend, warum leg ich mich nicht einfach in die Therme und lass meinen Skategestressten Gesäßmuskel auslockern?
Bis ich mit dem Denken fertig bin, bin ich auch schon an der 1. Labestation, und nehm mir einen Becher Wasser mit.
Hier zweigen die "Wasserläufer" wieder zurück in Richtung Radkersburg ab.
2-3 km lauf ich mit einem Mann in etwa meiner Altersklasse gemeinsam, wir laufen zwar das gleiche Tempo, aber eine andere Schrittfrequenz, was dann doch sehr irritiert.
Endlich gehts durch den Wald, hier ist´s etwas kühler.
Aus dem Wald heraus bei einigen Häusern vorbei, hier haben die Bewohner den Läufern ihre Gartendusche zur Verfügung gestellt: einfach aus dem Garten rausgedreht kann man unter der Erfrischung durchlaufen!
Allerdings seh ich das zu spät und kann nicht mehr gut von rechts außen nach links außen queren, also bleibt mir das leider verwehrt.
kaltes Wasser, das wärs jetzt.....wider Erwarten merk ich auf einmal, dass ich meinen Rhytmus gefunden hab, und mir zwar immer noch sauheiß ist, aber das *ich mag nicht*-Gefühl weg ist.
Ich hab einige Probleme gelöst und damit scheinbar auch den Knopf in den Beinen!
Bei der nächsten Labe nehm ich mir wieder einen Becher Wasser mit.
Einen Schluck trink ich, den Rest schütt ich mir vorne ins Leiberl. HUCH!!!! KALT!!!!!!
Aber ich merk, wie das gut tut, mein Herz hat zwar fast einen Schlag ausgesetzt, aber die Kühle des Wassers gepaart mit dem furchtbar fiesen Gegenwind tut sehr gut!
Schon gibts wieder eine Kreuzung, und die Wüstenläufer zweigen auf die Halbmarathonstrecke ab, die Dörferläufer werden zurück in Richtung Stadt geführt.
Ein Mann mit Stirnband läuft schon eine Zeitlang immer knapp vor- bzw hinter mir. Gleiches Tempo, anderer Rhytmus.
Auf die letzte Labe freu ich mich schon sehr, ich sehn schon den nächsten "wet-t-shirt-moment" herbei...
Da is sie ja!
SCHWUPP-KALT- sehr fein!
Das Stirnband ist zum Trinken stehengeblieben und arbeitet sich wieder an mich ran.
Auf einmal überholt mich ein Auto, hinten drauf sitzen 2 Damen, eine mit einer großen Kamera, eine mit Fotoapparat.
Da ich gerade ziemlich alleine laufe, zoomen sie auf mich ran....klar, dass auch das die Schritte noch etwas kräftiger und gleichmäßiger macht.
Wir sind schon bei km 12, er überholt mich und bleibt einige Schritte vor mir.
Ich merk, dass es endlich rund läuft und ich noch gut bei Atem bin. Schön langsam könnt ich mich trauen, etwas Tempo zu machen.
Die letzten 1,5 km leg ich kräftig zu und genieße das Gefühl meiner immer schnelleren Schritte.
Ich mag das Gefühl meinen Körper zu spüren, wenn er gut funktioniert!
Das Ziel ist in Sichtweite, der Zieleinlauf gehört mir!
Die Leute applaudieren, die Cheerleader machen die Welle und ich fliege über die Ziellinie.
Mit mir das Stirnband.
Nachdem ich meine Finishermedaille umgehängt bekommen hab, klopft mir wer auf die Schulter.
Das Stirnband grinst mich an: "danke fürs Ziehen!!"
he made my day!
ICH war ein zugpferd?? ich frag ihn stauend: "seit wann??" er grinst nur: "och, schon eine ganze Zeit!"
sehr fein, ich freu mich wirklich!
Ich gönn mir ein paar Orangenscheiben und dann gehts ab in die Therme, wo meine 3 Jungs schon auf mich warten.
Später seh ich auf der Ergebnisliste: 1:15:01, 2. bei W30, 7. Frau über die Distanz.
Ein insgesamt absolut erfolgreicher Lauf für mich!
Schweinehund überwunden, Entscheidungen getroffen, zum Zugpferd geworden.
Nächstes Jahr wieder!
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