Dieses Trauma muss es wohl gewesen sein als mich eine Einladung von Sebamed zum Laufen im Flaschenkostüm beim hella-Halbmarathon anstachelte diesen Selbstversuch zu starten. Die Häme aller Laufkumpels erwartend sagte ich zu und ließ mir das Teil nach Hause schicken.
Kerstin fand es auch ganz lustig und somit gab es zu mindest zu Hause schon mal keinen ernsthaften Widerstand.
Einfach mal richtig Fun haben und die Uhr zu Hause lassen. Wie schon ein Aussie zu mir sagte: Ihr Deutschen schaut doch immer nur auf die Uhr und wisst hinterher gar nicht wo ihr gelaufen seid und richtig Spaß hattet ihr dabei erst recht nicht
Gesagt getan ... also das Teil ins Auto und 10min vorm Start zum zweiten Mal übergezogen bzw. umgeschnallt. Los geht’s .
Das aus verstärkten Schaumgummi geformte Teil ist sehr leicht und der dumpfe Klang meiner eigenen Stimme stört mich mehr als die erwartete Enge. Samson aus der Sesamstraße muss sich ähnlich fühlen.
Wetter war mir sowieso egal, na ja bis auf Temperaturen über 28 Grad oder starken Gegenwind, das wäre dann doch sehr bitter gewesen.
Ich laufe also erst mal zügig im 4:45 Schnitt an und werde sofort von allen Seiten belächelt oder beklatscht. Geht doch!
An der Reeperbahn sperrt der halbe Lauftreff ab ... Kerstin und Frank Nowak starten weiter hinten, Bernd und Hendrik laufen gleich beim Start an mir vorbei. Hendrik hat sich zeitlich was vorgenommen und wird gezogen von Bernd in 1:35 glücklich im Ziel ankommen.
Auf der Elbchaussee gibt es endlich ein laues Lüftchen und beim Lauf entlang des Fischmarkts werde ich das erste Mal richtig bejubelt. An den Ladungsbrücken den Berg hoch und endlich das erste Wasser. Äh ... wie krieg ich das jetzt ohne Strohhalm in den Mund? So nicht, so auch nicht ... so - vorsichtig innen eingeführt und in kleinen Schlucken ausgetrunken – auch das ist nun kein Problem mehr. Jetzt in der zweiten St. Pauli Runde bin ich völlig entspannt.
Jedes Kind wird abgeklatscht und die fotografierenden Asiaten an den Landungsbrücken werden extra bejubelt. So oft bin ich noch nie fotografiert worden. Mein Tempo geht langsam über den 5er Schnitt, zum fotografieren halte ich ab und zu an.
Daumen oben ist bei den meisten Zuschauern neben einem breiten Grinsen allerdings die Hauptaktion. Einige ambitionierte Läufer um mich herum sind nicht ganz so begeistert – ich kenne das ja – aber so ist das Leben! Was kann ich denn dafür? Geht doch duschen!
Häufige Fragen: Was ich dafür bekomme? ... Antwort: Mindestens ein Grinsen und jede Menge Spaß. Kohle ist mir Schuppe. Ob es nicht sehr warm ist darunter? Ja, wärmer als sonst, aber dafür auch nicht schneller als sonst
Wer neben mir läuft hat immerhin den anschwellenden Beifall und Jubel umsonst.
An der Alster kommt noch einmal ein laues Lüftchen, aber insgesamt wird es jetzt doch etwas warm, war ja zu erwarten. Allerdings hilft ein bedeckter Himmel mächtig – die Strecke ist ja überall sehr offen und ohne viel Schatten.
Im Ziel laufe ich dann entsprechend locker ein und werde jetzt erst richtig von allen Seiten angesprochen. Außerdem trifft sich der laufende Treff (Thomas und Sohn, Hendrik, Bernd, Kerstin und Frank). In der engen Zielzone macht sich das Teil als Fender ganz gut, kein Ellenbogen trifft mich.
Fazit: Ja, es war die Sache wert. Das einzige Manko war meine Laufhaltung. Durch das ständige Aufstützen der Arme am Flaschenrand sind die Unterarme an beiden Seiten etwas angescheuert. Das wird beim nächsten Versuch verbessert. Nur für den Spaß ist das Laufen als Sebamed-Flasche bei Großveranstaltungen ein echter Bringer und ich werde es auf eine Wiederholung ankommen lassen.
PS: Ach ja ... die Zeit ... um 1:48 irgendwo ... ich weiß, es geht auch noch langsamer – daran wird auch noch gearbeitet.
und 1:48 ist natürlich eine absolute Streberzeit für so einen laufenden Müllberg 
Ein schöner Bericht! Ich kann mir vorstellen, dass es Spaß gemacht hat.
