Da ich Verwandtschaft in Reutlingen habe, die gerade mal 100 Meter von Start und Ziel wohnt, hab ich mich für den Stadtlauf in Reutlingen gemeldet.
Ich liebe diese Läufe-Volkslaufsucht-vor allem, da meine Pb mittlerweile das "Vornereinstehen" zulässt. Und für mich als ehemaligen über 100 kg Sportmuffel ist das "Vornereinstehen" eben immer noch ein-heywiebinichgutdrauferlebnis-
Mein Neffe ist 23 Jahre, läuft seit gut einem Jahr, ist aber sehr ehrgeizig, wie sehr, würde ich hier merken, leider nicht so wie ich es wollte.
Zwei Stunden vor dem Start ging ein Gewitter auf Reutlingen nieder, noch als ich das Gefährt in der Tiefgarage parkte und direkt am Meldebüro aus dem Parkhaus rauskam waren die Strassen nass.
Direkt die Startnummer abgeholt und den Streckenplan studiert. Hä ? Was ist das ? Dank Rennschnecke weiß ich, es sind 32. zweiunddreissig Biegungen und Wendungen auf gerade mal 2,5 km. Malvier heißt, sich (Taschenrechner rauskram) 128 mal einer Richtungsänderun gunterziehen. Das wird lustig, hey da hab ich Bock drauf !!
Bei der Verwandtschaft zog ich mir noch Doping rein, Erdbeerkuchen und Kaffee, dann ging auch schon das Töchterchen in den Jugendläufen an den Start. Mittlerweile war die Sonne raus und die Stimmung groß. Ich versuchte mich vorrangig im Schatten aufzuhalten, mein Neffe aber feuerte in praller Sonne meine Tochter an. Alle guten Zureden halfen nix, gerade mal noch ein paar Schluck Getränk liess der Kerl sich aufschwatzen.
Bis zum Start um 18:00 Uhr verging dann noch eine Zeit und ich verzog mich nochmal auf's Clo der lieben Verwandtschaft. Nicht um abzugeben sondern zuzuführen, mindestens nochmal 0,5 Liter aus dem Wasserhahn.
Startaufstellung. Meinen Neffen nahm ich beruhigenderweise weise weiter hinten wahr. Gut so, sein zweites Rennen, heisses Herz aber kühler Verstand, das ist die Devise, mit der ich versuchte ihn auf das Rennen einzustimmen.
Um mich rum,ca vierte Startreihe, wieder viele Optimisten. Einer sprach aus, was wohl Viele denken-"dann komm ich auf's Titelbild von der Zeitung"Ich konterte nur kurz und knackig-"oder gewaltig unter die Räder"
So kam es denn auch, knall peng, Start und sie waren nicht mehr gesehen. Die Hitze war mittlerweile enorm, die erste Kehrtwende auch, genau 90 Grad. Was war ich froh, unter den ersten ca 50 zu sein, hinten musste es hier zugehen wie beim Mediamarkt an der Kasse, Samstags um elf Uhr.
In Anbetracht des Kurses und der Hitze gab ich mir vor, keinen Wettkampf zu führen im Sinne von Mann gegen Mann. Ich wollte schauen, was die ersten 2,5 km hergeben und dann entscheiden, wie es weiter geht.
Ich schätze, dass ich auf den ersten zwei Kilometern dann doch ca dreissig Plätze hergeben musste, aber mit 3:41 war der erste Kilometer sowieso viel zu optimistisch und der Zweite mit 3:55 gerade recht. Durchgangszeit war bei 9 :50, also im Ganzen sub vier. Gut , das reicht, halten war angesagt. Und ich konnte über 32 Kehrungen die Runde das Tempo halten, wobei gerade das Beschleunigen und Abbremsen im Grunde einen tierischen Spass gemacht haben.
Die Laufstrecke war auch breiter als in Ulm oder Ravensburg, so dass die Überrundungen ab km 5 leichter fielen. Alle weiteren drei Runden waren sub 10 und so konnte ich mit 39:24 in's Ziel laufen, viele der dreissig "Vorbeistürmer" hatte ich auch wieder kassiert, soweit alles supi.
Aber dann, warten auf den Neffen, er kam dann auch, schlingernd taumelnd, ein erschreckendes Bild. Direkt nach dem Zieleinlauf Zusammenbruch. Die Sanitäter waren sofort vor Ort. Erst mal nur Hinsetzen, Hinlegen, dann aber doch Tranfusionen. Hölle, wenn man daneben stehen muss. Erst mit der zweiten Tranfusion wurde es besser. Meine Tochter heulte Rotz und Wasser meine Frau hielt die Füsse hoch, ich die Tranfusion Nr. 1.
Dann ab in die Notaufnahme. Ich nur kurz auf die Ergebnisse geschaut, insgesamt 42. Platz 4 AK 45. Aber nebensächlich. Kurzes Duschen, ab in die Klinik. Puuh, alles halb so schlimm, zwei Stunden später nahmen wir den zu otimistischen Läufer mit nach Hause. Er ist Student und wir wollten ihn in der ersten Nacht nicht alleine lassen. Seine Zeit wird wohl bei so 49 Minuten gelegen haben. Absolut nebensächlich, aber das Erste nach dem er fragte
Seltsam, da rauscht man als 46-Jähriger beherrscht und recht schnell durch die Gegend und den 22-Jährigen erwischt es, zuviel gewollt, zweimal die Getränkeausgabe ausgelassen, mittags in der Sonne gestanden, viel macht einen erfolgreichen und gesunden Laufverlauf aus.
So kam ich mit gemischten Gefühlen, aber der großen Erleichterung, dass nochmal alles gutgegangen war nach Hause.
Und was sagt die beste Ehefrau von allen dazu ? "Wenn Du so einen Sch.... machst kriegst Du richtig Schläge..." Na denn
