Bericht vom IM Frankfurt
Wie soll ich beginnen?
Es war mein bisher härtester Wettkampf (ich hoffe einen noch härteren muss ich nicht erleben) und mit einer Nacht darüber geschlafen relativieren sich einige Erlebnisse. Gestern nach 25 Kilometer auf dem Marathon dachte ich mir: „Ich Ars…. warum tust Du Dir das wieder an, so eine Schinderei und das war auf jeden Fall die letzte Langdistanz deines Lebens!!“
Heute Morgen nach einem opulenten Frühstück und ohne merkliche Probleme in den Beinen sieht die Sache wieder anders aus. Ich werde sicherlich wieder an den Start gehen, die Horizonte haben sich aber verschoben. Nun aber schön der Reihe nach:
Die Woche hat denkbar schlecht begonnen. Bei uns in der Firma die Hölle los, jeden Morgen um 4.30 Uhr aufgestanden um 2 Stunden vor dem Frühstück zu arbeiten, links die Tastatur und rechts den Terminkalender jongliert um alles unterzubekommen. Mental konnte ich mich nicht mit Frankfurt beschäftigen. So ging es bis Freitag. Freitags wollte ich in aller Ruhe mein Material richten und die neue Schwimmbrille auf Dichtheit überprüfen, kam aber erst um 23 Uhr nach Hause, also alles Samstags erledigt. Samstagmorgen stand eine kleine Minitrainigsrunde (3-5 KM) auf dem Programm, gerade richtig zum Brötchen holen. Da bemerkte ich bereits irgendwas ist nicht ganz so wie es sein soll, ohne es definieren zu können, eher ein Gefühl. Voll erholt und locker ist anders – es lief einfach unrund.
Beim Einchecken viel mein Helm durch die Kontrolle. Jeder Helm wurde auf das genaueste kontrolliert. Weder mir noch den Kontrolleuren im Kraichgau ist aufgefallen, das er innen komplett durchgebrochen war. Also schnell noch einen neuen Helm besorgt und eingecheckt.
Den Samstagabend beschlossen wir gemütlich im Maredo und so langsam kam die Stimmung und die Vorfreude auf morgen. Wobei ein 400gr Steak sicherlich nicht der richtige Treibstoff gewesen wäre und ich daher ein paar superleckere Enchiladas gegessen habe.
Dann war der große Tag da. Um 4 Uhr fuhr ein Shuttlebus 300 Meter von unserem Hotel entfernt direkt zum Langener Waldsee. Nochmals das Rad durchgecheckt, Flaschen gefüllt und langsam dem ständig zunehmenden Treiben zugeschaut. Die Zeit verging wie im Flug und schnell war es kurz vor 7, Zeit sich an den Start zu begeben.
Punkt 7 Uhr ging es los und zu Beginn lief es super. Es war zwar dieses Mal ein einziges „Hauen und Stechen“. Ich hatte mich sehr weit hinten eingereiht und schwamm dann in die Menge auf. Die ersten 2,3 Kilometer schwamm ich in für mich sensationellen 48:23 Minuten (2:06 / 100Meter). Nach dem Landgang merkte ich, das irgendwas nicht stimmt und mußte nach 200 Metern die Fische füttern. So richtig schlecht war es mir aber nicht. Für die restlichen 1,5 Km benötigte ich dann 41.26 Minuten (2:45 / 100 Meter) und als ich aus dem Wasser kam ging es mir eigentlich wieder gut.
Die erste Radrunde war bis vor Schluß perfekt und nach dem Hearbreak-Hill in Bad Vilbel bemerkte ich, das mich die Kraft verläßt. Ich habe mir überlegt ob ich nicht aufhören soll. Von dort ab geht es aber fast 10 Kilometer leicht bergab, man rollt auf die Skyline von Frankfurt zu und die Schwelle aufzuhören ist wirklich hoch. Mental zu sagen es soll nicht sein und sagt „Neuer Tag – neue Startlinie“ dazu gehört wahrscheinlich mehr Mut als die Sache zu Ende zu bringen.
Auf der zweiten Runde tat jeder Aufstieg weh und es kamen dieselben Schwierigkeiten wie im Kraichgau mit dem Rad dazu. Das Hinterrad war nach dem ersten kräftigen Wiegetritt wieder schräg und streifte leicht an der Bremse. Ich hatte es penibel genau ausgerichtet zuhause, bin 40 Kilometer Probe gefahren und hatte es richtig festgezogen. Ich vermute das das Hinterrad an dem Karbonrahmen einfach rutsch und entweder das Hinterrad oder der Rahmen schuld ist. Ich richtete das Rad wieder und baute es wieder ein. Vor lauter Zorn und Erschöpfung hatte ich Tränen in den Augen, genau deswegen hatte ich mein Rad mehrfach in der Werkstatt. Ein Servicebus hielt und ich freute mich schon. Der Fahrer meinte aber nur : „Er dürfe mir nicht helfen – nur mich einsammeln…“. Ich sagte ihm daraufhin, das ich das Radfahren definitiv beenden werde!!!
Die letzten 40 Kilometer fuhr ich aus Angst komplett im Sitzen. Der Heartbreak-Hill war eine Qual, irgendwann war ich oben und ich konnte es in die City rollen lassen. Die ersten 97 KM bin ich einen Schnitt von 32,1 gefahren, die restlichen 83 von 28,8. Insgesamt brauchte ich für die Radrunden 5:53.
Ich fuhr in die Wechselzone. Zwischenzeitlich hatte es über 30 Grad bei einer drückenden Luftfeuchtigkeit und mir war bewusst was mich erwartet. Quasi „sehendes Auge ins Unglück“. Doch spätestens in diesem Moment war Aufgeben keine Option mehr. Wenn man sich bereits über 7 Stunden gequält hat hört man nicht mehr auf, außer der Fuß hängt weg.
Ganz bewußt begann ich langsam, Puls knapp über 120 und lief den Kilometer genau in 5 Minuten. Die Energie reichte genau für eine knappe Stunde und ich mußte die erste Gehpause einlegen. Ich lief immer zur nächsten Verpflegungsstation, verpflegte mich, ging 200 Meter und joggte dann zur nächsten Station. Dies ging so bis Kilometer 25 und dann war auch dies nicht mehr möglich. Ich war völlig platt. Zu diesem Zeitpunkt war ich 2:20 Stunden unterwegs und bereitete mich mental darauf vor, für die restlichen 17 Kilometer 3 Stunden zu benötigen. Es hatte eine der Art drückende Hitze, dass ich auch nichts riskieren wollte. Ich habe mindesten 15x den Rettungswagen auf der Strecke gesehen und während des gesamten Marathons war ständig die Sirene zu hören.
Je nach Zustand ging / joggte ich und sah am Kilometerschild 39,5 in der Ferne einen Kirchturm der 18.45 Uhr anzeigte. Ich realisierte, das es trotz aller Umstände noch für eine Zeit unter 12 Stunden reichen würde und lief voll ins Ziel. Die Uhr zeigte 11:54:40 an.
Dieses Mal kein Gefühl der Freude nur unendliche Erleichterung das es endlich vorbei ist. In der Verpflegungszone habe ich mich hingesetzt und mich erst mal ausgeruht weil ich auch keinen Hunger auf Garnichts hatte. Im nach hinein ein Fehler. Mir wurde immer müder und mir wurde es schwindlig. Es kam eine Helferin und fragte mir wie es mir ging. Ich sagte mir ich würde mich gerne ein wenig auf eine Liege legen. Sie reservierte mir eine und ich ging die 20 Meter los. Nach 15 Meter war Schluss und ich kippte um. War zwar sofort wieder da, aber erklärbarer Weise kam ich zur Beobachtung ins Sanizelt und bekam eine Infusion. Nach 10 Minuten war Puls und Blutdruck alles wieder in Ordnung und in allen 6 Kategorien des Fragebogens wurde ich mit 1 bewertet, es dauerte über 30 Minuten bis die Infusion leer war. Solange Stand meine Frau draußen und machte sich große Sorgen.
Die Erleichterung war riesig als wir uns wiedersahen. Wir gingen zurück ins Hotel wo ich duschte und meine Frau das Fahrrad holte. Weil letztes Jahr viele Fahrräder verschwanden, wurde dies einzeln von den Helfern gebracht. Nach einer Stunde hatte sie sich in der Warteschlange auf die Hälfte vorgearbeitet. Nach dem in der Hitze die Athleten reihenweise umkippten, öffneten Sie die Wechselzone und fotografierten jeden der sein Fahrrad mitnahm. Ab da ging es zum Glück schnell.
Den Tag beschlossen wir bei einem zischenden Hefeweizen und einer Pizza direkt aus dem Steinofen. Völlig erledigt fielen wir kurz vor 12 ins Bett. Als Frühaufsteher hatte ich um 5.30 Uhr ausgeschlafen und da ich einen großen Hunger hatte zog ich mich an auf dem Weg zu einem Bäcker. Meine Frau schielte mit einem Auge rüber und meinte „das ist jetzt aber nicht wahr!!!“ Sie dachte ich ziehe die Turnschuhe an und mache eine kleine Runde. Um unseren Ruf als Triathleten ist es nicht besonders bestellt!! Mir geht es heute morgen zwar hervorragend aber ein morgendlicher Jogginglauf stand doch nicht auf meiner Prioritätenliste.
So dies war mein Bericht vom IM Frankfurt.
Für mich mit einer Nacht Schlaf ein besonderes Erlebnis. Mein Zeitziel weit verpasst und trotzdem sehr zufrieden. Ein Ziel nach langem Kampf erreicht und für nächstes Jahr einige Dinge beschlossen:
- nächstes Jahr keine Triathlongroßveranstaltung
- nächstes Jahr werde ich auf jedem Fall bei einem Wettbewerb starten bei dem alle Wechselzonen zusammen sind (es ist sonst für den/die Begleiter ein Riesenstress und wir können die Kinder nicht mitnehmen)
- ich werde auch weiterhin bei Veranstaltung (ehrgeizige) Zeitziele haben, aber eine Langdistanz ist so bereits eine große Herausforderung, das ich dies zukünftig nicht unter bestzeitenjagt sondern etwas mehr unter dem Stichwort „Erlebnis“ sehen werde.
Bericht vom IM Frankfurt
1Gib niemals auf - höchsten einen Brief - Heinz Erhardt
Ziele 2015
Mal an einem Wochenende einen Doppelmarathon absolvieren
Rennsteig
70.3 IM Kraichgau
4-Trails
Veranstaltungen die mich bisher am meisten beeindruckt haben:
Berlinmarathon
100km von Biel
IM Zürich / Frankfurt
Jungfraumarathon
Rennsteig
Roth
Swissalpine Davos
Untertagemarathon Sondershausen
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