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Zeitverlust bei Hitzemarathon

Zeitverlust bei Hitzemarathon

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Hallo erstmal,

am 24. Mai bin ich den Würzburg-Marathon mitgelaufen, bei dem es Temperaturen bis 28 Grad hatte. Dass man unter solchen Bedingungen keine gute Zeit laufen kann, ist klar. Mich würde aber mal interessieren, wieviel Zeit die Hitze letztlich kostet. Was meint Ihr? Gibt es da brauchbare Untersuchungen/Aussagen?

Irgendwo habe ich mal etwas von 2min/km für jedes Grad über 18 Grad gelesen, mit dieser Information kann ich aber nicht viel anfangen. Es stand beispielsweise nicht dabei, ob es sich auf die Höchst- oder Durchschnittstemperatur während des Laufs bezieht. In beiden Fällen scheint mir der Ansatz allerdings ziemlich optimistisch. Außerdem würde es bedeuten, dass ein 4h-Läufer genauso viel Zeit verliert wie ein Spitzenläufer; ich würde aber eher vermuten, dass ein Läufer, der 4h in der Hitze unterwegs ist, mehr verliert als einer, der nur 3h unterwegs ist.

Mich interessiert das vor allem deswegen, weil ich in Würzburg den Umständen entsprechend (und für meine Verhältnisse) gut gelaufen bin und in der Vorbereitung so fit war wie nie. Zwischenzeitlich habe ich eine 4-wöchige Verletzung und eine Erkältung hinter mich gebracht, sodass es eher unwahrscheinlich ist, dieses Level in diesem Jahr nochmal zu erreichen.

Viele Grüße,
Matthias

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Ich vermute mal, dass das 2 sek statt 2 min heißen soll.
Dann wird das gar nicht mal so verkehrt sein. Bei Temperaturen um die 30° waren das bei mir ca. 10 min (3 h-Bereich).

Diese Faustregel dürfte dann für einen 3:30 h-Läufer ungefähr hinkommen. Natürlich wird dabei nicht berücksichtigt, dass Läufer unterschiedlich hitzeanfällig sind und weitere Gegebenheiten wie Wind ja/nein, Schwüle, Schattenanteil auf der Laufstrecke etc.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Ich habe etwas von 1 % pro Grad über 20 gelesen. Ein relativer Wert ist m.E. besser weil die schnelleren Läufer nicht so viel verlieren. Das hängt vor allem damit zusammen das sie nur die halbe Zeit unterwegs sind.

Als schlechte Hitzeläuferin habe ich festgestellt, daß ich z.B. bis 30 Minuten nur geringe Leistungseinbußen habe. Da ist ein Topläufer bei 10 km schon im Ziel. Bei mir bedeutet das, dass ich die 5 km noch gut bei Wärme laufen kann, aber ich schon bei 10 km in der zweiten Hälfte ein immenses Überhitzungsproblem bekomme.

Sicherlich ist das aber individuell sehr verschieden wie Burny schon schreibt.

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Ähem ...
Nerd hat geschrieben: ...Irgendwo habe ich mal etwas von 2min/km für jedes Grad über 18 Grad gelesen, ...
... frisch im Forum dabei und gleich so einen Blödsinn geschrieben, sorry ...

Es muss heißen " 2min für jedes Grad über 18 Grad"
Also auf die Marathondistanz, nicht pro km.

Viele Grüße,
Matthias

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feste Regeln kenn ich nicht, macht sicher auch keinen allg. Sinn.
Ich bin auch in Wü gelaufen (siehe Ava) und hab ca bei km 18 den 3h29er Pacer freiwillig ziehen lassen , weil ich merkte dass ich das Tempo bei den Temperaturen nie würde durchstehen können.
Bin dann immer noch mit einer 3h44:xx ca 2min über PB reingekommen was für mich bei den Temperaturen noch ganz o.k. ist und mir überraschenderweise sogar den 1. in der AK brachte.

Meine bisherigen Hitzeläufe zeigen auf jeden Fall, dass ich mit hohen Temperaturen Probleme habe. Dieses Jahr waren aber die Temperaturen in Wü, obwohl höher als 2008, leichter zu verkraften, weil wir im Vorfeld ja bereits höhere Trainingstemperaturen als 2008 hatten, wo es ganz plötzlich ein warmes Wocheneende hatte.

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Hallo DanielaN, hallo burny,

vielen Dank für die Infos!
burny hat geschrieben:Ich vermute mal, dass das 2 sek statt 2 min heißen soll.
Dann wird das gar nicht mal so verkehrt sein. Bei Temperaturen um die 30° waren das bei mir ca. 10 min (3 h-Bereich). ...
Es muss 2min für jedes Grad über 18 heißen; bezogen auf die Marathondistanz, nicht auf den Kilometer. Habe mich einfach nur verschrieben, sorry!

10 min wäre eine Größenordnung, mit der ich sehr gut leben könnte. :)
Mein Lauf in Würzburg (3:48) war 6 min über Bestzeit.
DanielaN hat geschrieben:Ich habe etwas von 1 % pro Grad über 20 gelesen. Ein relativer Wert ist m.E. besser weil die schnelleren Läufer nicht so viel verlieren. Das hängt vor allem damit zusammen das sie nur die halbe Zeit unterwegs sind. ...
Würde auch einen relativen Wert für sinnvoller halten. Bleibt noch die Frage, was in der Formel mit "Grad über 18" oder "Grad über 20" gemeint ist.

Beispiel (der Einfachheit halber am Ansatz mit den 2 min):
Lauf wird um 9 Uhr bei 20 Grad gestartet, Läufer kommt um 12:30 bei 28 Grad ins Ziel.
- Setzt man die 28 Grad an? Dann kommt man auf 20 Minuten Zeitverlust.
- Nimmt man den Mittelwert(das wären 24)? 12 Minuten Zeitverlust
- Oder berechnet man sich aus dem genauen Temperaturverlauf einen Durchschnittswert (wie war das doch gleich mit den Spatzen und den Kanonen ...)?

Nochmal durchrechnen nach der 1%-Regel:
In meinem Fall 2 min 17 sek pro Grad über 20
- Ansatz 24 Grad: 9 min Zeitverlust
- Ansatz 28 Grad: 18 min Zeitverlust

Wenn man als Orientierungswert den von burny angegebenen Zeitverlust von 10 min für einen 3h-Läufer nimmt, dann ist das mit dem Mittelwert wohl gar kein so schlechter Ansatz. :)

Viele Grüße,
Matthias

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binoho hat geschrieben: ... Ich bin auch in Wü gelaufen (siehe Ava) und hab ca bei km 18 den 3h29er Pacer freiwillig ziehen lassen , weil ich merkte dass ich das Tempo bei den Temperaturen nie würde durchstehen können. ...
Ah, noch jemand, der bei Halbzeit vom Gas gegangen ist. :)
binoho hat geschrieben: ... Bin dann immer noch mit einer 3h44:xx ca 2min über PB reingekommen was für mich bei den Temperaturen noch ganz o.k. ist und mir überraschenderweise sogar den 1. in der AK brachte...
Respekt! Wäre an dem Tag sicher unter normalen Verhältnissen eine neue Bestleistung geworden. Und natürlich herzlichen Glückwunsch zum Titel in der AK!

Viele Grüße,
Matthias

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Ausserdem hat die Luftfeuchtigkeit einen hohen Einfluss. Bei trockener Hitze ist der Leistungsabfall deutlich kleiner.
Hab euch mal als Spielerei einen Rechner für die gefühlte Temperatur.

klick
Selig sind Jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem schweigen

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Hallo,
man darf auch nicht vergessen dass die schnellen Läufer viieeel mehr kühlenden Wind haben :D .
Ich persönlich vertrage eine "gute" Hitze hervorragend. Trockene 40°C bei guter Luftqualität sind mir 100mal lieber als 28° und stickige, schwüle Stadtluft mit viel Ozon. Ich denke eine Kalkulation auf Temperaturverlaufskurve gegen einen fiktiven Wert von 2min pro Kilo Übergewicht äh -oder so ähnlich - ist sinnfrei da hier ein an sich nichtssagender Wert versucht wird auf 5 Nachkommastellen zu berechnen.
In einem älteren Polar-Trainingstheoriebuch war die Puls/Geschwindigkeitskurve eine Top Marathonläufers (2:15 IIRC) dargestellt - der an einem Wettkampf irgendwo am Äquator teilnehmen wollte. Er war zur Vorbereitung einige Wochen vorher vor Ort, die Leistungskurven waren aber selbsterklärend. Temperatur irgendwas um die 35°, Luftfeuchte an die 100%. Der erste Lauf, mit sehr stark verringerter Geschwindigkeit, endete nach 20 Minuten mit einem Puls der in den Anschlag gelaufen ist. Ich weiss nicht mehr wie lange die Akklimatisation dauerte, aber er kam zum eigentlichen Wettkampf bis auf ganz wenige Minuten an seine alte Leistung heran. Welcher "Temperaturkoeffizient" ist nun richtig? +10min pro Grad - zum Anfang des Hitzetrainings? Oder die wenigen Sekunden pro Grad am Ende? Die Temperaturgewöhnungszeit ist in den 2min ja ebenfalls nicht drin.
Alles in allem höchstens dazu geeignet sich eine virtuelle PB zusammenzurechnen die man in der kühlen Realität doch nicht erreicht.

Bis dann,
Ralf Schmidt

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Ich sehe schon - zu viele Einflussfaktoren (u.a. Luftfeuchtigkeit und Akklimatisierung) von Bedeutung, als dass man allein aufgrund der Temperatur einigermaßen sinnvoll auf die Marathonzeit unter "Normalbedingungen" rückschließen könnte. Hiermit lege ich die 2-min-Faustformel zu den Akten.
Ralsch hat geschrieben:... In einem älteren Polar-Trainingstheoriebuch war die Puls/Geschwindigkeitskurve eine Top Marathonläufers (2:15 IIRC) dargestellt - der an einem Wettkampf irgendwo am Äquator teilnehmen wollte. Er war zur Vorbereitung einige Wochen vorher vor Ort, die Leistungskurven waren aber selbsterklärend. Temperatur irgendwas um die 35°, Luftfeuchte an die 100%. Der erste Lauf, mit sehr stark verringerter Geschwindigkeit, endete nach 20 Minuten mit einem Puls der in den Anschlag gelaufen ist. Ich weiss nicht mehr wie lange die Akklimatisation dauerte, aber er kam zum eigentlichen Wettkampf bis auf ganz wenige Minuten an seine alte Leistung heran. Welcher "Temperaturkoeffizient" ist nun richtig? +10min pro Grad - zum Anfang des Hitzetrainings? Oder die wenigen Sekunden pro Grad am Ende? Die Temperaturgewöhnungszeit ist in den 2min ja ebenfalls nicht drin.
Alles in allem höchstens dazu geeignet sich eine virtuelle PB zusammenzurechnen die man in der kühlen Realität doch nicht erreicht. ...
Bin nicht sonderlich belesen in Sachen Trainingstheorie und Sportwissenschaft. Hätte nicht gedacht, dass man die Wirkung von Hitze und Luftfeuchte weitgehend "wegakklimatisieren" kann (weiß auch nicht, ob ich das glauben soll; ich bringe jedenfalls bei schwülwarmem Wetter nicht viel zustande, auch wenn es vorher schon wochenlang schwülwarm war). Wenn aber das Problem nicht Hitze und Schwüle an sich sind, sondern nur die mangelnde Gewöhnung daran, dann macht die Frage nach Zeitverlust durch Hitze jedenfalls wenig Sinn.

Zum Thema virtuelle PB berechnen: An so etwas in der Art hatte ich eigentlich gedacht. :)
Wie ich dem Feedback insgesamt entnehme, geben die Faustformeln das aber wohl nicht her. Ist ja eigentlich auch keine große Überraschung. Mehr gibt's dann wohl auch nicht dazu zu sagen.

Viele Grüße,
Matthias

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Ich denke, da sind einige Sachen durcheinander geschmissen.
Nerd hat geschrieben:Wenn aber das Problem nicht Hitze und Schwüle an sich sind, sondern nur die mangelnde Gewöhnung daran,
So stimmt das nicht. Abgesehen von einigen sehr wenigen, extrem gut trainierten Profis, die so gut wie keinen Hitzemalus haben, läuft man bei Hitze langsamer, weil Energie zur Körperkühlung benötigt wird. Dieser Malus schlägt sich in Minuten nieder und verschlechtert deutlich die Leistung, beim einen mehr, beim anderen weniger.

Dabei gilt:
Ohne Akklimatisation ist der Leistungsverlust noch stärker.
Manche Bedingungen (Schwüle) wirken sich noch negativer aus als andere.
Nerd hat geschrieben: Zum Thema virtuelle PB berechnen: An so etwas in der Art hatte ich eigentlich gedacht. :)
Man darf nicht das Pferd vom Schwanz her aufzäumen, und das heißt: wenn Hitzebedingungen herrschen, kann bzw. muss man VORHER überlegen, um wieviel man seine geplante Zielzeit korrigieren muss. Tut man das nicht, geht man gnadenlos ein. Da hilft keine Akklimatisation oder sonst was.
Unsinn wäre es aber, NACHHER rückrechnen zu wollen, was passiert wäre, wenn die Bedingungen optimal gewesen wären.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Ich denke das kann man niemals pauschal beantworten. Man sagt doch auch: "Jeder Jeck ist anders!"

Wie sehr einen selbst die Hitze ausbremst muss man selbst erfahren und an sich selbst austesten. Dann hat man für zukünftige Projekte eine Anhaltspunkt.

Von Formeln halte ich in diesem Fall garnix!
Grüßle
Frank

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Ab 25°C ist man um ca 10-15% langsamer. Ich spürs schon beim IV training. Wenns 30°C hat kann ich mein angeschlagenes Tempo nicht halten (meine IV's sind ab 10min aufwärts). Ich hasse das Wetter!!!

GLG Kevin
NUMQUAM DESPERARE!!!
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Nerd hat geschrieben:
Mich interessiert das vor allem deswegen, weil ich in Würzburg den Umständen entsprechend (und für meine Verhältnisse) gut gelaufen bin und in der Vorbereitung so fit war wie nie. Zwischenzeitlich habe ich eine 4-wöchige Verletzung und eine Erkältung hinter mich gebracht, sodass es eher unwahrscheinlich ist, dieses Level in diesem Jahr nochmal zu erreichen.

Hi,
so ging es mir in Würzburg 07 auch. Es waren wohl so 28 Grad, ich bin auf 3:29h angelaufen und hatte am Schluß 3:38h stehen. Bestzeit war 3:33 damals. Steffny schrieb nach dem Marathon etwas von einem 15 Min-Malus im Bereich 3:30h. Schwacher Trost, weil das Training ganz gut gelaufen war, keine Ausfälle, beruflich oder wegen Erkältung und dann sowas :frown: .
Berlin in dem Jahr habe ich auch noch versemmelt, 3:37h, ähnliche Temperatur. Danach wollte ich noch FF/M laufen, wegen der Hoffnung auf niedrigere Temperaturen, aber da kam die Erkältung vorher doch noch. Eigentlich off Topic, trotzdem, wegen Deiner Einschätzung, " unwahrscheinlich... das Level in diesem Jahr nochmal zu erreichen".

Wieso das denn? Du kannst doch im Oktober noch was reissen! September ginge auch, aber im Oktober hast Du es vielleicht mal kühler. Suche Dir mal einen schlauen Plan aus und dann lege los.

Viel Erfolg
IR

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Icerun hat geschrieben:Hi,
so ging es mir in Würzburg 07 auch. Es waren wohl so 28 Grad, ich bin auf 3:29h angelaufen und hatte am Schluß 3:38h stehen. Bestzeit war 3:33 damals. Steffny schrieb nach dem Marathon etwas von einem 15 Min-Malus im Bereich 3:30h. Schwacher Trost, weil das Training ganz gut gelaufen war, keine Ausfälle, beruflich oder wegen Erkältung und dann sowas :frown: . ...
Kommt mir alles seehr bekannt vor.
Ich hoffe, Du bist die 3:29 inzwischen gelaufen.
Icerun hat geschrieben:... wegen Deiner Einschätzung, " unwahrscheinlich... das Level in diesem Jahr nochmal zu erreichen".

Wieso das denn? Du kannst doch im Oktober noch was reissen! September ginge auch, aber im Oktober hast Du es vielleicht mal kühler. Suche Dir mal einen schlauen Plan aus und dann lege los. ...
Es hat sich einige Zeit hingezogen, bis ich wieder schmerzfrei laufen konnte. Als es dann wieder besser ging, kam die Erkältung (hätte die nicht kommen können, als ich eh verletzt war? Aber nein ...). Inzwischen stehe ich zwar wieder im Training, aber von der Leistungsfähigkeit her habe ich seit Mai doch kräftig abgebaut, daher mein mäßiger Optimismus, ob das in diesem Jahr nochmal was wird mit der Marathon-Bestleistung. Versuchen werde ich es aber natürlich, aller Voraussicht nach in Köln und in Frankfurt.

Viele Grüße,
Matthias

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Ich kann leider nicht sagen, wie es beim Marathon ist. Was ich aber sagen kann: Je mehr man unter stetig wärmer werdenden Temperaturen trainiert, desto mehr gewöhnt sich der Körper daran... Als ich vor knapp 2 Monaten (nach den kalten Wintermonaten) wieder in voller Sonne und satten 27°C gelaufen bin, war's zum Schluss (war ein normaler extensiver 13km-Lauf) echt unangenehm. In den letzten Wochen, wo es nun ja auch Sonne en masse gab, laufe ich nun ziemlich gerne bei warmen Temperaturen (x>25°C). Ich schwitze zwar genauso viel (an meinen Flüssigkeitshaushalt muss ich trotzdem denken!), aber ich habe keine Probleme mehr, auch bei 30°C oder mehr zu laufen - ergo, ich mache es sogar gerne! Und das ist jedes Jahr bei mir so... Persönlich finde ich, dass das alles trainierbar ist - ich kann jedes Jahr von zeugen! ;)

PS: warme bis heiße 10km WK's laufen sich nach solchen Training bedeutend angenehmer...!
Gesperrt

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