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Die ganze Welt des Laufens.

Die ganze Welt des Laufens.

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Heute fahren wir nach Obertshausen. Genauer gesagt, nach Hausen. Einem der zwei Ortsteile von Obertshausen. Der andere heißt nicht etwa Oberts, sondern auch Obertshausen. Das ist alles sehr verwirrend und ich bin froh, dass ich heute hier nicht die Ortschronik schreiben muss, sondern nur einen Laufbericht.

Wir rollen also in den Ortsteil und gleich fällt mir ein Slogan für ein Parkhaus ein, den ich gestern gelesen habe: „Die ganze Welt des Parkens.“ Auch uns bietet sich hier die ganze, faszinierende Welt des Parkens: zwei Autos und dazwischen eine ausreichend große Lücke. Herrlich.

Ich will heute nach langer Zeit einmal wieder einen Halbmarathon laufen. Das letzte Mal, dass ich 20 km gelaufen bin, war im November oder Dezember. Das macht mich – nun ja – ein wenig nervös. Lange Läufe zwischen 15 und 20 km habe ich in den letzten Monaten auch reichlich wenige im Laufbuch. Dabei habe ich doch gelernt, dass es genau diese Läufe sind, die man machen muss. Damit die Muskulatur sich daran gewöhnt, möglichst lange submaximal zu kontrahieren. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, aber man kann es überall lesen. Weil mir der Begriff „submaximal“ so gut gefällt, habe ich es mir gemerkt.

Ich bin also heute sehr gespannt, wie, warum und wohin meine Muskulatur kontrahiert. Der Halbmarathon in Obertshausen (Hausen) ist eine einzige Waldschneiserei. Es schneist links, dann schneist es rechts, dann wieder links. Keine Anstiege, keine Seeumrundung. Einfach nur solider, deutscher Wald. Nicht sehr spektakulär. Im Grunde weiß ich auch nicht, warum ich heute hier zum neunten Mal antrete. In Obertshausen gab es mal eine Bürgermeisterkandidatin der SPD, die Mechthild Schmitt hieß. Aber das allein kann es ja auch nicht sein. Außerdem hat sie die Wahl nicht gewonnen. Man erlebt hier bestenfalls die halbe Welt des Laufens. Es scheint also so zu sein, als wäre bereits die mickrige Hälfte für mich außerordentlich anziehend und schön.

Als Dame kleidet man sich in den Kellergewölben der Picard-Halle um, die nicht etwa nach Handtaschen benannt ist, obwohl das bekannte Lederwarenunternehmen in Obertshausen seinen Sitz hat. Sie heißt nach einem ehemaligen Vereinsvorsitzenden, den man damit vermutlich für besondere Dienste um den Sportverein ehrte. Picard heißt man in Obertshausen öfter, es ist anzunehmen, dass Jean-Luc Picard, Kapitän der USS Enterprise, auch von dort stammt.

Ich ziehe mich also in der Picard-Halle um und beobachte dabei eine Dame, die sich die kompletten Beine mit Vaseline einreibt. Es erinnert eher an die Vorbereitungen zu einem Bodybuilding-Wettbewerb, denn die Beine beginnen augenblicklich zu glänzen. Vielleicht will sie die Konkurrenz müde spiegeln. Ich sehe von Vorbereitungen dieser Art ab und bin schnell fertig. Im Gang zur Umkleide haben sich inzwischen Horden apfelschorlengefüllter Menschen angesammelt, denn hier sind die Toiletten. Wie so oft sind es zu wenige.

Ich treffe mich mit meinem Trainingspartner draußen, in der Hoffnung, beim Einlaufen im Wald ein kuscheliges Gebüsch zu finden. Die erfüllt sich nicht, rund um das kleine Stadion ist einfach zu viel los und auch nach so vielen Jahren Laufen gehe ich ungern pinkeln, wenn Menschen dabei an mir vorbeihasten. Das Problem löst sich, als wir den Weg zur anliegenden Schule sehen, die heute ihre Pforten geöffnet hat. Obertshausen kümmert sich also doch um die Bedürfnisse seiner Läufer.

Ich glätte noch einmal meine backblechgroße Startnummer über meinem Bauch und dann geht es auch schon los. Nach einer ¾ Stadionrunde zielt der Weg in den Wald. Auf den ersten zwei Kilometern drängelt es sich ein bisschen, aber dann ist bald genug Platz für alle. Meine Uhr zeigt seltsame Zwischenzeiten und ich bin irritiert. Sollte ich mein Tempogefühl völlig verloren haben? Bei km 5 ist aber alles im grünen Bereich und ich beschließe, dass die Kilometerschilder mit submaximaler Genauigkeit aufgestellt wurden.

Seit einer Weile laufe ich mit einem Stein im Schuh. Es fühlt sich nach einem wahren Bergwerk an, ein Gefühl hinter dem erfahrungsgemäß ein Steinchen in Nanopartikelgröße steckt. Ich arbeite den Stein laufend unter das Fußgewölbe. Schon bald läuft vor mir ein Riese. Zwar ist die Strecke nicht übermäßig aufregend, aber es kann zuweilen nützlich sein, wenn man sieht, wo man hinläuft. Mit dem Riesen als Hase ist das schwer möglich. Andererseits ist mir der in den Himmel ragende Rücken irgendwie nicht unsympathisch. Er riecht nicht schlecht, macht keine unangenehmen Geräusche und hat keine nässenden Ekzeme im Nacken. Also nehme ich mein Schicksal an und laufe ihm einfach nach. Schneller will ich einfach gerade nicht. Ich muss schließlich mit meinen Kräften haushalten. Und außerdem sind wir im Wald und nicht im Kino. Ich sehe noch genug. Der Stein im Schuh sitzt jetzt unter dem Ballen.

Zwei Kilometer später hat sich das alles ohnehin erledigt, der nette Riese wird langsamer. Oder werde ich schneller? Naja, vielleicht ein bisschen. Jetzt läuft eine Dame in neongrünem Shirt an mir vorbei. In pinkfarbenen Lettern steht darauf: „Schöne Männer und Weltfrieden Klein-Auheim“. Während ich noch darüber nachdenke, ob in Klein-Auheim der Wunsch nach dem Genannten besonders dringlich ist, oder ob Klein-Auheim hier als Quell für selbiges angepriesen werden soll, beschließe ich, Ruhe zu bewahren. Nichts soll mich dazu verleiten, schneller zu laufen, als ich dauerhaft kann. Ich muss ja noch eine Weile kontrahieren. Und der Stein im Schuh ist an den Zehen angekommen.

Als nächstes ereilt mich eine akustische Herausforderung. Ein Läufer hat Kleingeld einstecken. Viel Kleingeld. Ich bin ratlos? Warum nur? Was denken sich Volksläufer, die Kleingeld mit auf die Strecke nehmen? Dass Ganoven unmittelbar nach dem Startschuss die Umkleide entern, um Läufern 4 Euro 80 (in zwanzig Cent-Stücken) aus der Tasche zu reißen? Hat man ihnen nicht gesagt, dass die Verpflegung an der Strecke nichts extra kostet? Erwarten sie, unterwegs einzukehren, wie bei einer Bergwanderung? Ich weiß es nicht. Ich muss gelegentlich mal so einen Klingelbeutel fragen. Mein steinerner Begleiter im Schuh probiert jetzt alle Zehen als Unterschlupf durch.

Die Kilometerbeschilderung ist nach dem Countdown-Prinzip beschrieben, was viele Läufer irritiert. Da steht etwa: „noch 9 km“. Mir ist das recht. Ich zähle in meinem Kopf ohnehin gerne herunter. Für heute habe ich mir eine besondere Rechnung ausgedacht, die ich immer dann anwende, wenn Schlaffheit droht und ich meiner Form nicht sicher bin. Mein Zeitziel für heute ist verhalten: ich möchte weniger als 2 Stunden brauchen. Jetzt arbeite ich auf den Kilometer hin, ab dem ich dieses Ziel erreiche, selbst wenn mir durch einen Einbruch von da ab nur noch ein Tempo von 6 Minuten/km möglich sein sollte. Bei km 13 ist es soweit: wenn ich ab jetzt im 6er Schnitt weiter schlunze, komme ich immer noch unter 2 Stunden rein. Herrlich. Alles andere ist jetzt Kür. Und der Stein ist weg. Keine Ahnung, wohin der sich verkrochen hat.

Inzwischen sind die 10km-Läufer an uns vorbeigezischelt, die 20 Minuten später gestartet sind. Ich mag das gern, schnelleren Läufern zu begegnen. Es ist ein schönes Unterhaltungsprogramm, wenn dünne Jungs mit Flatterhosen an einem vorbeihechten. Man kann auch gleich einen Siegertipp abgeben. Am Rand der Strecke stapft gerade ein Fotograf durch die Brennnesseln. Er hält vermutlich Ausschau nach der ersten Frau der 10er. Bedauere, nein.

Jetzt läuft ein Läufer mit einem Saucony-Shirt vor mir. Obwohl der Hersteller Unmengen Werbegeld investiert hat, um mir beizubringen, wie man ihn ausspricht, vergesse ich es immer wieder. Sossoni? Sokoni? Ich würde ja den T-Shirt-Besitzer fragen, aber der ist verkabelt. Weiße Schnüre hängen aus seinen Ohren. Wenigstens muss er so Mr. Viereuroachtzig nicht hören.

Ich rechne bei jedem Kilometer meine mögliche Zielzeit aus, immer unter der Prämisse, dass ich auf der Stelle nur noch einen 6er-Schnitt würde laufen können. So wird die Zeit mit jedem Kilometer besser. Noch wage ich nicht zu prognostizieren, dass ich mein Tempo halten kann, obwohl ich im Grunde weiß, dass jetzt nicht mehr viel passieren kann. Noch vier Kilometer Schneisensightseeing. Ein bisschen Wasser habe ich unterwegs getrunken, die letzte Station lasse ich aus. Ich mag jetzt nicht mehr wieder anlaufen müssen. Ich ziehe an „Schöne Männer und Weltfrieden“ vorbei und an vielen anderen auch. Das geht einfach so. Die Body-Memory funktioniert, mein Körper kennt die Strecke. Das mit dem Kontrahieren hat er noch nicht vergessen. Die Stadionrunde braucht noch einmal etwas Kraft, aber das ist der Fluch aller Stadionrunden. Ich holze mit 1:54:40 und einem triumphierenden Steinchen am großen Zeh ins Ziel.

Das dichte, weiche Gras des Stadions riecht, als hätte man „Eau de Rasen“ darauf versprüht. Hier liegt es sich hervorragend, während man darauf wartet, dass Getränkenachschub geholt wird. Hier lässt es sich auch hervorragend barfuss auslaufen, nachdem man das piesakende Steinchen aus dem Schuh gebastelt hat.

Es folgt das Obertshausenritual: Kuchen und Kaffee holen, mümmeln und Bambini-Läufe gucken, bei denen winzige Kinder von gigantischen Startnummern beinahe völlig verdeckt werden. Und da ist sie dann doch wieder. Die ganze, maximale Welt des Laufens. Ohne jedes Sub.



Einige Fotos und den Laufbericht Obertshausen von 2007 gibt's auf meiner Homepage.
Berichte, Geschichten und Streuselkuchen: www.laufen-mit-frauschmitt.de
Laufen mit Verantwortung:
laeufer-pro-umwelt.de
Zum Hören: der Schmittcast
Frauschmitt bei bei Facebook

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Und wieder ein toller Bericht von einem Lauf in einem Kaff, von dem ich noch nie gehört habe.
Genial. Schön, dass man wieder die ganze Welt des Laufens von Frau Schmitt erfahren kann.

Jörg
Neue Laufabenteuer im Blog

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Ach wie schön, dass es solche Veranstaltungen gibt und jemand der das ganze derart eindrucksvoll in Worte zu fassen weiss.

Danke, war wieder ein Vergnügen

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Hat sich wiedermal ganz toll gelesen, danke. :daumen:

Aber die 30 Sekunden für das Steinchen hätte ich mir 100% gegönnt. :wink:

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frauschmitt2004 hat geschrieben:Mir fällt gerade auf, dass ich etwas immens wichtiges vergessen habe! Die besten Äpfel der Welt, die es im Ziel gab! Von dem Bioverkauf "Querbeet". Bio Runner war auch da und hat sie verteilt. Sie waren phantastisch. Wirklich! Da muss ich sofort Werbung machen:
Querbeet Shop
:daumen: :daumen:

Selten haben mich die Organisatoren und Ehrenamtliche so überzeugt wie in Obertshausen, überaus freundlich hilfsbereit, unkonventionell und zuvorkommend.

Da hat es richtig spaß gemacht mit dem verteilen :D

Gruß Rolf
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:teufel:Mit Bio in der 1.Liga :teufel:

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frauschmitt2004 hat geschrieben: Als nächstes ereilt mich eine akustische Herausforderung. Ein Läufer hat Kleingeld einstecken. Viel Kleingeld. Ich bin ratlos?
Vielleicht ist es aber auch nur der oder die Schlüssel. Mein Haustürschlüssel klappert auch gerne beim laufen.
Profis sind berechenbar, die Amateure sind wirklich gefährlich. E.A. Murphy

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Die ganze Würde Obertshausen-Hausens in einem Bericht von Frauschmitt - Deine Laufberichte sind und bleiben unerreicht. Wie immer ganz, ganz herzlichen Dank, und natürlich meinen Glückwunsch zur erreichten Zeit! :daumen:
Renn', als wenn Du geklaut hättest !!

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frauschmitt2004 hat geschrieben:
Als nächstes ereilt mich eine akustische Herausforderung. Ein Läufer hat Kleingeld einstecken. Viel Kleingeld. Ich bin ratlos? Warum nur? Was denken sich Volksläufer, die Kleingeld mit auf die Strecke nehmen? Dass Ganoven unmittelbar nach dem Startschuss die Umkleide entern, um Läufern 4 Euro 80 (in zwanzig Cent-Stücken) aus der Tasche zu reißen? Hat man ihnen nicht gesagt, dass die Verpflegung an der Strecke nichts extra kostet? Erwarten sie, unterwegs einzukehren, wie bei einer Bergwanderung? Ich weiß es nicht. Ich muss gelegentlich mal so einen Klingelbeutel fragen.

Wenigstens muss er so Mr. Viereuroachtzig nicht hören.

:hihi:

Wie oft habe ich bei Wettkämpfen schon genau diese Gedanken gehabt...und werde nun in Zukunft eine imaginäre "Mr. oder Mrs Viereuroachtzig"-Strichliste führen.

Danke für den wie immer wieder herrlichen Bericht!

Ich bin übrigens in letzter Zeit urlaubsbedingt zweimal durch Hessen durchgefahren und war baff erstaunt, wie viele Ortschaften auf den Autobahnausfahrten mir durch diverse Laufberichte "bekannt" sind. :nick:

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Was wären Laufberichte ohne Frauschmitt... ;-)
Habe mich ein weiteres mal köstlich amüsieren dürfen und spreche meinen Dank aus.

Die 1420 Fotos zum Lauf von Drun sind übrigens auch wieder online:
Fotogalerie

Ganz viele liebe Grüße :hallo:
Sandra
enjoy the distance.
Hier geht's zum Laufkalender...

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Die ganze Welt des Laufens in einem Bericht, das ist wirklich schön zu lesen, sozusagen maximaler Lesespass (ohne sub).

Achim
Man muß das Unmögliche so lange anschauen,
bis es eine leichte Angelegenheit ist.
Das Wunder ist eine Frage des Trainings.

Carl Einstein

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frauschmitt2004 hat geschrieben: Weil mir der Begriff „submaximal“ so gut gefällt, habe ich es mir gemerkt.
Den Begriff "submaximal" mag ich auch. Aber selbst wenn ich mir das Wort nicht gefiele, so fände ich deinen Bericht dennoch nur wenig sub maximal gut. Also inklusive "submaximal" nahezu optimal. :D :daumen:

In Obertshausen war ich früher mal öfter, immer nur einmal pro Jahr zum Mehrkampf auf dem Sportplatz. Sonst würde ich das auch nicht kennen, ich kenne es ja auch nicht, nur den Sportplatz. Die hatten wohl eine der ersten Kunstoffbahnen, und die war Anfang der 90er dann schon knallhart und alt und so sind wir immer Sprintbestzeiten gelaufen.

Auch schon was länger her. Der Sportverein hieß wohl SV Weiskirchen. Vielleicht ist das auch ein Ortsteil? :confused:

Wirklich schöner Bericht!

Gruß
C.

"If a man coaches himself, then he has only himself to blame when he is beaten."
- Sir Roger Bannister

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Sergej hat geschrieben:Vielleicht ist es aber auch nur der oder die Schlüssel. Mein Haustürschlüssel klappert auch gerne beim laufen.
Da ich jemanden kenne, der meistens Geldstücke in der Hosentasche hat (nicht beim Laufen) und damit klappert, kenne ich das Geräusch ziemlich gut.
Davon abgesehen finde ich, dass man beim Volkslauf die Schlüssel auch in der Sporttasche lassen kann. Und dann gibt es ja noch solche wunderbaren Erfindungen:
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Laufaccessoires und -zubehör

Wenn ich meine Runde drehe und stecke die Schlüssel einfach so in die Hosentasche, weil ich z.B. meinen Trinkgurt mit Tasche nicht dabei habe, binde ich sie mit einem Gummiband zusammen und schon klappert nix mehr.

Es gibt keinen Grund, bei jedem Schritt wie ein Gefängniswärter aus Humphrey Bogart Filmen zu klingen.
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frauschmitt2004 hat geschrieben:Es gibt keinen Grund, bei jedem Schritt wie ein Gefängniswärter aus Humphrey Bogart Filmen zu klingen.

Naja, um von dir verewigt zu werden, müssen sich die Fans schon was einfallen lassen.
Neue Laufabenteuer im Blog

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frauschmitt2004 hat geschrieben:Heute fahren wir nach Obertshausen.
Jaaa, da war ich doch auch. Nicht heute, sondern letzten Sonntag. Ziemlich frueh. :zwinker2:
frauschmitt2004 hat geschrieben: Ich will heute nach langer Zeit einmal wieder einen Halbmarathon laufen. Das letzte Mal, dass ich 20 km gelaufen bin, war im November oder Dezember. Das macht mich – nun ja – ein wenig nervös. Lange Läufe zwischen 15 und 20 km habe ich in den letzten Monaten auch reichlich wenige im Laufbuch. Dabei habe ich doch gelernt, dass es genau diese Läufe sind, die man machen muss. Damit die Muskulatur sich daran gewöhnt, möglichst lange submaximal zu kontrahieren. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, aber man kann es überall lesen.
Das hab ich auch noch nie so richtig kapiert. Und ich glaube ehrlich, dass man fuer halbe Marathons nicht unbedingt mehr als 14km vorher laufen muss, wenn man nicht gerade die eigene Bestzeit zerbroeseln will.
frauschmitt2004 hat geschrieben: Der Halbmarathon in Obertshausen (Hausen) ist eine einzige Waldschneiserei. Es schneist links, dann schneist es rechts, dann wieder links. Keine Anstiege, keine Seeumrundung. Einfach nur solider, deutscher Wald. Nicht sehr spektakulär.
Die viermalige Ueberquerung einer Autostrasse hast Du vergessen. Ich mag es, wenn nur wegen mir Autos anhalten und warten muessen. :P
frauschmitt2004 hat geschrieben: Meine Uhr zeigt seltsame Zwischenzeiten und ich bin irritiert. Sollte ich mein Tempogefühl völlig verloren haben?
Damit waerst Du dann nicht alleine gewesen ...
frauschmitt2004 hat geschrieben: Bei km 5 ist aber alles im grünen Bereich und ich beschließe, dass die Kilometerschilder mit submaximaler Genauigkeit aufgestellt wurden.
*Grins*
frauschmitt2004 hat geschrieben: Als nächstes ereilt mich eine akustische Herausforderung. Ein Läufer hat Kleingeld einstecken. Viel Kleingeld. Ich bin ratlos? Warum nur? Was denken sich Volksläufer, die Kleingeld mit auf die Strecke nehmen? Dass Ganoven unmittelbar nach dem Startschuss die Umkleide entern, um Läufern 4 Euro 80 (in zwanzig Cent-Stücken) aus der Tasche zu reißen?
frauschmitt2004 hat geschrieben:Davon abgesehen finde ich, dass man beim Volkslauf die Schlüssel auch in der Sporttasche lassen kann.
Ja, das dachte ich bis vor kurzem auch. Bis ich von einem Bekannten gehoert habe, dass neulich in Bonames tatsaechlich Ganoven die Sachen in der Umkleide durchwuehlt und Geld und Schluessel haben mitgehen lassen. Dem Bekannten wurde der Autoschluessel geklaut, und er musste sich von jemand anders nach Hause fahren und mit Ersatzschluessel wieder zurueckfahren lassen. (Das Auto selbst war zum Glueck noch da). Deswegen waer ich in Hausen fast auch mit klapperndem Schluessel und einem 10-Euro-Schein in der Tasche gelaufen, weil ich keine grosse Lust hatte, ohne Fahrrad nach Hause zu fahren, mich mangels Geld beim Schwarzfahren in der S-Bahn erwischen zu lassen, zu Hause auf den Schluesseldienst zu warten und dann mit Ersatz-Fahrradschluessel nochmal die Reise nach Hausen anzutreten. Hab dann aber noch eine Bekannte getroffen, die meinen Schluessel in ihr Auto getan hat. Ob ihr Autoschluessel beim Laufen geklappert hat, weiss ich nicht. :wink:
frauschmitt2004 hat geschrieben: Wenn ich meine Runde drehe und stecke die Schlüssel einfach so in die Hosentasche, weil ich z.B. meinen Trinkgurt mit Tasche nicht dabei habe, binde ich sie mit einem Gummiband zusammen und schon klappert nix mehr.
Ah, Gummiband - ja, das ist eine gute Idee. :daumen:
frauschmitt2004 hat geschrieben: Hat man ihnen nicht gesagt, dass die Verpflegung an der Strecke nichts extra kostet? Erwarten sie, unterwegs einzukehren, wie bei einer Bergwanderung? Ich weiß es nicht.
Sie wollen bestimmt als Erste am Kuchenbuffet sein und keine Zeit damit verlieren, erst das Kleingeld aus der Tasche zu wuehlen.
frauschmitt2004 hat geschrieben: Mein Zeitziel für heute ist verhalten: ich möchte weniger als 2 Stunden brauchen. Jetzt arbeite ich auf den Kilometer hin, ab dem ich dieses Ziel erreiche, selbst wenn mir durch einen Einbruch von da ab nur noch ein Tempo von 6 Minuten/km möglich sein sollte. Bei km 13 ist es soweit: wenn ich ab jetzt im 6er Schnitt weiter schlunze, komme ich immer noch unter 2 Stunden rein.
Was manche Leute beim Laufen alles so rechnen koennen, finde ich immer wieder bewundernswert. :haeh:
frauschmitt2004 hat geschrieben: Jetzt läuft ein Läufer mit einem Saucony-Shirt vor mir. Obwohl der Hersteller Unmengen Werbegeld investiert hat, um mir beizubringen, wie man ihn ausspricht, vergesse ich es immer wieder. Sossoni? Sokoni?
Oder vielleicht Sau-Zoni? Ich hab noch nie Werbung von denen gehoert oder gesehen, und frag mich auch schon lange, wie man das ausspricht. Ich weiss es nicht - obwohl ich sogar am Sonntag Schuhe von denen anhatte. :zwinker5:
frauschmitt2004 hat geschrieben: Es folgt das Obertshausenritual: Kuchen und Kaffee holen, mümmeln und Bambini-Läufe gucken, bei denen winzige Kinder von gigantischen Startnummern beinahe völlig verdeckt werden. Und da ist sie dann doch wieder. Die ganze, maximale Welt des Laufens. Ohne jedes Sub.
Ja, nett war's.

Danke Dir fuer den Bericht und Gratulation an Dich und Deine "submaximalen" Muskeln!

Gruss,
Katrin

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frauschmitt2004 hat geschrieben: Was denken sich Volksläufer, die Kleingeld mit auf die Strecke nehmen? Dass Ganoven unmittelbar nach dem Startschuss die Umkleide entern, um Läufern 4 Euro 80 (in zwanzig Cent-Stücken) aus der Tasche zu reißen?
Soooo selten kommt das gar nicht vor.

Geld lasse ich ungern in der Tasche zurück. Portemonnaie bleibt daher im Auto. Um das Geklimper zu vermeiden, pack ich einen Geldschein in die Hosentasche. Allerdings kommt es vor, dass ich mich beim Startgeld vertue und dann doch Hartgeld mit mir herumschleppe.

Wär vielleicht ne Idee für nen Wetteinsatz:
„… ich am Klimpergeräusch bei 4 von 5 Läufern im 6 min-Schnitt heraushören kann, wie viele und welche Münzen sie mit sich herumtragen?“,
während du sie 3-mal überholen darfst. :zwinker2:


Ansonsten: Ist es noch notwendig zu erwähnen, dass es sich um einen gewohnt spritzigen und lesenswerten Bericht handelt? :daumen:

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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kat17 hat geschrieben:Ja, das dachte ich bis vor kurzem auch. Bis ich von einem Bekannten gehoert habe, dass neulich in Bonames tatsaechlich Ganoven die Sachen in der Umkleide durchwuehlt und Geld und Schluessel haben mitgehen lassen....

Nicht nur in Bonames , auch in Dietzenbach und Berkersheim sind die Umkleiden durchwühlt und Sachen geklaut worden.
Scheinbar reist da einer mit dem Main-Lauf-Cup Zirkus mit :sauer:

Also lieber mal klimpernde Hosentaschen.

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upperhigh hat geschrieben:Nicht nur in Bonames , auch in Dietzenbach und Berkersheim sind die Umkleiden durchwühlt und Sachen geklaut worden.
Scheinbar reist da einer mit dem Main-Lauf-Cup Zirkus mit :sauer:
Das ist wirklich eine echte Horrornachricht. Ich werde in Zukunft viel Übelriechendes mitnehmen und in die Tasche obenauf legen. :D Im Ernst, das ist furchtbar. Man konnte sich bei Läufen auf dem Land doch immer sehr darauf verlassen, dass so etwas nicht passiert.

Ich denke trotzdem, dass man die Münzen auch so aufbewahren kann, dass sie nicht klappern. Bei Trainingsläufen, bei denen ich mir auf dem Rückweg etwas kaufen will, packe ich zum Beispiel Geldstücke oder Scheine in Alufolie ein. So werden sie auch nicht nass (nichts ist fieser, als jemandem einen schweißnassen Geldschein auszuhändigen) und ich kann sie klein und kompakt zusammenpacken.
Berichte, Geschichten und Streuselkuchen: www.laufen-mit-frauschmitt.de
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upperhigh hat geschrieben:Nicht nur in Bonames , auch in Dietzenbach und Berkersheim sind die Umkleiden durchwühlt und Sachen geklaut worden.
Scheinbar reist da einer mit dem Main-Lauf-Cup Zirkus mit :sauer:
Heute in der Frankfurter Rundschau:
(finde leider keine Online-Version des Artikels)

"Die Polizei hat am Mittwochabend auf dem Frankfurter Flughafen einen 19-jährigen Wiesbadener festgenommen, der dringend verdächtig ist, bei mehreren Volksläufen in Hessen und angrenzenden Bundesländern lange Finger gemacht zu haben. Mindestens 5000 Euro soll er durch Einkäufe mit gestohlenen EC-Karten ergaunert haben.

Der ehemalige Mittelstreckler wusste um die guten Bedingungen für Diebe bei Volksläufen. Nach dem Startschuss durchsuchte er die dortigen Umkleidekabinen. [...] Der junge Mann ist geständig, kann sich aber nicht mehr an alle Straftaten erinnern. Wahrscheinlich dürfte der Schadenswert noch steigen."

... bleibt bloss zu hoffen, dass durch den Artikel jetzt nicht noch mehr Ganoven auf die "guten Bedingungen für Diebe bei Volksläufen" aufmerksam geworden sind. :haeh:

Gruss,
Katrin
Gesperrt

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