Am Vortag hatte mir Jo noch die Info zukommen lassen, daß der Kölner Ring baustellentechnisch gesperrt war (dafür nochmals tausend Dank)und so machte ich mich etwas früher auf den Weg und kam rechtzeitig und immer noch guter Dinge in Köln-Refrath an, wenn mich auch das viele in der Sonne glitzernde Weiß zwischen den Bäumen etwas irritierte.
Schon als ich aus dem Auto ausstieg wurde mir klar: Das ist Schnee, und dieser Schnee liegt auf Eis. Der Weg zum Start gestaltete sich als ziemliche Rutschpartie und auch der zu laufende Weg hinter dem Start sah nicht besonders vertrauenserweckend aus. Dieser Eindruck wurde beim Warmlaufen bestätigt: Die Strecke war komplett vereist bzw. mit harten festgefrorenem Schnee bedeckt. Außerdem war es doch ordentlich kalt. Soviel also zum Thema Bestzeit dachte ich.
Einen Trainingslauf hätte ich mir hier wohl nicht angetan, aber nach meinem Trainingsplan sollte es nun doch bitte ein HM sein und außerdem wollte ich die Serie auch vervollständigen. Nachdem ich vergeblich nach Jo Ausschau gehalten hatte, ging es an den Start. Geplant waren drei Runden á 7,x km. Nach dem Startschuß versuchte jeder erst einmal, irgendwie Tritt zu finden und die geeignete (sprich: eisfreieste) Laufbahn zu finden. Um es vorwegzunehmen: Das ist mir auch auf der zweiten und dritten Runde nicht wirklich gelungen.
Trotzdem lief oder besser gesagt eierte es eigentlich irgendwie ganz ordentlich vor sich. Für einen HM unter 2h braucht man km-Zeiten von 5:40 min und die ersten beiden km liefen jeweils mit 5:37 erstaunlich flott. Schließlich war die Konzentration auf die Geschwindigkeit eher Nebensache, das oberste Prinzip lautete: watch your step! Allerdings möchte ich nicht verschweigen, daß man gelegentlich so für 100-200 m auf eisfreiem Waldboden laufen konnte, aber das war eher die Ausnahme.
Nach etwa 3,5 km dann die Sensation: die Asphaltstrecke fast völlig eisfrei, aufgetaut durch die Sonne. Die km-Zeiten sanken von 5:45 auf 5:30 min und ich schöpfte doch wieder Hoffnung für das Projekt „Sub 2“. Aber zu früh gefreut, Schnee und Eis nahmen wieder zu und dann ging es wieder links auf den völlig gefrorenen Waldweg Richtung Ziel, naja zwei Runden später wäre es dann das Ziel.
Auf diesem Stück hatte ich dann auch eine hübsche Flugeinlage, um die Monotonie des Eislaufs ein wenig zu unterbrechen. Zum Glück wurde es aber kein Sturz. Kurz vor dem Ziel hatte man aber noch einen Verpflegungsstand mit warmen Tee improvisiert, der dem Ansturm der Läufer nicht ganz gewachsen war, so daß kurz Schlange stehen angesagt war. Naja, wir hatten ja Zeit.
Auf der zweiten Runde dann die nächste Überraschung: die km-Schilder waren abgebaut worden, nur noch alle 5km stand nun ein Schild (also somit nur noch drei, jeweils eines für 10km, 15km und 20km). Dabei hätte ich mich gerne an den Schildern der ersten Runde hinsichtlich meines km-Schnitts orientiert, aber man kann halt nicht alles haben. Auf die Streckenbeschreibung kann ich ja im folgenden verzichten, sie wurde auch wirklich nicht besser.
Die 10km-Marke erreichte ich nach 56min, was meiner Hoffnung auf den o.a. Projekterfolg trotz Stehpause wieder neue Nahrung gab. Daß wir auf dem Asphaltstück bereits vom wohl späteren Sieger (in kurzen Hosen) und noch zwei weiteren Läufern überholt wurden erwähen ich nur der vollständigkeit halber.
Vor dem zweiten Anlauf an die Verpflegungstelle drückte ich mir kurz ein Gel in den Hals und spülte es mit Tee hinunter. :drink: Man hatte übrigens aus der ersten Runde gelernt: Es standen ausreichend gefüllte Becher bereit und auch Helfer, die den Läufern Tee anreichten. Dann ab auf die letzte Runde.
Bei km 15 zeigte meine Uhr knapp unter 1:24, das könnte reichen. Auf der eisfreien Asphaltstrecke gab ich dann noch einmal Gas, weil ich von einem „richtigen“ Endspurt auf meiner bereits erprobten Flugstrecke Abstand nehmen wollte. Bei km 20 standen 1:52 zu Buche, das Projekt „Sub 2h" würde doch ein Erfolg werden. Die zweiten 10km waren damit etwas schneller gewesen als die ersten. Im Ziel blieb die Uhr dann bei (netto) 1:57:28 stehen, 6:30 min schneller als noch vor drei Monaten bei meiner Bestzeit in Ihr wißt schon wo.
Grinsend
habe ich mir anschließend die Klagen der anderen Läufer über die Strecke angehört, grinsend habe ich meinen Tee getrunken und meine Bananen gegessen, grinsend meine Serientrophäe abgeholt, grinsend bin ich nach Hause gefahren, lachend ) und singend habe ich in der Badewanne gesessen und grinsend sitze ich jetzt vor dem PC.Ja, jetzt könnte man noch spekulieren, was wäre wenn. Wie schnell hätte ich einen HM bei guten Verhältnissen laufen können? Aber im Moment ist mir das eigentlich egal, ich bin ich einfach nur überglücklich.
Gruß
Peter
Startnummer 592 beim Rhein-Energie-Marathon Bonn am 04.04.04
... und der New York City Marathon im November ist auch gebucht
