Endlich war der Urlaub in Sicht. Dieses Jahr war uns Kärnten ins Auge gesprungen. Ich war anfangs skeptisch, wollte lieber ans Meer habe mich aber überreden lassen und es nicht bereut.
Drei Tage vor Urlaubsbeginn surfte ich noch so nichtsahnend durch die Weiten des I-nets und stoße auf eine Anzeige bei Google zum Wörthersee-HM. Draufgeklickt: Wahnsinn, der ist ja mitten in meinem Urlaub.
Am Abend noch schnell meine Frau gefragt, was sie davon hält, dass ich da starte. Ihr Kommentar: Naja, wenn es dich glücklich macht... Und ob. Also habe ich mich noch 3 Stunden vor Ende der Meldefrist angemeldet und mein Nenngeld für den Bewerb bezahlt (das war österreichisch)
Auf dem Weg in den Urlaub machten wir noch für zwei Tage Station bei Bekannten in Salzburg (da gibt es auch einen schnuckligen Marathon) und dann ging es weiter nach Kärtnen.
Die erste schniefende Nase meldet sich in unserer Familie.
Und wie das mit so einer Seuche ist, sie verbreitet sich. Am Montag vor dem Bewerb (so heisst das in Österreich) erwischt es mich, meine Frau und eines unserer Kinder ebenfalls. An Laufen ist nicht mehr zu denken. Ich werde aber schnell wieder gesund, schon am Donnerstag fühlte ich mich wieder fit.
Und wie fit: 8 Uhr sollte der Frühsport im Aktivhotel beginnen, ich war halb 8 schon am Berg: Bergtraining (und das drei Tage vor dem Lauf: Wie blöd kann man nur sein???). Um 8 Uhr langsames Joggen mit den Animateuren (die sich dort Teamer nannten), danach nochmal Bergtraining. Um 11 Uhr war dann eine Wanderung angesagt, wir sind natürlich dabei, wobei ich fast die komplette Strecke unseren 3jährigen Sohn geschleppt habe.
Am nächsten Tag kam dann die Quittung: Bei km 8 auf der Runde um den Faaker See piekste es in meinem Knie. Dummerweise war die Runde 15km lang, ich also genau auf der anderen Seite und musste die Runden zu Ende laufen/joggen/humpeln/gehen/schleichen/Auto gefahren werden (in der Reihenfolge).
Nun waren wir in einem Aktiv-Hotel untergebracht, in dem sehr viele Sportverrückte waren. Eine davon war nicht nur Marathon-Finisherin sondern auch angehende Physiotherapeutin.
Sie meinte was von typischem Fall von Überlastung, drückte an dem Knie herum (Querfriktion nannte sie das) und riet mir, mich mit entzündungshemmenden (oder -abbauenden) Mitteln zu versorgen. Dann hätte ich vielleicht noch eine Chance, Sonntag den Lauf zu machen. Aber dann nur laaaaaangsam!!!
Also los in die nächste Apotheke (die kannten wir schon von unseren Infekten) und Voltaren-Tabletten sowie eine Salbe namens Trauma besorgt.
Und tatsächlich, am Samstag ging es mir so gut, dass wir zumindest schon mal nach Klagenfurt fahren konnten, um meine Startunterlagen (=Startpackerl) abholen konnten.
In Klagenfurt war eine sogenannte Running City aufgebaut mit Laufmesse, Bierzelt und eben auch der Startunterlagenausgabe. Die Unterlagen waren innerhalb von 5 min geholt, seltsam nur, dass man für den Chip (Championchip) sich noch mal extra anstellen musste.
Dann bin ich schon mal durchs Ziel gerannt, um mal zu testen, wie es sich so anfühlt. Ich hatte so das dumpfe Gefühl, am nächsten Tag das Ziel nicht zu erreichen.
Anderseits wollte ich ja zumindest die Kaution vom Chip wiederhaben und die gab es nur im Ziel.
Am nächsten Morgen galt es also. Der Start sollte in Velden sein, direkt vor dem Schlosshotel am Wörthersee. Das ist den Fans von Heimatfilmen ein Begriff. Ich darf gestehen, mir sagte das Gebäude nichts.
Ich stand also am Sonntag so gegen halb 7 auf (ich konnte nicht mehr schlafen), Frühstück gab es an dem Tag für mich etwas früher. Gegen 8 Uhr habe ich mich dann auf mein Fahrrad gesetzt und bin den Berg Richtung Velden runtergekullert. Die Frühsportler unseres Hotels (in dem Fall die Mountain-Biker) überholten mich noch, statten mich mit den besten Wünschen aus und radelten dann auf ihrer Strecke weiter.
Ich kam dann nach 10km fast nur bergab (mir war kalt) in Velden an. Massen an Läufern waren am Ufer des Wörthersees unterwegs. Mit dem Fahrrad kaum ein Durchkommen, einen Abstellplatz für das Rad zu finden war auch ziemlich schierig.
Irgendwo konnte man seine Klamotten loswerden, nach einigem Suchen fand ich die LKWs. Klasse Lösung: Auf den LKWs waren durchnummerierte Kleiderständer, jeder Sack kam an seinen Haken.
Dann ging es los Richtung Start. Irgendwo sollten wohl auch Toiletten sein. Ich hab keine gesehen. Aber was macht man als Mann, wenn man am Wörthersee ist? Nein, natürlich nicht in den See!!! Es gibt ja schließlich noch Büsche.
Dann kämpfte ich mich zum Startbereich und sah die Luftballons der Zeitläufer. Bei 2:15h blieb ich stehen. So langsam bin ich noch nie gelaufen...
Knappe 10 min nach Startschuss (ich habe so weit hinten keinen gehört) kamen wir dann an so einem aufblasbaren roten Tor vorbei, an dem ich irgendwie das Wort "Start" vermisste. Da aber auf dem Boden die Zeitnahme-Matten lagen, drückte ich mal auf den Startknopf meiner Uhr. Und tatsächlich, nach diesem Tor setzten sich die Läufer und Bewegung. Ich war gaaaanz langsam.
Ich hatte das Gefühl, dass alle an mir vorbeirauschten. Als ich das mit dem Vorbei-Rauschen auch mal probieren wollte, meldete sich sofort mein Knie. Also wieder langsamer werden. Und siehe da, mein Knie gab Ruhe. Und eine gewisse Renn-Euphorie stellte sich ein (bei einer pace von 6 min/km)
Kaum ging die Euphorie mit mir durch und trieb mich zu einer vernünftigen GA1/2-Geschwindigkeit an, legte das Körperteil, das Unter- und Oberschenkel miteinander verbindet, sein Veto ein, ein sehr schmerzhaftes Veto. Je nachdem, wie schmerzbereit ich war, ignorierte ich das Veto ein bisschen und trieb mich auf "dramatisch schnelle" 5:30 oder gab mich dem Schmerz hin und lief 6:00. Irgendwann vor der ersten Labestation (=Versorgungsstand) meldete sich meine Blase, also legte ich noch einen kleinen Stopp ein. Bei der Labestation labte ich mich dann mit Wasser und "flog" weiter, leider nicht wie ein Adler sondern wie ein Grashüpfer: Immer mal wieder ein bisschen schneller, meistens zu langsam. Der 2:00-Luftballon war langsam entschwunden, der Schmerz in meinem Knie nicht.
Dann ging es ins erste Dorf und auf einmal liefen sämtliche Läufer um mich herum auf den Gehweg. Ich war erst irritiert und dachte, dass wir nicht mehr auf der Straße laufen durften, bis mir auffiel, dass alle nur in den Schatten der Häuser wollten. Aufgrund meines (für mich) niedrigen Lauftempos kam es mir garnicht so heiß vor aber alle anderen um mich herum keuchten und schwitzen.
Ich schwitzte nicht, die Feuchtigkeit musste aber trotzdem raus. Also, wieder ein stilles Eckchen suchen und wieder 1-2 min verlieren.
Mittlerweile ging es über einen Bahnübergang, der offensichtlich von den ÖBB extra für uns blockiert wurde. Geschätzte 10 min nach meiner Gleisüberquerung (wir liefen dann die ganze Zeit neben dem Gleis) überholte uns ein Zug. Waren da wirklich schon alle Läufer durch oder mussten welche am Bahnübergang warten? Zweiteres hoffte ich nicht, aus der ersten Alternative schloss ich, dass ich wohl ziemlich weit hinten laufe.
Mittlerweile gefiel meinem Knie auch die Geschwindigkeit von 5:45 nicht mehr und handelte mich auf 6:00 bis 6:15 runter. Mein Polster auf die Durchschnittspace von 6:00 schmolz bedenklich.
Die Leute um mich herum keuchten und stöhnten, mein Knie ersparte mir dies (ich konnte nicht so schnell, als dass ich keuchen musste), sorgte aber mittlerweile permanent dafür, dass ich mich seiner erinnere.
Die letzten Kilometer waren für mich sehr unrund, ich legte sie mehr oder weniger humpelnd zurück. Bei km 18 schaffte ich es GOTTSEIDANK!!! noch, den schnellsten Nordic-Walker zu überholen (die waren zeitgleich mit uns gestartet) aber danach ging nichts mehr. Humpelnd ging es runter zum Ufer, wo ein paar Zuschauer waren (mir persönlich war aber die Stimmung an vielen Stellen viel zu lau).
Und dann waren da die Zeitnahmematten, also drückte ich auf meine Uhr, bemerkte dann aber, dass der Lauf noch nicht zu Ende war: Die Strecke führte noch um eine Links-Kurve. Dort hing dann auch die offizielle Uhr. So richtig war mir nicht klar, warum die Zeitnahmematten ca. 100m vor der Uhr waren. Aber gut, der Lauf war geschafft, offiziell in 2:07, mein langsamster HM.
Fertig! Geschafft? Eher nicht. Kein Ausgepumpt sein, kaum Schweiss, mein höchster Puls während das Laufes lag im GA1-Bereich. (Der Puls ging erst hoch, als ich mit dem Fahrrad den Rückweg antrat und dort 200 Höhenmeter auf 2km machen musste)
Aber ich hatte den Lauf geschafft und versuchte mir jetzt einzureden, dass das doch ein Erfolg sei.
Im Zielbereich gab es ein sogenanntes Labe-Sackerl (=Fresssack ) mit Apfel, Banane, Getränk, Magnesium-Pulver. Hab ich noch was vergessen? Ich glaub nicht. Verzweifelt suchte ich nach einer Fressmeile für die Starter. Vergebens. Es gab nix. Kein Kuchen, kein Bier, kein Sekt, nur diese Tüte. Enttäuschend.
Dafür ging es mit der Rückgabe der Kleidersäcke rasend schnell. Ich war noch auf der Suche nach dem richtigen LKW, da hatte die Frau oben auf dem LKW schon meinen Sack rausgesucht und mir vor die Nase gehalten.
Danach habe ich mir noch eine Lasagne gekauft (Erdäpfelsalat wollte ich nicht ) und bin noch mal über die Lauf-Messe.
Irgendwann wollte ich dann aber wieder nach Velden zu meinem Fahrrad und zum Hotel.
Dazu hatte der Veranstalter einen Bus-Shuttle zum nächsten Bahnhof organisiert. Von dort sollte es mit dem nächsten Zug nach Velden zurückgehen.
Leider habe weder ich noch viele andere eine Bushaltestelle für den Shuttlebus gefunden (es gab zwar ein Hinweisschild: "Hier geht es Richtung Busshuttle". Aber das Schild "Hier ist die Haltestelle" fehlte.) Nach ca. 45 min Wartezeit habe ich dann das gemacht, was ein Läufer macht: ich bin zum nächsten Bahnhof gelaufen. Oder besser gesagt: Gehumpelt. Es waren ja auch "nur" noch einmal 4km.
Aber ich hatte Glück, 10min, nachdem ich am Bahnhof ankam, kam der nächste Zug.
Der nächste Bahnhof war dann der, an dem der Shuttle-Bus hielt. Und siehe da, dort standen viele Läufer. Der Bus war dann doch noch gekommen und ich hatte mich 4km zu viel gequält.
So und nun das Fazit der langen Geschichte:
1. Kärnten ist ein wunderschönes Urlaubsland, der Wörthersee ein wunderschöner See.
2. Nie wieder Bergtraining 3 Tage vor einem Lauf
3. Die Halbmarathon-Strecke war traumhaft und angeblich sehr schnell
4. Meinem Knie geht es wieder besser, es hat heute 23km überstanden, so dass ich wohl doch beim Einsteinmarathon mein Marathon-Debüt geben kann
Wörthersee Halbmarathon oder Die Geschichte mit dem Knie
12010 geht es weiter
Stadtwaldlauf Fürth (10km): 43:16 min
Fürthlauf (10km): 42:18 min
Oberelbemarathon (HM): 1:38:09h
Metropolmarathon 2010 (mein erster): 3:44:36h
FinishLine Herbstlauf Nürnberg (10km): 40:49min
Aurachtallauf Herzogenaurach (10km): 44:29min
Einsteinmarathon Ulm (HM): 1:35:54h
Stadtlauf Nürnberg (10km)
Nikolauslauf Forchheim (10km)
Stadtwaldlauf Fürth (10km): 43:16 min
Fürthlauf (10km): 42:18 min
Oberelbemarathon (HM): 1:38:09h
Metropolmarathon 2010 (mein erster): 3:44:36h
FinishLine Herbstlauf Nürnberg (10km): 40:49min
Aurachtallauf Herzogenaurach (10km): 44:29min
Einsteinmarathon Ulm (HM): 1:35:54h
Stadtlauf Nürnberg (10km)
Nikolauslauf Forchheim (10km)