Bei mir war der Saisonabschluss die größte Angstnummer seit der Schwimmdistanz in Roth, vor der ich am liebsten auch schon weg gelaufen wäre.
Ausgeklappt auf eine Kanalänge sehen 3,8 km Schwimmstrecke doch ganz anders aus als im Freibad 76 Bahnen zu schwimmen oder 152 (Huch, so viele!) im Hallenbad.
Das ist ungfähr wie 2 m Zollstock zusammengeklappt und dann mal ausgeklappt zu sehen.
Am Sonntag
vor dem Start ging es mir ähnlich dreckig. Der Magen wie zugeknotet und im engen Neoprenanzug am Ufer zwischen all den durchtrainierten Kerls, die ja alle soooo viel Erfahrung zu haben schienen.
Als ich dann im Wasser war, war alles vorbei. Noch ein paar Scherzchen mit den Mitschwimmern und dann der Schuss! Es gab wohl uch ein Feuerwerk, das ich aber nur beim Luftholen mal zaghaft gesehen habe.
Das Schwimmfeld war ziemlich eng, da so viele gleichzeitig im Wasser waren. Auf der Regattabahn gibt es abgeteilte Bahnen und man kann unter Wasser die Schnurverspannung der Bojen beim Schwimmen sehen. Deshalb schwammen alle Ideallinie und das erschwerte das Überholen für mich enorm. Ich wäre gerne etwas schneller geschwommen , hatte aber erst nach der Wendeboje Gelegenheiten das Schwimmerschwadron zum Teil zu überholen, da dort die Schnüren nur noch in der Mitte der Regattabahn waren.
In der Wechselzone hatte ich dann nicht so viel Erfahung mit dem Neoprenanzug und quälte mich ganz schön blöde aus der nassen Pelle. Dann mußte auch noch alles was man zurücklassen wollte, in einem Sackverstaut werden, der dann zum Ziel transportiert wurde. Das hielt zusätzlich auf.
Auf dem
Rad hatte ich weder Tacho noch Pulsmessung, deshalb habe ich halt die ganze Zeit so schnell auf dem dicksten Blatt getrampelt wie ging. Der Wind hat mir auch schwer zu schaffen gemacht und ich habe Dirk ehrlich bedauert, dass er drei Runden dadurch fahren mußte. Zuschauer gab es an der Radstrecke endlang so gut wie gar nicht.
Zum Schluss vor dem Laufwechsel habe ich die Trittfrequenz deutlich gesteigert, um beim Laufen nicht so starke Anlaufschwierigkeiten zu bekommen.
Beim
Laufen ging irgendwie gar nichts mehr. Man kann sich nach dem Radfahren einfach nicht mehr auf sein "Beingefühl" verlassen, die Beine fühlen sich ganz wabbelig an, man meint, man könne sein eigenes Gewicht nicht mehr tragen und muss jeden Schritt bewußt machen.
Da ich durch meine vielen (ultra-)langen Läufe wußte, dass ich wohl noch irgendwo Reserven habe, habe ich einfach Galle gegeben und bin den HM so schnell gelaufen, wie ging. Aber das war trotzdem ganz schön langsam....
Als ich nach 3 km Dirk eingeholt habe war ich richtig verblüfft. Meine Oberschenkel wurden so langsam wieder frei und dann habe ich ihn zum ersten Mal in meinem Leben abgehängt.
Das wird mir so schnell wohl nicht wieder passieren....
Dafür konnte ich ihn mit einem frischen Erdinger über die Ziellinie locken. Es war übrigens das letzte alkoholfreie Bier im Zielbereich. Ich hatte es an der Theke noch ergattert. Und es kamen noch etliche Läufer noch später ins Ziel.
Ich habe eigentlich erst am nächsten Tag für mich registriert, was ich da gemacht habe. Und bin inzwischen sogar ein bißchen stolz darauf.
Die Erfahrung mit der Distanz hat mir auf jeden Fall für Roth gefehlt. Jetzt kann ich das ganze Spektakel für mich besser einschätzen. Eine Angstnummer wird Roth trotzdem werden. Aber das kriegen wir noch hin.
Wie war das noch?
Wir sind Ausdauersportler! Wir können nicht schnell aber dafür extra lange!
Bis bald im Wald!
Doro