der erste Marathon in Köln
1Sonntag morgen, 07.00 Uhr. Dafür, dass ich heute den ersten Marathon laufe, habe ich ziemlich gut geschlafen. Zum Wachwerden schnell duschen, in die Laufklamotten steigen, frühstücken. Damit´s beim Laufen keine Probleme gibt, alle wichtigen Geschäfte auf der Toilette erledigen; Laufbeutel in die Hand und ab nach Köln. 10.00 Uhr: in Köln angekommen. Es ist schon ganz schön viel los, die Halbmarathonis sind schon seit 08.30 Uhr auf der Strecke und gleich starten die Handbiker. Das Wetter: geht so, es regnet ein wenig, ca. 13 Grad. Ich begebe mich in die KölnMesse um mich meines Läuferbeutels zu entledigen; schnell umgezogen, Proviant umgeschnallt, alles noch mal gecheckt und dann in die Startaufstellung. Man ist hier was los; super Stimmung, die Anspannung steigt. Es folgt das warmup vor dem Start und dann um 11.40 Uhr der Startschuß. Da ich den ersten Marathon laufe, starte ich ca. 20 min. später aus dem letzten Startblock. Das Wetter hat sich beruhigt, es regnet nicht mehr und es sollte auch für die nächsten Stunden so bleiben. Die ersten Kilometer laufe ich mich warm, kontrolliere regelmäßig die Zeit pro km, es läuft gut, vielleicht zu gut, wie sich später herausstellen sollte.... Die ersten 10 km laufen problemlos, ich geniesse den Lauf und die Stimmung an der Strecke und passiere die Marke bei ca. 57 min. Die nächsten 11 km, ebenfalls kein Problem. Die Uhr zeigt bei der Hälfte der Strecke 2 Stunden; gut denke ich, vielleicht klappt´s ja noch mit unter vier Stunden. Nach gut 25 km denke ich, nanu, was ist das? Ein leichtes Zwicken in der rechten Wade, nicht viel, aber ich merke, da läuft irgendwas. Ich laufe weiter, plötzlich haut´s mich fast von den Beinen; ein Krampf in der rechten Wade ! Also, kurz runter von der Strecke, dehnen, massieren und weiter. Es geht auch erst mal ganz gut weiter, aber je länger ich laufe, um so häufiger kommen die kleinen Stiche; ich wieder an den Rand, die Schuhschnürung gelockert, gedehnt und weiter. So kämpfe ich mich durch bis km 32. Ich denke mir, jetzt sind´s nur noch 10 km, eine normale Trainingsrunde, das ist doch zu machen ! Das Zeitziel 4 Stunden ? Vergiß es, jetzt heißt es nur noch ankommen. Rein konditionell betrachtet, alles im grünen Bereich. Nur die Wade, die läßt mich einfach nicht in Ruhe. Ich nehme also das Tempo raus, denke oft genug, ich krieche wie eine Schnecke über die Straße. Mache ab und zu Gehpausen, um die Wade zu schonen. Dann, bei km 36 endlich wieder motivierende Zuschauermassen an der Strecke, hämmernde Musik rafft mich auf, das Zucken in der Wade ist plötzlich nicht mehr da. Ich denke mir, die nächsten 6 km sind jetzt auch kein Problem mehr. Vom Rudolfplatz geht´s Richtung Neumarkt, zum letzten Mal Verpflegung aufnehmen. Ich trinke einen Red-Bull in der Hoffnung, dass er mir wirklich Flügel verleiht. Dann auf die letzten 2,5 km durch die Fußgängerzone. Dort treffe ich eine Dame wieder, die ich morgens im Zug kennengelernt habe. Wir laufen zusammen am Dom vorbei, durch die Altstadt zur Deutzer Brücke. Es geht noch mal über ekliges Kopfsteinpflaster (nicht unbedingt zu empfehlen nach 40 km) und dann die Brücke rauf. Jetzt heißt´s noch mal die Zähne zusammenbeißen; die Mitte der Brücke ist erreicht, jetzt geht es leicht bergab und es sind nur noch 300 m bis zum Ziel. Zum ersten Mal überkommt mich so etwas wie ein Glücksgefühl. Die letzten 100 m genieße ich, die Schmerzen sind vergessen, ich laufe über die Ziellinie und bin nach 04:24 Stunden endlich im Ziel. Mein selbst gestecktes Zeitlimit habe ich zwar verpaßt, aber ich habe durchgehalten und das Rennen bis zum Schluß gelaufen. Die Zuschauer in Köln sind einfach fantastisch, immer wieder haben Sie mich motiviert und aufgerafft. Ob ich noch mal Marathon laufe ? Wer weiß, sag niemals nie....