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Meine Marathon-Premiere : Köln 2009

Meine Marathon-Premiere : Köln 2009

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Dann will ich doch auch mal über meinen Premierenmarathon in Köln berichten, der für mich ersteinmal die Krönung meiner noch recht jung wieder aufgeflammten Läuferkarriere ist.
Letztes Jahr habe ich mich in der Hauptsache damit beschäftigt, Grundlagen aufzubauen, und Gewicht abzubauen (und das war nicht so wenig (Stand April 2008 ca. 97 Kg bei 1,77
Metern Größe, zu 74,5 KG heute). Ich frage mich heute immer wieder, wo ich die ganze inaktive Masse (so schön umschreibt es mein Sportarzt) mit mir rumgetragen habe, aber
irgendwo muss das Strafgewicht ja gesessen haben.
Irgendwann im Herbst 2008 habe ich mir dann überlegt als Fernziel 09 einen Marathon zu laufen, in einem Jahr mit ca. 1 Jahr Grundlagentraining muss das ja möglich sein.
2009 stand dann im Zeichen der Wettkämpfe: Severinslauf, Paffendorder Halbmarathon, Kölner Halbmarathon, Business-Run und verschiedene andere Läufe.
Um Erfahrungen zu sammeln und um festzustellen, dass richtige Quälerei für mich nur im Wettkampf geht und trainierbar ist.
Dann kamen die 12 Wochen, welche ich nach Steffny trainierte.
Sein Buch hatte mir grundsätzlich gefallen und ich war in den Vorläufen immer gut damit gefahren.
Auf Grund meiner Vorläufe sollte ich, bei besten Voraussetzungen und entsprechender Erfahrung eine 3:50 im M schaffen können.
Da es dafür keinen speziellen Plan gab, hab ich halt nach dem 03:45ger trainiert.
Und es wurde anstrengend. Das Pensum stieg, die lalala´s am Wochenende entwickelten sich vom enthusiastischen Erlebnis zur Langeweilequal.
Aber ich habe es durchgehalten und den Plan bis zu Ende absolviert; Ohne Krankheit, ohne Überlastungssymtome; Super.
Und dann kam die letzte Woche vor dem Lauf.
Ich, bis dahin eine Trutzburg gegen mit Krankheitserregern um sich schleudernde Verwandte, Freunde und Familie, habe mich irgendwo (ich schätze ein Arbeitskollege)
am Donnerstag mit einem Magen-Darm-Infekt angesteckt.
Um es freundlich auszusrücken: Das war suboptimal.....
Bis Freitag Abend habe ich mich fast ausschließlich von Immodium aktut, Zwieback und Brühe ernährt.
Von Freitag auf Samstag ging es mir dann schlagartig besser, ich war guter Dinge, konnte Flüssigkeit und KH in ausreichender Menge zu mir nehmen.
Samstag Abend kam dann das Unheil zurück, allerdings in schwächerer Form.
Ich lag Stunden wach im Bett und grübelte was ich nun tun sollte.
Die elend lange Vorbereitung wegen ein wenig "Unpässlichkeit" im Magen Darm Trakt sausen lassen ?
Wieder 4 Monate Ungewissheit, ob ich die 42.195 KM stemmen kann oder nicht ?
Vorsichtig sein und den Marathon lieber absagen ?
Als ich dann um 07:00 aufstand, stand fest:
Es wird gelaufen, allerdings mit anderer Zielsetzung.
Steffny empfiehlt ja Marathonnovizen, nach seiner "Premieren-abschlagsmethode" zu laufen.
Das hieße für mich als pot. 3:45-Läufer beim ersten M eine realistische 04:19.
Diese wollte ich anpeilen, immer unter der Maßgabe dass der Puls im relativ entspannten Bereich bleibt und mein Magen mitspielt.

Als ich dann Sonntag Morgen mit meiner Frau in Köln ankam und die Größe des Events sah, wußte ich nicht ganz, ob es sich um die richtige Entscheidung
handelte oder nicht.
Nun gut, von der M-Messe am Samstag kannte ich schon die Umgebung und habe mich dann zur gegebenen Zeit in meinen Startblock begeben.
Da ich als Novize nichts vorweisen konnte, wurde ich nach "Grün" verwiesen.
Der Block füllte sich langsam, es klarte etwas auf, war aber dennoch mit 12 Grad recht kühl.
Die Stimmung war gut, als um 11:35 der Startschuss für die schnellsten Läufer losging.
Genau wie unsere Muskeln kühlte selbige aber immer weiter ab, je länger der Start sich hinauszog.
Nächster Start, aufrücken wieder warten. und so weiter.
Bis dann auch ich endlich um 12:05 die Startlinie mit den Mitläufern überquerte.
Das Gros der Läufer preschte los, wie von der Tarantel gestochen und ich wunderte mich schon, warum die alle im grünen Block einsortiert waren.
Gut, ein entspannter Kölner Stadtlauf war angesagt.
Über die Deutzer Brücke ab in die Südstadt; Vorstadtvillen angeschaut, ganz entspannt den Puls beobachtet (pegelte sich so bei 150BPM ein) und einen guten
06-er Schnitt gelaufen.
Konnte so weiter gehen, Magen blieb ruhig (Hatte Immodium prophylaktisch dabei).
Bei KM 10 habe ich mich dann mit einer M-erfahrenen Kollegin verabredet, die mich ein Stück begleiten wollte.
Hat super geklappt.
Sie hat dann mit mir eine Sightseeing-Tour durch Köln unternommen.
Die Stimmung an den Hot-Spots und auch an den Straßenrändern war phänomenal; mittreiben lassen, Hände abklatschen.
Ab KM 23 kassierte ich dann auch viele der beim Start losgedonnerten Kollegen aus dem Block wieder ein, die teilweise schon gingen und Tütenweise Gels und weis
ich nicht in sich rein geschüttet haben.

KM 30.
So langsam merke ich, dass ich etwas tue und bin auch tendenziell nicht so gut drauf wie bei KM30 der Trainingsläufe (die ich teilweise deutlich schneller
absolvierte).
Ich sparte mir auch meine Energie-Gels (die ich eigentlich ab KM 25 nehmen wollte) weil ich nicht wusste wie mein Magen darauf reagiert.
Dennoch geht es bis KM 35 relativ gut voran.
Die Strecke (lange Straße nach Niehl rauf und am Ende wieder runter) macht es ab hier auch nicht gerade leichter.
Und ab KM 35 ging es dann richtig los mit der Beißerei.
Ich schaute absichtlich nur noch auf den Puls, nicht mehr die Pace.
Dieser lag jetzt so bei ca 175. BPM (Max 197 (Wettkampfermittelt)).
Meine Kollegin hat mich ab hier echt klasse motiviert.
Ich pickte mir Läufer vor mir heraus, und versuchte an sie heranzukommen, alle anderen Gedanken ausblendend.
Die motivierende Menge an den Seiten fuchste mich jetzt langsam an.
"Nur noch 3 Kilometer, komm schon".
Ja was weiß denn der? Steht da mit seinem Kölsch rum und will mir was erzählen (Im Nachhinein entschuldige ich mich hiermit mehrfachst für meine
fiesen Gedanken, aber in dem Moment ging es nicht anders, Wut kann ja auch motivieren :-) ).
Der Tunnelblick wird immer enger.
Dann durch die Altstadt; ich erhoffe mir Gänsehautfeeling bei der Dompassage, welches auch aufkommt; das glitschige Kopfsteinpflaster macht es jedoch wieder zu Nichte.
Aber die Hoffnung steigt, dass ich, sauber durchlaufend, das Ziel erreichen kann.
Aus der Altstadt raus, und dann kam sie: die Deutzer Brücke.
Ich musste ob der Steigung 2-mal hinsehen (war schon zig mal mit dem AUto drüber gefahren, die Steigung nie wirklich warnehmend).
Meine Kollegin, die mich immer noch begleitete, muss den Blick wohl gesehen haben, und fing jetzt richtig an, mich anzupeitschen.
Ich mit wirklich schweren Beinen die Steigung rauf, 4 Läufer vor mir überholt.

Und als ich endlich die Kuppe erreicht hatte und das Ziel nur noch 400 Meter entfernt war habe ich gedacht "Jetzt oder Nie" und Vollgas gegeben.
Mit einem 04:30 Minuten-Schnitt bin ich ins Ziel gehechtet und habe es endlich geschafft !!!

50 Meter gehen; Folie und Medaille abholen, immer noch völlig fertig.
Nach weiteren 100 Metern langsamen Gehens ging es mit der Physis relativ schnell wieder nach oben, ich bekam Durst ohne Ende und schüttete alles in mich rein,was da so angeboten wurde.
Und dann kam langsam die Erkenntnis, dass ich es geschafft habe.


Es ist schon ein Reflex, dass ich meinen Brotkasten direkt nach der Zielline abstoppe, das war hier auch der Fall.
Datensatz schnell sichern und dann gespannt in das Protokoll sehen.
Und was sagt mir mein treuer Begleiter am Handgelenk ? 04:27:00 bei insgesamt 160 BPM Durchschnitt.
Das war OK, absolut OK, eigentlich sogar sehr gut unter den Voraussetzungen, ach was sage ich, super !!!

Ich war zwar von meinem ursprünglichem Plan die 03:59:xx zu laufen deutlich abgewichen, aber auch im Nachhinein war es wohl der beste Kompromiss zwischen
Starten und sausen lassen. Und rückwirkend betrachtet werde ich das Gefühl nicht los, das da noch was geht ...
Und ab jetzt steht es fest: ICH WILL MARATHONLÄUFER werden.
Habe mich gerade für Bonn 2010 angemeldet.

Ich hoffe, ihr hattet etwas Spaß beim Lesen

Viele Grüße und bis bald in den Foren

Grüße
André

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Hallo André,

meine volle Hochachtung, dass du trotzdem gestartet bist und dich durchgekämpft hast !!!! Ich weiß nicht, ob ich das durchgestanden hätte !!!! Da ist die Zeit echt klasse !!!
Bin ja gespannt, was da bei optimalen Bedingungen beim nächsten Wettkampf drin ist !!!

Viele Grüße
Andrea

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Hallo Andre,

Glückwunsch - aus meiner Sicht hast du alles richtig gemacht - lieber beim Debut halbwegs "entspannt" finishen und sich über das gute Durchkommen freuen, als versuchen seinen Zeitplan auf Brechen und Biegen einzuhalten, dabei in der zweiten Hälfte dann einzubrechen, versuchen sich irgendwie auf dem Zahnfleisch noch durchzubeißen und dann resigniert zu sagen "Was für eine Quälerei - einmal und nie wieder!". Ich habe es letztes Jahr genauso gemacht ("nur" 4:40h) und dieses Jahr war ich wieder mit viel Spaß dabei (4:04h) ...

Mach weiter so - behalte dir deinen Spaß am Laufen. :daumen:

LG Manfred
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix
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