Verdrehen des Oberkörpers

Hi,

wenn ich 10km laufe, fange ich nach ca. 5km immer an, den Oberkörper bei jedem Schritt verstärkt nach
rechts bzw. links zu drehen. Ist bestimmt nachteilig, da die Bewegung nun nicht mehr sauber nach vorne
gerichtet ist. Obwohl mir dieses Verdrehen des Oberkörpers beim Laufen bewusst ist, schaffe ich nicht,
es einfach bleiben zu lassen.

Kennt jemand einen Trick, um dem abzuhelfen ?

Danke, Ralph

Es scheint ja in dieser Welt für alles einen Trick zu geben. Aber selbst trotzt heftigster Aktivierung aller meiner Hirnwindungen fällt mir nur ein herzliches

Mensch, reiß Dich zusammen, verdammt noch mal!

ein.

Knippi

Raben hat geschrieben:Kennt jemand einen Trick, um dem abzuhelfen ?

Schwer zu beurteilen, ohne einen Eindruck das ganzen Laufstils zu haben. Evtl kann dich im Lauftreff jemand Erfahrenes beobachten?

Hier in der gegend läuft eine W20 auch mit starker Oberkörperdrehung -- weil Beinkraft+Fußabdruck stimmt, aber äußerst flott.

Die Frage ist: Was bitteschön ermüdet bei Dir in Rumpf oder Bein, dass Du nach 5km anfängst, derart auszugleichen? (Der Oberkörper spiegelt i.d.R. als "Gegengewicht".)
"Ruderst" Du mit offenen Armen oder sind die Ellbogen stark gebeugt?

Ich tippe auf einen schwachen Rumpf, der nach 5km nicht mehr genügend Widerlager bietet, und den Beinschwung "nach oben durchreicht". Und aus dem Laufstil eher ein "Taumeln/Schlingern" als "Diagonalstil" wird.
Ist aber ein äußerst langer Schuss ins Dunkle, basierend auf Vorurteilen statt individuellem Eingehen auf Dich! ;)

Hallo Ralph,

ist es denn einseitig der Oberkörper der sich dreht, bei steifer LWS ?
Oder hast du vielleicht nur einen ausgeprägteren "Kreuzgang", was für uns
Menschen ja normal ist ?
Das müßte man, wie der Vorredner schon schrieb, in der Gesamtheit sehen.

Ich tippe auf einen schwachen Rumpf, der nach 5km nicht mehr genügend Widerlager bietet

Entweder das, oder der Oberkörper muß durch diese überzogene Bewegung
eine Bewegungseinschränkung /mangelnde Dehnbarkeit /mangelnde Flexibilität anderenorts (zB der Hüftbeuger o.ä) ausgleichen.

Eine gute Möglichkeit, solchen Problemen auf die Spur zu kommen sind die Übungen
von Jack Heggie ("Besser Laufen"), soweit sich durch Inspektion durch Dritte nicht
eine Lösung ergibt.

Gruß Rolf

Raben hat geschrieben:Hi,

wenn ich 10km laufe, fange ich nach ca. 5km immer an, den Oberkörper bei jedem Schritt verstärkt nach
rechts bzw. links zu drehen. Ist bestimmt nachteilig, da die Bewegung nun nicht mehr sauber nach vorne
gerichtet ist. Obwohl mir dieses Verdrehen des Oberkörpers beim Laufen bewusst ist, schaffe ich nicht,
es einfach bleiben zu lassen.

Kennt jemand einen Trick, um dem abzuhelfen ?

Danke, Ralph

Versuch einfach die Arme tiefer am Becken zu führen , dabei auch auf unbehinderte Atmung durch geraden Oberkörper und enspannten Nacken zu achten. Anscheinend verkrampfst du sehr schnell in deiner Laufhaltung , daher auch das Fuchteln mit den Armen.

Gruss Reinhard

Interessanter Thread!

Hab vorhin bei der lockeren Einheit mal rumprobiert:
- kann es sein, dass die starke (wie stark auch immer, wir interpretieren hier alle nur wild rum) Drehung des Oberkörpers mit langen Schritten einhergeht? Je stärker ich den Oberkörper gedreht hab, desto weniger flotte Schritte konnte ich machen. Vielleicht läßt sich durch schnelle, kürzere Schritte auch die Drehbewegung einschränken?
- ich finde, dass bei mir eine starke Oberkörperdrehung auch stark auf die Knie geht, es ergeben sich (bei mir) recht starke "Scherkräfte" im Kniegelenk. Sind beim OP hier auch evtl. Beschwerden vorhanden? Die könnten also durch was anderes als Schuhe & Co verursacht sein...

Diese beiden Aspekte waren mir beim Selbstverscuh aufgefallen.

Heiler hat geschrieben:(zB der Hüftbeuger o.ä) ausgleichen.

Cool, was sich so alles im netz findet: Musculus iliopsoas - DocCheck Flexikon

Hab am Freitag beim Crosslauf denen auf der Langstrecke ganz interessiert zugeschaut: Wie unterschiedlich Läufer laufen, Wahnsinn!

Ich guck jetzt öfter zu.

Moin !

cpr hat geschrieben:
Hab vorhin bei der lockeren Einheit mal rumprobiert:

Bei meinem heutigen Lauf fiel mir dieser Thread ein und ich hab ebenfalls mal in mich reingehorcht.
Wenn man absichtlich die LWS und die Hüfte steif hält, schwingt/dreht nach 1-2 Sekunden der Oberkörper zwangsläufig sehr stark mit, eben um die Steifheit auf der unteren Ebene auszugleichen.
In gewissem Maße geschieht das auch bei ungenügendem Armeinsatz, wenn auch in geringerem Umfang.

Wenn man die Gegenbewegung des Unterkörpers zum Oberkörper forciert (also den Kreuzgang übertreibt), reguliert sich die heftige Drehbewegung des Oberkörpers wieder.

Es wäre also leicht für dich Ralph, beim nächsten Lauf einfach mal mit "steifer" Hüfte und LWS zu laufen und dann abwechselnd mit betontem Kreuzgang,- einfach um sich mal in die Bewegung einzufühlen.
Es könnte schon dadurch zu einer Änderung deines Laufstiles kommen.
Hoch lebe Heggie ..

gruß Rolf

Hi,

vielen Dank für eure aufschlussreichen Antworten:

Ich laufe tatsächlich mit eher langen Schitten, meist 2 mal pro Woche 10km (50min). Das Pendeln des Oberkörpers setzt auf dem Rückweg ein, nachdem ich auf dem Hinweg ein zügiges Tempo (also zügig für meine Verhältnisse) gelaufen bin und die Kräfte langsam nachlassen. 1 - 2 km später muss ich das Tempo verringern, da mir sonst die Puste ausgeht. Die letzten 2 km laufe ich dann wieder zügig. Während der langsamen Phase und in der Schlussphase pendelt der Oberkörper nicht (oder zumindest fällt es mir da nicht auf).

Daher scheinen mir Ermüdungserscheinungen im Rumpf-/Hüftbereich als Ursache recht plausibel. Ich werde auf jeden Fall
entsprechende Kräftigungsübungen ins Training einbauen - das schadet mit Sicherheit nicht.

KLar ist auch, dass ich die 1. Streckenhälfte langsamer angehen sollte.

Versuch einfach die Arme tiefer am Becken zu führen

Würde das anschaulich etwa der Armhaltung von Hall in folgendem Video entsprechen ? YouTube - Ryan Hall: Race Training, Long Runs

Es wäre also leicht für dich Ralph, beim nächsten Lauf einfach mal mit "steifer" Hüfte und LWS zu laufen und dann abwechselnd mit betontem Kreuzgang,- einfach um sich mal in die Bewegung einzufühlen.

Mir ist nicht ganz klar, was Du mit "Kreuzgang" meinst, Rolf. Ist das in Heggie beschrieben ? Das Buch werde ich mir auf alle Fälle besorgen.

Viele Grüße

Ralph

Raben hat geschrieben:Mir ist nicht ganz klar, was Du mit "Kreuzgang" meinst, Rolf. Ist das in Heggie beschrieben ? Das Buch werde ich mir auf alle Fälle besorgen.

Ja, das Buch ist sehr empfehelnswert.

"Kreuzgang" meint http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzgang_(Biologie) , nicht den Architekturbestandteil. ;)

Rolf ist da auf einer guten Spur, hab gestern auch nochmal im Buch gestöbert. In Anlehnung an das Buch: Versuch im 2. Teil mal zu "laufen wie John Wayne" (mehr ist da auch nicht (anekdotisch) beschrieben, mach einfach, wie Du die Bewegung in Erinnreung hast) und beobachte, ob es die Oberkörperdrehung einschränkt.

Raben hat geschrieben: Mir ist nicht ganz klar, was Du mit "Kreuzgang" meinst, Rolf. Ist das in Heggie beschrieben ?
Ralph

Hallo Ralph,
im Heggie wird darauf Bezug genommen.
Der Kreuzgang ist die Fortbewegungsart bei der die entgegengesetzten Extremitäten gleichzeitig nach vorne bewegt werden (also zB li Bein und re Arm, dann umgekehrt).
So bewegen sich die Menschen und auch viele Tiere fort.

Eine andere Variante wäre der "Paßgang", den nutzen zB Dromedare/Kamele.
Die Extremitäten einer Seite werden gleichzeitig nach vorne bewegt. Dadurch kommt es zu einer sehr schaukelnden Bewegung.

Gruß Rolf

Heiler hat geschrieben:einfach mal mit "steifer" Hüfte und LWS zu laufen

Stimmt, es braucht ein paar Schritte, dann aber schwingt sich der Oberkörper auf! Interessant, das mal so isoliert auszuprobieren!

sehr interessant, danke für die Infos!