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An der Sauer regnet es nicht …

An der Sauer regnet es nicht …

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… zumindest nicht während des DeuLux-Laufs in Langsur. Diesen Spruch des Sprechers am Start vor zwei Jahren bete ich mantraartig vor mich hin während ich drei Stunden vor dem Start auf das Elend vor unseren Fenstern blicke. Bis vor wenigen Minuten war es wenigstens noch trocken – bei über 15 Grad. Innerhalb weniger Minuten änderte sich das Wetter: jetzt fallen Sturzbäche vom Himmel, es stürmt und das Thermometer fiel innerhalb weniger Minuten um 2 Grad. Was zieht man bei einem derartigen Wetter zum größten Volkslauf der Saison in der Region an? Vor allem, wenn man Ambitionen hat. Ich kürze ab: bis zur Abfahrt zwei Stunden vor dem Start packe ich meine Tasche noch zwei Mal um und ziehe mich ebenso oft um.

Abfahrt kurz nach 13 Uhr, es nieselt. Einen Läufer aus meiner bewährten Fahrgemeinschaft nehme ich noch mit. Baustellenbedingt kommen wir nur langsam vorwärts, wir haben aber auch Zeit. Außerdem schüttet es wieder. Langsam nähern wir uns dem Ort des Geschehens. Bei Wasserbillig verlassen wir den Pulk der Tanktouristen, was aber auch nicht wirklich eine Besserung der Verkehrssituation bedeutet. Denn die ersten Läufer suchen sich schon hier einen Parkplatz an der Landstraße. Ich weiß es besser: es gibt eine große Wiese in der Nähe des Starts. Durch die Läufermassen schieben wir uns in einer Kolonne dahin. Endlich die Wiese, Auto geparkt und ab zur Turnhalle. Nur noch leichter Niesel fällt. Mit der Startnummer in der Hand treffen wir uns bei weißblauem Himmel wieder vor der Turnhalle. Anne (kobold) traf ich schon in der Halle, Christian (Chrescht) treffe ich hier draußen. Schön euch getroffen zu haben :winken: . Die Nervosität steigt.

14:50 Uhr, geschätzte 12 Grad, wolkig, Langsam schiebe ich mich durch den Pulk Läufer, bis ich im anvisierten Bereich einen Block Läufer der TG finde. Bei ihnen stelle ich mich an. Karl-Josef, Erwin und Beatrice sind auch dabei, ich bin im richtigen Bereich. Ich frage Karl-Joseph, was er laufen will – eine 43er Zeit. Beatrice plant sub 47. Wir witzeln noch über die beste Renntaktik. Dann ist es soweit, der Sprecher zählt rückwärts, Startschuß. Langsam schiebt sich der Läuferpulk über die Startlinie. Unter dem Beifall der Zuschauer laufen wir durch den Ort. Meine Vereinskameraden habe ich im Gedränge schnell verloren, irgendwie herrscht ein großes Durcheinander. Besorgt blicke ich auf den Garmin – nur nicht zu schnell angehen. Das habe ich in Echternach gelernt. Meine Renntaktik ist für heute klar: verhaltener angehen als bei den letzten Zehnern, dafür gleichmäßig durchlaufen. Mit dem Gewusel um mich herum gar nicht so leicht. Kurz vor der ersten Kilometermarkierung durchbreche ich einen Pulk Läufer vom örtlichen Fußballverein, die sich offensichtlich maßlos überschätzten und jetzt zum Hindernis werden.

Kilometer 1 in 4:18. Flott, aber hoffentlich nicht zu schnell. Wir laufen jetzt auf der Landstraße in Richtung Mesenich. Noch ist der Pulk dabei sich zu sortieren, doch allmählich kann ich meine Mitläufer ausmachen. Besonders sticht ein Läufer in Ganzkörperanzug mit rasiertem Kopf hervor. Er läuft sehr gleichmäßig, vor allem: er läuft mein heutiges Wunschtempo! Da er sehr groß ist, kann ich ihn zu meinen „Leuchtturm“ erklären. In Mesenich steppt der Bär, da fällt die leichte Steigung ins Dorf überhaupt nicht ins Gewicht. Danach noch einige schnelle Überholmanöver, dann geht es auf den Radweg, auf dem nur schwer noch zu überholen ist. Doch auch hier ist noch genügend Luft für einen gleichmäßigen Lauf. Nur noch wenige Positionswechsel erinnern daran, daß hier eigentlich ein Wettlauf stattfindet. Auf halbem Weg zwischen Kilometer 4 und 5 der Verpflegungsstand, den ich auslasse. Kilometer 5 kurz vor Metzdorf nach 22:06, Kilometer 2 bis 5 in 4:25 - 4:29 – 4:25 -4:29.

Im Dorf spielt die Disco – die Zuschauer sind phantastisch! Gerade wollen sich meine Beine an den Beat aus den Lautsprechern anpassen, da erinnern mich Ordner; „die Brücke ist glatt!“. Richtig, die Holzbrücke! Das Highlight der Langsurer Läufe! Heftig schwingt sie unter den Füßen der Läufer – und nach Regen ist sie a…glatt! Unfallfrei komme ich auf die luxemburger Seite. Die Gruppe sortiert sich neu, mein Leuchtturm ist noch in Sichtweite. Überhaupt: ein gutes Stück voraus sehe ich zwei Läufer in unserem Vereinstrikot. Neugierig, wie ich bin, versuche ich näher dran zu kommen. Das geht besser als erwartet. Bald erkenne ich: das sind Erwin und Jürgen. Bei Kilometer 7 habe ich sie eingeholt und ziehe vorbei, nicht ohne ihnen Mut zuzusprechen. Leider können sie mein Angebot als Zugläufer nicht annehmen. Mir geht es überraschend gut. Zwar werde ich einige Sekunden langsamer, doch ich fühle mich noch stark genug, das Ding zu Ende zu laufen. Kein Vergleich zum letzten Jahr, als ich mich hier ziemlich elendig fühlte. Zwar bekomme ich auch nicht allzu viel von meiner Umgebung mit, doch sehe ich mehr als nur Läuferbeine.

Schon vor Kilometer 8 sehe ich vor mir eine weiße Kappe mit weißem Trikot. Bald darauf ist klar, daß es unser Vereinstrikot ist. Es ist Karl-Joseph! Scheinbar hat er sich etwas verzockt. Wobei: meine Hochachtung, daß er hier überhaupt startet, nachdem er letztes Wochenende einen Marathon lief. Für mich bedeutet es einen Glücksfall, da er einerseits meinen Jagdinstinkt weckt und andererseits ein Endspurttalent ist. Kilometer neun überquere ich nach 40:13, Kilometer 6 bis 9 in 4:28 – 4:33 – 4:32 – 4:34. Das Ding ist so gut wie im Kasten. Jetzt nur nicht einbrechen! Endlich habe ich Karl-Joseph erreicht, er erkennt mich. Es passiert, was ich erwartet habe: das läßt er sich nicht gefallen – ich auch nicht! Gemeinsam sammeln wir noch einige Läufer ein, unser Spurt hoch auf die Brücke muß beeindruckend ausgesehen haben – den Zuschauerreaktionen nach. Wir schenken uns nichts und spurten gemeinsam in Richtung Ziel. Gut, mein Partner läuft einen Schritt vor mir über die Matte, doch das ist mir egal. Noch im Zielkanal klatschen wir uns ab. Der Blick auf den Garmin zaubert ein breites Grinsen auf mein Gesicht: der letzte Kilometer in 4:17, gesamt 44:30 PB!

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Oha, wenn das so weiter geht wirst du noch zum Sprinter :daumen: Ich stand mit meinen Kindern kurz hinter der Holzbrücke , habe Christian und Marion noch gesehen und angefeuert aber du warst wahrscheinlich hinter dem Leuchtturm oder so :hihi:
Herzlichen Glückwunsch :daumen:

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Zitat Thestral
Mir geht es überraschend gut. Zwar werde ich einige Sekunden langsamer, doch ich fühle mich noch stark genug, das Ding zu Ende zu laufen. Kein Vergleich zum letzten Jahr, als ich mich hier ziemlich elendig fühlte.


Hallo!
Um einen schnellen 10er zu laufen braucht es nicht nur flotte Beine sondern auch eine gehörige Portion an mentaler Stärke.
Deine Geschichte vermittelt so richtig die positive Stimmung während deines Rennens.
Gratulation auch zum dynamischen Endspurt und natürlich zur neuen PB.

Liebe Grüße

Wolfgang

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Gratullation Thestral!! :daumen:
Super Leistung von dir, da hast du super gekämpft! :daumen:

Es war super sich mal wieder zu sehen! :zwinker2:

12.11.2005 - 00:55:52 - DeuLux-Lauf (10km)
09.03.2008 - 00:51:52 - Postlaaf (10km)
03.05.2008 - 02:00:59 - ING Europe Marathon (21km)
25.05.2008 - 01:49:23 - Trierer Stadlauf (21km)
29.06.2008 - 00:47:55 - Olympiadag (10km)
28.09.2008 - 01:44:24 - Route Du Vin (21km)
19.10.2008 - 01:16:34 - 10Meilen Echternach (16km)
15.03.2009 - 00:44:37 - Postlaf (10km)
22.03.2009 - 01:39:30 - Nordstadsemi (21km)
21.06.2009 - 01:38:23 - Triererstadtlauf (21km) (PB)
12.09.2009 - 01:49:06 - Zeppelinlauf (21km)
04.10.2009 - 03:46:21 - Kölner Marathon (42km) (PB)
18.10.2009 - 01:11:23 - 10Meilen Echternach (16km) (PB)
14.11.2009 - 00:44:13 - DeuLux-Lauf (10km) (PB)

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Vielen Dank für die Glückwünsche :danke: !
Der Lauf war der versöhnliche Abschluß einer Saison, die mich so oft an der 45-Minuten-Marke scheitern ließ.

Schön, daß euch der Bericht gefallen hat :) .
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