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Mütze vergessen. Ziel erreicht.

Mütze vergessen. Ziel erreicht.

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2009. Ein Jahr voller Vorsätze, Ziele, und mit viel Lauferei.

Nachdem ich bereits zum dritten Mal in drei Jahren bei 4km Durchlaufen angelangt war, sollte es dieses Mal ohne Unterbrechung weitergehen. Eifriges Studium dieses Forums und der Seiten von U_D_O haben mir bei der Umsetzung meines Zieles geholfen. Ein Wettkampf über 10 km und Ankommen, das waren meine Ziele für 2009.

Und so stehe ich hier in der Stadt der schönen Giebel, Dunkelheit umfängt mich, kalter Nieselregen bei 3° C lässt mich am Sinn dieses Unterfangens zweifeln. Einen ersten Testlauf im September musste ich wegen einer Erkältun absagen. Die Trainingsläufe hatte ich zwar bereits mehrfach über 10 km Länge absolviert, von einer Stunde war ich aber noch entfernt. Der 3. Rietberger Adventslauf findet im Firmenumfeld statt. Viele sind so laufbegeistert (und schnell), da will ich nicht als Letzter über die Ziellinie laufen. 1:07:26 war letztes Jahr die Meßlatte. Zur Vorsicht verlege ich mein Coming Out auf den Zeitpunkt des Umkeidens kurz vor dem Lauf, besser ist das :D

Im Pulk von 33 Läufern mit einem weißen Sponsoren-T-Shirt geht es dann gegen 19 Uhr zur Startlinie. Trotz sorgfältiger Klamottenkontrolle habe ich die Mütze vergessen. Gottseidank hilft jemand aus und ich kann mit bedecktem Kopf loslaufen. Einlaufen ist angesagt, die ersten Kilometer brauche ich immer zum Warmwerden. Und dafür ist heute keine Zeit. Also locker die Straße auf und ab gelaufen, den Motor auf Betriebstemperatur gebracht und dann, schwupps hörte ich auch schon fünf-vier-drei-zwei-eins-Startschuss. Bevor ich groß in's Nachdenken kommen konnte ging es auch schon los. Bruttozeitmessung, bis zur Startlinie sind bereits 20 Sekunden weg. Zuschauer säumen die Strecke, feuern uns an, und ich starte so ziemlich als Letzter. Nach 500 m sind wir dann endlich im Trab, und so bleibe ich an denen vor mir dran. Nur nicht zurückfallen, immer schön aufschließen sage ich mir immer vor. Kurz danach ein Rechtsknick, und auf einem Fuß-/Radweg im Dunkeln an der Ems entlang. Die Reihenfolge der km-Schilder verwirrt anfangs. Es geht mit 5 los, dann 3, dann 1? Ach so, die erste Runde hat nur 2251 m, die anderen drei Runden dann jeweils 2583 m. Wenn man erst einmal im Trott ist, dann passt das alles zusammen. Den 305er habe ich vorsichtshalber zuhause gelassen, bloß nicht auffallen ist die Devise. Aber wozu hat man Mitläufer? Dass der erste Kilometer mit rund 5:50 absolviert wurde erfahre ich durch einfaches Zuhören :zwinker2: Na also, passt doch. Und das Tempo ist nicht so schnell wie ich bei der Zahl erwartet hätte.

Der Weg an der Ems entlang ist ziemlich dunkel und es geht über einige Brücken mit geriffeltem Holzbelag. Lieber etwas aufpassen, dranbleiben aber nicht übertreiben sage ich mir innerlich. Ok, nach 1,5 km packt es mich, die vor mir laufen doch etwas zu langsam. Rechts raus auf die Wiese, kurz Gas geben und wieder einscheren. Mit der Truppe laufe ich dann die erste Runde. Der Atem geht gleichmäßig im 4er-Rhythmus, die Beine sind im Takt. Na gut, wenn das so ist, dann überhole ich mal einen. OK, noch einen. Ich bemühe mich mein Tempo zu halten, aber nicht zu schnell zu werden und möglichst gleichmäßig zu laufen. Nach der ersten Runde kann ich auf meinem Spickzettel gerade noch so erkennen, dass ich hervorragend in der Zeit liege und mindestens auf 58er Kurs laufe. Boah, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Im Bereich der Start-/Ziellinie stehen Zuschauer, feuern alle an, klatschen, muntern uns auf. Und ich bin dabei :geil:

In Runde zwei sauge ich mich immer mal wieder an die Vorderleute ran, bleibe kurz zur Erholung dahinter und überhole dann bei passender Gelegenheit. Auch diese Runde läuft mit guter Zeit für eine 58er Gesamtzeit. Leider hält mein Zettel nicht wie geplant am Handschuh, die Schrift ist zu klein, es ist zu dunkel zum Lesen. Aber innerlich habe ich doch erkannt, dass eine Sub60 ziemlich sicher drin ist trotz aller Zweifel im Vorfeld. Und was wäre der Runnersworld-Leser ohne die Erkenntnis: "Wenn Du dich nach der Hälfte der Strecke gut fühlst, dann läufst Du zu langsam". Geht es mir gut? Lieber nicht zu schnell werden, das sind ja noch 5 km vor mir. Und noch keiner meiner Kollegen in Sicht, von denen ich einige bei 55 bis 58 Minuten Zielzeit schätze. Mittlerweile habe ich mich an die Dunkelheit gewöhnt, ich überlege auch bereits die Mütze abzusetzen. Da kommt das Fahrrad mit der Klingel, die erste Überrundung steht an. Unglaublich, der ist ja doppelt so schnell wie ich unterwegs. Muß wohl daran liegen, dass noch ein paar hinter ihm her sind. Runde drei geht rum, immer mal wieder überholt, aber auch zwischendurch korrekt auf das Tempo geachtet dass ich mich nicht durchhängen lasse.

Kurz vor dem Ende von Runde drei entscheide ich, dass die Mütze über ist und jetzt mal die Gangart verschärft wird. Und dann, kurz nach Beginn der vierten Runde, die Sonne geht auf. Mein Kollege mit vermuteter 58er Zeit taucht auf. Bewährtes Strickmuster: Ransaugen, dranbleiben, und vorbei. Geht doch :D

Die Atmung steigt auf 3er Rhythmus, es wird etwas anstrengender, und immer mal wieder wird einer überholt. Für einen Endspurt sehe ich keine Reserve mehr, ich möchte nur noch sauber durchlaufen bis in's Ziel. Da taucht vor mir noch eine Läuferin auf, die mich fragt ob es noch weit bis ins Ziel ist. Nein, sage ich, nach der Ecke da vorne nur noch 500 m. Können wir ja zusammen machen, meint sie. An der Ecke dann den Turbo eingeschaltet, drei Schritte später sagt meine Begleitung "Viel Erfolg, ich bleib dann mal hier". Ich hätte nie gedacht, dass ich zu derartiger Geschwindigkeit fähig wäre, und das zu diesem Zeitpunkt. Am Horizont taucht ein weißes T-Shirt auf, noch ein Kollege. Eigentlich kann ich nicht mehr, aber für den reicht es vielleicht doch noch. Warp7 steht auf dem Tacho, es fehlen noch drei Meter zu ihm, als er die Ziellinie überquert. Wenn Du jetzt den Forerunner mitgenommen hättest, dann hättest Du dicht an HFmax ablesen können, schießt es mir durch den Kopf.

Nach dem Einscannen der Startnummer im Zielkanal tappe ich dann weiter, stelle fest dass ich an Schnappatmung leide und entschließe mich in ganz langsamem Tempo auszulaufen bis die Atmung wieder einpendelt. Fünf Minuten später treffe ich auf den Pulk der Kollegen, die natürlich fragen wie die Zeit war. Sorry, dafür hatte ich keinen Zeit, bei dem Tempo auch noch auf die Uhr zu schauen. Ich war froh, dass ich lebend über die Ziellinie gekommen bin. Aber ich bin sicher, dass ich unter den 60 Minuten geblieben bin. Im Zielbereich erstmal zwei Becher heißen Tee getrunken, den freundliche Helfer da angeboten haben. Mann, tut das gut. Netter Smalltalk, Rückweg, duschen, trinken, Sauna, trinken, essen, trinken, wieder trinken. Unglaublich, was so in mich reinpasst. Wie soll das erst bei längeren Strecken im Sommer werden?

Ach so, am anderen Morgen im Internet. Die Ergebnisse sind online: 56:04 habe ich in den Asphalt gebrannt. Ziel erreicht. :party:

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Gratulation zu dem hervorragenden ersten Lauf und dem netten Bericht. Achtung: Suchtgefahr. ;o)

Hello

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Super Zeit :daumen: :daumen:

:hallo:
Ein Leben ohne Marathon ist möglich aber SINNLOS :D
Life is easy eat sleep RUN

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Na, das hat doch super geklappt trotz deiner Bedenken. Deine Taktik - Ransaugen, dranbleiben, und vorbei - kommt mir irgendwie bekannt vor :D
Plan 2022
26.03. 6. Schweriner Seentrail
20.08. Müritz-Lauf Ultramarathon (75km)
25.09. 48. Berlin Marathon
PBs
HM: 1:43:01h Dresden 2015
25km: 02:05:18h Berlin 2016
30km: 02:29:37h FSL 2011
M: 03:55:21h Dresden 2011
75km: 08:16:00h Müritz-Lauf Ultramarathon 2018

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Wahnsinn, Glückwunsch zu deiner Zeit :daumen: und danke für dein schönen Laufbericht. Das läßt auf mehr hoffen. Viel Spaß bei deinen nächsten Läufen.

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Glückwunsch zu der Zeit und der Verfassung Deines netten Laufberichts.
Irgendwie war ich auch mittendrin :hurra:
Gruss TOM

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Glückwunsch zu dem Erreichen der sportlichen Ziele für 2009 - super !!! :hurra:
Gesperrt

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