Ich dachte mir der aktuelle Greif Newsletter sollte vl mal wieder diskutiert werden, denn wie schon in der Schule gelernt, über was man nicht spricht kann man auch keine Erleuchtung erlangen
Ich bin so frei den Text hier zu posten und dabei zu kommentieren, jeder der Lust hat soll ruhig seinen Senf dazu geben.
Der Grund für dieses Tun liegt bei mir darin begründet dass Greif meiner Meinung nach viel zu dogmatische Ansichten (und vor allem oft sehr konträr) propagiert und man zumindest mal drüber reden sollte, ich lerne dabei sicher auch viel.
Wie folgt, wer den Newsletter bezieht kennt den Text ja schon, für alle anderen:
Was meint ihr?Nach dieser kleinen Satire kommen wir nun zum Ernst des Lebens. Warum schieben wir denn den Schnee auf der Laufbahn zur Seite? Darauf könnte man doch auch prima laufen. Wirklich? Die Lebenserfahrung als Läufer und Trainer von fast 40 Jahren sagt etwas anderes aus. Lies bitte die nachfolgenden Zeilen des Artikels, den ich schon 2006 geschrieben habe:
Wir wollten unter allen Umständen vermeiden, auf Schneeboden trainieren zu müssen. Und dies aus gutem Grund! Nichts zieht so viele Verletzungen nach sich, wie das Training auf verschneiten und vereisten Untergründen. Der Fuß kommt nicht mehr gerade auf, die Ferse sackt ein und ein sicherer Stand ist auch oft nicht gewährleistet. Besonders unsere läuferischen Schwachstellen das Knie und der Achillessehnenbereich werden über Gebühr belastet.
Letzterem kann ich noch zustimmen, aus eigener Erfahrung weiß ich wie anstrengend Schneelaufen ist. Für mich ist Schneelaufen gleichzusetzen mit Crosstraining. Und da stimme ich Greif nicht mehr zu: nur weil bei dieser Trainingsform die Muskeln und Gelenke stärker belastet werden muss es doch nicht vermieden werden, im Gegenteil! Der Trainingseffekt ist doch ungemein. Nicht umsonst läuft man in Afrika enorm viel auf allen Untergründen jenseits von Straßen, und zwar barfuss ... Die Kräftigung der Gelenke und Muskulatur ist Voraussetzung dafür, dass hohe Belastungen durch Umfänge und Intensität vertragen werden können und schult gleichzeitig den Stil.
Aber das ist nicht der einzige Grund warum mit Schnee bedeckte Untergründe gemieden werden sollten, obwohl man oft hören kann: "Ich laufe gerne auf Schnee, wenn er nicht so hoch ist." Ja, das machen wir eigentlich alle, so eine 5 cm Pulverschneeauflage tritt sich weich und wir haben alle das Gefühl ausgezeichnet gedämpft aufzusetzen. Und genau in diesem so soften Dämpfungsgefühl liegt die Gefahr vergraben.
Du kennst sicher das Gefühl, wenn du nach einem Lauf im Schnee auf eine geräumte Straße kamst und erschrocken spürtest, wie hart dir deren Boden in die Knochen fuhr. Muskeln sind Opportunisten, sie stellen sich schon nach kurzer Zeit auf geänderte Umweltbedingungen ein, so nach dem Motto: "Wenn denn der Schnee die Stöße auffängt, brauchen wir es nicht zu tun!"
Das ist doch der Effekt wenn die Muskulatur völlig neu beansprucht wird?!
Einmalig ist so ein Lauf auf Schneeböden kein Problem. Wenn aber auf Dauer, wie es zur Zeit in einigen Gegenden von Deutschland der Fall ist, die seit dem Jahreswechsel Schnee haben, auf dem weichen Untergrund gelaufen wird, dann hat das negative Folgen für die Muskulatur und damit für unsere Laufleistung.
Eine Kräftigung soll nun auch noch negativ sein?
Auf harten Böden fangen Muskelstrukturen die Stöße des Bodens (Impact) ab. Nicht nur das, sie bilden auch aus diesem Grund so genannte kontraktile Elemente aus, die geradezu wunderbare Eigenschaften entwickeln.
Sie nehmen die Kraft des Bodenaufsatzes auf und geben sie beim Absprung wieder ab. Das was wir uns von unseren Schuhen wünschen, was diese aber nicht leisten können, erledigen starke und gut trainierte Muskeln problemlos.
Wo er das her hat ist mir ein absolutes Rätsel ... Fakt ist doch dass gerade der stärkere Impact viel mehr von der Muskulatur abverlangt als weichere Böden und gerade deswegen eine wirklich gut trainierte Muskulatur notwendig ist um eben jenen Impact abzufangen. Dabei wäre doch Crosslaufen ein idealer Trainingsbeitrag. Ursache und Wirkung werden hier verdreht denke ich. Es ist aus Kenia bekannt dass man es dort ebenso sehr wie Laufen in der Hitze vermeidet zu viel auf Straßen zu laufen, weil die Schädigung der Muskulatur eine ausreichende Regeneration verhindert. Vielmehr wird auf den leicht federnden roten Sand gesetzt, aus dem viele "Straßen" dort bestehen. Asphalt läuft man nur so viel wie es notwendig ist um sich an den Wettkampfuntergrund zu gewöhnen.
Und da kommen wir zum Punkt! Du kannst ganz sicher sein, dass du dich mit dem Training auf Schnee in den ersten zwei Monaten dieses Jahres konditionsmäßig weiter entwickelt hast. Aber es ist ebenso sicher, dass du trotz erhöhtem Umfang kein einziges kontraktiles Element neu entwickelt hast. Im Gegenteil, die Leistung deiner Muskeln in Hinsicht auf den Kraftreturn hat nachgelassen.
Für mich nicht nachvollziehbar die Schlussfolgerung
Das kann für dich dramatische Folgen haben:
1. Deine Schnelligkeit wird vermindert, du bist nicht mehr spritzig, hast Mühe deine Trainingszeiten auf kurzen Strecken zu schaffen. Dein Schritt ist "platschig" und nicht federnd, weil deine Bodenkontaktzeiten verlängert sind.
2. Auf der Marathonstrecke wird dann das Training auf Schnee erst richtig bestraft. Weil deine kontraktilen Elemente nicht entsprechen trainiert sind, musst du bei jedem Schritt mehr Energie aufwenden und du spürst bald wie dir auf der zweiten Hälfte so langsam der "Saft" ausgeht.
Das Schlimme aber kommt erst jetzt: Auch das andauernde Laufen auf weichen Waldböden ruft die gleichen negativen Folgen hervor, wie das Training auf Schneeuntergründen. Selbst gestandene ältere Läufer wissen nicht, dass der Hauptteil eines Marathontrainings auf harten Untergründen absolviert werden muss. Dies wird in der Regel Asphalt sein, aber auch Schotterstraßen sind dazu geeignet.
Hab ich schon ausgeführt meinen Standpunkt, auch hier wieder Ursache <-> Wirkung
Bei einem meiner Vorträge ging es unter anderem auch um das Thema "Weichbodentraining". Als ich von der mangelnden Muskelstimulation der Muskeln durch weiche Böden berichtete, meldete sich ein über 60-jähriger erfahrener Läufer zu Wort: "Jetzt fällt es mir wir Schuppen von den Augen. Ich habe immer nur im Wald trainiert und bin eigentlich im Verhältnis zu meinen anderen Leistungen auf kürzeren Strecken nie richtig gut Marathon gelaufen!"
Auch hier sehr schön die Formulierung "mangelnden Muskelstimulation der Muskeln durch weiche Böden". Soweit ich das erlebt habe fördert Laufen im Wald nicht nur ungemein die Konzentration sondern spricht auch mehr Muskelgruppen an.
Aber auch wenn du die weichen Böden aus vorliegenden Gründen nicht meiden kannst oder willst, musst du dich nicht damit abfinden, dass sich deine kontraktilen Muskelelemente nicht richtig entwickeln können.
Und in diesem Jahr schrieb ich allen unseren Clubmitgliedern: "Es liegt deutschlandweit Schnee! So rate ich dir, dich entsprechend den schwierigen Bedingungen anzupassen. Eines aber solltest du bei diesen Bedingungen ganz besonders beachten: Es gibt zwei Todfeinde für Läufer(innen), dass sind lockerer Sand und unruhiger Schneeboden. Letzterer macht uns keine Probleme, wenn er hart und gleichmäßig festgetreten ist, aber locker und ungleichmäßig gibt er einen ganz wunderbaren Verletzer und Überlaster für unsere Knochen, Muskeln und Sehnen ab.
Besonders zu meiden sind hart gefrorene Treckerspuren in der Feldmark. Pkw-Spuren hingegen lassen sich meist gut belaufen. Die meisten Unannehmlichkeiten hat man in dieser Zeit auf der Langen Runde. Bei uns geht diese zum Beispiel zum großen Teil über Waldwege, die im Winter nicht geräumt werden. Wir helfen uns dann mit einer "Dorfrunde" über Landstraßen. Die ist unbeliebt, aber unsere Läufer kennen da keine Gnade. Und sei das Wetter noch so schlecht, es wird gelaufen. Hast du keine geräumte Dorfrunde der geforderten Länge, suche dir eine die kürzer ist und die du dann mehrmals laufen kannst.
Das ist auch so mit Tempoläufen. Findest du keine entsprechende Runde, die du laufen kannst, suche dir eine kleine geräumte. Ein km Länge reicht aus. Genau so kannst du dir eine Pendelstrecke auf einem Radweg oder einer ruhigen Landstraße suchen. Wenn du einen km Länge hast, kannst du darauf jeden Tempolauf absolvieren. Das mag dir etwas ungewohnt vorkommen, aber daran gewöhnst du dich. Meide aber so gut es geht Pökelschnee. Auf dem kann man überhaupt am schlechtesten trainieren."
Hier kann ich ihm insofern zustimmen, dass man auf Schnee logischerweise schlecht das gleiche Tempo wie auf Straße laufen kann.