Hey, hey,
vielen Dank für die Blumen.
Gestern war ich immer noch in Hektik, deshalb war der Bericht so kurz.
Heute mal ein kleiner Nachschlag. Gestern hab ich sehr viel gelernt und deshalb kann das für euch vielleicht auch ganz interessant sein.
Als ich am So aus dem Bett geklingelt wurde, hatte ich wirklich ganz fürchterlich schwere Beine. Meine linke Wade schmerzte wieder ich war richtig unglücklich. Ich hatte drei Vorbereitungsläufe geplant und schon zwei ausfallen lassen - beide wegen des vielen Schnees im Jan/Feb
Nur noch zwei Wochen bis zum Marathon, keine Orientierungszeiten und natürlich auch kein bisschen Flexibilität mehr im Trainingsplan.
Wann wenn nicht heute?
Also ab ins Auto und auf die dicken Beine pfeifen.
Die Fahrt ist natürlich eine einzige Katastrophe. Sonntagmorgen um acht bin ich fast das einzige Auto und stehe trotzdem vor fast jeder Ampel.
50km, für die ersten 25km brauche ich 40min. Das schafft man fast schon mit dem Rennrad.
Hinter Warendorf läufts dann besser. Mit hundert Sachen fege ich übers Land und hole wieder etwas Zeit auf. Kurz vor Harsewinkel dann ein Schild: 50km/h
Ich sehe es, trete sanft auf die Bremse, sehe den Knipskasten und sofort den grellen Blitz. Kommentar meiner Freundin: "Jetzt würde ich gerne mal Deine Pulswerte sehen!" Wenn ich schon in der Ortschaft gewesen wäre, müsste ich jetzt um meine Pappe bangen, schluck!
Dann ein Schild "Volkslauf", einmal abbiegen und ich sehe die ersten Warmläufer, nochmal abbiegen und ich habe einen Parkplatz, 5min später habe ich meine Startnummer. Alles super ausgeschildert und prima organisiert.
Warmlaufen Pipimachen, Start.
Ausnahmsweise hab ich mich mal nach vorne durchgedrängelt, muss aber trotzdem schon wieder langsame Läufer überholen, die wirklich gaaanz vorne standen. Ich hab eine ganz gute Gruppe erwischt und merke nach 1000m, wie sich meine Schienbeinmuskulatur verkrampft.
Das hatte ich noch nie, ich weiss nicht, was ich machen soll und laufe deshalb einfach weiter. Bei km2 wird "meine Gruppe" immer langsamer und meine Beine immer besser. Die Lücke vor uns wird immer größer und ich starte eine Kurzumfrage, ob jemand mit nach vorne durchlaufen will. Keiner will, also stapfe ich alleine los.
Nun alleine im Gegenwind ist es nicht mehr so leicht, den Abstand zu verkürzen. Ein Blick auf den Pulsmesser sagt mir, dass ich eigentlich zu schnell bin. Also langsamer, tief durchatmen und geduldig weiterlaufen.
Von hinten hat sich nun doch noch ein Läufer rangekämpft. Auch er hat gemerkt, dass es immer langsamer wurde.
Gemeinsam geht es sofort wieder besser und ich kann sogar die Führungsarbeit machen. "200m vor uns läuft eine gelbe Jacke und die kassieren wir jetzt" ruf ich über die Schulter. "Im Endspurt auf den letzten 2km" ruft mein Begleiter zurück. Da ich keinen Endspurt kenne, ziehe ich trotzdem wieder ganz leicht an und pfeife auf die Vernunft und den Pulsmesser. Die Hälfte haben wir jetzt schon, mir läuft der Schweiss in die Augen, ich wollte nicht über 164bpm gehen, der Pulsmesser zeigt 171 (mein HFmax liegt bei 177) und mir geht es immer besser.
Bei km7 überholen wir die gelbe Jacke und grinsen uns breit an. Vor uns läuft noch eine gelbe Jacke. Mein neuer Lauf-Kumpel gibt Gas und zieht mich durch den Gegenwind. Wir machen nochmal drei Plätze gut. Ich bin jetzt fast bewusstlos und fühle mich fantastisch. Auf dem letzten km gehe ich wieder nach vorne, nochmal zwei Plätze gewonnen.
Endspurt - wie gesagt - kenne ich nicht und bringt bei mir nichts. Also werde ich im internen Rennen glücklicher zweiter.
Der Zieleinlauf geht in die Sporthalle.
Also von windig und draussen in die warme Halle. Ich rechne fest damit, jetzt einfach umzufallen und von eilig herbeieilenden Sanis unauffällig abtransportiert zu werden.
Wir gratulieren uns, sind beide hochzufrieden, holen uns einen Tee und ein Wasser. Ich gehe schnell aus der Halle an die frische Luft wo meine Freundin auf mich wartet.
Die grinst, fragt "Na wie war es? Du siehst ja gar nicht platt aus!"
Ich wundere mich kurz, halte einen Moment inne und stelle dann zu meinem Erstaunen fest, dass ich mich zum ersten Mal seit Trainingsbeginn im Januar so richtig fit und zufrieden fühle.
Kurze Zusammenfassung:
- wichtig ist aufm Platz. Wenn es auch mal schlecht aussieht, kann man immer noch etwas Gutes daraus machen.
- auch Laufen scheint eine Mannschafts-Sportart zu sein.
- Wettkampf ist immer etwas ganz Besonderes.
- Wettkämpfe sind enorm wichtig in der Wettkampf-Vorbereitung
- In Zukunft: schneller laufen, langsamer fahren
Ich freue mich schon auf den nächsten WK, in 13 Tagen in HH!
ciao, sixlegs
(18.04.04: HH 6923)
) 
Olli
