Banner

Schlammschlacht im Schlosspark - 20. OTV-Meile

Schlammschlacht im Schlosspark - 20. OTV-Meile

1
Geplant war ein lockerer Trainingslauf ohne Leistungsdruck und mit nur einem Ziel: den ersten Kilometer zur Abwechslung mal wirklich entspannt anzugehen und zu gucken, wie sich das auf den restlichen Rennverlauf auswirkt. Möglichst positiv, lautete natürlich die Hoffnung. Mit Massenstarts und dem folgenden ersten Kilometer stehe ich ja seit eh und je auf Kriegsfuß. Bevor ich mich also am 6. März mit einigen Tausend anderen Läufern auf die teils sehr enge 15 km-Strecke in Duisburg stürze, schien es mir angebracht, meine Startphobie noch einmal im kleinen geschützten Rahmen therapeutisch anzugehen.

Die OTV-Meile drängt sich dafür förmlich auf. Langjährig liebevoll organisiert von einem Verein, der sich den Breitensport ganz oben auf die Fahne geschrieben hat und dessen Platzanlage im wunderschönen Oberhausener Kaisergarten, zwischen Schloss Oberhausen und dem Rhein-Herne-Kanal gelegen ist. Gesamtteilnehmerzahl <1000, davon viele Kinder und Jugendliche in eigenen Wettkämpfen. 420 Leute sind für den Hauptlauf über 10,1 km gemeldet, das scheint mir eine vertretbare Zahl für die Startübung. In der Meldeliste haufenweise vertraute Namen, das reinste Familientreffen.

Pünktlich zum Termin ist die dicke Eisschicht auf den Wegen weggetaut, hat sich allerdings mit dem lehmigen Boden zu einer stellenweise fast knöcheltiefen Schicht aus brauner Schmierseife verbunden. Kann passieren bei Februarläufen, Hauptsache eisfrei! Der Start findet auf dem Sportplatz statt, die erste Runde im Stadion. Eigentlich eine sinnvolle Methode, dem Feld Zeit zu geben sich zu ordnen.

Es kommt dennoch, wie es kommen muss (warum eigentlich, zur Hölle nochmal?! :sauer: ): Ich stelle mich einige Meter hinter die Startlinie, will ja bei meinem ruhigen Anlaufen keinen blockieren. Vor mir sammeln sich bekannt schnelle Läufer/-innen und auch viele, bei denen ich drauf wette, sie noch vor KM 3 zu überholen. Geschenkt, bis dahin hat sich das Feld gelockert! Übles schwant mir erstmalig, als sich ein rundliches Mädel mit Stöpseln in den Ohren gut eine Pferdelänge vor mir einreiht. Im Schlepptau ihre Freundin, ohne Stöpsel, dafür mit pinkfarbenen Kopfhörern. Noch weiter vorn eine neckische Multizöpfchen-Frisur und ein alter Herr, der schon einen reichlich gebrechlichen Eindruck macht.

Beim Start bricht die Hölle los. Allein diese vier wirken wie Felsen im Wasserfall, und dass sie nicht allein sind, macht die Sache noch schlimmer. Beim Versuch, Kollisionen zu verhindern ramme ich andere unschuldige Läufer und werde selber gerammt von anderen Läufern, die auch nur versuchen, heil um die massiven Hindernisse herum zu kommen. Als wir die Bahn verlassen, bilden wir immer noch ein wüstes Knäuel, was sich erst gegen Ende des ersten Kilometers langsam auflöst. Ohne auf die Uhr zu gucken weiß ich, dass das jetzt der langsamste Teil war, schlimmer geht's nimmer. Ziel erreicht, aber anders als geplant. Statt entspannt und bereit zum Durchstarten bin ich jetzt schon reichlich erschöpft.

Das Tempo meiner Vordermänner kann ich nicht halten, die Lücke wird immer größer. 8 km stemme ich mich tapfer allein gegen den Wind, der vor allem direkt am Kanal trotz moderater Stärke ganz schön weh tut. Und ärgere mich, obwohl ich das doch gerade vermeiden wollte. Die Strecke mäandert dreimal kreuz und quer durch den Kaisergarten, die Wege sind recht schmal und auf weiten Strecken gibt es Gegenverkehr. Eigentlich kein Problem, wenn sich alle vernünftig verhalten würden. Leider sehen sich einige sehr langsame Läuferinnen gezwungen, ihr angeregtes Geplauder während des gesamten Wettkampfes fortzuführen, dafür muss man natürlich nebeneinander traben. Dass man dabei die gesamte zur Verfügung stehende Weghälfte blockiert, was soll's! Kinners, wie wäre es, mal einfach einen Schlag schneller und hintereinander zu laufen? Erstens vergeht die Lust aufs Quatschen dabei von allein, zweitens ist man schneller im Ziel, wo man die Unterhaltung dann bei einem heißen Tee entspannt fortsetzen kann! :idee2:

Bei Kilometer 9 bin ich erledigt, und das vielfache Fußgetrappel hinter mir lässt mich kalt. Ein Läufer zieht zügig an mir vorbei, holt schnell über 50 m Vorsprung heraus. Und schafft es damit tatsächlich, meine Überreste an Kampfgeist zu reanimieren. Rund 400 m vor dem Ziel hole ich ihn wieder ein, und wir liefern uns noch ein spannendes Finish, das ich haarscharf gewinne. Oder auch er mich haarscharf gewinnen lässt, es gibt doch noch echte Gentlemen! :) Gegenseitige Gratulation, Sturm auf den Teestand und Umdrehen zum Zieleinlauf. Da bemerke ich erstmals, wie groß die Truppe in meinem Gefolge war. Vor mir klafft in der Ergebnisliste eine Lücke von knapp einer halben Minute, hinter mir geht es Schlag auf Schlag fast im Sekundentakt.

Das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Bei meinen letzten Läufen habe ich so oft von der Tempovorgabe durch andere Läufer profitiert, diesmal durfte ich mich mal selber nützlich machen. Was die Vermutung nahelegt, dass mein Tempo über die letzten 9 km trotz des verkorksten Starts offenbar schön gleichförmig und leicht nachzulaufen war (mein physikalischer Windschatten wird's wohl nicht gewesen sein :P ). Trotz mittelmäßiger Zeit also ein echter Erfolg!

Überhaupt war es ein schöner Lauf, klasse organisiert (vor allem die Schuhwaschanlage war äußerst hilfreich!). Bei den beiden Tombolas gab es haufenweise Kleinkram zu gewinnen, und ich habe jede Menge nette Leute getroffen, u.a. Highopie, sowie Pit und Jenny :respekt2: , mit denen ich im Ruhrpott niemals gerechnet hätte. Bloß meine Startphobie, die ich ja eigentlich bekämpfen wollte, ist jetzt noch viel schlimmer geworden. Wer hält mir am 6.3. vor dem Start in Duisburg Händchen???? :help:
Helmuts Fahrrad Seiten..............................PresseRad - Der Radfahrer in der Presse

2
Ein ganz toller Bericht, der den Lauf (mit all seinen widrigen Umständen) passend beschreibt. :daumen:
VeloC hat geschrieben:Übles schwant mir erstmalig, als sich ein rundliches Mädel mit Stöpseln in den Ohren gut eine Pferdelänge vor mir einreiht. Im Schlepptau ihre Freundin, ohne Stöpsel, dafür mit pinkfarbenen Kopfhörern.

Yoo, als ich die beiden nach km1 (oder so) überholt habe, dachte ich mir "Na Mädels, aus der 1.Reihe gestartet?" Unfassbar ! Auch bei mir war der 1.km der Langsamste !
VeloC hat geschrieben: ... und ich habe jede Menge nette Leute getroffen, u.a. Highopie, sowie Pit und Jenny :respekt2: , mit denen ich im Ruhrpott niemals gerechnet hätte.

Das sehe ich genauso. :D :hallo:

4
Na wenn ich schon nicht schnell laufen kann. :peinlich:

5
VeloC hat geschrieben:Geplant war ein lockerer Trainingslauf ohne Leistungsdruck und mit nur einem Ziel: den ersten Kilometer zur Abwechslung mal wirklich entspannt anzugehen und zu gucken, wie sich das auf den restlichen Rennverlauf auswirkt. Möglichst positiv, lautete natürlich die Hoffnung. Mit Massenstarts und dem folgenden ersten Kilometer stehe ich ja seit eh und je auf Kriegsfuß. Bevor ich mich also am 6. März mit einigen Tausend anderen Läufern auf die teils sehr enge 15 km-Strecke in Duisburg stürze, schien es mir angebracht, meine Startphobie noch einmal im kleinen geschützten Rahmen therapeutisch anzugehen.

Die OTV-Meile drängt sich dafür förmlich auf. Langjährig liebevoll organisiert von einem Verein, der sich den Breitensport ganz oben auf die Fahne geschrieben hat und dessen Platzanlage im wunderschönen Oberhausener Kaisergarten, zwischen Schloss Oberhausen und dem Rhein-Herne-Kanal gelegen ist. Gesamtteilnehmerzahl <1000, davon viele Kinder und Jugendliche in eigenen Wettkämpfen. 420 Leute sind für den Hauptlauf über 10,1 km gemeldet, das scheint mir eine vertretbare Zahl für die Startübung. In der Meldeliste haufenweise vertraute Namen, das reinste Familientreffen.

Pünktlich zum Termin ist die dicke Eisschicht auf den Wegen weggetaut, hat sich allerdings mit dem lehmigen Boden zu einer stellenweise fast knöcheltiefen Schicht aus brauner Schmierseife verbunden. Kann passieren bei Februarläufen, Hauptsache eisfrei! Der Start findet auf dem Sportplatz statt, die erste Runde im Stadion. Eigentlich eine sinnvolle Methode, dem Feld Zeit zu geben sich zu ordnen.

Es kommt dennoch, wie es kommen muss (warum eigentlich, zur Hölle nochmal?! :sauer: ): Ich stelle mich einige Meter hinter die Startlinie, will ja bei meinem ruhigen Anlaufen keinen blockieren. Vor mir sammeln sich bekannt schnelle Läufer/-innen und auch viele, bei denen ich drauf wette, sie noch vor KM 3 zu überholen. Geschenkt, bis dahin hat sich das Feld gelockert! Übles schwant mir erstmalig, als sich ein rundliches Mädel mit Stöpseln in den Ohren gut eine Pferdelänge vor mir einreiht. Im Schlepptau ihre Freundin, ohne Stöpsel, dafür mit pinkfarbenen Kopfhörern. Noch weiter vorn eine neckische Multizöpfchen-Frisur und ein alter Herr, der schon einen reichlich gebrechlichen Eindruck macht.

Beim Start bricht die Hölle los. Allein diese vier wirken wie Felsen im Wasserfall, und dass sie nicht allein sind, macht die Sache noch schlimmer. Beim Versuch, Kollisionen zu verhindern ramme ich andere unschuldige Läufer und werde selber gerammt von anderen Läufern, die auch nur versuchen, heil um die massiven Hindernisse herum zu kommen. Als wir die Bahn verlassen, bilden wir immer noch ein wüstes Knäuel, was sich erst gegen Ende des ersten Kilometers langsam auflöst. Ohne auf die Uhr zu gucken weiß ich, dass das jetzt der langsamste Teil war, schlimmer geht's nimmer. Ziel erreicht, aber anders als geplant. Statt entspannt und bereit zum Durchstarten bin ich jetzt schon reichlich erschöpft.

Das Tempo meiner Vordermänner kann ich nicht halten, die Lücke wird immer größer. 8 km stemme ich mich tapfer allein gegen den Wind, der vor allem direkt am Kanal trotz moderater Stärke ganz schön weh tut. Und ärgere mich, obwohl ich das doch gerade vermeiden wollte. Die Strecke mäandert dreimal kreuz und quer durch den Kaisergarten, die Wege sind recht schmal und auf weiten Strecken gibt es Gegenverkehr. Eigentlich kein Problem, wenn sich alle vernünftig verhalten würden. Leider sehen sich einige sehr langsame Läuferinnen gezwungen, ihr angeregtes Geplauder während des gesamten Wettkampfes fortzuführen, dafür muss man natürlich nebeneinander traben. Dass man dabei die gesamte zur Verfügung stehende Weghälfte blockiert, was soll's! Kinners, wie wäre es, mal einfach einen Schlag schneller und hintereinander zu laufen? Erstens vergeht die Lust aufs Quatschen dabei von allein, zweitens ist man schneller im Ziel, wo man die Unterhaltung dann bei einem heißen Tee entspannt fortsetzen kann! :idee2:

Bei Kilometer 9 bin ich erledigt, und das vielfache Fußgetrappel hinter mir lässt mich kalt. Ein Läufer zieht zügig an mir vorbei, holt schnell über 50 m Vorsprung heraus. Und schafft es damit tatsächlich, meine Überreste an Kampfgeist zu reanimieren. Rund 400 m vor dem Ziel hole ich ihn wieder ein, und wir liefern uns noch ein spannendes Finish, das ich haarscharf gewinne. Oder auch er mich haarscharf gewinnen lässt, es gibt doch noch echte Gentlemen! :) Gegenseitige Gratulation, Sturm auf den Teestand und Umdrehen zum Zieleinlauf. Da bemerke ich erstmals, wie groß die Truppe in meinem Gefolge war. Vor mir klafft in der Ergebnisliste eine Lücke von knapp einer halben Minute, hinter mir geht es Schlag auf Schlag fast im Sekundentakt.

Das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Bei meinen letzten Läufen habe ich so oft von der Tempovorgabe durch andere Läufer profitiert, diesmal durfte ich mich mal selber nützlich machen. Was die Vermutung nahelegt, dass mein Tempo über die letzten 9 km trotz des verkorksten Starts offenbar schön gleichförmig und leicht nachzulaufen war (mein physikalischer Windschatten wird's wohl nicht gewesen sein :P ). Trotz mittelmäßiger Zeit also ein echter Erfolg!

Überhaupt war es ein schöner Lauf, klasse organisiert (vor allem die Schuhwaschanlage war äußerst hilfreich!). Bei den beiden Tombolas gab es haufenweise Kleinkram zu gewinnen, und ich habe jede Menge nette Leute getroffen, u.a. Highopie, sowie Pit und Jenny :respekt2: , mit denen ich im Ruhrpott niemals gerechnet hätte. Bloß meine Startphobie, die ich ja eigentlich bekämpfen wollte, ist jetzt noch viel schlimmer geworden. Wer hält mir am 6.3. vor dem Start in Duisburg Händchen???? :help:
Wenn ich auch so einen tollen Schreibstil drauf hätte, würd ich auch öfters mal einen Laufbericht schreiben. Bin fast mitgelaufen, natürlich hinter dir :D
Hatte Heute auch den Fehler gemacht zu weit hinten zu stehen, hat alleine fast 1 Minute gedauert bis ich über die Startlinie kam.
Nach dem Start wurde es auch nur für etwa 500m besser, dann wurde aus der Straße ein Radweg und schließlich ein glatter unebener Feldweg im Wald :klatsch:
Obwohl ich in diesen ersten 500m viele überholt habe, war es fast unmöglich so weit vorzulaufen um alle Trödler einzuholen. Nach 5km steckte ich immer noch in einen 4:50er Pulk und habe dann entschlossen das Ding locker fertig zu laufen. Leider wurde der 4:50er Pulk immer langsamer und trotz überholen, was sehr schwierig war, musste ich dann auch meinen Plan wenigstens unter 1:40 zu laufen aufgeben.
Was solls, das Wetter war super, und das nächste mal stell ich mich auch ganz vorne hin :teufel:
Grüße
Sven

Das Geheimniss des Könnens ist das Wollen !
Bild

7
VeloC hat geschrieben:Denk dran, vorher die pinkfarbenen Kopfhörer aufzusetzen! :zwinker2:
Darf man sich eigentlich auch ohne pinkfarbene Kopfhörer ganz nach vorne stellen :confused: :teufel:
Grüße
Sven

Das Geheimniss des Könnens ist das Wollen !
Bild

8
Hier gibt es jetzt auch einen offiziellen Bericht (sogar über 1000 Teilnehmer!) und hier eine kleine Fotoserie, die die Wetter- und Bodenverhältnisse ebenso gut wiedergibt wie die Läufermassen.


@Sven

Unter diesen Bedingungen hast du doch eine tolle Leistung abgeliefert. Dieses Jahr werden wir beide die 1:35 unterbieten! :daumen:

Und dass du nicht schreiben kannst, nehme ich dir nicht ab. Deine Kurzbeschreibungen sind allesamt sehr unterhaltsam. Einfach mal drauf los tippen, das fluppt schon. Spätestens zum Fackellauf will ich einen Komplettbericht von dir lesen! :hallo:
Helmuts Fahrrad Seiten..............................PresseRad - Der Radfahrer in der Presse

9
@velo: Ich halt dir Händchen :)
*********Der Nachschmerz muss ignoriert werden!*********

11
VeloC hat geschrieben: @Sven

Unter diesen Bedingungen hast du doch eine tolle Leistung abgeliefert. Dieses Jahr werden wir beide die 1:35 unterbieten! :daumen:
Ganz bestimmt, wünsch ich uns beiden :unterschreib: und vielleicht noch die 10km sub 41 :geil:
wird auf jeden fall wirds wieder megaspannend bei uns beiden, hoffe nur das sich keiner von uns verletzt.
Grüße
Sven

Das Geheimniss des Könnens ist das Wollen !
Bild

13
VeloC hat geschrieben:Danke Mika, das ist doch mal ein Angebot! :winken:
Kriegen wir bestimmt hin :)
*********Der Nachschmerz muss ignoriert werden!*********
Gesperrt

Zurück zu „Foren-Archiv“